Daher stimmen wir Ihrem Antrag zu, diesen in den Wissenschaftsausschuss zu überweisen. Ich glaube, das trifft auch am besten die Interessenlage der engagierten Studenten und Absolventen dieses Studiengangs.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Lieber Herr Kleibauer, Sie haben natürlich recht,
dass die HWI nur ein Studiengang ist. Aber es ist ein besonderer Studiengang. Es freut mich auch, dass Sie jetzt das erste Mal zu einem solchen wichtigen Thema sprechen, was auch eine Besonderheit ist, wobei ich mich noch mehr freuen würde, wenn Ihr Kollege, Wolfgang Beuß, seine Position noch einmal darstellen würde.
Ich möchte gern ausführen, warum wir diesen Studiengang für so ungeheuer wichtig halten. Der HWI hat sozusagen alles, was ein Studiengang benötigt. Er ist hochschulübergreifend, interdisziplinär, bei den Studierenden beliebt und er ist in der Wirtschaft anerkannt. Und gerade Sie machen die Frage der Anerkennung in der Wirtschaft und die späteren Möglichkeiten der Absolventen zu Ihrem zentralen Kriterium, ob ein Studiengang erfolgreich ist oder nicht. Es gibt wirklich nur wenige Studiengänge, wie den HWI, bei dem man sagen kann, dass die Absolventen mehr Angebote aus der Wirtschaft erhalten, als sie überhaupt Plätze dann in Anspruch nehmen können.
Es stimmt auch nicht, dass nur die Studierenden, wobei ich das sehr begrüße, sondern auch die Professoren bei diesem Studiengang sehr engagiert sind. Wir haben hier heute im Plenarbereich mindestens 40 Studierende, aber auch 10 Professoren, die mit großem Interesse dieser Debatte beiwohnen.
Das macht vielleicht auch deutlich, warum das ein ganz besonderer Studiengang ist, der wirklich erhaltenswert ist.
Die Argumente von Herrn Senator Dräger, dass es Probleme mit der Umstellung auf Bachelor/Master gebe, sind ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Das ist das übliche Problem, was man in jedem Studiengang hat und was schon vielfach gemeistert worden ist und was auch unproblematisch beim HWI gemeistert werden wird.
Dann haben wir noch das wunderbare Argument von der Studienerfolgsquote. Hier haben wir natürlich jetzt plötzlich ein richtiges Problem, gerade auf Seiten der CDUFraktion. Das Hauptargument von Herrn Senator Dräger, warum dieser Studiengang jetzt geschlossen werden soll, war immer die angeblich zu geringe Studienerfolgsquote. Aber das stimmt nicht ganz, denn eigentlich war seit der Kleinen Anfrage vom Barbara Brüning im Juli letzten Jahres schon klar, dass das Argument falsch ist.
Aber gut, jetzt haben wir es seit genau einer Woche schriftlich von der Behörde, dass diese Studienerfolgsquote falsch berechnet ist. Sie liegt bei 45 Prozent, was im Übrigen für einen Ingenieur-Studiengang unglaublich gut ist, um das auch einmal deutlich zu machen. Das ist kein schlechter Wert.
Interessant ist, dass Herr Senator Dräger jetzt behauptet, dass diese Studienerfolgsquote unerheblich sei, obwohl es das zentrale Argument war. Ich glaube, das macht auch deutlich, dass Herr Senator Dräger in der Rolle, die er sich als angeblicher neutraler Moderator gibt, das gar nicht ist. Es gibt immer Einflüsse der Politik auf bestimmte Studiengänge. Das war auch bei der Einrichtung der HafenCity-Universität der Fall, die eine politische Idee gewesen ist und die wir im Gegensatz zur SPD unterstützt haben. Daher haben wir natürlich auch einen Einfluss auf dieses Haus.
Es macht eigentlich wenig Sinn, was bei diesem erfolgreichen, hochschulübergreifenden Studiengang passiert, außer – und das scheint sich jetzt abzuzeichnen – dass es ganz andere Gründe gibt, warum dieser Studiengang abgeschafft werden soll und die vernommenen Ursachen nur vorgeschoben sind.
