Protokoll der Sitzung vom 25.06.2013

(Beifall bei der CDU und der FDP)

indem wir vier deutsche Gesundheitszentren einwerben konnten. Das bedeutet für uns alle neue Behandlungsmethoden, bessere Medikamente und kompetente Krankenversorgung. Das sind die Ziele, die wir mit den Wissenschaftlern vorantreiben und die jedem von uns zugutekommen.

Zurück zum Kaffeegenuss. Kaffee hat nach neuesten Erkenntnissen der Forschung bei normalen Mengen keine negativen Folgen; man rechnet eher im Gegenteil sogar mit einigen positiven Effekten. Auch das zum Thema Forschung.

Kommen wir zum Tagesprogramm mit dem Weg zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen – mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln, vom Elektrofahrrad über den öffentlichen Nahverkehr bis zum eigenen Auto. In Hessen widmen sich gleich mehrere Forschungseinrichtungen und Hochschulen diesen Herausforderungen der Mobilität.

Zu den internationalen Vorreitern zählt dabei insbesondere das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit, kurz LBF. Dieses Institut ist seit seiner Neuausrichtung 2001 zu einer der bundesweit, ja europaweit größten Forschungs- und Entwicklungseinheiten auf dem Gebiet der Schlüsseltechnologie Adaptronik gewachsen. Es zählt zu den Flaggschiffen innerhalb der Fraunhofer-Gruppe.

Warum ist Adaptronik eine Schlüsseltechnologie? Adaptive Strukturen können sich selbstständig an veränderliche Betriebsbedingungen anpassen, sie sind die Basis für eine neue Klasse intelligenter, zukunftsfähiger Produkte in den Bereichen Energie, Mobilität, Umwelt und Gesundheit. Wann immer wir heute über Elektromobilität, über Leichtbauverfahren oder über das Reduzieren von Lärm durch Flug-, Schienen- oder Autoverkehr reden, führt an dem Fraunhofer LBF kein Weg vorbei.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Welche Bedeutung diese Forschung für jeden einzelnen Bürger, für die Autofahrer, aber natürlich auch für die Umwelt haben kann, verdeutlichen folgende Zahlen: Wenn es gelingt, Autos aufgrund neuer Technologien oder neuer Baustoffe leichter zu bauen, reduziert dies den Kraftstoffverbrauch. 100 kg weniger Gewicht senken den Verbrauch um 0,3 l auf 100 km. Dies würde letztlich auch mit Blick auf steigende Benzinpreise zu einer spürbaren Entlastung führen.

Allein rund 41,5 Millionen € stehen für das LOEWE-Zentrum zur Adaptronik-Forschung, genannt AdRIA, zur Verfügung, das gemeinsam von der TU Darmstadt und dem Fraunhofer LBF betrieben wird. In die Angliederung des Deutschen Kunststoff-Instituts, DKI, investiert das Land weitere 13 Millionen €. Mit dem neuen Institutsbereich Kunststoffe haben die Forscher des Fraunhofer LBF künftig auch bei Polymerprodukten die Nase vorne. Sie können für diese Materialien die gesamte Wertschöpfungskette vom Molekül bis zum Bauteil, von der Materialentwicklung für funktionale und konstruktive Anwendungen bis zur Freigabe von kompletten Systemen abdecken. Leichtbau ist eine der Voraussetzungen, um Energie einzusparen.

Und wenn wir beim Energieeinsparen sind, dann will ich erwähnen, dass im Rahmen der Elektromobilitätsforschung weitere 6,6 Millionen € an Landesmitteln für die Jahre 2012 bis 2016 bereitstehen.

Wenn wir über Forschung in diesem Bereich reden, dann muss auch klar sein, dass wissenschaftliche Erkenntnis heute maßgeblich dank Computerunterstützung möglich wird. Um heute Berechnungen im Leichtbau, Simulationen von Verkehrsströmen, von Kraftstoffverbrauch oder von Schwingungen und Vibrationen durchzuführen, wird viel mehr simuliert, als dies noch vor 10 oder 20 Jahren der

Fall oder überhaupt möglich war. Die Simulation von Versuchsanordnungen ist in der Wissenschaft heute neben der Theorie und dem Experiment die dritte wesentliche Säule auf dem Weg zur Erkenntnis.

Sie brauchen die entsprechende Rechnerkapazität, um solche Simulationen durchzuführen. Damit Spitzenforschung an den Hochschulen, mit den LOEWE-Projekten wie AdRIA oder dem Teilchenbeschleuniger FAIR auch realisiert werden kann, hat sich die Landesregierung bereits frühzeitig entschlossen, die Hochleistungsrechnerkapazität heraufzusetzen.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

23 Millionen € sind dort investiert worden. Vor wenigen Wochen waren einige Kollegen aus dem Landtag dabei, als in Darmstadt ein neuer Hochleistungsrechner in Betrieb genommen wurde, der bereits in der ersten Ausbaustufe 30-mal so schnell ist wie sein Vorgänger und in der Endausbaustufe 120-mal so viel Leistung hat wie das alte Modell.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Forschung hat auch das große Ziel, Energie einzusparen. Das gilt nicht nur für den Energieverbrauch dieser Supercomputer, sondern auch für einzelne Forschungsprojekte. So werden mithilfe der Computer Verbrennungsprozesse simuliert, damit der Wirkungsgrad beispielsweise von Öfen oder in Motoren verbessert und die Verbrennung selbst deutlich sauberer und möglichst rückstandfrei erfolgen kann.

