Protokoll der Sitzung vom 09.12.2002

(Uwe Grund SPD)

Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt:

„Senator Lange ist ein Konteradmiral, der sich selbst versenkt.“

(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Besser als ein General mit Lufthoheit!)

Er arbeitet heftig daran, sich als Bildungsabwicklungssenator zu profilieren.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Lange selbst dümpelt unbeirrt von allem Protest und aller Kritik als einsame Ich-AG durch diese Landschaft. Die mehr als 40 000 Unterschriften gegen seine Politik interpretiert er um und erfasst sie als Unterstützung. Der Mann merkt nichts mehr.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

In der Psychologie spricht man bei solchen Fällen von Autismus, aber Herr Lange meint, das sei Politik.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Von den selbst gewählten Zielen mit den Schwerpunkten Bildung, Verkehr und Innere Sicherheit ist diese Regierung weiter weg, als die Elbe lang ist. Der Finanzsenator hat keine Grundlage gelegt, um mehr Sicherheit im Bereich der Einnahmeausfälle zu schaffen. 1994 bis 2002 wurden mit der Umsetzung unserer Konsolidierungsprogramme jährlich 150 Millionen Euro gespart. Insgesamt wurden im Wesentlichen durch die konsequente Modernisierung 5000 Stellen bei der Verwaltung reduziert. Wir können sparen, das ist bewiesen. Sie müssen es erst noch beweisen.

(Beifall bei der SPD und der GAL – Bernd Reinert CDU: Gespart haben Sie nur bei intelligenten Lösungen!)

Sie legen ein Paket vor, dass gerade einmal 75 Millionen Euro im Jahr einsparen soll, von denen die Hälfte heute schon nicht mehr nachhaltig beziehungsweise längst unrealistisch ist. Ihr Konsolidierungspaket steht auf dem Papier. Wir stellen fest: Wieder einmal tut der Senat das Gegenteil von dem, was er angekündigt hat.

(Beifall bei der SPD und der GAL – Ekkehard Rumpf FDP: Sie haben noch nicht einmal eines auf Papier!)

Das Vermögen dieser Stadt ist endlich. Es ist das Vermögen, das von Generationen von Hamburgerinnen und Hamburgern erwirtschaftet wurde.

(Rose-Felicitas Pauly FDP: Das haben Sie doch verscherbelt!)

Woher nehmen Sie eigentlich das Recht zu glauben, dass das hamburgische Staatsvermögen in einer Legislaturperiode von Ihnen auf Spiel gesetzt und verfrühstückt werden kann? Woher nehmen Sie dieses Recht?

(Beifall bei der SPD und der GAL – Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offensive: Woher nehmen Sie das Recht, das zu monieren, wenn Sie alles zu verantworten haben?)

Während in Berlin über harte Einschnitte gesprochen wird, jault der Senat auf und versucht, sich herumzumogeln.

(Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Der Senat jault nicht!)

Es ist noch verrückter. Senator Uldall predigt weiter von Steuersenkungen und sein Kollege Peiner jammert über

sinkende Steuereinnahmen. Das ist die Lage in diesem Senat: Kopflosigkeit.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Fazit: Wir haben ein Jahr durch eine verantwortungslose Finanzpolitik vertan. Was steht uns im Bereich der Privatisierung noch alles bevor? Die HHLA, die Stadtreinigung, die Hamburger Stadtentwässerung, die Wasserwerke? Die Giftliste wird immer länger, die Verunsicherung nimmt zu und die Spekulationen schießen ins Kraut. Wir befürchten, dass Sie die wichtigsten Lebensadern in dieser Stadt kappen und versilbern wollen. Das wollen wir nicht hinnehmen.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Ein klassisches Beispiel dafür ist der Landesbetrieb Krankenhäuser. Für uns steht die optimale Versorgung der Menschen im Vordergrund. Die Gesundheitsversorgung ist der zentrale Fokus für unsere Politik. Für Sie geht es in dieser Frage aber nur noch um die Vermarktung. Das ist das Kennzeichen Ihrer Privatisierungspolitik in dieser Stadt.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Sie trällern an dieser Stelle gern den berühmten BerlinSong: „Berlin, Berlin, Berlin“. Nur das fällt Ihnen dazu ein.

(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Die Bürger singen alle den Steuersong!)

Diese rhetorische Figur kennen wir schon lange. Erst waren es 44 Jahre sozialdemokratischer Politik in Hamburg, dann angeblich nicht entdeckte Haushaltslöcher und jetzt ist Berlin Schuld. Für den rechten Senat sind immer die anderen Schuld. Das ist die Lage.

(Beifall bei der SPD und der GAL – Dr. Andreas Mattner CDU: Das sieht das Volk aber auch so!)

Diejenigen, die im Bundestagswahlkampf pausenlos von unsozialen Steuerentwicklungen gesprochen haben, verweigern sich jetzt. Nun durchlaufen wir eine Welle der Rezession. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, der uns nicht sehr nahe steht, sagt:

„Was wollen Sie denn? Schauen Sie sich in der Welt einmal um. Da wird die deutsche Debatte richtig lächerlich.“

Schauen Sie sich in der Welt um!

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Das parteipolitische Geplänkel der Union und der FDP ist reine Polemik. Merz und Perschau räumen ein, dass sämtliche Wahlversprechen der Union längst nicht mehr finanzierbar sind.

Dass große Unternehmen, die Gewinne machen, in diesem Land keine Steuern mehr bezahlen, können doch auch Sie nicht wollen.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Das meinte sogar Edmund Stoiber, aber natürlich vor der Wahl. Nach der Wahl hört man solche Töne nicht mehr. Im Interesse unserer ganzen Stadt brauchen wir den Schulterschluss. Die Abwärtsspirale muss gestoppt werden. Wir müssen die Einnahmen der Länder und Städte stabilisieren, Privilegien und Steuersubventionen müssen gestrichen werden, die Steuergerechtigkeit muss her. Das ist das Gebot der Stunde.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Das „Hamburger Abendblatt“ schreibt dazu:

(Uwe Grund SPD)

„Zwar schreit derzeit die halbe Republik angesichts der Steuern entsetzt auf, tatsächlich ist die Steuerquote aber auf einem Tiefstand.“

(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: In absoluten Zah- len betrachtet!)

Selbst der Finanzsenator beklagt diesen historischen Tiefstand bei der Steuerquote. Es geht um den Anteil der Steuern an der Wirtschaftskraft. Sie liegt mit 20,8 Prozent beim Niveau der Siebzigerjahre. Selbst der Finanzsenator sagt, dass wir eigentlich 22 Prozent brauchen.

Deshalb beenden Sie im Interesse dieser Stadt die Blockade im Bundesrat. Parteipolitische Blockaden nützen niemandem, sie schaden nur.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Lieber Herr von Beust! Leider glänzen viele Ihrer Senatorinnen und Senatoren mehr durch Skandale als durch Taten. Mario Mettbach hat die Rolle des Innensenators als Partylöwe übernommen.

(Unmutsäußerungen bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)