wie die vom Kollegen Beuth, der sich hier als Arbeiterführer geriert hat. Es hätte ja gefehlt, dass am Ende noch CDU und FDP gemeinsam mit der Linkspartei angefangen hätten, die Internationale zu singen, so wie sie es früher in der Nationalen Front der DDR gemeinsam getan haben.
Während Sie hier mit wirklichen Krokodilstränen – übrigens zu Recht – bedauern, dass es zu Arbeitsplatzverlust gekommen ist, interessiert es Sie ansonsten überhaupt nicht.
An dem Punkt machen Sie hier eine Art Trauerfeier. Das ist ungefähr so glaubwürdig, wie wenn sich der Betreiber eines Freudenhauses für die Beibehaltung des Zölibats ausspricht.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Lachen des Abg. Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU))
Meine sehr verehrten Damen und Herren, jetzt zur Medienpolitik. Erster Punkt. Alle Zeitungen haben Probleme. Wenn Sie sich erinnern, wenn am Samstag die Zeitungen in Ihrem privaten Briefkasten stecken, wie dick die Zeitungen vor 15 Jahren waren, weil darin teilweise mehr Anzeigen als redaktioneller Teil gewesen sind, und wie dünn die Zeitungen heute sind, und zwar nicht nur die „Frankfurter Rundschau“ – das gilt genauso für die „FAZ“ oder für alle anderen Regionalzeitungen, in meinem Fall beispielsweise die „Offenbach-Post“ –, dann stellen Sie fest, dass sich unglaublich viel des Anzeigengeschäfts von den Zeitungen ins Internet verlagert hat. Schauen Sie einmal auf Immoscout 24 oder auf mobile.de, dann ist die Antwort sehr schnell gegeben, warum die Zeitungen wirtschaftliche Probleme haben.
Zweitens gab es bei der „Frankfurter Rundschau“ dramatische unternehmerische Fehlentscheidungen. Zu einem Zeitpunkt, als es der „Frankfurter Rundschau“ noch gut ging, sind die in eine Expansion gegangen. Ich erinnere an das Projekt City, wo 20 Millionen € mit allem, was dazugehört, verbrannt worden sind. Man hat sich teilweise noch Standards geleistet, die andernorts nicht mehr galten.
Deswegen war das Problem bei der „Frankfurter Rundschau“ FR-spezifisch wegen unternehmerischer Fehlentscheidungen besonders groß. Dann hat es am Ende einen Sparkurs gegeben, der auch noch dazu geführt hat, dass nicht nur die Anzeigenerlöse weg sind, sondern auch die
Als die SPD im Jahr 2004 eingestiegen ist, haben Sie damals einen Riesenaufstand nach dem Motto gemacht: Die wollen sich eine Zeitung halten.
Jetzt wiederum – das meine ich mit Krokodilstränen – sagen Sie: Skandal, dass sie nicht noch mehr zahlen. – Das ist doch nicht glaubwürdig.
Deswegen ist es so, wenn die SPD im Jahr 2004 nicht eingestiegen wäre, wäre das, was jetzt passiert ist, wahrscheinlich noch viel früher passiert. Ich bin unter dem Strich ganz sicher, dass die SPD-Holding ddvg am „FR“-Engagement nicht verdient, sondern ziemlich viel verloren hat, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Es wäre vielleicht auch gut, wenn die ddvg einmal Erlöse und Verluste von 2004 bis 2013 veröffentlicht. Dann würde sich vielleicht auch klar zeigen, worin das Problem besteht.
Ich sage aber auch ausdrücklich: Ich bin froh, dass es die „Frankfurter Rundschau“ weiterhin gibt. Ich bin froh, dass es sie als linksliberale und eigenständige Zeitung mit 10 % Anteil der Karl-Gerold-Stiftung gibt.
Die „FAZ“-Gruppe wäre verrückt, wenn sie versuchen würde, an der inhaltlichen Ausrichtung der Zeitung etwas zu verändern. Man kauft die „FR“ nicht, um am Ende Leitartikel von Herrn Hefty oder Herrn Müller-Vogg zu lesen, um Redakteure aus der „FAZ“ zu nennen, die nicht mehr da sind
Ich glaube, es ist auch völlig klar, dass natürlich die Alteigentümer eine Verantwortung haben. Das gilt für die Dumont-Gruppe wie für die ddvg, wenn es um die Frage geht, eine Transfergesellschaft so auszustatten, dass man dieser Verantwortung auch gerecht wird.
Wenn wir uns die Medienlandschaft insgesamt anschauen, bin ich froh, dass es die „FR“ weiterhin gibt. Es ist dramatisch, wie viele Menschen ihre Arbeitsplätze in der Druckerei und im Verlag verloren haben. Aber auch da gilt das, was überall sonst gilt: Wenn eine Firma auf Jahre und Jahre hinaus Verluste macht, dann wird es niemanden geben, der diese Verluste immer weiter decken wird.
Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. – Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn die „FR“ Gewinne gemacht hätte und Leute entlässt, wäre das etwas anderes.
Die „FR“ hat aber in den letzten zwölf Jahren in keinem Jahr Geld verdient, sondern Verluste gemacht.
Letzter Satz, Herr Präsident. – Ich bin dafür, dass wir alle miteinander dafür kämpfen, das es Vielfalt gibt und dass Sie es dann weiterhin auch aushalten, dass die „FR“ schreibt, wenn Sie Fehler machen, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich will das aufnehmen, was beim Kollegen Al-Wazir, aber auch beim Kollegen Blechschmidt rübergekommen ist. Wir können alle froh sein, dass es eine Rettung für den Titel und die Marke wie die Redaktion der „Frankfurter Rundschau“ nach dieser schwierigen Zeit gegeben hat, nachdem es überhaupt nicht klar war, ob es überhaupt noch eine Rettung geben wird.
Wir alle können ein Interesse daran haben, dass in einem Zeitungsmarkt, der für uns in der Politik ganz wichtig ist und wo ein plurales Zeitungsbild besteht, eine solche Marke und vor allen Dingen auch noch eine Marke, die mit Hessen so verbunden ist wie die „FR“, noch besteht. Dafür können wir zunächst noch einmal dankbar sein.
Es ist so, dass die „Frankfurter Rundschau“ eine lange Tradition hat. Ich gebe zu, dass ich mich von der „Frankfurter Rundschau“ in Kommentaren häufig kritisch hinterfragt gefühlt habe.
Frau Kollegin Schulz-Asche, das habe ich mich auch von anderen Zeitungen gefühlt. Ich glaube, auch Sie lesen mehr als eine Zeitung. Das hoffe ich jedenfalls.
Wenn es darum geht, sich bei einem Unternehmen, bei dem Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, an die Tür zu ketten, sind Sie die Ersten, die sich die Ketten anlegen. Heute geht es darum, ernsthaft über ein solches Thema zu reden. Da erreichen Sie nicht das Niveau, das Sie von anderen einfordern. Das ist leider typisch.