Protokoll der Sitzung vom 14.04.2011

Sie nutzen die Aktuelle Stunde im Hessischen Landtag zur Vorbereitung für die Ostermärsche und wollen das Parlament dazu nutzen, um dafür Werbung zu machen.

(Demonstrativer Beifall bei der LINKEN)

Zu dem Thema Konversion hat der Abg. van Ooyen kein Wort gesagt.

(Holger Bellino (CDU): Der weiß gar nicht, was das ist!)

Er weiß wahrscheinlich nicht, was es ist. Er weiß nicht, dass in dem Land Hessen bereits am 22.08.2007 ein Konversionskongress stattgefunden hat. Er hat nichts über die 25 Standorte gesagt, in denen mit der Unterstützung der Hessischen Landesregierung, mit der Unterstützung der Kommunen Konversion stattfindet und militärische Flächen umgewandelt werden. Und er hat aus der Geschichte, das muss man auch sagen, nichts gelernt.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Alexander Noll (FDP))

Um noch einmal klarzustellen: Die Aufgabe des Staates ist es, die Sicherheit der Bevölkerung sicherzustellen. Dazu gehören die innere und die äußere Sicherheit.

(Holger Bellino (CDU): Vor den Kommunisten!)

Dies passiert bei der inneren Sicherheit durch die Polizei und bei der äußeren Sicherheit durch die Streitkräfte.

(Beifall des Abg. Holger Bellino (CDU))

Ich sage sehr deutlich: Die CDU-Fraktion begrüßt es ausdrücklich, dass der Stab der Division Spezielle Operationen in Stadtallendorf stationiert ist. Wir begrüßen die Soldatinnen und Soldaten und heißen sie bei uns im Lande Hessen herzlich willkommen.

(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten der FDP)

Wir unterstützen und begrüßen auch, dass das Headquarter der amerikanischen Streitkräfte nach Wiesbaden verlegt wird

(Zuruf des Abg. Willi van Ooyen (DIE LINKE))

und dann im Lande Hessen ist. Auch die amerikanischen Soldatinnen und Soldaten werden von uns herzlich begrüßt und willkommen geheißen.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Ihr Antrag bietet auch Gelegenheit, um den Soldatinnen und Soldaten, insbesondere der Division Spezielle Operationen, für ihren Einsatz und ihre Arbeit herzlich zu danken, die sie zum Wohle unserer Sicherheit bei den Auslandseinsätzen tun und wobei sie ihr Leben riskieren.

(Zuruf der Abg. Janine Wissler (DIE LINKE))

Dafür gehört ihnen unsere Anerkennung, und man sollte nicht mit Schmutz auf sie werfen.

(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten der FDP)

Sie sind von der Bundesrepublik Deutschland, von einem Parlament in einen Einsatz geschickt worden. Es ist eine Parlamentsarmee. Sie haben unseren Respekt verdient und nicht die Anwürfe, die von den LINKEN ständig vorgetragen werden.

(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten der FDP)

Dann haben Sie – auch darauf will ich eingehen – Ihren Rüstungsatlas angesprochen. Ich halte es schon für erstaunlich, wer da alles aufgeführt ist. Schauen wir uns das einmal an: die Technische Universität in Darmstadt. Was wollen Sie mit der Technischen Universität in Darmstadt im Zusammenhang mit Ihrer Aussage, dass abgerüstet werden soll, sagen?

(Willi van Ooyen (DIE LINKE): Die Rüstungsforschung!)

Es ist die Universität in Frankfurt aufgeführt. Es ist die Hochschule in Fulda aufgeführt. Was wollen Sie uns im Zusammenhang mit Abrüstung damit sagen?

(Zuruf der Abg. Janine Wissler (DIE LINKE))

Sie haben die GSI, die Gesellschaft für Schwerionenforschung, in Darmstadt aufgeführt, ein Projekt, das von uns allen ausdrücklich begrüßt wird, wo Grundlagenfor

schung betrieben wird, die für unsere Wirtschaftsentwicklung, für unsere technologische Entwicklung von unschätzbarer Bedeutung ist.

(Zuruf des Abg. Rafael Reißer (CDU))

Sie führen sie in Ihrem Rüstungsatlas auf und fordern, dass sie ihre Arbeit einstellen. Das ist nicht akzeptabel. Es führt auch an der Sache vorbei.

(Beifall bei der CDU – Janine Wissler (DIE LINKE): Gut, dass Sie ihn gelesen haben!)

