Dass eine Pressemitteilung nicht die Information der Bürgerschaft ersetzt, ist schon von einigen Kollegen angesprochen worden. Das geschieht auch dann nicht, wenn sie im Protokoll dieser Sitzung in Ihrem Redetext auftaucht, Herr Kühn. Das ersetzt keine Information. Ich finde Ihre Aussage etwas merkwürdig, der dritte Punkt sei gar nicht so blöd und darüber könnten wir einmal reden. Wie sollen wir darüber reden, wenn wir diesen dritten Punkt nicht an den Ausschuss überweisen? Das ist doch sehr merkwürdig.
Wer einer Überweisung der Drucksache 20/8200 an den Wissenschaftsausschuss zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist das Überweisungsbegehren abgelehnt.
Wer dem Antrag seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Der Antrag ist mit Mehrheit abgelehnt.
Wir kommen zum Punkt 13, Drucksache 20/8156, Senatsmitteilung: Welterbe-Bewerbung Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus.
[Senatsmitteilung: Welterbe-Bewerbung Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus – Drs 20/8156 –]
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Senat hat mit der Nominierung des Ensembles Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus für die Eintragung in die Liste des Erbes der Welt einen wichtigen Schritt getan und deutlich gemacht, dass wir uns in Hamburg auch auf unser modernes architektonisches Erbe besinnen.
Der Weg zu einer ersten anerkannten Kulturerbestätte von Weltrang für Hamburg ist lang. Wir wissen um den Gehalt der Kriterien, die Konkurrenz und die gestiegenen Anforderungen der UNESCO. Dennoch können wir optimistisch sein, da wir in Hamburg eine Reihe von Vorleistungen erbracht haben. Erlauben Sie mir an dieser Stelle dazu drei grundlegende Feststellungen. Erstens möchte ich hervorheben, dass die Vorgängersenate eine Reihe wichtiger Vorüberlegungen und Weichenstellungen vorgenommen haben. Es gilt auch weiterhin, die weitgehende Einigkeit über die Bewerbung immer wieder in den Vordergrund zu stellen. Zweitens möchte ich festhalten, dass wir ohne das entschiedene bürgerschaftliche Engagement nicht so weit wären, wie wir sind. Ohne die Nutzer und Eigentümer des Ensembles, ohne ihre wiederholte Zustimmung zu dem Verfahren und die bisherige Praxis denkmalgerechter Nutzung und Pflege und die lebendige Vielfalt wäre kein Erfolg denkbar; ich komme hierauf gleich noch einmal zurück. Drittens gilt es, über den Kreis der Politik, der Nutzer und der schon interessierten Fachöffentlichkeit hinaus die Hamburgerinnen und Hamburger für das Ziel einer Eintragung in die Liste des Erbes der Welt zu begeistern.
Das sollte gelingen, denn eine erfolgreiche Nominierung hat eine ganze Reihe von Vorzügen, unbestreitbar auch ökonomische Vorzüge, die sich aus der zunehmenden Bedeutung für den Tourismus und den Imagegewinn der ganzen Stadt ergeben und damit auch unseren Kulturinstitutionen zugutekommen. Mit der Anerkennung als Weltkulturerbe steigt die Identifikation der Hamburgerinnen und Hamburger mit den ihnen schon vertrauten Denkmälern, die Zeugnisse unserer Baugeschichte und eines stetigen Wandels in unserer Stadt sind. Der für den Welterbetitel zu dokumentierende außergewöhnliche universelle Wert, hier von Kontorhaus
viertel und Speicherstadt, erschließt sich für uns sofort. Die Speicherstadt ist das bis heute größte zusammenhängende einheitlich geprägte Speicherensemble der Welt. Das in den 1920er und 1930er Jahren entstandene Kontorhausviertel darf als das erste reine Büroviertel auf dem europäischen Kontinent bezeichnet werden. Es wird geprägt von dem 1922 bis 1924 von Fritz Höger errichteten Chilehaus, das heute als Ikone des deutschen Backsteinexpressionismus gilt.
