In Hamburg geben wir 8,1 Millionen Euro überwiegend für den Breitensport aus. Für die Jahre 2007 und 2008 sind es sogar 16,2 Millionen Euro. Zudem, Herr Kollege Schmidt - das habe ich bereits mehrmals ausgeführt -, bedingen sich Breitensport und Wettkampfsport einander. Ohne den Breitensport ist der Wettkampfsport nichts und ohne den Wettkampfsport fehlen auch die Vorbilder für den Breitensport. Das gehört seit Jahrzehnten zusammen, was auch jeder Sportpolitiker und derjenige, der etwas von Sport versteht, weiß. Und die Spitzensportveranstaltungen sind die flankierende Maßnahme. Also nochmals, mir würde es wesentlich besser gefallen, wenn wir zu einer sachlich orientierten sportpolitischen Debatte kommen und nicht versuchen, mit ideologischen und klassenkämpferischen Ausführungen das Thema zunichte zu machen.
- Herr Buss, Sie sollten sich zurückhalten. Sie sind mit Ihrem Sohn ein gern gesehener Gast auf dem Galoppderby in Hamburg-Horn.
Das Deutsche Galoppderby ist ein Spitzenereignis internationalen Ranges. Im Jahre 2006 haben 65.000 Zuschauer den Weg nach Hamburg-Horn gefunden und im Jahre 2007 waren es sage und schreibe 82.000 Zuschauer, Herr Buss mit seinem Sohn war einer davon.
Hamburg ist eine Stadt des Pferdesports und jetzt kommen wir vielleicht auf die Versachlichung des Themas. Wir haben nicht nur das Deutsche Dressur- und Springderby, sondern auch mehrere Trabrennveranstaltungen in Bahrenfeld und wir haben als flankierende Maßnahme die Ausstellung "Hansepferd".
Was besonders bemerkenswert ist - und das mag man gar nicht vermuten, außer derjenige, der aus dem Wahlkreis Bergedorf kommt und das größte Flächengebiet, nämlich die Vier- und Marschlande, vor der Haustür hat -, in Hamburg gibt es 70 Reit- und Fahrvereine mit 8.500 Reitsportlerinnen und Reitsportlern. Wir haben 50 Reithallen und 4.000 Pferde, die auf hamburgischem Gebiet zu Hause sind
Die Synergien von den Breiten- und Spitzensportveranstaltungen sind gesellschaftsübergreifend. So hat beispielsweise das Deutsche Galoppderby - das wissen viele, die Hamburg-Horn besuchen - familienfreundliche Eintrittspreise.
Ich komme jetzt zum Thema Finanzen. Es handelt sich hierbei um eine einmalige beziehungsweise vorsorgliche Bereitstellung von Finanzmitteln. Stellt man sich einmal das Argument vor, dass es - wie der Kollege Schmidt das propagiert hat - besser wäre, wenn das Geld ausschließlich in den Breitensport fließen würde, dann muss man zunächst grundsätzlich gegen den Verbleib des Deutschen Galoppderbys in Hamburg stimmen. Ich bin gespannt, ob die sozialdemokratische Fraktion gegen ein solches internationales Event, das schlicht und ergreifend zu Hamburg gehört, stimmt und damit deutlich macht, dass sie das Deutsche Galoppderby nicht mehr will, denn das ist die Schlussfolgerung des Redebeitrags des Kollegen Schmidt.
Die Summe deckt unter anderem die hohe und jährlich wiederkehrende finanzielle Belastung des Hamburger Rennclubs durch die wettkampfgerechte Herstellung des sanierungsbedürftigen Geläufs und weiterer Maßnahmen, wie beispielsweise die Herstellung der Tribünen und anderer Zuschauerbereiche. Das, Kollege Schmidt, haben Sie heute der Bürgerschaft vorenthalten.
