Aber vor allem werden, vorausgesetzt, die Spiele finden in Hamburg statt, hier Bauten gebaut, die es in Berlin längst gibt. Berlin hat ein Olympiastadion und andere Sportstätten; Hamburg hat wiederum Sportstätten, die Berlin nicht hat. Es ist also in der heutigen Zeit und angesichts der Verschuldung von Hamburg und der noch um ein Vielfaches höheren Verschuldung von Berlin völlig abwegig, zwei hoch verschuldete Städte streitig gegeneinander ins Rennen um die Olympischen Spiele zu schicken, wenn beide zusammen Synergieeffekte heben könnten.
Beide zusammen könnten viele Baukosten sparen. So ist es auch gute Tradition: Wir haben die Olympischen Spiele in München gehabt mit den Segelwettbewerben in Kiel. Kiel profitiert noch heute davon. Selbstverständlich könnte man eine gemeinsame Austragung ohne Weiteres mit allen positiven Effekten für unsere Stadt durchziehen. Deswegen appelliere ich an den Senat, an Herrn Neumann und an alle, die beteiligt sind, doch bitte schön Gespräche aufzunehmen. Sie können schon jetzt mit dem Nationalen Olympischen Komi
tee sprechen, Sie können schon jetzt mit den Vertretern in Berlin sprechen. So eine gemeinsame Bewerbung, bei der alle ihr Bestes ins Rennen schicken, wird am Ende auch erfolgreich sein. Wenn das nicht passiert, läuft dieses Bewerbungsverfahren – und es geht um viele Millionen Euro alleine für die Bewerbung – auf ein teures "Alles oder nichts"-Spiel hinaus: ein teures Alles oder ein teures Nichts. Das brauchen wir nicht. Wir können mit Berlin zusammen erfolgreich sein. Lassen Sie es uns anpacken. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Deutsche Olympische Sportbund – es gibt ihn seit 2006, das Nationale Olympische Komitee ist damals aufgelöst worden – hat entschieden, sich für 2024 oder 2028 um die Austragung Olympischer und Paralympischer Sommerspiele zu bewerben. Das ist eine gute, das ist eine richtige Entscheidung für unser Land.
Aus Sicht des DOSB können nur zwei Regionen Austragungsorte solcher Olympischer und Paralympischer Sommerspiele sein, und das sind Berlin und Hamburg. Der DOSB hat sich entschieden, mit einer Stadt anzutreten, denn ein olympisches Dorf soll die Gemeinschaft aller Sportlerinnen und Sportler repräsentieren, und es macht wenig Sinn, zwei oder drei olympische Dörfer in Berlin und Hamburg oder gar noch am Segelstandort vorzuhalten. Das wäre exakt das Gegenteil dessen, was das IOC mit seiner olympischen Idee, wie ich finde, auch richtig vertritt.
Die Tatsache, dass der Deutsche Olympische Sportbund Hamburg für eine Region hält, die in der Lage ist, Olympische und Paralympische Sommerspiele durchzuführen, ist auch das Ergebnis der Sportpolitik der letzten zehn Jahre in unserer Stadt und damit vor allem ein Kompliment an die Sportlerinnen und Sportler, die Vereine und Verbände in Hamburg. Ich finde, das verdient Respekt.
Der Vorschlag des DOSB fügt sich aber auch in den Zeitrahmen der von uns gemeinsam beschlossenen Hamburger Dekadenstrategie ein, die vom Hamburger Sportbund, dem Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein, der Handelskammer und der Stadt gemeinsam erarbeitet und vom Senat als Teil seines Arbeitsprogramms übernommen wurde. Diese Vorgehensweise ist im Übrigen in Deutschland einmalig und sicher mit ein Grund,
Ziel der Dekadenstrategie war von Anfang an – und ist es auch heute noch –, Hamburg bis 2020 so aufzustellen, dass wir uns erfolgreich um jede nationale wie internationale Sportgroßveranstaltung bewerben können. Deshalb dürfen wir uns durch die Diskussion um Olympische Sommerspiele auch nicht vom eingeschlagenen Weg der Dekadenstrategie abbringen lassen. Das eine ist die kontinuierliche und verlässliche Weiterentwicklung des Sportstandorts Hamburg, das andere ist, ergänzend dazu, eine mögliche Olympiabewerbung. Mit der Entscheidung des DOSB erkennt dieser den in Hamburg eingeschlagenen Weg zum einen an, zum anderen fügt sich seine Vorgehensweise nahtlos in unsere Dekadenstrategie ein. Damit ist ein weiterer Beweis für die Richtigkeit unseres von allen hier im Parlament gemeinsam eingeschlagenen Weges in der Hamburger Sportpolitik erbracht.
