Protokoll der Sitzung vom 24.08.2005

(Beifall bei der CDU und bei Werner Dobritz SPD)

Das Wort bekommt Herr Schmidt.

(Frank-Thorsten Schira CDU: Jetzt kein Eigentor!)

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wir alle freuen uns auf die WM. Und zu Beginn ist es angebracht, auch aus Hamburger Sicht zunächst einen großen Dank an Franz Beckenbauer, an den Bundeskanzler und auch an Innenminister Schily auszusprechen, die dafür gesorgt haben, dass Deutschland der Ausrichter dieses Weltsportereignisses wird.

(Beifall bei der SPD – Christian Maaß GAL: Die Titanic haben Sie vergessen! – Robert Heinemann CDU: Und den Papst!)

Wir sind jedenfalls froh, dass Deutschland diese WM bekommen hat und damit auch Hamburg.

Die zwölf Städte haben unterschiedliche Vorstellungen der Präsentation, wie könnte es auch anders sein, aber die Ziele sind alle gleich: einen positiven Eindruck bei den Gästen zu machen. Es ist sicherlich heute in der Kürze der Zeit nicht angebracht, einen auf klein-klein zu machen, aber die ganz große Inspiration mit Ihren Blue Goals, Herr Dr. Mattner, ist es im Grunde genommen nicht, denn wenn man sich das ganze Programm einmal ansieht, wird mehr und mehr deutlich, dass wieder die

üblichen Verdächtigen dabei sind, sprich Schlepperballett, sprich Rathauskonzert und möglicherweise werden Sie auch noch damit brillieren wollen, dass es wieder die Schlemmermeile in Hamburg gibt.

Es läuft, und das scheint mir ein ganz wichtiger Punkt zu sein, immer wieder nach der gleichen Melodie: Der Bürgermeister wird erst nächste Woche über das Finanzielle mit der Wirtschaft sprechen. Und wie läuft so etwas in Hamburg, wie geht diese Melodie: Große Ankündigung, Finanzierung über Sponsoring und dann stellt man fest, dass die Taschen doch zugeknöpfter sind als man dachte oder – ich füge hinzu – als man auch wusste. Denn auch das Problem des Ausschließlichkeitsanspruchs der FIFASponsoren – Herr Dr. Mattner hat ganz vorsichtig darauf hingewiesen – ist nicht neu und damit die verdammt schwierige Suche nach anderen Sponsoren. Auch der Einbruch bei den ODDSET-Wetten ist bekannt. Der extra geschlossene Staatsvertrag kommt vom finanziellen Ergebnis her – so sieht es wohl aus – nicht oder doch nur sehr dürftig zum Zuge.

Was aber entscheidend fehlt, ist eine weitergehende Nachhaltigkeit und damit eine Nachhaltigkeit für Hamburg und da möchte ich ein paar Beispiele nennen. Vom Senat werden pressewirksam knapp 50 Millionen für WMMaßnahmen deklariert und eine wirksame Nachhaltigkeit für den Jugendbereich fällt unter den Tisch. Meine Fraktion hatte frühzeitig den Antrag gestellt, für die WM einen Jugendpark im Altonaer Volkspark zu errichten. Die Bezirksversammlung Altona hatte einstimmig dafür votiert. Sie von der Regierungspartei haben sich dem verweigert. Jetzt wollen Sie ein Jugendcamp auf der Trabrennbahn einrichten und es nach einem Monat wieder räumen. Das ist wahrlich kein Ausbund von Nachhaltigkeit.

Nächster Punkt: Wo bleiben die aus diesem Anlass sich anbietenden sportlichen Fachkongresse mit der Aussicht auf spätere regelmäßige Durchführung? Wo bleibt die Umsetzung des vorgegebenen FIFA-Umweltkonzepts Green Goal, nicht Blue Goal, Herr Dr. Mattner? Es wäre angesagt, hier etwas dazu auszuführen.

(Dr. Andreas Mattner CDU: Kann ich noch machen!)

Letzter Punkt der Beispiele: Das Parkleitsystem ist leider nur auf die Anfahrt ausgerichtet. Wer das Chaos und die Dauer der Abfahrt bei Spielende der HSV-Spiele mitbekommt, weiß, wovon ich rede.

(Beifall bei der SPD und der GAL – Dr. Verena Lappe GAL: Da haben Sie Recht!)

Zugegeben, die jetzige Mannschaft hat es nicht leicht. Die umfassende personelle Veränderung kann zu Fehlpässen, Abwehrfehlern und mangelnder Ausnutzung von Chancen führen. Da muss der Coach, die Senatorin, Führungsqualitäten zeigen. Nur ein halber neuer Staatsrat reicht da nicht.

Aber nach dem Grundsatz "man muss ja auch das Positive sehen" will ich einen Punkt hier ganz bewusst ansprechen. Wir finden die Entscheidung, dass es auf dem Heiligengeistfeld keine Einzäunung im Gegensatz zu anderen Städten gibt, eine richtige Maßnahme und hoffen sehr, dass es dabei auch bleiben kann.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Als letzten Punkt möchte ich bei dieser Gelegenheit ganz kurz einen Appell an den Bürgermeister richten und damit die fehlende Lobbyarbeit von seiner Seite nennen.

(Glocke)

Herr Schmidt, Sie sehen das rote Licht und müssen zum Schluss kommen.

Ich komme zum Schluss.

Ich finde schon, dass sich der Bürgermeister in dieser Stadt mehr dafür einsetzen muss, …

(Glocke)

Bitte kommen Sie zum Schluss.

