Protokoll der Sitzung vom 22.06.2005

Frau Schaal, zu Ihnen komme ich gleich noch.

Dieses ist eine unsichere Situation, weil sie wetterabhängig ist, und selbst die Dschungelnächte sind im Hochsommer kein Garant dafür, dass Besucher kommen, denn wenn das Wetter schlecht ist, dann bleiben sie nämlich zu Hause.

(Bernd Reinert CDU: Obwohl es im Dschungel auch regnet!)

Deshalb wollen wir versuchen, an dieser Stelle unsere Unterstützung für den Tierpark auszubauen, indem wir sagen, das von Hamburg geplante Troparium ist für Hagenbecks Tierpark eine Investition in die Zukunft. Dort wird auf über 7000 Quadratmetern eine neue Erlebniswelt geschaffen. Es wird einen Expeditionsrundgang geben mit Möglichkeiten des Abstiegs in die Unterwelt, mit Höhlen und Grotten oder durch ein U-Boot-Wrack in die Unterwasserwelt zum Haibecken hin. So etwas hat es bisher nicht in Hagenbeck gegeben. Es ist aber heute Standard für viele andere Events. Vor allem ist es ein wetterunabhängiges Angebot, die Besucher werden auch im Winter gerne in den Tierpark gehen und auch wenn es regnet.

Für Hamburg wird dieses neue Troparium ein Kulturhighlight werden und – das ist mir besonders wichtig – für Hagenbeck wird es durch den Neubau ein neues wirtschaftliches Standbein geben.

Wir wollen 10 Millionen Euro investieren, um Hagenbeck langfristig durch den Bau dieses Tropariums wirtschaftlich von staatlichen Investitionen unabhängig zu machen. Mir ist in diesem Zusammenhang ein Präventionsgedanke wichtiger und wertvoller, als das Risiko einzugehen, dass dieses Unternehmen eines Tages "auf der Matte steht" und sagt: Wir können nicht mehr, "Staat, richte du jetzt mal aus".

In der fast hundertjährigen Tradition Hagenbecks in Stellingen gibt es noch einen zweiten Komplex, der mit dieser Drucksache erwähnt wird. Es ist die Freilaufhalle für die Elefantenzucht. Diese noch relativ junge Tradition im Tierpark ist sehr zukunftsfördernd und konnte von Hagenbeck immer wieder promotionmäßig genutzt werden. Gleichzeitig dient der Bau dieser Halle aber auch der Verbesserung, der Haltung und Forschung im Bereich der Elefantenzucht.

Ich freue mich sehr über die SPD-Einsicht, Frau Schaal, Hagenbeck an dieser Stelle zu unterstützen. Was Sie, Frau Schaal und Ihre Kollegen vor zehn Jahren in der Bezirksversammlung Eimsbüttel abgeliefert haben, das war kein Ruhmesblatt. Sie haben sich damals gemeinsam mit der Bezirksamtsleiterin sperrig gegen alle Veränderungen bei Hagenbeck ausgesprochen. Sie haben Hagenbeck damals alleine gelassen, das war nicht gut, bis Henning Voscherau Ihnen offensichtlich gesagt hat, wo es längs geht. Aber wenn es an Ihnen gelegen hätte, wäre es für den Tierpark grauslich geworden.

(Beifall bei der CDU)

Umso besser ist es – man soll ja auch versöhnlich sein –, dass wir jetzt für die Metropolregion eine neue Initiative auf den Weg bringen. Beide Ausschüsse haben den Bau des Tropariums und der Elefantenhalle einstimmig befürwortet. Jetzt muss heute noch die Bürgerschaft zustimmen. Ich gehe davon aus, dass sie es tun wird. Wir werden dann in absehbarer Zeit ein neues Troparium und ein neues Elefantenhaus im Tierpark in Stellingen bekommen. Das wird hoffentlich der Garant dafür sein, dass auch unsere Kinder und Enkelkinder noch singen können:

"Geh'n wir mal zu Hagenbeck".

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU)

Das Wort erhält Frau Dr. Stapelfeldt.

(Klaus-Peter Hesse CDU: Duell der Bundestags- kandidaten. Jetzt wissen wir, was dort diskutiert wird!)

Sehr verehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Der Tierpark Hagenbeck in Stellingen wird durch den Bau des Tropariums mit der neuen Elefantenhalle noch attraktiver. Das ist gut für Hamburg und das ist gut für die Hamburgerinnen und die Hamburger. Wir stimmen ausdrücklich dafür, mit 10 Millionen Euro aus städtischen Mitteln dieses Projekt zu unterstützen.

