Ich möchte den Senat an dieser Stelle aber gern an die folgenden Zeilen seines eigenen Arbeitsprogramms erinnern. Da heißt es, zum Profil der Sportstadt trügen die großen Veranstaltungen in den Traditionssportarten, zum Beispiel Pferdesport, Segeln und Tennis, wesentlich bei. Wir hoffen daher, dass der Senat den Segel-, Schwimmund Pferdesport nicht vernachlässigen wird und sich um das Überleben des Tennisturniers am Rotherbaum, das erst einmal bis zum Jahr 2013 dank Michael Stich gesichert ist, bemüht.
Enttäuschend ist übrigens die Empfehlung der Zukunftskommission zum Thema Olympiabewerbung. Bewerbungen um Spitzensport wie Olympische Spiele, Olympische Jugendspiele oder Universiaden sollen nach Meinung der Kommission in absehbarer Zeit ausgeschlossen werden. Dies wäre aus unserer Sicht eine falsche Entscheidung.
Eine Metropole wie Hamburg sollte es sich nicht nehmen lassen, auch einmal auf das ganz große Pferd zu setzen, um dann die Kräfte zu mobilisieren, die in den Jahren 2002 und 2003 den Sportgeist der Hamburger entfacht haben.
Nun warten wir ab, was der Senat aus dem Gutachten von Professor Wopp und der Dekadenstrategie macht. Wenn man allerdings den Worten des Ersten Bürgermeisters, Olaf Scholz, Glauben schenken sollte, der auf der Hamburger Soiree zum Thema Sport am Montag Abend im Hotel Vier Jahreszeiten zu den Plänen des Senats befragt wurde, dann steht die Erarbeitung des Sportentwicklungsplans noch völlig in den Sternen.
Hoffen wir, dass der Sportgeist noch eine Chance hat, in unserer Metropole Hamburg in den nächsten Jahren wieder aufzuleben.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wir debattieren den Bericht über die Diskussion mit Professor Wopp im Sportausschuss. Sie haben es alle in den Unterlagen, aber ich möchte Ihnen doch ans Herz legen, sich die PowerPoint-Präsentation dieses Sportentwicklungsplans noch einmal anzuschauen, weil dieser Sportentwicklungsplan, Herr Kleibauer, wie der Wohnungsbauentwicklungsplan in der Tat eine gute Grundlage sind, um in Hamburg vernünftig und parteiübergreifend Politik zu entwickeln. Das gilt sowohl für den Wohnungsbauentwicklungsplan als auch für den Sportentwicklungsplan.
Allerdings möchte ich doch noch einen anderen Akzent setzen als Sie, Frau Timmermann. Sie haben zu Recht darauf hingewiesen, dass einer der spannenden Punkte für den Sportentwicklungsplan das Gegeneinander vieler Akteure im Sport war. Gehen wir einmal davon aus, dass dies jetzt geklappt hat und bereinigt ist.
Sie finden in dem Chart, der überschrieben ist mit "Probleme", einen dritten Punkt, den ich Ihnen kurz vorlesen möchte:
"Hamburg ist eine polarisierte Stadt u.a. mit sozialer Ungleichheit und sozialräumlicher Segregation sowohl in der Gesellschaft als auch im Sport."
Das ist der Punkt, um den es geht. Herr Wopp hat in der Diskussion eingeräumt, dass ihm dieser Aspekt, dass Hamburg nicht nur eine reiche und eine sportliche, sondern auch eine tief sozial ge
spaltene Stadt ist, überhaupt erst nach Durchführung der Studie eingefallen ist. Bei der Konzeption hat dieser Aspekt zunächst einmal gar keine Rolle gespielt. Deswegen sagt er, es sei nicht möglich gewesen, die sich auch im Sport abbildende Spaltung der Stadt in Bevölkerungsbefragungen darzustellen. Ich will ihm oder den anderen Mitarbeitern das gar nicht vorhalten, aber dass soziale Spaltung, Segregation, unterschiedliche Beteiligungsmöglichkeiten und Chancen im Bericht keine Rolle spielen, markiert einen zentralen Defizitpunkt in dieser Untersuchung.
Herr Wopp sagte für sein Team, dass dieser Aspekt genauer untersucht werden müsse, weil er auch für andere Großstädte oder Metropolregionen wichtig sei, es aber viel zu wenig Erkenntnisse darüber gebe, was das im Detail bedeute. Das ist ein Defizit, das auch klar wurde ausgesprochen wurde. Es gibt aber auf der Ebene des Sportentwicklungsplans schon mindestens zwei Defizite.
Meine Damen und Herren! Ich habe den Eindruck, dass nicht alle ihre volle Aufmerksamkeit dem Redner widmen.