Der Deutsche Olympische Sportbund hat sich entschieden – auch das ist eine kluge Entscheidung –, keinen erneuten Beauty Contest, also keinen Schönheitswettbewerb zwischen den möglichen Austragungsstandorten durchzuführen, sondern beiden Städten einen identischen Fragenkatalog vorzulegen. Diese 13 Fragen haben wir fristgerecht zum 31. August vollumfänglich beantwortet und gleichzeitig der Öffentlichkeit vorgestellt. An dieser Stelle möchte ich herzlichen Dank all denjenigen sagen, die dabei mitgemacht haben: der Zukunftskommission, dem Sport, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung und natürlich auch den Verfasserinnen und Verfassern der fast 350 Vorschläge im Internet. Mein Dank geht auch an die Fraktionsvorsitzenden und die sportpolitischen Sprecherinnen und Sprecher für die sehr enge und sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit in der parlamentarischen Begleitgruppe.
Das jetzt vorgestellte Hamburger Konzept für die Austragung Olympischer und Paralympischer Sommerspiele in unserer Stadt ist sowohl städtebaulich als auch infrastrukturell und vor allem sportpolitisch bisher auf große Zustimmung gestoßen, und das nicht nur in Hamburg. Trotzdem geht es in den nächsten Wochen und Monaten darum, in den verschiedensten Formen und Foren die Diskussion über das Hamburger Konzept zu suchen, um es weiterzuentwickeln und Kritikpunkte aufzunehmen. Deshalb werden wir natürlich auch die 13 Fragen der Olympiakritiker nicht nur ernst nehmen, sondern sie auch beantworten. Anfang dieser Woche habe ich die Diskussionsreihe "Spiele im Dialog" mit einer Veranstaltung in der Stiftung Alsterdorf gestartet. Wir werden diese Foren auch mit anderen Partnerinnen und Partnern in der ganzen Stadt und den verschiedensten Facetten
Denn je mehr man sich mit der faszinierenden Idee der Konzeption von kompakten Spielen im Herzen Hamburgs beschäftigt, desto mehr fängt man auch Feuer für die Idee von Olympischen und Paralympischen Spielen in unserer Stadt. Stadtentwicklungspolitisch fügt sich die Nutzung des Überseequartiers und des Kleinen Grasbrooks in die großen Entwicklungslinien "Sprung über die Elbe" nach Süden und Wachstum entlang von Elbe und Bille nach Osten organisch ein. Ein neuer, attraktiver Stadtteil mit gut 4000 neuen Wohnungen, ein Drittel davon geförderter Wohnungsbau, der weitere Ausbau der ÖPNV-Linien, Investitionen in die Sportanlagen des Breiten- und des Spitzensports, schlüssige Nachnutzungskonzepte für das Olympiastadion, die Olympiahalle und das Olympiaschwimmbad und das Ganze in einem Radius von 10 Kilometern um die Hamburger Innenstadt sind ein einmaliges Angebot an die olympische Bewerbung. Deshalb glaube ich, dass auf der einen Seite Hamburg Olympia ganz viel geben kann, dass aber auch diese Chance auf Olympische und Paralympische Spiele ganz viel unserer Stadt geben kann.
Unser Angebot, unser Konzept sieht vor, grandiose Sommerspiele in einem demokratischen, sozialen Rechtsstaat durchzuführen, die die Menschen wieder an die olympischen Werte glauben lassen; Vorbild sind natürlich die Spiele in London 2012. Ich bin dankbar, dass uns beispielsweise Transparency International in diesen Fragen berät und zur Seite steht. Dass dies notwendig ist, hat auch der Präsident des IOC erkannt und deshalb seinen Reformprozess 2020 initiiert. Wenn Thomas Bach damit erfolgreich ist – und ich habe keine Zweifel daran, dass er erfolgreich sein wird –, dann ist das Hamburger Konzept genau das Angebot, das die olympische Bewegung international braucht.