Forschung mithilfe der Supercomputer verfolgt jedoch auch das konkrete Ziel, Leben zu retten, Beispiel: Blitzeinschlag. In Deutschland werden immer noch bis zu sieben Menschen pro Jahr durch Blitze getötet. Durch die Simulation kann man Fragen beantworten: Wie ist es bei Blitzeinschlägen in Autos, in Flugzeuge oder in Häuser? Wie wirken sie auf den menschlichen Körper? Wie kann man in der Automobilindustrie feststellen, ob Autos mit Schiebedächern noch sicher sind?

Doch zurück zur Energieeinsparung. Das interessiert die Familie brennend, weil es um die Energiepreise geht. Mit großem Interesse verfolgen sie die Berichterstattung über den Ausbau der erneuerbaren Energien, über Stromspeicher, Stromtrassen und vieles mehr.

Die zunehmende Dynamik bei der Energiewende hat auch die Landesregierung veranlasst, ihre Anstrengungen im Bereich der Forschung zu forcieren. Ich möchte nur drei Einrichtungen und Projekte erwähnen, die beispielhaft stehen für eine ganze Vielzahl an Forschungseinrichtungen und Projekten im Bereich Energie: das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik in Kassel, kurz IWES, die sogenannte ETA-Fabrik, die in Darmstadt entsteht, und die Entwicklung des Timber Tower, einer Windkraftanlage aus Holz, an der Hochschule Rhein-Main.

(Daniel Mack (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wenn der Rentsch davon hört!)

Das Projekt der ETA-Fabrik wird für rund 11 Millionen € in Hessen an der TU Darmstadt realisiert. In dieser Modellfabrik soll erforscht werden, welche Möglichkeiten zur Energieeinsparung im Produktionsprozess bestehen.

Wenn es uns tatsächlich gelänge, durch das bessere Zusammenspiel von Maschinen, technischer Infrastruktur und Gebäudehülle bis zu 40 % Energie einzusparen, wäre dies

ein Quantensprung und ein gewaltiger Beitrag zur Energiewende.

Die Energieeffizienz, insbesondere auch die Forschung an der Energie-Netzinfrastruktur stehen im Fokus der Arbeit beim IWES in Kassel. Die große Herausforderung, mit der sich die Forscher beschäftigen, widmet sich der Frage, wie beispielsweise ein Energienetz aussehen muss, wenn viele, auch kleine, Solar- und Windparks über das Land verteilt sind, die dort erzeugte Energie aber ohne zu große Verluste zum Verbraucher kommen muss. Mit dem Ausbau des IWES für rund 60 Millionen € in der ersten Stufe, wobei das Land 30 Millionen € beisteuert, legen wir einen wichtigen Grundstein, um die Vorreiterrolle Hessens weiter auszubauen.

(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten der FDP)

Ein realisiertes Projekt der angewandten Spitzenforschung kommt von der Hochschule Rhein-Main. Hier geht es um die Frage, ob der Turm einer Windkraftanlage nicht auch aus Holz sein kann. Dieses letzte Beispiel unterstreicht einmal mehr die Leistungsfähigkeit unserer Fachhochschulen, insbesondere in der anwendungsorientierten Forschung. Die Fachhochschulen sind die Spezialisten im Bereich praxisnahe Forschung, Anwendung und Transfer. Um diese Attraktivität weiter zu steigern, wollen wir in der kommenden Legislaturperiode das Promotionsrecht für Fachhochschulen weiterentwickeln. Das kooperative Promotionsverfahren mit einer Universität war ein erster, erfolgreicher Schritt, der auch vom Wissenschaftsrat unterstützt wird. Auf der Basis dieser Erfahrungen werden wir prüfen, ob forschungsstarken Fachbereichen von Fachhochschulen das Promotionsrecht verliehen werden kann.

Und wieder zurück zur Musterfamilie. Während der Vater mit dem Auto auf dem Weg zur Arbeit ist und die Eltern die Frage beschäftigt, wie Strom, Kraftstoff und Energie gespart werden können, plagen den Sohn seit mehreren Tagen ganz andere Probleme. Er hat ein älteres Smartphone bekommen, aber ständige Fehlermeldungen und Warnhinweise treiben ihn allmählich zur Weißglut.