Die Präsentation im Kulturausschuss ist bei allen Fraktionen ausgesprochen gut angekommen, hat uns gar begeistert. Herr Beuß, vielleicht wäre es besser gewesen, Sie wären in dem Ausschuss dabei gewesen, vielleicht

auch im Haushaltsausschuss, und würden dieses Thema nicht als Foto-Shooting

(Wolfgang Beuß CDU: Haha!)

für die Kandidatur benutzen. Dann hätten Sie mitbekommen, welche Begeisterung es für das Projekt gibt. Das ist das Erste. Das Zweite ist, dass Sie bei diesem Thema heute in der Bürgerschaft überhaupt nicht auseinander spalten können: hier die Regierung, die etwas Positives gemacht hat, und da die Opposition, die dagegengehalten hat. Mitnichten, das werden Sie nicht finden.

(Beifall bei der SPD und bei Claudius Lieven GAL)

Wir sind jedenfalls alle gespannt darauf, wie sich das Troparium mit Haibecken, Krokodilsee, Schlammspringern und dem Reptilienurwald darstellen wird.

Der Tierpark Hagenbeck, meine Damen und Herren, ist weltweit ein Begriff, vor allen Dingen durch die Idee und den Anspruch, die Tiere möglichst artgerecht in gitterlosen Freisichtanlagen und Panoramen, die ihrem natürlichen Lebensraum nachempfunden sind, zu halten und zu präsentieren. Das Troparium wird in diesem Sinne auch im internationalen Maßstab und Vergleich ein ganz neues Highlight sein.

Der Tierpark Hagenbeck ist eine hamburgische Institution und für die Stadt ein hoher Sympathieträger. Er ist ein Ort, der viele Besucherinnen und Besucher, vor allem Familien mit Kindern, auch von außerhalb anzieht, weil er etwas ganz Besonderes hat. Ein Tag bei Hagenbeck ist immer wieder ein Eintauchen in eine ganz neue, ganz besondere Welt. Diese besondere Attraktivität unseres Tierparks lässt sich auch an den Besucherzahlen ablesen. Rund eine Million Gäste besucht jedes Jahr die Freigehege und die wunderschönen Grünanlagen.

Was ich auch wichtig finde und was positiv in einer solchen Debatte hervorzuheben ist, der Tierpark Hagenbeck versteht sich als moderner Zoo. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die neuen Erkenntnisse über Art und Wesen der Tiere, die im Zuge von wissenschaftlichen Untersuchungen gewonnen werden, an die Bevölkerung weiterzugeben, auch als dauernder Ausbildungsort für Schüler und Schülerinnen, für Studenten und Studentinnen. Auch das ist wichtig für Hamburg.

Außerdem unterstützt der Tierpark Hagenbeck die Ziele der Weltzoo-Naturschutzstrategie und arbeitet durch die Haltung und Zucht vieler von der Ausrottung bedrohter Tierarten mit an der Verwirklichung dieser Ziele, was wir im Übrigen außerordentlich begrüßen.

Sie haben schon darauf hingewiesen, Herr Kollege Beuß, dass der Tierpark Hagenbeck der einzig bedeutende europäische Zoo ist, der noch nie laufende Zuschüsse von der Stadt erhalten hat. Dazu zwei Vergleichszahlen: Der Zoo in München wird jährlich mit 5 bis 8 Millionen Euro, die beiden Berliner Zoos in Ost und West jeweils mit 8 bis 16 Millionen Euro subventioniert. Da ist es klar, dass, wenn man sich nur aus Eintrittsgeldern finanziert, wenig Spielraum für Bewegung ist. Deswegen will ich auch unterstreichen, wie positiv es ist, dass eine 1998 gegründete Stiftung "Tierpark Hagenbeck" es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Tierpark mit Spenden und anderen Zuwendungen kontinuierlich zu unterstützen, ebenso wie der "Verein der Freunde des Tierparks".

Die Stadt hat im letzten Jahrzehnt allerdings zweimal nachhaltig den Tierpark unterstützt: einmal durch den

Investitionszuschuss von 5 Millionen Euro für das Affenhaus, was erst vor zwei Jahren der Fall gewesen ist, und zum zweiten Mal nachhaltig durch den städtebaulichen Vertrag, der 1996 zwischen dem Bezirk und Hagenbeck geschlossen wurde und der damit dem Tierpark die Möglichkeit gab, auch die überlassenen Flächen zu vermarkten, und damit natürlich auch neuen unternehmerischen Handlungsspielraum ermöglicht hat.