Ich will noch eine Bemerkung machen. Hinsichtlich der Strukturreform der Bundeswehr ist die CDU-Fraktion eher der Auffassung, dass wir alles tun müssen, um die Standorte, die wir zurzeit in Hessen haben, nach Möglichkeit zu erhalten, ob es Stadtallendorf, Fritzlar oder all die anderen sind, weil auch das eine Strukturförderung in der Region ist.

Ich fasse zusammen. Sie haben einen Antrag gestellt, um für Ihre politischen Ziele zu werben. Das ist in Ordnung. Nicht in Ordnung ist, dass Sie die Streitkräfte, die die Bundesrepublik Deutschland aufgestellt hat und die für uns im Einsatz sind, nicht willkommen heißen. Ich sage es noch einmal: Wir sind ausdrücklich froh und dankbar, dass diese Standorte hier sind. Wir stehen zu den Soldatinnen und Soldaten, die in Hessen sind, aber nicht nur zu denen in Hessen, sondern zu allen, die die äußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland gewährleisten und die Dienst für unser Vaterland tun. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten der FDP)

Vielen Dank, Kollege Schork. – Das Wort hat Herr Abg. May, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Auch mir war nicht auf Anhieb klar, was die Aktualität im Titel der Aktuellen Stunde der LINKEN ist.

(Janine Wissler (DIE LINKE): Wir sind immer aktuell! – Willi van Ooyen (DIE LINKE): Krieg ist immer aktuell! – Janine Wissler (DIE LINKE): Für die GRÜNEN leider nicht!)

Denn das Thema Konversion mag vielleicht für Sie immer aktuell sein; aber dass es zurzeit die öffentliche Debatte bestimmt, das war mir neu. Trotzdem finde ich es wichtig, dass Sie ein Wort zur Konversion verlieren wollen, finde es aber schade, dass Sie es dann nicht getan haben.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der CDU)

Ich komme aus der Region Nordhessen. In Nordhessen hatten wir früher sehr viele Bundeswehrstandorte. Viele Gemeinden haben Garnisonen verloren und dadurch erhebliche wirtschaftliche Einbußen zu verkraften gehabt.

Wenn sich jetzt im Zuge der Bundeswehrreform besorgte Bürgermeister nach Berlin wenden, dann machen sie das, weil sie aus den Erfahrungen der anderen Gemeinden sehen: Das, was durch Konversion erreicht werden kann, ist meistens doch nicht gleichbedeutend mit dem, was sie wirtschaftlich zu verkraften haben. – Von daher ist es schade, dass Sie Ihre Aktuelle Stunde nicht genutzt haben,

sondern hier einmal wieder die außenpolitische Platte aufgelegt haben.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der CDU – Zuruf des Abg. Leif Blum (FDP))

Es war in der Tat – Herrn Schork ging es ähnlich – schon zu erwarten, dass es bei dieser Aktuellen Stunde nicht um die Frage der Konversion gehen wird, sondern dass es eher etwas parlamentarische Begleitmusik zum Ostermarsch geben wird.

(Zuruf der Abg. Janine Wissler (DIE LINKE))

Dabei möchte ich Herrn Schork widersprechen: Ich finde das nicht schlimm. Wir GRÜNE würdigen das Engagement von denen, die sich für friedliche Konfliktlösungen einsetzen, und wir würdigen das Engagement von denjenigen, die zu Ostermärschen gehen.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)

Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass da das Thema Konversion bzw. die Frage der Rüstungsproduktionsstätten in Hessen im Vordergrund stehen wird.

Ich glaube, dass ein anderes Thema, das nicht direkt friedenspolitisch ist, die Ostermärsche bzw. die Demonstrationen um Ostern herum bestimmen wird, und zwar das Thema Atomkraft. Ich denke, dass der Super-GAU in Fukushima und die 25-jährige Wiederkehr des Super-GAU in Tschernobyl die Ostermärsche thematisch überlagern werden. Dadurch wird das Friedensthema vielleicht auf den ersten Blick etwas verdrängt. Aber ich denke, dass die Friedensinitiativen durch diese Entwicklung lernen können. Denn die Friedensinitiative muss sich die Frage stellen: Wieso erreicht die Antiatombewegung eine so breite Schicht in der Bevölkerung, während die Friedensinitiative doch immer mehr zur Nischenbewegung verkommen ist?

(Hermann Schaus (DIE LINKE): Machen wir jetzt in Konkurrenz, oder wie?)

Nein, nein. Es geht darum, zu lernen.