… mehr für den Sport zu tun durch Besuche in anderen Städten und nicht nur allein darauf zu warten, dass die Sportvertreter nach Hamburg kommen. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort bekommt Frau Dr. Lappe.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Dr. Mattner, besonders euphorisch und leidenschaftlich war das nicht. Da habe ich, ehrlich gesagt, mehr von Ihnen erwartet und es wäre auch mehr Leidenschaft nötig, um die kommende Fußball-WM in Hamburg und in der Bevölkerung besser zu verankern, als das bisher der Fall gewesen ist.

(Beifall bei der GAL)

Diese Geschichte mit den Blue Goals ist für mich immer noch wie die mit dem Wachtelkönig. Ich bin sogar extra nach Poppenbüttel gefahren und habe geguckt, ob auf dem ECE-Gebäude irgendetwas zu erkennen ist, was angeblich schon da sein soll.

(Petra Brinkmann SPD: Da ist auch was!)

Irgendwann stand mal in der Presse, der Bürgermeister sei dahin gefahren und hätte die Installation präsentiert. Ich habe nichts entdeckt. Ich will mich gerne belehren lassen, aber bisher ist es in der Tat wie beim Wachtelkönig: ein Phantom, das noch niemand gesehen hat und von dem wir noch nicht wissen, ob es je etwas wird.

(Zurufe von der CDU)

Die Frage, die Herr Dobritz früher schon einmal gestellt hat, wie man eigentlich mit diesen Lichtelementen etwas machen will, wenn wir die längsten Nächte in Deutschland überhaupt haben, ist auch immer noch unbeantwortet. Um diese Jahreszeit ist es fast bis 23.00/24.00 Uhr hell. Soll das nur etwas für Leute sein, die ab 24.00 Uhr auf sind oder was soll das eigentlich?

(Dr. Andreas Mattner CDU: Im Winter ist es nicht so lange hell!)

Ich habe das nicht begriffen und würde mir wünschen, dass solche Dinge, an denen Sie offensichtlich hängen, für uns besser nachvollziehbar würden, dass Sie sie auch einmal vorstellen und nicht die Informationen nach Mexi

ko schicken. Da sind sie meiner Ansicht nach erst einmal fehl am Platze.

(Beifall bei der GAL und vereinzelt bei der SPD)

Das verdeckt meiner Ansicht nach nur die Mängel, die die bisher vorgelegten Konzepte haben. Mein Kollege Herr Schmidt hat einen Teil aufgeführt, ich habe noch ein paar nachzulegen.

(Dr. Andreas Mattner CDU: Sie werden auch noch den Papst schlecht reden!)

Ich möchte den Begriff des Green Goals, nicht des Blue Goals aufnehmen. Ich habe in diesem Event-Flächenkonzept gelesen, dass Sie Wasserski auf der Alster einführen wollen. Dazu gibt es natürlich von der Hamburger Polizei interessante Informationen. Wasserski ist auf der Alster verboten. Es gibt zwar Sondergenehmigungen, aber sind Sie wirklich der Meinung, dass es Sinn macht, auf der Außenalster Motorboote mit Wasserskiläufern fahren zu lassen? Dann müssen Sie auch die Geschwindigkeit erhöhen, denn mit acht Stundenkilometern, die da maximal erlaubt sind, bekommen Sie niemanden aus dem Wasser. Ich weiß nicht, wer sich das überlegt hat.

(Beifall bei der GAL)

Was den Gewässer- und Uferrandschutz angeht oder die Belästigung der Leute, die da wohnen – zugegeben, es ist nicht meine Klientel –, müssen wir auch in einer Stadt wie Hamburg im innerstädtischen Bereich dafür sorgen, dass die Lärmbelastungen nicht unnötig hoch sind; sie werden sowieso im innerstädtischen Bereich extrem sein. Dann muss man auch Bereiche haben, wo unser Image mit dem Alsterdampfer, mit den Seglern, den Ruderbooten erhalten bleibt und das ist mit Wasserskifahren auf der Außenalster bestimmt nicht der Fall.

(Dr. Andreas Mattner CDU: Welche Vorschläge haben Sie jetzt gemacht?)

Wir gehen jetzt mal Ihr Konzept weiter durch, vielleicht sind ein paar gute Vorschläge darin; Wasserskifahren nicht, dagegen sind wir ganz klar. Der Trikottag war vielleicht ein kleines Beispiel dafür, wie Sie diese FußballWM in der Stadt verankern wollen. Andere Städte machen WM-Poster, mit denen sie für das Event in der Stadt werben oder suchen berühmte Persönlichkeiten, die auf Plakaten in der Stadt zu sehen sind.

(Klaus-Peter Hesse CDU: Das wollen Sie doch nicht!)

Das tun Sie alles nicht. Sie haben diese Uhr in der Spitaler Straße stehen, die einen Countdown anzeigt, aber sonst weiter nichts. Sie vernachlässigen die Chance, Volontäre und Freiwillige für die WM anzuwerben.

(Dr. Andreas Mattner CDU: Haben sie mal was vom Uwe-Seeler-Fuß gehört?)

Okay, vielleicht noch der Uwe-Seeler-Fuß als drittes Beispiel.

Es bedarf aber noch ein paar mehr Sachen. Es soll ja auch hübsch sein in der Stadt, ich komme auf den Begriff City-Dressing, der Ihnen bestimmt geläufig ist.

(Barbara Ahrons CDU: Beim Jungfernstieg sind wir schon dabei!)