Zur Finanzierung des Tropariums mit der neuen Elefantenhalle Folgendes: Das Projekt wird 21 Millionen Euro kosten. Davon übernimmt jetzt knapp die Hälfte die Stadt, also 10 Millionen Euro, die nach meiner Auffassung gut angelegt sind. Die andere Hälfte erbringt Hagenbeck selbst unter anderem durch Grundstücksverkäufe, aber nicht nur daraus, sondern auch aus Mitteln der Stiftung.

Wir unterstützen diesen Investitionszuschuss und wir wollen, dass Hagenbeck sich als vielfältiger, interessanter und moderner Tierpark weiterentwickeln kann und eine natürlich von Wetter und Jahreszeit unabhängige Attraktion sein wird.

Die Präsentation im Ausschuss hat alle überzeugt. Troparium und Elefantenhaus sind ansprechend gestaltet, wissenschaftlich interessant und können in ihrer Konzeption mit Öffnungszeiten bis in den Abend hinein und gastronomischen Angeboten auch ein Publikumsmagnet werden.

Wir werden also als SPD-Fraktion dieses Projekt ausdrücklich unterstützen und hoffen sehr, dass beides rechtzeitig fertig wird, damit wir am 7. Mai 2007 mit diesen neuen Einrichtungen das hundertjährige Jubiläum von Hagenbeck in Hamburg feiern können.

(Beifall bei der SPD, vereinzelter Beifall bei der CDU und Beifall bei Farid Müller GAL)

Das Wort erhält Herr Dr. Maier.

(Bernd Reinert CDU: Kandidieren Sie etwa auch für Eimsbüttel als Direktkandidat?)

Frau Präsidentin, meine Damen, meine Herren! Ich muss zugeben, ich hatte diese Inszenierung vorher nicht begriffen. Darum stehe ich jetzt hier. Unser Kandidat für Eimsbüttel heißt Till Steffen und weder Beuß noch Stapelfeldt.

(Zurufe aus dem Plenum)

Ja, wir haben den Sinn dieser Inszenierung zu spät begriffen.

Ich darf aber – auch im Namen von Herrn Steffen – sagen, dass wir mit dieser städtischen Geldausgabe für Hagenbeck einverstanden sind, damit die Möglichkeit geschaffen wird, dort ein Troparium zu bauen, das hoffentlich viele Besucher und Besucherinnen anziehen wird. Hagenbeck wird 2007 100 Jahre alt und dann soll es fertig sein.

Hagenbeck hat eine merkwürdige Geschichte. Als es gegründet wurde, war es der erste Bürgerzoo.

(Wolfgang Beuß CDU: Tierpark, Herr Maier!)

Es handelte sich um kein Gehege, das sich ein Fürst anlegte, sondern eine Bürgerstadt schuf sich einen Zoo,

ein bisschen vor dem kolonialen und dem überseeischen Hintergrund, den Hamburg hatte und hat.

Heute ist ein Zoo eine Art Öko-Nische für das Überleben gefährdeter Tierarten. Insofern ist es eine gewisse Ironie der Geschichte, dass ein Zoo inzwischen diese Art von Entwicklung durchgemacht hat.

Man kann sich als Nächstes fragen, warum die zweifellos von allen begrüßte Erweiterung Hagenbecks bei der Kulturbehörde gelandet ist.

(Zurufe: Ja, ja!)

Das ist nicht selbstverständlich. Wahrscheinlich hat die Wirtschaftsbehörde gesagt, sie wolle gar nicht erst in den Verdacht kommen, subventionieren zu wollen. Die Wissenschaftsbehörde hat wahrscheinlich gesagt, sie sei schon völlig überlastet. Am Ende hat man gesagt, die Kulturbehörde könnte das am besten, denn die hat das Programm "Kinder- und Jugendregion Hamburg" aufgelegt. Und wer hat größere Liebe zu den Tieren als Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern hinterher ziehen, um dann den Weg über den Trampelpfad zu gehen? Der Trampelpfad, der durch das Troparium geht, ist geschickt angelegt. Er geht vom tropischen Dorf über die Reptilien im Urwald zum Krokodilsee, geht in die Höhlengrotte, am Schlangendorf vorbei, durch die Unterwasserwelt. Dann atmen die Eltern auf und es geht in die Gastronomie.

Also eine ordentliche Anlage des Tropariums, die viel Freude machen wird. Es gibt eine Sache, die man möglicherweise mit einem schmerzenden Augen ansehen kann. Durch den Umstand, dass dort ein großes Warmwasseraquarium entsteht, das sicherlich viele Besucherinnen und Besucher anziehen wird, ist die Planung für ein Ozeanarium in der HafenCity faktisch gestorben. Das kann man wahrscheinlich sagen. Es war ohnehin schon immer schwierig, dafür einen Betreiber zu finden.