Der Präses der Hamburger Handelskammer, Fritz Horst Melsheimer, forderte bei der "Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg" am 31. Dezember 2013 den Ersten Bürgermeister Olaf Scholz mit den Worten auf:
Anlass war die von der Handelskammer in Auftrag gegebene Emnid-Umfrage, ob sich Hamburg für Olympia 2024 bewerben soll, bei der 59 Prozent der Hamburger dafür und 37 Prozent dagegen
stimmten. Die "Bild"-Zeitung titelte das Thema am 9. Januar mit den fast schon fatalistischen Worten:
Die Olympiainvestitionen würden nicht unter einer Milliarde Euro bleiben, schrieb die "Bild"-Zeitung. Das berücksichtige noch nicht einmal die städtischen Investitionen, die mit einer Bewerbung verbunden sind. Man kann auch den Teufel an die Wand malen.
Hier kommen Sie, liebe Kollegen von der LINKEN, ins Spiel. Sie haben sich mit Ihrem Gegenantrag "NOlympia" wirklich Mühe gegeben. In der Tat, die 2,3 Millionen Euro für die gescheiterte Bewerbung für die Universiade und die knapp eine Million Euro für die gescheiterte Bewerbung für die SchwimmWM sind sehr bitter und kein Ruhmesblatt für die Sportstadt Hamburg. Ihre Negativliste der sinnlosen beziehungsweise schädlichen Beispiele für Austragungen von Olympia in der Vergangenheit spiegeln allerdings ein falsches Bild wider.
In den Siebzigern gab es kaum Sponsoren und auch nicht mehrere Bewerber für eine Olympiade. Es machte der alleinige Bewerber, man könnte sagen, egal wie. In London war das Vorgehen ein sehr spezielles, bei dem auf nichtstädtischem Boden geplant wurde. Als London den Zuschlag für Olympia erhielt, wurden die Preise für die Grundstücke ins Unermessliche angehoben. Verschweigen Sie doch nicht die Positivbeispiele wie Barcelona, dessen Infrastruktur immer noch von der Olympiade 1992 lebt.
Dass Sie nun auf einmal Ihr Herz für ein Kostenbewusstsein entdeckt haben, ist vollkommen unglaubwürdig.
Mit Ihrer Grundskepsis gegen alle Arten von Großprojekten würde die Metropole Hamburg unter Ihrer Ägide eher heute als morgen zum Provinznest degenerieren.
Wie fanden Sie denn die Haltung der LINKEN zum Großprojekt Elbphilharmonie, die immer auf die extremen Kosten hingewiesen hat? Auch verlogen?
Nein, man kann gern auf Kosten hinweisen, und man muss sie auch wirklich streng kontrollieren. Dazu ist das Parlament da, aber man kann sich nicht grundsätzlich gegen Großprojekte aussprechen.
Eines ist aber wahr: Die olympische Idee hat mit der am Volksentscheid gescheiterten Bewerbung in München und damit auch in Deutschland einen herben Rückschlag erfahren. Hinzu kommt die wachsende Sensibilität der Bürger gegenüber Veränderungen im eigenen Umfeld. Die Investitionen, die ein Land aufbringen muss, um als ernsthafter Bewerber für internationale Sportgroßveranstaltungen aufzutreten, scheinen überdimensional zu sein und schrecken viele Bürger bei dem Wort "Olympische Spiele" ab, zumindest wenn es darum geht, dass Olympia vor der eigenen Haustür stattfinden beziehungsweise vom eigenen Geldbeutel finanziert werden soll. Diese Skrupel mögen zum Teil ihre Berechtigung haben, aber sie führen lang fristig dazu, dass Länder, Städte und Gemeinden zunehmend kleine Brötchen backen, dass ein Land wie unsere Bundesrepublik sich bald nichts mehr traut außer natürlich eine unsägliche Rentenreform oder ein unausgegorenes EEG
das bekommen die noch hin –, dass es bald kaum noch nennenswerte Wegmarken gibt, weil einem das Ziel vor Augen fehlt.
"Think big" war das Credo der Hamburger Handelskammer vor gut drei Jahren, als der frühere Präses und jetzige Wirtschaftssenator Frank Horch 2009 den vielzitierten Satz vortrug:
gestellt. Die jüngst veröffentlichte Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts vom Januar zum Thema Olympische Spiele in Hamburg attestiert Hamburg Stärken im Handel, in der maritimen Logistik sowie in der Kreativwirtschaft. Das Fazit war, dass eine Ausrichtung Olympischer Spiele Hamburg weltweite Aufmerksamkeit geben und als Standort für Unternehmen und Fachkräfte attraktiv machen würde. Andernfalls, so die Studie, würde ein allmählicher Bedeutungsverlust unserer Stadt drohen.
Meine Damen und Herren! Eine Bewerbung Hamburgs für Olympia muss zwei Dinge auf jeden Fall beherzigen. Die Primärimpulse der Bewerbung müssen sich mit den Stadtentwicklungszielen decken. Nur hierüber könnten die finanziellen Risiken einer Bewerbung klein gehalten werden. Und der Bürger muss gewonnen werden, indem man ihm Folgendes klarmacht: Mit einer Bewerbung bietet sich die große Chance, bereits seit Langem ins Stocken geratene Stadtentwicklungsprojekte, und zwar der gesamten norddeutschen Metropole, wie zum Beispiel die Hafenquerspange,
die westliche und östliche Elbquerung und die S-Bahn-Anbindung in den Norden und in den Süden Hamburgs anzugehen. Die Schubkraft für Olympia wäre eine Schubkraft für die gesamte Metropole und damit für den Bürger.
Ohne die Bereitschaft der Hamburger, eine Olympia-Bewerbung mitzutragen, wird es zukünftig nicht gehen. Deshalb fordern wir den Senat mit unserem Antrag auf, geeignete Formen der Beteiligung und eine Kommunikationskampagne bei den Planungen zu berücksichtigen.
Nun zu unserem Antrag insgesamt. Es nützt auf Dauer nichts, eine abgehobene Debatte über eine mögliche Olympia-Bewerbung über Wochen und Monate zu betreiben. Es nützt schon gar nichts, von Olympia lediglich zu träumen, wie der Sportsenator Michael Neumann im "Bild"-Interview vom 9. Januar es tat. Er spricht gerade und hört nicht zu, möglicherweise entgeht ihm etwas. Vielleicht hören wir ihn später noch – Zitat –:
Es muss sich etwas in Hamburg bewegen. Ich sage nicht, entfacht werden – das kann dann später kommen –, aber der Senat sollte sich die Mühe machen, eine "Roadmap Olympia 2024/2028" aufzulegen. Es sollte eine Arbeitsgruppe aus den Sportakteuren, der Handelskammer und der Wirtschaft gebildet werden. Konzepte für eine mögliche Bewerbung sollten erarbeitet, eine Machbar
keitsstudie in Auftrag gegeben und eine Studie über mögliche Wertschöpfungseffekte auf den Weg gebracht werden.