Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Becker, tun wir doch einmal einen Moment so – sonst macht die Anfrage oder der Titel wirklich keinen Sinn –, als ob Hamburg den Zuschlag in der Bewerbung bekäme. Wenn das der Fall ist, stellt sich die Frage, welche Auswirkungen das für die Schwimminfrastruktur in Hamburg hat.
Erstens: Wenn ich das richtig gelesen habe, und Sie haben das eben noch einmal bestätigt, dann ist das, was Hamburg nachhaltig von diesem Schwimmereignis hat, für die Infrastruktur des Schwimmens ziemlich bescheiden. Sie haben das positiv gesehen, auch die CDU findet es heute ganz gut, dass wir mit aufblasbaren und wieder einklappbaren Becken arbeiten; das mag wohl so sein. Die 23,5 Millionen Euro, die Sie dafür investieren wollen, haben jedenfalls einen ganz geringen nachhaltigen Effekt auf das, was wir als Infrastruktur brauchen.
Zweitens: Es wird auch noch einmal deutlich, dass die Proportionen nicht stimmen. Es geht um 23,5 Millionen Euro für Hamburg und es geht um 150 000 Euro für den Bund. Diese Relation erschüttert mich. Ihnen ist bekannt, dass wir wegen dieser Disproportion und mangelnden Nachhaltigkeit diesem Projekt nicht zustimmen.
Drittens: Ich fand, vielleicht im Unterschied zu Ihnen, dass diese Anfrage und die Antwort eine ganze Menge an Informationen über die Infrastruktur zu Tage gebracht haben, an die ich sonst nicht herangekommen wäre. Insofern war es schon verdienstvoll, diese Anfrage zu machen.
Viertens: Wenn der Senat im Vorspann erklärt – Sie haben das eben noch einmal unterstrichen –, dass in Hamburg in erheblichem Umfang in Bäder investiert wird, dass eigentlich alles super und klasse sei, dass die Schwimmfähigkeit der Hamburger Schulkinder bereits über dem Niveau liege, das wir früher hatten, dann übertreffen Sie mit so viel Schönrednerei auf einem Haufen selbst Ihren Finanzsenator.
Das ist, ehrlich gesagt, ein starkes Stück, als wenn wir nicht schon über Wochen und Monate hinweg das Drama mit diesen überflüssigen Lehrschwimmbecken hätten. Ich nehme an, dass Herr Rabe auch etwas dazu sagen wird. Was das Niveau der Schwimmfähigkeit angeht, ist das nun wirklich kein Ruhmesblatt für diese Stadt. Ich kann nicht erkennen, – aber vielleicht ist das auch unser Problem –, dass sich durch die Schwimm-WM daran etwas ändert.
Abschließende Bemerkung: Sie rühmen Bäderland. Wir sind uns einig, dass Bäderland ein kommunales Unternehmen ist. Wenn ich mir die Preisstruktur ansehe und wie da faktisch ausgegrenzt wird, dann müssen wir – Herr Kruse hat es aufgeworfen – uns dringend Gedanken darüber machen, was eigentlich der Charakter solcher Unternehmen ist und
was ihr Beitrag für die Infrastruktur der Stadt sein kann. Ich bin jedenfalls, das sage ich ganz offen für die Fraktion, zum Teil ziemlich verwundert über die Geschäftspolitik. Herr Hesse, ein Letztes möchte ich Ihnen mit auf den Weg gebe: Wir haben 240 Beteiligungen, bei denen die Hansestadt Hamburg die Mehrheit besitzt. Wir haben einen Unterausschuss "Vermögen und Öffentliche Unternehmen", der so gut wie nichts unternimmt, um diese Unternehmen systematisch zu kontrollieren und ihre Geschäftspolitik einem kritischen Diskurs zu unterwerfen. Dafür sind Sie verantwortlich und nicht wir.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Zum einen freue ich mich über die breite Unterstützung aus Politik, Wirtschaft und Sportvereinen, die es ermöglicht hat, dass sich Hamburg zusammen mit dem DSV zur Schwimmweltmeisterschaft bewirbt. Die Entscheidung fällt, Herr Becker hat darauf hingewiesen und das ist auch wichtig, erst am 18. Juli dieses Jahres in Rom. Wir müssen noch die Daumen drücken, dass es wirklich klappt. Aber das hat natürlich keine Auswirkungen darauf, dass wir uns intensiv für das Schwimmen in Hamburg einsetzen, egal ob die Weltmeisterschaft kommt oder nicht. Auf der anderen Seite ist es unstrittig, dass die Ausrichtung von Großveranstaltungen ein wichtiges Element für die Positionierung von Hamburg als Sportstadt ist und nicht nur als Sportstadt, sondern von einer großen Weltmeisterschaft gehen natürlich viele wichtige werbende Bilder für Hamburg rund um die Welt und das ist auch wichtig.