Dann überzeugen Sie mich doch bitte vom Gegenteil. Vielleicht können wir auch das Herumstehen ein bisschen reduzieren, das wäre wunderbar.
Die Schlussfolgerung ist, dass wir relativ wenig darüber wissen, was es für den Sport, für die sporträumliche Situation und die beteiligten Kinder bedeutet. Trotzdem hat sich Herr Wopp für sein Team dazu durchgerungen, das Projekt "Kids in die Clubs" als äußerst erfolgreich zu bezeichnen, um dessen Nachahmung sich viele andere Städte bemühen. Auch hier muss wieder eingeräumt werden, dass dies nicht richtig untersucht worden ist. Richtig untersucht werden konnte auch nicht, welche Effekte vom Bildungs- und Teilhabepaket, das gerade für diese Stadtteile von sehr großer Bedeutung ist, ausgehen werden. Ich will Sie nur darauf hinweisen, dass in diesem Sportentwicklungsplan mindestes ein großes Defizit erkennbar ist, und das wird von den Autoren auch nicht in Abrede gestellt.
Wir haben diskutiert – das lassen Sie mich wenigstens noch kurz umreißen –, wie dieses Team zu seiner ausdrücklichen Empfehlung kommt, wenn es eine tiefe soziale Spaltung konstatiert und nicht sagen kann, ob die bekannten Maßnahmen tatsächlich etwas auslösen. Welche Auswirkungen würde in dieser Situation eine Sportstättenbenutzungsgebühr haben? Es ist vorhin schon vorgetra
gen worden und bis hin zur CDU waren wir uns alle einig, dass dies in jedem Fall, Herr Schira, eher die Entwicklung der sozialen Spaltung und der Nichtteilhabe von bestimmten Gruppen befördern würde. Wir sind uns natürlich darüber im Klaren, dass gerade im Bereich der Sportstätten eine Unterfinanzierung herrscht. Das zentrale Motiv für dieses Team war zu sagen, liebe Leute, gebt euch einen Ruck, führt die Sportstättenbenutzungsgebühr ein und setzt die Erträge für die Sanierung der Sportstätten ein. Ich bleibe dabei und glaube, die anderen Fraktionen auch, dass das kein gangbarer Weg ist, aber wir haben hier ein spezifisches Problem und eine große Herausforderung.
Herr Neumann, da Sie sich noch einmal gemeldet haben, möchte ich darauf hinweisen, dass wir an anderer Stelle ausführlicher über die Dekadenstrategie diskutieren müssen; das Thema verkneife ich mir jetzt. Es ist für mich allerdings nicht so ohne weiteres erkennbar, ob Sie den eben von mir angesprochenen, wichtigen Teilbereich des Sportentwicklungsplans in der Dekadenstrategie richtig aufgegriffen haben. Es wird für Hamburg eine große Herausforderung bleiben, wie wir mit der sozialen Spaltung, den sozialräumlichen Unterschieden, den defizitären Sportanlagen umgehen und wie wir mit den begrenzten Mitteln einen vernünftigen Beitrag zur Integration und zur Teilhabe aller Kinder und Bevölkerungsteile an Sportaktivitäten in Hamburg leisten können. – Danke.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin der Bürgerschaft sehr dankbar dafür, dass sie das Thema Sportentwicklung heute zur Debatte angemeldet hat, und der Debattenverlauf zeigt, dass es eine große Bereitschaft zur Übereinstimmung gibt. Sport, vor allem aber die im Sport engagierten Menschen, haben es mehr als verdient, viel häufiger Thema in der Öffentlichkeit, aber auch hier im Parlament und damit in der parlamentarischen Öffentlichkeit zu sein. Das hat aus meiner Sicht sehr viel mit Wertschätzung, mit Respekt und Anerkennung für diese ehrenamtlichen Sportengagierten zu tun.
Wir sprechen in dieser Legislaturperiode über den Sport in Hamburg an dieser Stelle das erste Mal. Aber wir in der Politik – und da mache ich keinen Unterschied zwischen Bürgerschaft und Senat – sollten uns bewusst sein, dass die Politik im Sport nur ein Akteur unter vielen ist und dass der Sport
schon nach unserem Grundgesetz eine grundsätzliche Staatsferne für sich in Anspruch nimmt, eine Staatsferne, zu der wir uns alle bekennen sollten und müssen, die aber auch nicht dazu führen darf, dass der Sport nicht die Aufmerksamkeit, das Engagement durch die Politik erlebt, die er wahrlich verdient. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir in diesem Spannungsverhältnis von Staatsferne und Anerkennung, der Unterstützung des Sports das rechte Maß finden.
