Protokoll der Sitzung vom 29.03.2012

(Beifall bei Mehmet Yildiz DIE LINKE)

In Hamburg wird mittlerweile mehr als jede zweite Wohnung über Maklerinnen vermittelt.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Gibt es hier ei- gentlich Makler?)

Der Kollege Dressel hat eine Frage an Sie: Ist jemand von Ihnen im Maklerinnengeschäft tätig?

(Dr. Andreas Dressel SPD: Der möge sich jetzt outen!)

Der/die mögen sich outen möchte Herr Dressel. Niemand? Die sind wohl alle gerade draußen wegen Befangenheit.

(Jens Kerstan GAL: Nee, die bleiben sitzen!)

Herr Dressel, das heißt, dass Sie nichts dagegen haben, wenn wir einen Vorschlag unterbreiten, der dazu führt, dass wir in vielen Fällen Makler und Maklerinnen nicht mehr brauchen, denn sie gehören nicht zu der schutzbedürftigen Klientel. Aber ich glaube trotzdem, dass Maklerinnen und Makler noch Arbeit haben werden, weil es immer noch genug hochpreisige Wohnungen geben wird.

Wir wollen, dass Menschen mit wenig Einkommen eine Chance am Wohnungsmarkt haben, dass dieser Markt sozialer und transparenter wird, sodass man nachvollziehen kann, wo man noch eine Chance hat, eine Wohnung zu bekommen. Wir wollen auch auf den Erfahrungen anderer Städte aufbauen, die nicht so groß sind wie Hamburg, aber mindestens so groß wie unsere Bezirke. Es geht uns um eine kommunale Wohnungsagentur auf Bezirksebene. Duisburg ist beispielhaft zu nennen, Duisburg und hat jetzt auch wieder einen SPD-Bürgermeister, der hilft Ihnen dann weiter.

(Dirk Kienscherf SPD: Duisburg, wissen Sie, wie es in Duisburg ist? Die reißen Häuser ab!)

Herr Kienscherf, gucken Sie mich an?

(Dirk Kienscherf SPD: Ja!)

Es gibt noch andere Sozialdemokratinnen und -demokraten, die so etwas sehr gut finden.

Herr Lohmann sprach mich gestern an, ob dieser Antrag überhaupt noch notwendig sei. Wir haben

am Dienstag im Stadtentwicklungsausschuss gemeinsam beschlossen, dass Hamburg mit einer Bundesratsinitiative tätig werden soll, um das Gesetz der Wohnungsvermittlung insoweit zu ändern, dass die Maklergebühr entweder nur noch vom Vermieter bezahlt wird oder zu 50 Prozent von den Mieterinnen und den Vermieterinnen. Da wir nicht wissen, ob Sie erfolgreich sein werden, und weil gerade auch Frau Blankau große Bedenken hat, auf Bundesebene aktiv zu werden, schlagen wir Ihnen einen Weg vor, den Sie in Hamburg umsetzen können. Hier können Sie nicht auf CDU und FDP verweisen, sondern könnten etwas für viele Mieterinnen und Mieter tun.

(Beifall bei der LINKEN)

Herr Lohmann hat das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Frau Sudmann, ich bin kein Makler und weit davon entfernt, jemals damit etwas zu tun haben zu wollen.

(Heike Sudmann DIE LINKE: Herr Dressel wollte das wissen! – Roland Heintze CDU: Was sind Sie denn?)

Nach der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses hatte ich gedacht, dass dieser Antrag überflüssig ist. In dem Petitum "Besserer Schutz für Hamburgs Mieterinnen und Mieter" wurde die Initiative auf den Weg gebracht, die Maklerkosten nach dem Bestellerprinzip zu erheben oder zumindest zur Hälfte zwischen Mieter und Vermieter aufzuteilen. Lassen Sie uns alle daran arbeiten, dass die Initiative erfolgreich wird.

(Beifall bei der SPD)

Aber nun zu Ihrem Antrag "Bürger/-innen entlasten: Kommunale Wohnungsvermittlung statt Gewinne für Makler/-innen".

(Olaf Ohlsen CDU: Just for show!)

Im Petitum sprechen Sie eine Untersuchung von "Immobilienscout 24" aus dem Jahre 2011 an. Laut dieser Untersuchung soll mehr als jede zweite Wohnung in Hamburg über einen Makler vermittelt worden sein. Das glaube ich nicht, wahrscheinlich haben sie nur diejenigen Wohnungsangebote ausgewertet, die über das Portal angeboten worden sind. Denn wenn man die circa 130 000 Wohnungen der SAGA GWG und knapp 140 000 Wohnungen der Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften gegenüberstellt, vermitteln diese ihre Wohnungen in der Regel über ihre Geschäftsstellen und nicht über Makler.