Es handelt sich also um investive Dinge, ohne die, wenn sie nicht vorgenommen werden, die Veranstaltung einfach nicht durchführbar wäre. Eine Sanierung des Geläufs, der Tribünen und der Catering-Bereiche kommt aber erst nach oder durch die noch ausstehende Entscheidung über eine Kombibahn von Trab- und Galopprennbahn in Hamburg-Horn in Betracht. Erst dann fallen
diese hohen jährlichen Instandsetzungskosten für den Hamburger Rennclub weg. Das heißt, wenn wir in Hamburg-Horn die Doppelrennbahn erhalten, machen wir heute eine Zukunftsinvestition, weil wir über zwei Jahre lang das Deutsche Galoppderby in Hamburg sichern und in drei Jahren die Doppelrennbahn erhalten. Dann brauchen wir auch keine so hohen Betriebsdefizite mehr zu befürchten.
Ein zusätzliches und für mich sehr wichtiges Argument ist, dass eine neue Kombibahn zur Folge hat, dass ein weiteres, qualitativ hochwertiges Event organisiert werden kann. Das generiert wiederum Mehreinnamen und erhöht damit auch die Qualität des gesamten Deutschen Galoppderbys. Hieraus könnten wiederum höhere Einnahmen durch Spenden und Sponsoren folgen. Insofern ist der Zuschuss in den Pferderennsport und für die Stadt Hamburg wirklich eine gute Investition.
Für mich ist es grundsätzlich wichtig, das Deutsche Galoppderby in Hamburg zu halten, Herr Kollege Schmidt.
Der Breitensport - das habe ich bereits erwähnt - darf von Ihnen nicht ständig gegen den Spitzensport ausgespielt werden. Die Sportstadt Hamburg benötigt beides.
Wie hätten Sie denn, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, reagiert, wenn der Senat nicht so schnell gehandelt hätte und das Derby nun in einer anderen Stadt seine Heimstätte gefunden hätte? Der Ruf, Herr Kollege Buss, warum der Senat das international renommierte Deutsche Galoppderby in eine andere Stadt ziehen lässt, würde mir jetzt schon in den Ohren hallen. Das haben Sie in der Vergangenheit schon immer bewiesen. Wenn der Senat aus Ihrer Sicht nicht schnell genug reagiert hat, dann haben Sie sofort geschimpft, gemeckert, gemotzt und gemosert. Jetzt hat der Senat eine richtige zukunftsweisende Entscheidung gefällt.
Daher, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, wären Sie noch in der Regierungsverantwortung - und, gottlob, er möge das die nächsten zwanzig, dreißig oder vierzig Jahre für diese Stadt verhindern -, hätten Sie die Fehlbedarfsfinanzierung verweigert und das Galoppderby in eine andere Stadt ziehen lassen? Wenn ja, dann bekennen Sie sich heute eindeutig dazu und wenn nein, dann sollten Sie der Finanzierung und ebenso dem Petitum zustimmen. Diese Frage und diese Antwort sind Sie uns schuldig geblieben.
(Beifall bei der CDU - Manuel Sarrazin GAL: Sie haben auf das falsche Pferd gesetzt! - Gegenruf Thomas Böwer SPD: Vergaloppiert!) )
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist richtig, über das Vergaloppieren müssen wir jetzt noch ein bisschen reden.
Lieber Herr Kollege Dietrich, ich möchte an den 5. September dieses Jahres erinnern, als wir im Sportausschuss die Debatte zu dieser Drucksache geführt haben.
Seinerzeit haben Sie sich deutlich kritischer geäußert und selbst auch gewisse Bedenken gehegt. Ihnen war auch klar, dass es eine hohe Summe ist. Sie haben zwar erklärt, dass Sie diese Summe ausgeben wollen, aber sie war aus Ihrer Sicht zumindest ein bisschen kritikwürdig. Diese Summe sollte auf jeden Fall eine Ausnahme bleiben, was sie meiner Meinung nach nicht sein wird, weil ich davon überzeugt bin, dass diese Summe bestimmt auch ein zweites Mal gegeben wird.
