Protokoll der Sitzung vom 18.06.2004

(Beifall bei der SPD – Karen Koop CDU: In Ihrer Wohnung habe ich gesagt!)

Frau Koop, es gibt doch keinen Widerspruch. Wenn wir in dieser Stadt wirklich feststellen, dass die Gesetze, die von der Bundesregierung beschlossen wurden, erfolgreich sind und dass in den Frauenhäusern Plätze vorhanden sind, die nicht genutzt werden, dann wären wir doch die Letzten, die sagen würden: Wir finanzieren ein Haus mit leeren Räumen, leeren Betten und beschäftigungslosen Sozialpädagogen. Aber Sie können doch in einer Situation, in der wir eine Auslastung von mehr als 100 Prozent haben, nicht sagen, dass Sie das nicht interessieren würde und die Frauenhäuser einfach zumachen, denn wenn Sie das Angebot verknappen, dann wird es schon eine geringere Nachfrage geben. Frau Ahrons wird Ihnen als Wirtschaftspolitikern etwas anderes erzählen.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Wir müssen uns bei diesen Diskussionen überlegen – ich habe versucht, dies in meinem letzten Satz deutlich zu machen –, worum es geht.

(Marcus Weinberg CDU: Versucht!)

Hier geht es nicht nur um Qualitätskennzahlen. Hier geht es nicht nur darum auszurechnen, was eine Jugendfreizeit, eine Kinderkur oder ein nicht besetzter Platz kostet, sondern der Maßstab unserer Politik – da stehen Sie auch mit dem "C" in Ihrem Parteinamen in der Pflicht – sind die Menschen in dieser Stadt, die Hilfe brauchen, und nicht die nackten Zahlen.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der GAL)

Deshalb bitte ich Sie, dass Sie einmal über das nachdenken, was Sie hier gesagt haben. Ich kann Ihnen nur positiv zurechnen, dass Sie es bisher nicht getan haben. Sollte es das sein, was sie wirklich denken und aus dem tiefsten Herzen Ihrer Überzeugung glauben, vertreten zu müssen,

(Jörg Hamann CDU: Sie wiederholen sich die ganze Zeit!)

wenn es genau diese Arroganz ist, die ich vorhin angesprochen habe, dass es Sie nicht interessiert und Sie sich mit dem konkreten Problem nicht beschäftigen wollen, weil es Ihnen nur um die nackten Zahlen geht, dann ist das Ideologie. Unsere Aufgabe im Parlament ist eine andere. Unsere Aufgabe – egal, ob wir Sozialdemokraten, Christdemokraten oder Grüne Alternative sind – ist es, eine gute Politik für die Menschen zu machen. Das steht im Mittelpunkt unserer Arbeit.

(Lang anhaltender Beifall bei der SPD und der GAL – Zurufe von der CDU)

Das Wort hat der Abgeordnete Reinert.

(Dr. Andreas Mattner CDU: Alles hohle Phrasen waren das!)

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Neumann, Sie haben eben sehr schön gesagt, Ihr Maßstab seien die Menschen.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Das sagt derselbe Mann wenige Minuten später, nachdem er sich in einer bodenlosen Weise im Ton vergriffen hat und dem Senat eine menschenverachtende Politik vorwirft.

(Beifall bei der CDU, der SPD und vereinzelt bei der GAL)

Herr Neumann, Ihre Stillosigkeiten haben damit einen weiteren Tiefpunkt erreicht.

(Beifall bei der CDU)

Lassen Sie uns auf das zurückkommen, was hier gesagt worden ist. Es ist richtig, dass es ab 2005 die vorhin angesprochenen Kinderkuren nicht mehr geben wird.

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Machen Sie sich mal stark in Ihrer Fraktion!)

Liebe Frau Dr. Hilgers! Was ist eigentlich sinnvoller?

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Ja, das frage ich mich auch!)

Die Kinder für sechs Wochen aus der Familie herauszuholen

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Sie haben keine Ah- nung!)

und in eine gesonderte Betreuung zu stecken, um sie dann hinterher in die gleichen problematischen Verhältnisse wieder zurückkommen zu lassen?

(Zurufe von Dr. Andrea Hilgers und Michael Neu- mann, beide SPD: Machen Sie mal Pause!)

Frau Präsidentin, soll ich einen Augenblick Pause machen, bis Frau Dr. Hilgers sich wieder beruhigt hat?

(Zurufe von der SPD – Petra Brinkmann SPD: Dann machen Sie es doch! – Glocke)

Meine Damen und Herren! Ich bitte um etwas Ruhe.

Wir halten es für sehr viel sinnvoller, die Verhältnisse in den Familien zu verbessern und mit den Familien

(Beifall bei der CDU)

und damit – wie es die Senatorin sagte – an den Ursachen zu arbeiten.

(Zurufe von der SPD – Dr. Monika Schaal SPD: Was tun Sie denn da? – Glocke)

Meine Damen und Herren! Das Wort hat Herr Reinert.

Letztlich noch zu Herrn Neumann und dem Thema Frauenhäuser.

(Petra Brinkmann SPD: Davon verstehen Sie auch viel!)

Lieber Herr Neumann, da haben Sie offensichtlich Frau Koop überhaupt nicht zugehört oder ihr Argument – ich formuliere es höflich – nicht aufgenommen. Frau Koop hat eindeutig gesagt, dass es besser sei, dass die Frau in der Wohnung bleibt und es eine Wegweisung des Ehemanns gibt. Das ist die frauenfreundlichere Lösung. Wenn wir in die Richtung arbeiten,

(Petra Brinkmann SPD: Sie sind weit von der Rea- lität entfernt!)

dann werden die Probleme eher gelöst werden, als mit dem Beibehalt aller oder durch die Schaffung weiterer Frauenhäuser. Wir führen in Hamburg eine Sozialpolitik mit Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein durch. Für Sie bedeutet dies allerdings, dass sich einiges ändert,

(Thomas Böwer SPD: Aha!)

was Ihnen offenbar nicht in den Kram passt.

Aber wenn wir die Menschen dahin bringen wollen, dass sie langfristig imstande sind, sich selbst zu helfen, dann muss diese Umsteuerung passieren, auch wenn Sie gegenwärtig an mancher Stelle schmerzt.

(Beifall bei der CDU – Michael Neumann SPD: Was einige Frauen schmerzt!)

Das Wort hat die Abgeordnete Goetsch.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich möchte drei Punkte ansprechen.

Punkt 1: Ich möchte auf die Senatorin antworten, die fälschlicherweise behauptet hat, dass wir ohne Begründung nicht in den Integrationsbeirat gegangen sind. Wir haben in einem ausführlichen Brief detailliert die Fakten genannt, warum wir nicht drin sind.

Punkt 2: Ich möchte auch noch einen Satz über die Kinderkuren verlieren, die einfach aus ideologischen Gründen wegfallen und die symbolisch für viele andere Punkte stehen.

(Petra Brinkmann SPD: Das stimmt!)