Man muss tatsächlich feststellen, dass es nun Gerüchte gibt, dass das NIT tatsächlich in finanziellen Nöten ist und dass es über die Schaffung eines eigenenständigen Studiengangs an der TU tatsächlich eine Quersubventionierung für das NIT und die Hamburg School of Logistics geben soll. Das ist natürlich ein absoluter Skandal, wenn für private Einrichtungen solche Quersubventionierungen stattfinden und wenn hierfür auch noch ein langjähriger und unglaublich erfolgreicher Studiengang abgeschafft werden soll.
Dass das nicht nur leere Vermutungen sind, dafür spricht meines Erachtens zum einen, dass bereits im Januar in der Zeitung "Die Zeit" entsprechende Stellenausschreibungen für Professoren an der TU gab und zum anderen es den Anschein hat, dass es für diesen wichtigen Studiengang für das kommende Wintersemester keine Zulassung mehr geben soll.
Daher bin ich der Meinung, wenn Sie sich als CDUFraktion wirklich noch einmal ernsthaft damit beschäftigen wollen, dann müssen zwei Dinge klar sein, damit wir hier als Parlament überhaupt noch mit entscheiden können.
Erstens: Diese Professorenstellen dürfen nicht besetzt werden. Es ist im Übrigen gang und gäbe, dass die Behörde bestimmte Professorenstellen nicht besetzt, wenn ihnen das politisch nicht gerade opportun ist. Von wegen Autonomie der Hochschule, gilt hier nicht. Wir warten ab, bis dieser Entscheidungsprozess abgeschlossen ist.
Zweitens: Es muss zum Wintersemester wieder eine Zulassung für diesen enorm wichtigen Studiengang geben. Auch das ist ganz zentral.
Nur wenn diese zwei Dinge sichergestellt sind, haben wir wirklich eine ergebnisoffene Diskussion. Ansonsten werden wir schon vor vollendete Tatsachen gestellt und das würde wirklich eine Missachtung des Parlaments bedeuten.
Ich hoffe also sehr, dass die Zustimmung dieser Überweisung in den Wissenschaftsausschuss jetzt nicht nur vorgeschoben ist, um die Diskussion vom Tisch zu haben, sondern dass wir dort anhand der realen Fakten und Zahlen diskutieren werden und ich erwarte, dass zumindest dann die Kollegen im Wissenschaftsausschuss in der Lage sind, richtig zu rechnen. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Bei aller Polemik und den falschen Unterstellungen, denen sich Frau Dr. Opitz gerade soeben bediente, die die Diskussionen über die Zukunft des Wirtschaftsingenieurs in Hamburg, also des HWI, tragen, sollten Sie sich dadurch nicht die Sicht und insbesondere sich selbst nicht die Sicht auf die wirklichen Herausforderungen dieses Studiengangs verstellen.
Daher würde ich zu Anfang gern einmal die Rahmenbedingungen für diese notwendige Reform des HWI aufzeigen und damit auch erläutern, warum alle drei betroffenen Hochschulen diese geplante Reform bereits in ihren Ziel- und Leistungsvereinbarungen unterschrieben haben.
Erstens: Zur Diskussion steht nicht eine Abschaffung oder die Fortführung des HWI. Sie können das immer wiederholen, aber das stimmt nicht und ist nicht die Alternative. Das mag zwar eine politisch praktische SchwarzWeiß-Malerei sein, die aber mit der Realität nicht viel zu tun hat. Die Hochschulen müssen jetzt das Studium in die europaweit einheitliche Bachelor-/Master-Struktur überführen, was meinerseits von Anfang an der Zeitpunkt war, den wir wählen müssen. Das heißt, eine Reform dieses Studiums muss daher in jedem Fall geschehen
Zweitens: Im heutigen HWI stecken grundlegende Probleme in der Organisation, die aus meiner Sicht auch nicht studentengerecht sind und keine der drei Hochschulen war bisher unbedingt bereit, diese zu verändern. Lassen Sie mich nur ein Beispiel nennen: Würden Sie – optimiert für die Belange des Studierenden – auf der sogenannten grünen Wiese ein Wirtschaftsingenieurstudiengang über drei Studienstandorte verteilen und die Studierenden mit der S-Bahn jeden Tag hin- und herfahren lassen?
