Früher war – hören Sie einmal gut zu – ein Spanisch-Leistungskurs möglicherweise Luxus. Heute aber leben wir in einer Welt, die immer mehr zusammenwächst, in der von vielen Arbeitgebern eine Varianz an Fremdsprachen erwartet wird. Die Vielfalt des Kursangebots wird aber eingeschränkt, besonders im MINT-Bereich, im Bereich der Fremdsprachen, des Darstellenden Spiels und der Musik.
Meine Damen und Herren, wenn allein 15 Lehrerstunden pro Woche wegfallen, dann entspricht das drei Leistungskursen oder vier bis fünf Grundkursen und eben nicht nur einem Schüler pro Kurs.
Um Ihnen das vielleicht einmal etwas deutlicher zu machen – denn es gibt zahlreiche Beispiele an Schulen, die zeigen, was das wirklich bedeutet –:
Nehmen Sie die Max-Beckmann-Schule in Frankfurt: In diesem Jahr fallen dort 17 Lehrerstunden weg. Zwei Englischkurse wurden schon zu einem mit 27 Schülern vereint.
2017 werden es 57 Lehrerstunden sein, die wegfallen. Der Leistungskurs Spanisch steht infrage, weil er die Schule zu viele Lehrerstunden kostet.
Die Friedrich-Ebert-Schule in Pfungstadt: Ein PoWi-Leistungskurs konnte nicht mehr gebildet werden; Deutschund Ethikkurse sind überfüllt.
Genauso verhält es sich an der Gerhart-Hauptmann-Schule in Griesheim: Dort gibt es kein Darstellendes Spiel mehr, trotz der 15 Anmeldungen; es gibt keine Leistungskurse Chemie und Spanisch mehr, trotz der jeweils zehn Anmeldungen.
Das geht an der Carl-Schurz-Schule in Frankfurt weiter, an der Goetheschule in Neu-Isenburg und an der Schillerschule in Frankfurt: Allein dort kommt es zu einer Einsparung von 40 Lehrerstunden. Derzeit gibt es in der Oberstufe 212 Kurse, davon müssen 14 eingespart werden.
Oder die Otto-Hahn-Schule in Frankfurt: Dort fallen 80 Lehrerstunden weg; Kurse zur Lese- und Rechtschreibförderung werden gestrichen; die Leistungskurse Mathematik und Biologie bestehen jeweils aus 28 Schülern.
Meine Damen und Herren, Hessen wird abgehängt. Der Nachhilfebedarf wird weiter zunehmen. CDU und GRÜNE reißen ein Loch auf, um andere zu stopfen.
Wenn ich vor acht Jahren gewusst hätte, welche schulische Achterbahnfahrt meine Kinder an einer hessischen Schule erwarten würde,
inklusive mehrfacher Klassenlehrerwechsel und uneinheitlicher Betreuungszeiten in der Grundschule, G 8, beständigem Stundenausfall und nun Kürzungen in der Oberstufe,
(Beifall bei der SPD und der FDP – Holger Bellino (CDU): Rheinland-Pfalz ist eine bildungspolitische Wüste! Dort werden Lehrerstellen abgebaut!)
Und ich sage: Viele Grüße nach Rheinland-Pfalz; ich hoffe, die Menschen dort wissen dies am kommenden Sonntag auch zu schätzen.
Jawohl, Investitionen in Ganztagsschulen, Inklusion, individuelle Förderung und Intensivmaßnahmen sind dringend notwendig. Aber eben nicht so. Sie spielen die einen gegen die anderen aus. Vor allem kürzen Sie nicht oben, sondern genauso unten, an den Grundschulen, wo das Fundament für den späteren Bildungsweg gelegt wird. Wir müssen aber das eine tun, ohne das andere zu lassen.
Die Zukunft unserer Nachwuchskräfte respektive Kinder und des Wirtschaftsstandorts Hessen darf nicht kurzfristigen Finanznöten aus der Flüchtlingsmisere geopfert werden.
Meine Damen und Herren, das, was uns an anderer Stelle gelungen ist, nämlich eine Politik für alle Menschen zu machen, hebeln Sie aus. Schwarz-Grün führt gefährliche Neiddebatten. Nehmen Sie diese Kürzungen zurück.
Dazu kommt: CDU und GRÜNE stellen mit ihrer Hauruckpolitik jedwede Verlässlichkeit infrage. Das ist wie bei G 8 bzw. G 9 – „rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“; heute so, morgen so. Was bringt uns eine Profilbildung, wenn Sie den Schulen den Boden unter den Füßen wegziehen? In den nächsten Wochen stehen Wahlentscheidungen von Eltern an. Aber Eltern wissen nicht mehr wirklich, ob das Profil, das sie heute wählen, auch noch in zwei oder drei Jahren gelten wird, weil eben Leistungskurse in Physik oder Chemie nicht mehr angeboten werden können. Verlässlichkeit sieht anders aus, meine Damen und Herren.
Das sehen nicht nur wir so, das sehen nicht nur viele Eltern so, die heute auch vertreten sind, sondern das sehen über 30.000 Menschen in Hessen so, die ihre Unterschrift unter eine Petition gesetzt haben, die auch hier zu beraten ist und welche die SPD ausdrücklich zur Berücksichtigung empfiehlt.
Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss. – Meine Damen und Herren, diese Stellenkürzungen sind nur ein Beispiel für schwarz-grünen Bildungsabbau durch die Hintertür in Hessen. Weitere Beispiele folgen. Ich darf Sie schon jetzt zur Fortsetzung einladen, diese werden wir hier auch noch thematisieren. So viel darf ich verraten: Es wird um Kultur und Sport gehen. – In diesem Sinne bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Lieber Herr Kollege Degen, ich konnte diesmal ungewöhnlicherweise fast alles unterschreiben, was Sie gesagt haben.