Ich freue mich, Frau Timmermann, dass Sie genau wie ich davon überzeugt sind, dass dieses Hamburger Modell wirklich sehr gut ist und dass wir das noch weiter fortentwickeln müssen, weil es eine hervorragende Maßnahme ist, um große Sportereignisse mit dem Breitensport zu verknüpfen. Herr Bischoff, ich stimme Ihnen zu, dass natürlich noch
längst nicht alles – in Anführungsstrichen – superklasse ist. Wie könnte es das auch sein, dann bräuchten wir alle gar nicht zu arbeiten und uns darum zu bemühen.
Uns geht es mit dieser Bewerbung um einiges mehr. Deshalb haben wir natürlich die Planung nachhaltig und sehr stimmig in die Gesamtkonzeption der Sportstadt und auch der Schwimmstadt Hamburg eingebettet. Das kann man auch ganz schlicht begründen.
Hamburg hat gute Voraussetzungen. Immerhin wird in Hamburg regelmäßig in erheblichem Umfang in die Bäder investiert. Das Investitionsprogramm beträgt seit dem Jahr 1995 – lieber Herr Buss, das wissen Sie wahrscheinlich nicht – fast 200 Millionen Euro und das ist doch wirklich eine ganze Menge, das ist bis jetzt zu zwei Drittel umgesetzt worden.
Dazu kommen jährlich, das ist auch wichtig, 4 Millionen Euro für Unterhaltungsmaßnahmen. Dass wir zudem alle gerade gekämpft haben, uns geeinigt und einen Weg gefunden haben zur Erhaltung der Lehrschwimmbecken, wurde schon erwähnt.
Ich habe mich auch sehr über diese einstimmige Empfehlung des Sportausschusses gefreut. Liebe Frau Timmermann, auch wenn es im Moment aus Ihrer Wahrnehmung noch nicht so aussieht, aber ein weiterer Pluspunkt der Schwimmstadt Hamburg ist das Schulschwimmen. Durch die Übernahme des Hamburger Schulschwimmens durch Bäderland zum Schuljahr 2006/2007 ist die Situation der Schwimmausbildung der Hamburger Schülerinnen und Schüler nachhaltig verbessert worden und das ist nachweisbar.
Ich möchte Sie ein bisschen mitnehmen in die Debatte der Fachwissenschaftler, das ist leider notwendig, aber ich denke, auch Bürgerschaftsabgeordnete sind bereit, sich mit fachlichen Dingen auseinanderzusetzen.
Die Schwimmfähigkeit der Hamburger Schulkinder liegt nachweislich bereits jetzt über dem Niveau, das vor der Neuorganisation des Schulschwimmens erreicht wurde. Bevor ich darauf etwas detaillierter zurückkomme, möchte ich kurz erwähnen, dass natürlich auch die Leistungssportförderung dem Schwimmen zugutekommt und in Hamburg einen Schwerpunkt hat. Schwimmen gehört hier zu den Schwerpunktsportarten. Wir haben den Bundesstützpunkt mit der guten Infrastruktur im Olympiastützpunkt und wir bewerben uns – es ist
auch wichtig, dass man nicht nur von Leistungssportevents redet – auch für die Deutschen Masters Schwimmmeisterschaften 2010. Da haben wir den Zuschlag schon bekommen, wir werden sie ausrichten und wir haben uns für die Europameisterschaften der Masters im Wasserball beworben, weil es eben Breitensportveranstaltungen sind, die immer mehr Anhänger finden. Insofern ist das ein gutes Grundrauschen, wenn Sie so wollen, für das, was wir insbesondere in Bezug auf die Kinder zu tun gedenken und auch schon getan haben, denn die entscheidende Frage ist, woran man eigentlich Schwimmfähigkeit misst. Die gängige Gleichsetzung – ich fände es schön, wenn Sie das einmal gedanklich mit nachvollziehen würden – von Schwimmfähigkeit mit den Anforderungen des Jugendschwimmabzeichens Bronze wird in bundesweiten Fachdebatten zunehmend infrage gestellt.
Die Fachleute diskutieren daher derzeit intensiv über Alternativmodelle, die die Schwimmfähigkeit und Wassersicherheit stärken und besser messbar machen. Weil dringender Handlungsbedarf besteht – da sind wir uns quer durch alle Fraktionen einig –, haben wir wesentliche Erkenntnisse dieser Fachdiskussion bereits in das Schulschwimmkonzept integriert, das von Bäderland seit fast drei Jahren umgesetzt wird.
