Protokoll der Sitzung vom 12.09.2007

Fazit: Dringend notwendige Leistungs- und Strukturverbesserungen werden von dieser Bundesregierung umgesetzt. Ich kann nur sagen, endlich, das ist gut so.

(Beifall bei der CDU)

Das Gleiche gilt für die Gesundheitsreform. Hier ist ein umfassender Reha-Anspruch für geriatrische Patienten eingeführt worden. Die ambulante Palliativpflege wird

ausgebaut. Das heißt, auch ein Todkranker kann zu Hause gepflegt werden. Das ist ein enormer Fortschritt.

Das Thema MDK-Bericht. Der aktuelle Bericht des MDK hat Mängel im Bereich der Dokumentation, im Managementbereich, bei der Pflege am Patienten aufgeführt, die nach wie vor nicht zufriedenstellend sind. Solche Feststellungen sind sehr ernst zu nehmen. Die Tendenz aber ist eindeutig. Die Pflegesituation hat sich im Berichtszeitraum deutlich und kontinuierlich verbessert und bei den Einrichtungen besteht nahezu durchgehend eine positive Grundeinstellung zur Qualitätssicherung.

Fazit: Diese Verbesserung wird auf allen Ebenen, auch von der Hamburger Sozialbehörde tatkräftig weiter unterstützt.

Thema: Landespflegeausschuss und die Diskussionen um den Runden Tisch. In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass wir zusammen mit den Verbänden und den Trägern an einer ständigen Verbesserung der Pflege in Hamburg arbeiten. Dazu gibt es sogar einen institutionalisierten Runden Tisch. Das wissen alle, die sich auf dem Gebiet auskennen. Der Landespflegeausschuss, den es seit Einführung der Pflegeversicherung gibt, tagt vierteljährlich und wird sich auf seiner nächsten Sitzung in der nächsten Woche mit der Qualität in der Pflege befassen.

(Martina Gregersen GAL: Dann laden Sie uns doch einmal dazu ein!)

Auch die Frage eines Pflegenotstandes haben wir auf die Tagesordnung gesetzt.

Zurzeit wird der Eindruck erweckt, dass es einen Pflegenotstand gibt. Auch von Ihnen, Frau Brinkmann, ist wieder gesagt worden, dass in den Heimen Fachkräfte fehlen. Fragt man bei der Arbeitsagentur an, erfährt man, dass dort 266 offene Stellen gemeldet sind, denen 910 Altenpfleger und Altenpflegehelfer als Arbeit suchend gegenüberstehen. Auch der Anteil der Fachkräfte in den Heimen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Ich appelliere an Senioren- und Pflegeheime, die auf der Suche nach Fachkräften sind, dem Arbeitsamt freie Arbeitsplätze zu melden, damit arbeitslose Pflegekräfte dann auch wieder beschäftigt werden.

Also, meine Damen und Herren, so sehr ich die politische Opposition, in dem Fall die SPD, verstehen kann, wenn sie jede Chance sucht, ihr schwaches Profil beim Bürger zu schärfen, die Fakten sprechen hier eine andere Sprache. Altenpflege ist in Hamburg kontinuierlich verbessert worden und die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben es nicht verdient, dass Sie sich auf ihrem Rücken austoben.

(Beifall bei der CDU)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Kienscherf.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Schnieber-Jastram, was Sie uns hier mal wieder geboten haben, kann man unter dem Motto "weiter so, alles ist gut, alles war gut und alles wird auch weiterhin gut sein" zusammenfassen. Es ist nicht so gut, wie Sie es darstellen. Wir haben Probleme in der Stadt und die Menschen in dieser Stadt erwarten, dass wir uns dieser Probleme annehmen; das ist unsere Aufgabe.

(Beifall bei der SPD)

Wenn Sie sagen, wir müssten die politische Aufgeregtheit herausnehmen, dann frage ich mich, warum Sie heute Mittag ganz aufgeregt spontan Journalisten zu sich eingeladen haben, um ihnen zu erzählen, wie toll es um die Pflege in Hamburg bestellt sei. Im Ausschuss haben Sie sich jedenfalls dieser Thematik nie angenommen. Wenn Sie jetzt den Versuch unternehmen, sich aus der politischen Verantwortung zu stehlen,

(Bernd Reinert CDU: Was?)

