Protokoll der Sitzung vom 17.10.2018

in dem Moorburg eben keine Rolle mehr spielt und Vattenfall sehr deutlich sagt, auch Vattenfall steige aus der Kohle aus. Hat lange gedauert, aber es ist richtig, dass wir aussteigen.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Und das Konzept, das wir jetzt umsetzen wollen, ist mit Vattenfall zusammen erarbeitet worden. Es gab nur zwei Alternativen, den Volksentscheid umzusetzen. Die eine Alternative mit Vattenfall gemeinsam, aber mit klaren Absprachen und eben nicht ein Hinauszögern, so, wie Sie das andeuten, nicht ein Vertagen der Entscheidung, sondern klare Absprachen, wann das Netz vollständig übergeht, und die Unternehmensführung. Das beides haben wir mit Vattenfall nicht hingekriegt, muss man sehr deutlich sagen. Deswegen ist es doch nur konsequent, dann zu sagen, wenn dieser Weg nicht funktioniert,

(Michael Kruse FDP: Sie haben es umset- zen wollen!)

wir aber die technische Umsetzung können, weil wir ein gemeinsames Konzept haben und es auch wirtschaftlich funktionieren kann, dass wir dann diesen Weg gehen und Verantwortung übernehmen im Sinne des Klimaschutzes und im Sinne der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt. Und das tun wir.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Wir tun das auch im Sinne der vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Gerade für uns als Sozialdemokratie ist es wichtig, wie es beim Gasnetz war, wie es beim Stromnetz war, da sind viele Hunderte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern betroffen. Deswegen haben wir natürlich vereinbart, dass die Überführung möglich ist, kein Arbeitnehmer seinen Arbeitsplatz verliert,

(Arno Münster SPD: Richtig!)

dass aber auch Altersansprüche letztendlich geltend gemacht werden, sodass wir sagen können,

(Zurufe von Jörg Hamann CDU)

wir haben auch für die Beschäftigten eine sozial verträgliche Lösung herausgeholt, und das ist gut so.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Was für uns bei Rot-Grün ebenfalls sehr klar war neben den klimaschutzpolitischen Zielen, war das Thema sozial verträglich, sozial verantwortungsvoll, was doch auch Bestandteil des Volksentscheides war.

(Zuruf von Jörg Hamann CDU)

Wir waren uns da sehr, sehr einig, auch mit Senator Kerstan zusammen,

(Michael Kruse FDP: Das ist ja unsere Sor- ge!)

dass wir sagen, die SAGA-Mieterinnen und -Mieter können sich darauf verlassen. Auch das schaffen wir mit dieser städtischen Gesellschaft, bei der wir nämlich im Unterschied zum Gasnetz und zum Stromnetz nicht nur die Leitung haben, sondern auch die Erzeugungsanlagen. Wir sind uns einig darin, dass wir den Mieterinnen und Mietern garantieren,

(André Trepoll CDU: Die Steuerzahler!)

dass es eine sozial verantwortliche Preisgestaltung geben wird, auch wenn dieses zulasten der Rendite geht. Darauf können sich die Mieterinnen und Mieter verlassen, uns ist das sehr wichtig.

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und bei Nebahat Güçlü fraktionslos)

Ich finde es schon erstaunlich, lieber Herr Trepoll, dass Sie zu der einzig fachlichen Frage eines Mitglieds unseres Hauses keine Antwort wissen.

(Zuruf von Anna-Elisabeth von Treuenfels- Frowein FDP)

Es zeigt doch letztendlich, dass Sie zwar im Phrasendreschen sicherlich sehr weit vorn sind, dass Sie aber bei diesem wichtigen Thema, wenn es um Fachlichkeit geht,

(Zuruf von Jörg Hamann CDU)

große Defizite haben. Deswegen will ich es Ihnen noch einmal erklären, weil Sie vielleicht bei dem Lesen der Drucksache etwas oberflächlich vorgegangen sind.

Es ist richtig, dass es einen Unternehmenswert, einen objektiven Unternehmenswert gab, er ist festgestellt worden, er lag bei 645 Millionen Euro. Das, was Sie eigentlich auch wissen müssen, ist, dass der natürlich nicht die Rahmenbedingungen betrachtet, sondern den reinen Unternehmenswert. Es haben keine Gutachter das Ganze weiter geprüft, die keinen Namen haben, auch PwC. Ich glaube, Sie würden denen nicht unterstellen, dass sie irgendwelche fahrlässigen Gutachten erstellen, sondern dass die einmal geschaut haben, wie das eigentlich mit diesem Unternehmenswert geht, wie es sich eigentlich verhält im HGV-Verbund und wie es sich verhält, wenn KWK-Förderungsmaßnahmen weiterlaufen, wenn die nicht beschlossen worden sind. Das wird aber kommen, denn ansonsten können wir die Energiewende in Deutschland in die Tonne treten. Das sehen im Übrigen Ihre Länderkollegen auch so, Ihre CDU-Länderkollegen, die deswegen im Bundesrat gesagt haben, die Energiewende müsse fortgeführt werden. Aber es ist noch nicht beschlossen, und deswegen kann es auch nicht berücksichtigt werden.