Abhilfe schafft bei diesen technischen Mängeln unter anderem die Firma CST in Darmstadt, eine erfolgreiche Ausgründung der TU Darmstadt,

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das ist „Die Sendung mit der Maus“!)

die innerhalb eines Jahrzehnts von drei auf 220 Mitarbeiter gewachsen ist. Mit ihren Untersuchungen und Simulationssoftware gelingt es, dass Smartphones unabhängig von ihrem Einsatzort vollen Empfang haben und man dieses Problem lösen kann.

(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten der FDP)

Doch nicht nur bei der Netzsicherheit, sondern allgemein bei der IT-Sicherheitsforschung hat sich Südhessen mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt zum internationalen Vorreiter und größten Forschungsstandort für IT-Sicherheit in Europa entwickelt. An der Spitze steht das LOEWE-Zentrum CASED im Verbund mit dem Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie sowie der TUD. Egal, ob Smartphones oder Tablets heute als Schlüssel für Autos, Bürotüren oder Schließfächer genutzt werden, Daten im Rahmen des Onlinebankings übertragen werden oder Ermittlungsbehörden im Internet nach kinderpornografischen

Daten fahnden: Die Wissenschaftler, darunter alleine 200 am LOEWE-Zentrum CASED, haben dafür die Voraussetzungen geschaffen.

(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten der FDP)

50 Millionen € stehen für die Arbeit eines der größten Forschungsprojekte bei LOEWE – für CASED – zur Verfügung. Dafür wurde eine hochmoderne Infrastruktur geschaffen, um diese Probleme zu lösen.

Die Technik der Smartphones, technische Zusammenhänge, auch die so genannten MINT-Fächer, begeistern den Sohn der Familie schon seit Längerem,

(Janine Wissler (DIE LINKE): Die MINT-Fächer begeistern natürlich den Sohn, nicht die Tochter!)

auch wenn er das aktuelle Fehlerproblem mit seinem Smartphone noch nicht selbst lösen kann. Er freut sich darauf, dass auch an seiner Schule Projekte angeboten werden, wie diese bereits in unterschiedlichen Formaten in ganz Hessen realisiert werden, um Freude und Neugier an der Wissenschaft zu wecken. Wir wollen diese Lernangebote im Bereich der Wissenschaft fördern. Als Beispiele dafür gelten der Physikclub Kassel am Schülerforschungszentrum Nordhessen, das Mathematikum in Gießen, das Chemikum in Marburg, die EXPERIMINTA in Frankfurt oder auch die Unterstützung zweier Einrichtungen der Kinder-Akademie Fulda und der MINT-mach-Club der Hochschule Fulda, die am Ende den naturwissenschaftlichen Nachwuchs fördern sollen.

Die Tochter der Familie hat sich in der Hochschule eingeschrieben. Ihre Wahl fiel auf Hessen, weil dort die Investitionen im Vergleich zu allen anderen Bundesländern auch für Außenstehende und angehende Akademiker am sichtbarsten sind.

Jetzt will ich als Bilanz vortragen, woran das sichtbar ist: Verdoppelung des Wissenschaftsetats von 1999 bis heute von 1 Milliarde € auf 2 Milliarden €.

(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten der FDP)

Der Etat der Hochschulen wurde um fast 60 % auf über 1,5 Milliarden € gesteigert.

(Holger Bellino (CDU): Hört, hört!)

Die Hochschulen erhalten allein in den Jahren 2012, 2013 und 2014 600 Millionen €, um Plätze für zusätzliche Studierende zu schaffen. Im Vergleich zu allen Bundesländern haben wir den stärksten Anstieg der Hochschulausgaben. Wir zählen zu den Bundesländern mit den meisten Studienanfängern, und wir sind gleichzeitig auch an der Spitze bei den Hochschulabgängen.

Wir investieren 400 Millionen € pro Jahr in die Infrastruktur der Hochschulen. Dagegen wirken – das will ich an dieser Stelle auch sagen – die gut 60 Millionen € von SPD und GRÜNEN wie ein schlechter Witz.

(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten der FDP)

Wir haben die Kapazitäten der Bibliotheken an modernen Arbeitsplätzen durch Neu- und Umbauten massiv gesteigert. Wir haben die Attraktivität der Hochschulstandorte für studierende Eltern durch den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen deutlich vorangetrieben. Allein von

2009 bis 2011 ist die Zahl der Betreuungsplätze um 25 % gestiegen. Aktuell sind fast 500 Betreuungsplätze in Planung, in Bau oder konnten bereits fertiggestellt werden.

In den letzten Jahren haben wir fast 2.000 neue Wohnheimplätze geschaffen. Das sind nach Bayern und BadenWürttemberg die meisten, wie das Studentenwerk bestätigt. Wir planen weitere 1.900 Plätze in den kommenden Jahren. Zudem haben wir angekündigt, dass im Rahmen des Sonderprogramms Wohnungsbau 2.000 zusätzliche Wohnheimplätze geschaffen werden und dafür 30 Millionen € bereitstehen.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Heinrich Heidel (FDP))