Vielleicht gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang eine letzte Bemerkung, ein wenig auch bezugnehmend auf den Tenor der Links-Fraktion. Nehmen wir einmal fiktiv an, dass die formulierten Vorwürfe gegen das IOC zutreffen würden,
dann stellt sich trotzdem die Frage, was wir gemeinsam bereit sind zu tun, um die wunderbare olympische Idee und ihre Werte wieder auf ihren Kern zurückzuführen. Da reicht es eben nicht aus, sich darauf zu reduzieren, Kritik zu üben, denn die Begeisterung für den Spitzensport, für Olympia und für Paralympische Spiele ist riesig in unserer Stadt, aber auch in unserem Land. Ich erinnere nur an den Empfang unserer Sportlerinnen und Sport
ler nach den Spielen von London bei uns im Hafen und in diesem Rathaus. Nicht ohne Grund möchte und wird der DOSB dies 2016 für die Rückkehrer aus Rio in Hamburg wiederholen. Gerade deshalb müssen wir Hamburgerinnen und Hamburger nun aber auch den zweiten Schritt tun: nicht nur Kritik üben, sondern auch einen aktiven Beitrag für die olympische und paralympische Bewegung leisten. Genau das ist die Hamburger Chance. Wir bieten dem DOSB wie dem IOC ehrliche, offene und demokratische Sommerspiele im Herzen unserer Stadt an. Wir bieten Olympia 2.0 an. Damit will ich die Kritik nicht als unberechtigt erscheinen lassen, aber Kritik alleine reicht nicht aus, das ist zu wenig. Hamburg will mehr. Wir wollen gestalten, wir wollen Verantwortung übernehmen. Deshalb lade ich alle ein, mitzumachen und diese einmalige Chance für unsere Stadt, aber auch für die olympische und paralympische Bewegung zu nutzen. – Vielen Dank.
Ich fand die Aktuelle Stunde bisher sehr interessant, weil sie gezeigt hat, dass der so viel beschworene große Konsens zwischen allen Fraktionen gar nicht so konsensual ist; die ersten fangen an zu wackeln.
Wenn ich mir die Rede von Herrn Kerstan anhöre, dann hat sie sehr viel von einem grünen Wackelpudding, den man nicht halten kann und wo man weiß nicht, was die GRÜNEN wirklich wollen.
Auch Frau Suding ist schon ein paar Schritte zurückgegangen. Ich fand es sehr interessant, dass Sie sich positiv auf unseren Albtraum IOC beziehen.
Ich will eines vorweg schicken: Sportlich ist Olympia klasse. Olympia ist dann klasse, wenn wir kein Doping haben, sondern ein faires Messen zwischen den Sportlerinnen und Sportlern der Welt. Das ist wirklich klasse. Doch die meiste Musik bei Olympia spielt nicht der Sport, es geht dabei um ganz andere Themen. Und wenn ich mir die Reden der anderen Fraktionen anhöre, dann kann ich feststellen, dass sie ganz schön verzweifelt sind. Sie malen das Bild an die Wand, dass Hamburg ohne Olympia quasi vor die Hunde gehe,
dass Hamburg ohne Olympia einpacken könne. Wir sagen im Gegensatz zu Ihnen: Hamburg kann einpacken mit Olympia, denn das, was dabei an Kosten auf Hamburg zukommt, wird aus 16 Tage feiern 16 Jahre Katerstimmung machen, in denen ganz viele Sportvereine, ganz viele Sozialeinrichtungen darunter leiden werden, dass kein Geld da ist.
Nun will ich auf das Argument von Herrn Dressel eingehen. Sie sagen, wir bieten Transparenz. Sie sagen ganz transparent, zu den Kosten können wir heute noch nichts sagen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie uns auch im Frühjahr 2015 nicht werden vorlegen können, was wirklich dabei herauskommt, wie teuer es sein wird. Sie können so gut wie alle Olympiastädte fragen, alle haben zu Anfang mit ganz niedrigen Zahlen – allerdings schon im Milliardenbereich – gearbeitet, und nachher sind es dann doch teilweise 100, 200 oder sogar 800 Prozent mehr geworden. Herr Dressel, Sie sagen, die Bürger und Bürgerinnen dürften am Schluss abstimmen. Wann ist denn der Schluss bei Ihnen? Bei Ihnen ist der Schluss ganz früh, wenn die Kosten noch gering sind.
(Dr. Andreas Dressel SPD: Nee, im nächs- ten Frühjahr! Irgendwann muss man sich ja mal entscheiden!)
Und jetzt kommen wir zum IOC. Herr Neumann, Sie haben eben davon gesprochen, die Kritik der LINKEN am IOC müsse mehr sein als Kritik. Sie äußern doch selber Kritik; Sie sagen, es müsse ein Reformprozess angestoßen werden.
Im Dezember wird aber erst darüber diskutiert, wie das IOC sich vielleicht reformieren wird. Ich habe eben ein bisschen gedacht: Ich bin sicher, die im IOC zittern vor Neumann und Scholz und davor, was die für Forderungen haben.
Genau das wird nicht der Fall sein. Warum glauben Sie, dass die Hamburger SPD es schaffen wird, diesen Laden irgendwie zu verändern? Ich frage Sie: Ist für den Senat ein verlässlicher Vertragspartner, der weltweit der Korruption bezichtigt wird, der keine Transparenz zulässt und dem man nachsagt, völlig undemokratisch zu sein? Mit denen wollen Sie verhandeln?