Das muss sich doch verbessern lassen. Ich habe deshalb den Hochschulen zu Beginn dieser Reformdiskussion vorgeschlagen, sich auf einen einzigen Studienstandort zu einigen und in der Regel statt viele Studierende wenige Professoren reisen zu lassen. Das wäre aus meiner Sicht ein echter Gewinn. Leider war aber keine der drei Hochschulen bereit, sich darauf einzulassen, solange nicht garantiert wäre, dass gerade ihr eigener Campus der zentrale Ort sei. Überzeugt hat mich das nicht gerade.
Drittens: Ein Studienerfolg von 43 Prozent – das wurden eben bei Frau Opitz schnell einmal 48 Prozent – statt bisher angenommen 31 Prozent ändert nicht den Reformbedarf des HWI. So ärgerlich es ist, dass die gelieferten Daten, die ungewöhnlich und datenschutzrechtlich nicht ganz unproblematisch erhoben wurden, nicht zu unserer üblichen Rechenmethodik passten, am Reformbedarf ändert sich nichts. Wir müssen auf BachelorMaster umstellen, drei sich nicht immer liebende Hochschulen unter ein Dach bekommen und wir haben einen Studiengang vor uns, der geringen Studienerfolg hat, lange dauert und teuer ist. Denn auch 43 Prozent Studienerfolg sind kein Ruhmesblatt und, Frau Opitz, nicht ohne weiteres mit den zulassungsbeschränkten Studien in nicht zulassungsbeschränkten Studiengängen an der TU vergleichbar. Ich kann nur darauf verweisen, dass der einzige in den letzten Jahren an der TU zulassungsbeschränkte Studiengang eine Erfolgsquote von 64 Prozent hat. Auch das ist wieder nicht ganz vergleichbar, weil er für internationale Studierende ist und so weiter. Ich bitte nur, mit diesen Vergleichen vorsichtig zu sein.
Auch zeigt sich Verbesserungspotenzial, wenn nur 2 Prozent der Studierenden des HWI diesen Studiengang in der Regelstudienzeit beenden können, und das bei einem Studiengang, der eine Betreuungsrelation hat, wie sie eher an einer Fachhochschule zu finden ist, aber Kosten aufwirft, wie wir sie an einer Universität haben. Um es anders auszudrücken: Die Studierenden am alten HWI erhalten eine optimale Betreuung, besser als die Ingenieure an der TU und viel besser als die Wirtschaftswissenschaftler an der Uni.
Viertens und letzten: Die Hochschulen waren sich nicht gerade immer einig. Das klang ja auch eben in den Debatten hier schon an. Streit im heutigen HWI ist auch nicht gerade neu. Dieses Dreigestirn von Universität, HAW und TU kannte immer wieder Phasen des Glücks, aber auch des Streits. Schon in den Neunzigerjahren war man soweit, dass man den Studiengang auflösen und nicht wie heute Bachelor- und Master-kompatibel reformieren und in neue Modelle übertragen wollte. Das heißt,
ohne den zuletzt geführten Moderationsprozess und diesen jetzt dort gefundenen schwierigen Kompromiss hätte möglicherweise ein HWI ganz vor dem Aus gestanden. Dass nur die TU aus der Kooperation ausscheren wollte und dafür auch noch belohnt wird, stimmt nicht. Erst recht übrigens, lassen Sie mich das als Nebenbemerkung einfügen, stimmt es nicht, dass die TU dadurch ihre Angebote NIT und HSL quersubventionieren will:
Das geht nicht. Das sind private Gesellschaften. Die Rechnungskreisläufe sind auch hier entsprechend getrennt. Ich finde es nicht okay, immer wieder durch Unterstellungen und Zitate der eigenen Redewendungen und Unterstellungen zu versuchen, diesem ein Stückchen Wahrheitsgehalt zu geben.
