Protokoll der Sitzung vom 04.03.2010

(Beifall bei der CDU und der FDP – Zurufe von dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Tarek Al-Wa- zir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wollen Sie so weitermachen?)

Sie beklagen die freihändige Vergabe. Dann schauen wir doch einmal in die Eckpunkte für ein neues Mittelstands

gesetz der SPD. Darin steht, dass die freihändige Vergabe ausgeweitet werden soll.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Aber nicht an sich selbst! – Zurufe von dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Das,was Sie hier vollziehen,ist konsequent inkonsequent.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Die unerträgliche Heuchelei bildet sich ein Stück weit auch in Folgendem ab: Schauen Sie sich doch einfach einmal an, welche Agenturen für wen tätig waren. Da ist die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN doch genauso gefragt wie alle anderen. Sie sind zwar nicht Eigentümer, aber die Konstruktion kriege ich doch allemal hin. Da ist der Goldene Hirsch – ich glaube, aus Berlin – für die GRÜNEN bei den Bundestagswahlen tätig – übrigens auch für die SPD bei der „Die Zeit ist reif“-Kampagne“ von Ypsilanti.

(Anhaltende Zurufe von dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Tarek Al-Wazir (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN): Gehört uns die Agentur?)

Aber selbstverständlich ist dieselbe Agentur auch für die Verwaltung, für die Bundesregierung tätig gewesen.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Es ist konsequent inkonsequent und eine unerträgliche Heuchelei, die Sie von diesem Rednerpult aus in das Parlament einbringen.

Herr Kollege Beuth, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

(Unruhe)

Hallo, ich rede gerade. Ich darf Sie bitten, im Saal Ruhe zu bewahren.

Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Frau Kollegin Erfurth?

Ich gestatte keine Zwischenfrage. Ich komme gleich zum Schluss. – Ich möchte der SPD den freundlichen Rat geben, ein bisschen vorsichtig bei ihren Maßstäben zu sein – bei dem millionenschweren Unternehmensgeflecht, das Sie haben.

(Zuruf des Abg. Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN))

Es ist geradezu absurd, dass Sie in Punkt 7 Ihres Antrags den Mitbesitz von Parteien an Unternehmen beklagen. Das ist doch absurd, was Sie hier an den Tag legen.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Ein vergleichbarer Vorwurf wird Sie sehr leicht ebenfalls ereilen. Das macht die Heuchelei in dieser Debatte erst richtig deutlich.

(Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD): Eieiei!)

Meine Damen und Herren, Herr Staatsminister Hahn hat den Fraktionen umfassend Antwort gegeben.

(Anhaltende Unruhe – Glockenzeichen der Präsi- dentin)

Er hat hinreichend nachvollziehbar erklärt, wie es zu der Auftragsvergabe gekommen ist.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Was?)

Der Opposition ist der Wind aus den Segeln genommen. Das stelle ich für die CDU-Fraktion fest. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und der FDP – Lachen des Abg. Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN))

Vielen Dank, Herr Kollege Beuth. – Nächster Redner ist Herr Kollege Rudolph für die SPD-Fraktion.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Vom römischen Philosophen Cicero stammt der bekannte Ausruf:„Oh Zeiten,oh Sitten!“ Da kannte er diese Hessische Landesregierung und vor allem die CDU noch nicht.

(Beifall bei der SPD und der LINKEN)

Das, was der Generalsekretär der hessischen CDU eben versucht hat – –

(Florian Rentsch (FDP): Das hat er früher nicht gekannt; wie gut, dass es das Internet gibt!)

Herr Rentsch, es geht doch gar nicht um Sie. Bleiben Sie einmal ganz entspannt. Es geht zunächst um Herrn Beuth und die CDU. – Als Vertreter der Partei, die im Rahmen der Schwarzgeldaffäre mit Lügen und jüdischen Vermächtnissen Geschichte geschrieben hat, eine solche Rede zu halten, ist eine Unverschämtheit und an Heuchelei nicht zu überbieten.

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Peter Beuth (CDU): Da haben wir es! Sie sind in keinem Punkt an der Sache interessiert!)

Sie haben Glück, dass Kronzeugen dazu leider nicht mehr aussagen können – zu Liechtenstein, Zaunkönig und anderem.Das dürfte Sie in den nächsten Jahren sicherlich alles etwas entspannter angehen lassen, um es einmal ganz vorsichtig zu formulieren.

(Zuruf von der CDU: Hört, hört!)

Meine Damen und Herren, die Affären dieser Landesregierung – –

(Anhaltende Zurufe von der CDU – Glockenzei- chen der Präsidentin)

Meine Damen und Herren, ich darf Sie bitten, im ganzen Saal etwas leiser zu sein und dem Redner hier zuzuhören. Herzlichen Dank.

Die Wahrheit tut weh; Sie werden sie sich trotzdem anhören müssen. Die Affärenschlagworte dieser Landesregierung heißen: Wolski, Steuerfahndermobbing und jetzt auch noch Cicero.

Meine Damen und Herren, das, was Herr Minister Hahn den Fraktionen heute zur Verfügung gestellt hat, ist eine Nichtantwort, denn die wesentliche Frage zum Warum ist nur unzureichend oder gar nicht beantwortet worden.Warum ist eine zum FDP-Firmengeflecht gehörende Firma von einem FDP-geführten Ministerium in freihändiger Vergabe beauftragt worden? – Eilbedürftigkeit, gute Erfahrungen, das ist alles geschenkt. Das beantwortet die Frage nach dem Warum in gar keiner Weise. Darum geht es hier heute in erster Linie.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der Versuch, die Auftragsvergabe als Tagesgeschäft einer Fachabteilung mit Eilbedürftigkeit zu begründen,ist geradezu absurd. Ich glaube, auch andere Werbeagenturen sind in der Lage,kurzfristig Konzepte und Einladungen zu erarbeiten und vorzubereiten.

Herr Hahn, Sie waren bei dem Thema früher sensibler als heute. Das kann allerdings mit einer anderen Rolle zu tun gehabt haben.Aber das war ja in der Opposition. Damals haben Sie gefordert, parteieigene Unternehmen dürften keine Aufträge ohne Ausschreibung bekommen.

(Norbert Schmitt (SPD): Hört, hört!)

Heute sieht das anders aus. Herr Beuth, das ist auch der Unterschied: Was Parteien mit ihren Parteigeldern machen, ist eine Sache; was man aber mit Staats- und Steuergeldern macht, ist eine andere. Das haben Sie nicht begriffen: die Trennung von Staat und Partei. Das haben Sie nicht verstanden.

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Peter Beuth (CDU): Diese Ansprüche werden Ihnen noch im Halse stecken bleiben! Dass man das trennt, ist übrigens der Unterschied zu Albanien, zu früheren Zeiten oder zu einer Bananenrepublik. Das haben Sie nicht verstanden, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU)

Herr Hahn, eine Partei, die sich die Klientelbefriedigung so auf die Fahne geschrieben hat wie die FDP, steht natürlich unter verschärfter Beobachtung.

(Petra Fuhrmann (SPD): Ja, sehr richtig!)

Wer Mövenpick-Spenden erhält und Steuersenkungen für Hoteliers politisch zeitnah verabschiedet, für den gilt besonders, dass man genau hinschaut.

(Zurufe von der CDU: Oh!)