Aber die Quartiere stehen auch in ihrer überragenden Bedeutung nicht allein. Die beiden Quartiere, die sich mit ihren je eigenen Funktionen ergänzen, als ein Ensemble zu betrachten, ist kein Kunstgriff, sondern Ausdruck einer Betrachtungsweise, die dem Wandel moderner Architektur gerecht wird, denn die sich funktional ergänzenden Quartiere dokumentieren in einzigartiger Weise einen Prozess, den wir heute als Citybildung bezeichnen. Auch diese Erweiterung verdanken wir dem Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, genauer der Initiative "UNESCO Modernes Erbe Hamburg". Auch ihnen gilt unser Dank.
Es ist wohl eine Ironie der Geschichte, dass der häufig zitierte Ausspruch Alfred Lichtwarks von der Freien und Abrissstadt Hamburg sich ausgerechnet auf die Planungen für die Speicherstadt bezog. Auch vor diesem Hintergrund würde ich mich sehr darüber freuen, wenn wir bei der Frage Weltkulturerbe an einem Strang ziehen und ein klares Bekenntnis zu unserem historischen Erbe liefern würden.
Lassen Sie uns die Bewerbung zu einem Projekt der ganzen Stadt machen. Ich denke, das erwarten die Hamburgerinnen und Hamburger von uns. Sie sind zu Recht stolz auf dieses Ensemble. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Liebe Kollegin VértesSchütter, ich möchte nicht alles wiederholen, was Sie gerade gesagt haben, sondern mich Ihren Worten anschließen. Die CDU-Fraktion legt ihr Vertrauen in die Hände der Senatorin,
dass die von ihr gut vorbereitete Weltkulturerbeanmeldung auch in einer Weise umgesetzt wird, dass sie uns nicht in einigen Teilen vielleicht irgendwann einmal auf die Füße fällt,
wie das zum Beispiel in Dresden oder Köln der Fall war. Wir haben diese Dinge gesehen. Insofern unterstützen wir nach wie vor das von uns gut vorbereitete Projekt.
Im Sinne dessen, was Sie gesagt haben, Frau Vértes-Schütter, sollte man auch darüber nachdenken, wie ein solches Projekt nach innen wirkt. Nach außen hin ist es eine Touristenattraktion, das haben Sie ausgeführt. Es ist aber auch Teil unserer Kultur. Es sind Dinge, die wir unseren Kindern stadtgeschichtlich mitgeben müssen. Wir müssen darüber reden, was dort vorher war, wie das verschwand und was stattdessen dort erbaut wurde. Sie haben angesprochen, was Lichtwark gesagt hat. Warum sind die Menschen dort vertrieben worden, wohin sind sie vertrieben worden, welche Folgen hatte das? Eine ist zum Beispiel die UBahn, die gebaut werden musste, damit die Menschen, Kollege Münster, wieder zum Hafen kamen, wo sie gearbeitet haben. Vorher hatten sie direkt dort gewohnt, allerdings unter erbärmlichen Umständen. Wenn man all das in Betracht zieht, dann macht es auch wieder Sinn, über unsere Anregungen eines Deutschen Hafenmuseums nachzudenken. Es könnte Flaggschiff einer Reihe von stadthistorischen und auch deutschlandhistorischen Museen sein. Man könnte das Museum der Arbeit dort integrieren und gleichzeitig in seinem jetzigen Gebäude ein Museum einrichten, das sich mit der Entwicklung der Stadt über die Jahrzehnte befasst.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Man kann natürlich noch nicht sagen, es ist vollbracht. Aber was lange währt, wird hoffentlich gut. Selbstverständlich, Frau Vértes-Schütter, ziehen wir an einem Strang. Es wäre doch verrückt, wenn man das für das Weltkulturerbe nicht täte. Sie hatten schon gesagt, dass eine ganze Reihe von Senaten an der Vorbereitung beteiligt waren. Für mich war es interessant, das noch einmal nachzuvollziehen. Der Senat hatte 1997 begonnen, indem er die Aufnahme des Chilehauses in die deutsche Tentativliste der KMK beantragte. 2005 wurde die Bewerbung um das Kontorhausviertel erweitert. 2008 gab Frau von Welck das Gutachten in Auftrag. 2010 beauftragte der Senat die Kulturbehörde, die Anmeldeunterlagen zu erarbeiten. 2013 beauftragte der Senat die Kulturbehörde, die Antragsunterlagen bei