Weiterhin haben Sie ausdrücklich noch einmal daran erinnert, dass die Senatorin aus Ihrer Sicht eine begrüßenswerte Aussage gemacht hätte,
nämlich, dass die Stadt keine Preisgelder finanzieren würde. Genau das ist nicht passiert. Das hat Herr Schmidt bereits sehr klar und deutlich ausgeführt und ich kann das nur unterstützen. Auf der einen Seite steigen seit drei Jahren regelmäßig die Preisgelder beim Deutschen Derby beziehungsweise bei der Rennwoche und auf der anderen Seite will man plötzlich Geld von der Stadt haben. Das muss man mir erst einmal erklären.
Dahinter steckt meiner Meinung nach, dass man nicht in der Lage war, rechtzeitig auf die ungefähr seit dem Jahre 2000 bestehenden Einnameausfälle aus den Totalisatoreinnahmen zu reagieren. Das betrifft nicht nur Hamburg, sondern auch andere Rennbahnen. Man hat es nicht geschafft, hiermit sinnvoll umzugehen und ein neues Konzept zu entwickeln. Die einzige Antwort ist, die Preisgelder zu erhöhen. Das können wir als Stadt nicht unterstützen.
Ganz abgesehen davon haben Sie in dieser Ausschusssitzung auch noch einige sehr kritische Fragen gestellt. Eine Frage war beispielsweise, ob - und wenn ja in welcher Höhe - in den vergangenen Jahren bereits Defizite bei der Ausrichtung des Deutschen Derbys aufgetreten seien. Hierauf hat Ihnen der Senat keine Antwort gegeben.
Das Erschreckende an der ganzen Debatte und Auseinandersetzung ist aus meiner Sicht gewesen, dass ich den Eindruck gewonnen habe, dass man nur auf das bloße Wort des Hamburger Rennclubs reagiert und nicht genau geprüft hat, was eigentlich die Hintergründe hierfür sind und sich aufgrund einer solchen Prüfung vielleicht auch andere Unterstützungsmöglichkeiten hätte überlegen können, die überhaupt nicht in Erwägung gezogen worden sind. Wir haben nachgefragt, warum der Senat nicht über Ausfallbürgschaften nachgedacht hat, worauf wir keine Antwort erhalten haben.
Man hätte bestimmte Investivmittel unterstützen können. Allerdings ist noch die Frage zu klären, was man unter Investivmittel versteht. Das ist beispielsweise die temporäre Geläufwiederherstellung, was ein wichtiges Thema ist und meinerseits der einzige Punkt wäre, der berechtigterweise aus der öffentlichen Hand zu finanzieren ist.
Das Zurverfügungstellen einer funktionsfähigen Infrastruktur für Sportstätten, auch für Profisportstätten, ist, glaube ich, ein Stück weit Konsens. Das tragen alle mit. Das war beim HSV so und ist bei St. Pauli nicht anders. Man hätte das Geläuf für die Übergangsphase hergestellt, bis die neue Bahn angelegt ist. Das wäre dann eine klare Abgrenzung gewesen. Sie aber werden darüber
Ich habe heute ein bisschen bei Google im Internet geblättert und bin auf interessante Äußerungen des Vorsitzenden des Hamburger Rennclubs im Vorfeld der Veranstaltung in diesem Jahr gestoßen. Er hat auf NDR 90,3 erfreut verkündet, dass es dieses Jahr zum ersten Mal gelingen würde, über 1 Million Euro Preisgeld nur für das Derby zu dotieren und die verbliebene 1 Million Euro von insgesamt 2 Millionen Euro Preisgeld verteile sich auf die anderen Rennen in der gesamten Woche. Das sei das höchste Preisgeld, was es je in einem einzigen Rennen auf einer deutschen Galopprennbahn gegeben habe.
Wenn man sich mit einer derartigen Aussage rühmt, kann man nicht allen Ernstes von der Stadt erwarten, noch entsprechend finanziert zu werden.
Das machen wir nicht mit und werden uns dem verweigern. Das macht aus unserer Sicht überhaupt keinen Sinn und schon gar nicht, wenn man eine Art Vorratsbeschluss und Freibrief für das nächste Jahr ausstellt und nicht von dem Veranstalter - genau wie bei anderen Zuwendungsempfängern auch - verlangt, dass sie sinnvolle Planungen vornehmen, die man sich genau anschaut.