In Sachen Fähigkeitsbemessung befinden wir uns allerdings mit dem neuen Schwimmunterricht in einem Dilemma. Dadurch, dass er sich eben nicht allein auf die in Schwimmprüfungen abgeforderten Fertigkeiten beschränkt, sind die Kompetenzen der Kinder schwer messbar. Die vorliegenden Zahlen, dass 31 Prozent der Viertklässler und 16 Prozent der Sechstklässler kein Bronzeabzeichen haben, sagen also wenig über die tatsächliche Schwimmfähigkeit oder Wassersicherheit aus. Dass diese Kinder nicht schwimmen können, darf daraus schon gar nicht geschlossen werden, im Gegenteil. Die ersten Erfahrungen aus dem neuen Hamburger Schulschwimmen haben gezeigt, dass die Kinder, die nach diesem neuen Konzept unterrichtet wurden, über ein deutlich höheres Maß an Wassersicherheit verfügen als diejenigen, die Schwimmkurse besucht haben, in denen primär auf die Jugendschwimmabzeichen hintrainiert wurde.
Wir wollen in Hamburg jetzt und auch in Zukunft das Schwimmen aktiv weiterentwickeln. Daher sind vor vier Wochen auf Einladung der Behörde für Schule und Berufsbildung und der Bäderland Hamburg GmbH rund 90 Fachleute aus dem ganzen Bundesgebiet in Hamburg zusammengekommen, um Ansätze zur bundesweiten Neuorientierung des Anfängerschwimmens weiterzuentwickeln und zu einer allgemein gültigen Neubewertung von
Uns ist klar, dass ein besonderes Augenmerk darauf liegen muss, dass wirklich alle Hamburger Kinder schwimmen lernen. Die Integration von sozial benachteiligten Kindern ist dabei natürlich ein Schwerpunktthema, weil dort besondere Defizite in der Schwimmfähigkeit erkannt werden. Es muss also nicht allein Kids in die Clubs, sondern auch Kids in die Pools heißen.
Wir stellen uns sehr gerne und mit großer Überzeugung dieser Herausforderung, auch wenn es uns bewusst ist, dass das ein langer Weg sein wird. Aber es lohnt sich, schließlich geht es um die Hamburger Kinder. – Vielen Dank.
Ich soll eigentlich eine versöhnliche Rede halten, damit Frau Heyenn uns nicht wieder so böse ist, aber ich frage mich, Frau von Welck, warum trifft sich eigentlich der Senat immer dienstags in diesem wunderbaren Raum. Sie hätten Ihre Rede vorher mit Frau Goetsch abstimmen sollen, denn die Erkenntnisse des Schulausschusses zum Thema Schulschwimmen sind doch deutlich anders als das, was Sie eben referiert haben.
Alle Fraktionen sind der Meinung, dass die Schwimmfähigkeit der Hamburger Schülerinnen und Schüler beileibe nicht ausreicht. Selbst die CDU ist dieser Meinung und zwar deshalb, weil sie 2006 selbst Zielvorgaben formuliert hat, Sie haben das zitiert. Diese Zielvorgaben sehen vor, dass insgesamt 95 Prozent der Viertklässler das sogenannte Seepferdchen schaffen sollen und von diesen 95 Prozent wiederum 75 Prozent das Jugendschwimmabzeichen in Bronze. Stellen wir einmal bei aller Lobhudelei ganz nüchtern fest: Das kann man alles unter Rhetorik abtun, diese Zahlen werden bei Weitem nicht erreicht und das muss dringend besser werden.
Ich neige dazu, ab und zu Zahlen, Fakten und Argumente abzufragen. Die Kleinen Anfragen dazu haben relativ klar ergeben, dass die Schwimmfähigkeit der Kinder nach Klasse 4 bei 67 Prozent
liegt und – das muss man dazu noch sagen – sie verteilt sich höchst ungerecht über die Stadt. In Wellingsbüttel und Volksdorf gelingt es den Kindern teilweise zu 95 Prozent eines Jahrgangs, dieses Jugendschwimmabzeichen in Bronze zu schaffen. Am schlechtesten schwimmen kann man in Wilhelmsburg, aber auch in Billstedt, Horn und anderen Stadtteilen, die eher als benachteiligt gelten, wo manchmal die Hälfte der Kinder nach der vierten Klasse noch nicht schwimmen kann und das müssen wir erst einmal ändern.