der UNESCO einzureichen und so weiter und so fort. Das ist ein extrem langer Vorlauf, der hoffentlich zu einer Nominierung führt. Ich glaube auch, dass es für Hamburg auf internationaler Ebene sehr interessant wäre, Weltkulturerbe zu sein. Das würde natürlich Besucher und Touristen anziehen, aber ich möchte noch einen weiteren Aspekt nennen. Das Bewusstsein für das kulturelle Erbe, für die einzelnen historischen Bauten unserer Stadt, die großartigen Denkmäler würde auch für die Hamburgerinnen und Hamburger selbst wichtig sein und vielleicht das Bewusstsein für den Denkmalschutz noch weiter verbessern. Unterm Strich also begrüßt unsere Fraktion die Bewerbung, und wir hoffen, dass sie einen guten Weg nehmen wird. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wird Sie nicht überraschen, dass auch die FDP-Fraktion mit am selben Strang zieht. Wir begrüßen das Verfahren für die Aufnahme von Speicherstadt und Kontorhausviertel in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Wir finden es gut, dass das endlich Fahrt aufgenommen hat. Auch wenn wir noch nicht ganz am Ende der Reise sind, dann kann man doch ziemlich sicher davon ausgehen, dass es ein positives Ende finden wird. Wir gehen also gemeinsam davon aus und freuen uns darauf, dass Speicherstadt und Kontorhausviertel in absehbarer Zeit zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen werden.
Das Chilehaus ist bereits 1998 erstmals in der Liste der Objekte aufgetaucht, die für eine Anmeldung vorgesehen waren. Das war ein Beschluss der Kultusministerkonferenz. Dass sich das Verfahren dann noch insgesamt fast 17 Jahre hinziehen würde, war allerdings schon bald absehbar. Wir alle wissen, dass dieses Verfahren hochgradig komplex ist, und wir wünschen uns und hoffen, dass der eingeschlagene Weg nun schnell zu einem Erfolg führen wird. Dass die hundertjährige Speicherstadt und das Chilehaus mit dem Kontorhausviertel besondere Zeichen der Stadtentwicklungsgeschichte sind, ist schon in einigen Beiträgen angesprochen worden. Ich will all das Richtige, was schon gesagt wurde, nicht wiederholen.
Ich möchte allerdings noch auf einen Aspekt eingehen, der mir besonders am Herzen liegt. Uns allen ist doch klar, dass die Aufnahme von Speicherstadt und Kontorhausviertel in die Liste des Weltkulturerbes tourismuspolitisch für Hamburg durchaus von Bedeutung sein wird. Deshalb ist es notwendig, dass wir uns rechtzeitig entsprechende Konzepte ausdenken und entwickeln, damit eine
angemessene Vermarktung des zukünftigen Weltkulturerbestatus sichergestellt werden kann. Wir wissen auch, dass wir mit diesem Status in Europa und in Deutschland nicht allein dastehen. Die Liste umfasst inzwischen 962 Kultur- und Naturstätten in 157 Ländern. Die Objekte sind denkbar unterschiedlich, und jedes dieser Objekte muss demnach auch speziell vermarktet werden. Deswegen finden wir es sinnvoll, bereits heute Überlegungen anzustellen, mit welchen Maßnahmen die Freie und Hansestadt Hamburg sich in das Konzert der Weltkulturerbestätten einreihen wird. Frau Kisseler hat in der Senatsmitteilung bereits die Schaffung eines durchaus notwendigen Weltkulturerbe-Informationszentrums angekündigt. Ich gehe aber davon aus, dass das allein noch nicht das Vermarktungskonzept ist. Ich denke, dass wir uns im Verlauf der Ausschussberatung insbesondere mit diesem Thema noch intensiver befassen werden und freue mich darauf. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich bin ebenfalls ein großer Unterstützer der Bewerbung für das Weltkulturerbe und meine Fraktion mit mir.
Ich will nicht noch einmal alles ausführen, was schon dargestellt worden ist, sondern nur drei Aussagen machen. Ich denke, wir sind uns darüber einig, dass Hamburg mehr für seine Geschichte und seine Bausubstanz machen muss. Dementsprechend ist es ein guter Schritt, sich dort einzugliedern. Frau Vértes-Schütter hat mir die schöne Geschichte von der Freien und Abrissstadt Hamburg vorweggenommen. Deswegen will ich das nicht wiederholen.