Herr Reinert, wie Sie dies damals beim Thema vernachlässigte Kinder getan haben, wie Sie es beim Thema soziale Spaltung getan haben,

(Bernd Reinert CDU: Das glauben Sie doch selbst nicht!)

dann kann ich Ihnen nur sagen: Das lassen wir nicht zu. Die politische Verantwortung liegt bei Ihnen. Es liegt an den Rahmenbedingungen, dass das eine oder andere in der Pflege nicht hinhaut und nicht an den Menschen, die in den Pflegeheimen arbeiten. Wir lassen es nicht zu, dass Sie diese Menschen dafür haftbar machen.

(Beifall bei der SPD)

Deswegen waren die letzten sechs Jahre verlorene sechs Jahre für die Pflege in Hamburg. Sie haben die falschen Weichenstellungen gestellt, indem Sie pflegen und wohnen verkauft haben,

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

indem Sie sich aus der Objektförderung herausgezogen haben. Sie haben argumentiert wie im sozialen Wohnungsbau, wir brauchen das nicht mehr und die Folge ist, dass die meisten Bewohner von Pflegeheimen in 20 bis 30 Jahren transfereinkommenabhängig werden. Die Kosten - das haben uns die Experten gesagt - werden ansteigen. Wir Sozialdemokraten wollen das nicht, wir wollen weiterhin bezahlbare Pflege für alle.

(Beifall bei der SPD)

Wie ist es denn bei dem Dementenprogramm? Es sind 750 Plätze geschaffen worden, ein Programm von uns Sozialdemokraten. Es ist merkwürdig, wie man mit dem Thema Pflege und Glaubwürdigkeit in diesem Zusammenhang umgeht. Im Jahre 2005 haben Sie, Frau Senatorin, dargelegt, dass 750 Plätze völlig ausreichend seien, das hätte auch eine Studie belegt. Diese Studie, die Sie selber in Auftrag gegeben haben, kam im Jahre 2004 allerdings zum Ergebnis, dass sich die Zahl der Demenzkranken in den nächsten Jahren verdoppeln werde. Im Jahre 2005 kam die Hamburgische Pflegegesellschaft zum Ergebnis, dass wir zu wenig Dementenplätze haben und eine deutliche Aufstockung auf 1.100 brauchen. Und in diesem Jahr müssen wir im Sozialausschuss feststellen, dass gerade durch diese Plätze erreicht werden soll, dass die Menschen weniger Medikamente, mehr Lebensqualität erhalten, Sie aber bis heute keinen einzigen weiteren Platz geschaffen haben. Das ist doch der politische Skandal und dafür sind Sie verantwortlich.

(Beifall bei der SPD)

Natürlich gibt es einen Landespflegeausschuss, aber Sie müssen die Menschen, die dort mit Ihnen zusammenarbeiten, auch ernst nehmen. In der letzten Sitzung des Sozialausschusses, als es darum ging, das Landespflegerecht fortzuentwickeln, als es unter anderem um die Abschreibungsdauer von Altenheimen ging, die Sie auf

50 Jahre festgelegt haben, wurde uns dargestellt, dass in den letzten sechs Jahren mit ihnen nicht einmal ernsthaft darüber diskutiert worden ist und keine entsprechenden Daten vorgelegt worden sind. Dafür sind Sie verantwortlich und nicht die Mitarbeiter der Pflegeheime.

(Beifall bei der SPD)

Wie beim Thema Kinderarmut oder beim Thema soziale Spaltung gibt es auch hier ein Feld, um das man sich kümmern muss; Sie sind politisch dafür verantwortlich. Deswegen haben wir Sie in einem Antrag, der nicht populistisch war, gebeten, insbesondere die Qualität und Transparenz in Hamburg zu erhöhen, eine Zufriedenheitsbefragung unter den Bewohnern und ihren Angehörigen durchzuführen, die in Hamburg-Mitte und auch in Wandsbek bereits durchgeführt worden ist. Sie haben das abgelehnt und gesagt, es bringe nichts, Bewohner und Angehörige zu befragen. Aber auch eine von Ihnen in Auftrag gegebene Studie kommt zum Ergebnis, dass es sehr wohl wichtig ist, Bewohner und Angehörige mit einzubeziehen; das sagt auch der Medizinische Dienst. Das haben Sie nicht getan und Sie haben anderes unterlassen, Sie werden der politischen Verantwortung nicht gerecht. Wir Sozialdemokraten werden uns weiterhin für diese Menschen einsetzen. - Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort bekommt die Abgeordnete Koop.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Kienscherf, Sie haben gerade wieder ein Beispiel für Ihre selektive Wahrnehmung gegeben.

(Bernd Reinert CDU: Ja!)