(Beifall bei der SPD)

Sie sprechen im Petitum das Duisburger Modell an, das aber leider auf Hamburg so nicht übertrag

(Heike Sudmann)

bar ist. In Duisburg gibt es 6 bis 7 Prozent Leerstandsquote, und das stellt die Duisburger vor ganz andere Herausforderungen. Übrigens existiert dieses Modell seit 30 Jahren mit wechselnden Regierungen. Dort kümmern sich 1,5 Stellen um die Wohnungsvermittlung und vermitteln pro Jahr etwa 1500 Wohnungen bei circa 200 000 Mietwohnungen, die dort im Angebot sind. Ob das eine volle Auslastung der Stellen bedeutet, vermag ich nicht zu beurteilen, aber die Kosten von über 100 000 Euro erscheinen mir doch sehr hoch für das erzielte Ergebnis. Außerdem wäre es interessant gewesen, wenn Sie gesagt hätten, wo das Geld für die Stellen herkommen soll. Wo sollen wir es an anderer Stelle einsparen? Diese Antwort sind Sie uns schuldig geblieben.

(Beifall bei der SPD – Hans-Detlef Roock CDU: Richtig!)

Und was stimmt Sie von der LINKEN eigentlich so optimistisch, dass die Vermieter diese staatlichen Wohnungsvermittlungen nutzen werden, wo es doch leider bei der heutigen Wohnungsmarktlage für die Vermieter äußerst bequem ist, einen Makler zu beauftragen?

Zudem unterstützt der Senat Wohnungssuchende schon jetzt auf vielfältige Weise. Die Kooperationsverträge mit SAGA GWG sowie zehn Wohnungsbaugenossenschaften verbessern die Integration von vordringlich Wohnungssuchenden und insbesondere von Wohnungslosen in Wohnraum. Es stehen zielgerichtete Förderinstrumente zur Verbesserung der Wohnraumversorgung der verschiedenen Zielgruppen zur Verfügung, zum Beispiel das Förderprogramm zum Ankauf von Belegungsbindungen für Menschen mit besonderen Zugangsschwierigkeiten zum Wohnungsmarkt, der Förderweg für Haushalte mit geringem Einkommen sowie für Menschen mit mittlerem Einkommen. Die Wohnungsämter der Bezirksämter stellen Wohnberechtigungsscheine für den Bezug von öffentlich gefördertem Wohnraum aus und vermitteln zum Teil auch direkt in diesen Wohnraum.

(Heike Sudmann DIE LINKE: Mit welcher Quote denn?)

Vor diesem Hintergrund ist die Einrichtung einer neuen Stelle zur Wohnraumvermittlung in der öffentlichen Verwaltung weder notwendig noch fachlich sinnvoll.

(Beifall bei der SPD)

Deswegen wird die SPD-Bürgerschaftsfraktion Ihren Antrag ablehnen.

(Heike Sudmann DIE LINKE: Das ist aber schade!)

Das beste Instrument gegen Maklergebühren ist immer noch der Wohnungsbau. Über 6800 Baugenehmigungen im Jahr 2011 sind ein Erfolg dieses

Senats, und wir gehen diesen anstrengenden Weg weiter.

(Beifall bei der SPD)

Erlauben Sie mir zum Schluss, wenn wir bei dem Thema Wohnungsbau sind, noch eine kleine Zwischenbemerkung. Mit Erstaunen habe ich am Montag in der Presse verfolgt, was am Wochenende bei der CDU entstanden ist.

(Hans-Detlef Roock CDU: Nicht am Wo- chenende, das hat Monate gedauert!)

Monate hat das gedauert?

Zahn Jahre in der Regierung sein, die Hamburger Wohnungsbaupolitik verschlafen und dann nach einem Jahr die Forderung aufstellen, dass in Hamburg 8000 bis 10 000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden sollen, das nenne ich eine mutige Aussage. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort hat Herr Roock.

(Jan Quast SPD: So, nun erzählen Sie mal, was Sie da in zehn Jahren ausgebrütet ha- ben!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Lohmann, ich fange gleich mit Ihnen an. Sie machen hier dicke Backen, aber den Beweis, dass das bei Ihnen funktioniert, müssen Sie erst noch antreten, und dann sprechen wir uns wieder.

(Beifall bei der CDU)

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der LINKEN, es wird Sie sicherlich nicht überraschen, dass wir Ihre Forderung nach einer kommunalen Wohnungsvermittlung ablehnen,