Sport ist dabei nicht das fünfte Rad am Wagen, ein Thema unter vielen, sondern Sport ist – das mögen Sie mir als Sportsenator nachsehen – aus meiner Sicht das zentrale Thema in unserer Stadt, denn es ist gerade der Sport, dem es gelingen kann, die zentrifugalen Kräfte in unserer Gesellschaft zu bündeln, und da ist genau das, was Sie, Herr Bischoff, angesprochen haben, eine wesentliche Dimension. Die Entscheidung des Ersten Bürgermeisters, die Querschnittsaufgabe Sport in meine Verantwortung zu geben, bedeutet auch, dass der Sport nicht mehr ungeliebter Wanderpokal zwischen verschiedenen Behörden ist, sondern dass er nun den Stellenwert im Senat bekommen hat, den er verdient. Er ist nicht mehr Wanderpokal, er ist ausgesprochen Trophäe.
Aber es ist mit Trophäen so, wie es auch im Leben und im Sport ist. Man muss sich für die Trophäen anstrengen, man muss sich bemühen, man muss Widerstände überwinden und immer wieder mit ganzer Kraft für sie kämpfen. Ich gebe offen zu, dass ich im März als Sportsenator sehr schnell gelernt habe, dass dieses Aufgabenfeld ein viel breiteres, ein viel intensiveres, aber auch ein viel wertvolleres ist, als manche vielleicht denken. In kaum einem anderen Bereich gibt es solche Chancen auf Gelingen von sozialer und gesellschaftlicher Integration. Nicht ohne Grund gibt es den Spruch: Auf dem Platz ist es wie im Leben. Was man auf dem Platz lernt, ist das, was im Leben weiterhilft. Es ist im Sport nicht die Frage, woher du kommst, wer du bist, wer deine Eltern sind, wie viel Geld sie verdienen oder welches Auto sie fahren, sondern es ist am Ende entscheidend, ob du in der Lage bist, das Tor zu schießen oder nicht.
Das heißt, die Bereitschaft sich anzustrengen, Leistung zu erbringen entscheidet über den Weg. Es entscheidet nicht die Herkunft, sondern es entscheidet der Wille, aber auch die Chancen, die einem gegeben werden müssen, über die Zukunft. Und deshalb ist Sport die zentrale soziale Integrationsinstanz unserer Gesellschaft.
Umgang mit der Niederlage, die Anstrengung und dann der mögliche Sieg fit werden für's Leben. Wir müssen gemeinsam begreifen, dass der Sport uns und unserer Gesellschaft hilft zusammenzubleiben, zusammenzukommen und, um Ihren Begriff aufzugreifen, zusammenwachsende Stadt zu werden und zu sein. Deswegen müssen wir begreifen, dass wir im Sport und vor allem mit den im Sport engagierten Menschen einen wahrlich unbezahlbaren Schatz haben, der aber auch endlich von der Politik, von der Bürgerschaft, vom Senat gehoben werden muss.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist bereits auf die Beratungen im Sportausschuss und die Untersuchung von Professor Wopp zur Lage des Sports in unserer Stadt Bezug genommen worden. Wenn ich die Abgeordneten bei ihren Zwiegesprächen störe, mögen sie das einfach ansprechen. Ich finde aber – Frau Präsidentin, mit Verlaub – es wäre angemessen, wenn wir uns schon darüber einig sind, dass der Sport eine Bedeutung für die Stadt hat, nicht ständig durch Zwischengespräche in der Form zu stören, wie das hier stattfindet.
Herr Senator, dann versuchen wir es noch einmal. Ich bitte alle, die nicht akute Rückenprobleme haben, ihre Plätze einzunehmen, ansonsten die Gespräche einzustellen oder hinauszugehen. – Vielen Dank.
Diese Debatte zu führen, hat etwas mit Wertschätzung zu tun. Wir haben verschiedene Zitate aus dem Gutachten von Herrn Wopp gehört. Das Schöne ist, dass jeder die Passage zitiert, die ihm gefällt, und auf mehr als zweihundert Seiten findet auch jeder eine ihm genehme Passage. Aber bezogen auf den Hamburger Sport hat er geschrieben – ich zitiere auszugsweise –:
"Es gibt ein Gegeneinander vieler Akteure im Sport." "Seine Schwäche besteht in der […] ungeklärten Zuständigkeit und in der problematischen Kommunikationsstruktur, die sich zwischen […] über die Jahre herausgebildet hat. Diese beruht […] auf persönlichen, intensiv gepflegten Animositäten."
Eine wahrlich wenig schmeichelhafte Feststellung, aber ich bin sicher, eine Feststellung, die Professor Wopp heute, nach dem Prozess der Dekadenstrategie, so nicht mehr treffen würde, denn es hat