Aber lassen Sie mich darauf zurückkommen, ob denn immer die TU ausgeschert ist. Ein von mir zu Beginn favorisiertes, übrigens direkt aus dem HWI abgeleitetes Modell, in dem Uni und HAW den Bachelor machen würden und Uni und TU den Master, wurde wiederum von der HAW abgelehnt. Egal, welches Reformmodell diskutiert wurde – und Reform musste sein, darüber war man sich wenigsten einig –, mindestens eine Hochschule war immer dagegen, aber beileibe nicht immer dieselbe. Und als es im jetzigen Reformprozess darum ging, in den drei betroffenen Hochschulen die anderen Bachelor- und Masterstudiengänge auf einen weiterhin durch alle drei Partner getragenen Wirtschaftsingenieurstudiengang abzustimmen, war keine dieser Hochschulen dazu bereit. Wie wollen Sie aber einen gemeinsamen Studiengang durchführen, wenn man sich weigert, andere den künftigen HWI-Studierenden offen stehende Studiengänge untereinander abzustimmen? Das wäre für mich ein Mindestmaß der Kooperation gewesen, um danach einen gemeinsamen Studiengang betreiben zu können.
In dieser Situation, in der Reform also notwendig war, und zwar spätestens bis zum Oktober 2007, da dann alle drei Hochschulen ihre anderen Studiengänge, die für diesen HWI relevant sind, auf das Bachelor-MasterStudiensystem umgestellt haben, muss auch der HWI dann fertig sein. Wir haben es ja gerade diskutiert: Die HAW ist komplett umgestellt, die TU stellt sich um und die Betriebswirte der Uni machen es jetzt auch, alles im Oktober 2007. In einer Situation, in der es sehr wohl organisatorische Veränderungen in diesem Studiengang zum Wohle der Studierenden gibt, die aber nicht angepackt werden wollen, in einer Situation, in der die drei Hochschulen nicht von allein zu einem gemeinsamen Reformmodell gekommen und die Kennzahlen des Studiengangs nicht gerade erfreulich waren, habe ich Mitte 2005 mit den Hochschulpräsidenten, später auch mit den Studierenden, Alumni und Professoren über die Umstellung und Reform des Studiengangs diskutiert. Meine Befürchtung war, dass, wenn nur eine Hochschule den Kooperationsvertrag einseitig kündigen würde, ohne dass Alternativen vorlägen – das hätte ja jede Hochschule im Rahmen ihrer Autonomie tun können –, wir möglicherweise in Hamburg ganz ohne Wirtschaftsingenieurstudiengang dastünden. Im Laufe des fast anderthalb Jahre dauernden Reformprozesses haben wir deswegen ein Reformmodell nach dem anderen diskutiert und zumeist leider auch eins nach dem anderen wieder verworfen. Es wurde dabei klar, dass es kein Modell gab, dem alle mit Begeisterung zustimmen würden. Es musste also
ein Modell gefunden werden, bei dem die Summe des Magengrummelns aller Beteiligten die kleinstmögliche wäre, und es musste ein Modell sein, das gleichzeitig für die Studierenden die größtmögliche Verbesserung bringen würde. Ein solches Modell liegt jetzt vor: ein gemeinsamer Bachelor-Master-Studiengang von Universität und HAW, in dem weiterhin die Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften gleichzeitig studiert werden, und ein zweiter Studiengang an der TU, wo der eher international übliche, auf einen normalen Bachelor-Ingenieurwissenschaften aufbauende Master in der technisch orientierten Wirtschaftswissenschaft folgt.
Diese Programme sind also sehr unterschiedlich strukturiert und wenden sich auch an unterschiedliche Adressatenkreise. Universität und HAW führen dabei im integrierten Modell den hochschulübergreifenden Ansatz des alten HWI fort und die TU hingegen folgt mit ihrem Masterstudiengang internationalen Vorbildern und bietet ein konsekutives Studienmodell an. Durch die Reduktion der Studienstandorte – nämlich im Prinzip für die eine Art des Studierens nur noch einen, für die anderen zwei – und die wegfallenden Schnittstellen, insbesondere zwischen den beiden technischen Hochschulen, werden zudem einige – ich glaube, auch die wichtigsten – der organisatorischen Probleme beseitigt und das Studium studierbarer gestaltet.