Die Senatorin hat die Leistungen aufgezählt, Herr von Frankenberg hat die Leistungen aufgezählt, aber das existiert für Sie nicht. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie problembewusst die einzelnen Sozialbereiche abklopfen, das ist auch Ihre Aufgabe als Opposition,

(Dirk Kienscherf SPD: Ihre auch!)

aber nehmen Sie doch bitte auch die Leistungen zur Kenntnis. Nehmen Sie doch auch das zur Kenntnis, was sich nicht nur in der Altenpflege, sondern auch - Sie haben es angesprochen - im Kinder- und Jugendbereich zum Wohle verändert hat. Natürlich gibt es überall, wo Menschen mit Menschen umgehen, Bereiche, in denen das nicht läuft. Es gibt auch Menschen, die Berufe ergriffen haben, die sie lieber nicht hätten ergreifen sollen. - Herr Neumann, gucken Sie einmal selber in den Spiegel, dann werden Sie wissen, warum Sie nicht Bürgermeisterkandidat sind.

(Beifall bei der CDU und Zurufe von der SPD: Thema!)

Das ist der übliche Ablauf der Sozialdebatte. Altenpflege ist kein leichter Beruf und das müssen wir auch in der Gesellschaft zur Kenntnis nehmen. Ich bin nicht erst seit dieser Legislaturperiode im Parlament

(Michael Neumann SPD: Sie wirken aber so!)

und wir waren uns doch in vielen Bereichen im Sozialausschuss einig, dass sich in der Altenpflege eine ganze Menge getan hat. Warum sperren Sie sich dagegen, das zur Kenntnis zu nehmen? Ich weiß es natürlich. Sie wol

len sich damit profilieren, Sie wollen Wahlkampf machen. Das ist ja in Ordnung, das muss man als Opposition wohl auch. Wir könnten uns auf unseren Leistungen ausruhen, das tun wir aber nicht. Wir ruhen uns nicht aus, sondern machen weiter.

Bei jedem Problem hat sich Ihre stereotype Aussage "mehr Geld, mehr Personal, mehr Kontrolle" eingebürgert. Natürlich kann man überall mehr Geld und Personal gebrauchen, niemand wird sich dem verschließen, aber überlegen Sie bitte einmal, warum wir so wenige junge Leute davon überzeugen können, diesen Beruf als zukunftsträchtig anzusehen. Natürlich will man soziale Berufe ergreifen, man will auch Pflegeberufe ergreifen, aber man möchte im Grunde genommen Positives in diesem Bereich erleben. Das sind die Kinderpflegerinnen, das sind die Säuglingsschwestern, das sind Krankenpfleger. Es soll etwas Positives herauskommen, man will sehen, dass sich etwas verändert. Altenpflege hat eben einen negativen Ausgang, wenn man so will. Man weiß, dass man auf den Tod hinarbeitet. Dieses hat natürlich seine Begründung auch darin, wie wir in der Gesellschaft dem Altenbereich, dem Pflegebereich und auch dem Dementenbereich gegenüberstehen. Das hat in unserer Gesellschaft keinen Platz, wir grenzen es aus. Es muss uns gelingen, da eine andere Einstellung zu bekommen - es ist uns mühselig gelungen, die Familien wieder in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu holen -, die Alten müssen wieder zurück in unsere Gesellschaft. Ihr Kandidat hat das auch mitbekommen. Wir tun das, wir bemühen uns im Wohnungsbau, generationenübergreifendes Wohnen zu machen. - Wenn Sie noch etwas sagen wollen, Herr Kienscherf, melden Sie sich doch noch einmal.

(Beifall bei der CDU)

Dem großen Problem des Wundliegens geht etwas anderes voraus und das ist das seelische Wundsein. Wenn Sie einmal in einem Altenheim gewesen und dort von einer Station zur anderen gegangen sind, dann wissen Sie, wie einsam manche Menschen sein können. Ich finde es ausgesprochen gut, dass der Beruf des Pflegeassistenten eingeführt worden ist, der eher kommunikative Aufgaben übernehmen und das medizinische Personal entlasten kann.

Es ist eine große Aufgabe, die wir als Gesellschaft haben, die alten Leute wieder einzubeziehen. Ich möchte einmal wissen, wer von Ihnen sich regelmäßig und intensiv nicht nur um die eigenen alten Leute kümmert, sondern vielleicht Besuche in Altenheimen macht. Das ist ein wichtiger Punkt und da haben wir alle eine Aufgabe für die Zukunft zu erledigen. Ich denke, wir sind in Hamburg da ganz gut aufgestellt.

(Beifall bei der CDU)

Das Wort bekommt die Abgeordnete Gregersen.