Aber wenn wir sagen, im HGV-Verbund haben wir erhebliche Wirkungen von 150 Millionen Euro und aufwärts, und ein Gutachter wie PwC, ein Wirtschaftsprüfer sagt, das ist nachvollziehbar, dann finde ich es doch sehr leichtfertig von Ihnen, das einfach zur Seite wischen zu wollen und dem nicht zu vertrauen. Das ist ein wirklich sehr renommiertes Unternehmen, das da sehr genau geprüft hat, und das heißt, der Unternehmenswert geht deutlich nach oben.

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und bei Nebahat Güçlü fraktionslos)

Genauso wird es bei der Kraft-Wärme-Kopplung sein.

(Michael Kruse FDP: Sie haben doch gar keine Ahnung!)

Auch hier ist festgestellt worden, was nicht berücksichtigt worden ist. Und ich finde es

(Zuruf von Jörg Hamann CDU)

sehr gut, dass das in der Drucksache offen angesprochen wird. Auch hier wird sehr deutlich, wenn die Kraft-Wärme-Kopplung fortgeführt wird – und sie wird fortgeführt werden –, wird sich auch an der Stelle der Unternehmenswert weiter erhöhen und wir werden dann mindestens bei 120 Millionen Euro sein.

(Jörg Hamann CDU: Das glauben Sie doch selbst nicht!)

Das führt letztendlich dazu, dass es ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept ist, ein sozial verantwortliches Konzept, ein Konzept, das eben umsetzbar ist, und das ist gut so.

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und bei Nebahat Güçlü fraktionslos)

Ich glaube, es war gut, dass man bei dieser wichtigen Entscheidung nach dem Stromnetz und nach dem Gasnetz, deren Komplexität aber natürlich viel, viel geringer ist als das Fernwärmenetz, drei Gutachten vorgelegt hat, dass man sehr intensiv geprüft hat mit der Finanzbehörde, mit der Senatskanzlei, mit der Umweltbehörde und dass man dem Parlament all diese Daten auch vorlegt. Ich glaube, nur so können wir diese wichtige Entscheidung treffen. Wir können eine harte Diskussion führen und wir können unterschiedlicher Ansicht sein, nur, wir sollten sie dann auch anhand dieser Fakten führen. Wir sollten, lieber Herr Trepoll, das Ganze nicht zu einem Kasperletheater verkommen lassen.

(Zuruf von Jörg Hamann CDU)

Ich kann Ihnen noch einmal sehr deutlich machen: Ihre 40 Minuten, in denen Sie dann zum Beispiel solche Nebensächlichkeiten einbringen, hat RotGrün Ihnen angeboten.

(Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein FDP: Toll, sehr großzügig, das haben wir doch schon gehört!)

Kollegin Sudmann hat gesagt, unsere Debatte geht dann ganz nach hinten, das wollen wir nicht, wir wollen lieber 30 Minuten, oder überweist unseren Antrag. Dadurch ist das Ganze ins Stocken gekommen. Aber daraus jetzt gleichzeitig den Vorwurf zu machen, dass Rot-Grün sich irgendwie nicht einig sei, ist unverständlich. Mit denen wollen Sie doch koalieren, erzählen Sie die ganze Zeit. Frau Fegebank will sich mit Ihnen zwar unterhalten, aber über nichts Politisches. Manchmal ist das nachvollziehbar, auch aus meiner Sicht. Ich denke, es war keine gute Rede, es ist der Sache nicht gerecht geworden.

(Thilo Kleibauer CDU: Sie haben es nicht verstanden, oder? Warum braucht der Senat 40 Minuten?)

Ich glaube, das, was der Bürgermeister vorgetragen hat, hat deutlich gemacht, dass der Senat, dass der Bürgermeister,

(Zurufe von der CDU und von Anna-Elisa- beth von Treuenfels-Frowein FDP)

dass Rot-Grün sehr verantwortungsvoll mit diesem wichtigen Thema umgehen will im Sinne des Volksentscheides, im Sinne der betroffenen Bürgerinnen und Bürger, und das ist gut so. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und bei Nebahat Güçlü fraktionslos)

Das Wort bekommt Herr Dr. Tjarks von der GRÜNEN Fraktion.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Mit der heutigen Beratung, wir sind da noch nicht am Ende, aber mit dem Auftrag zu den heutigen Beratungen kommt ein fünfjähriger, vielleicht mit Vorlauf sogar zehnjähriger Prozess zu einem Ende. Am 22. September 2013 ist in Hamburg ein Volksentscheid zur Rekommunalisierung der Energienetze durchgeführt worden. Ich möchte, auch weil es darum geht, wie und ob wir diesen Volksentscheid umsetzen, noch einmal den Wortlaut in Erinnerung rufen. – Ich zitiere:

"Senat und Bürgerschaft unternehmen fristgerecht alle notwendigen und zulässigen Schritte, um die Hamburger Strom-, Fernwärme- und Gasleitungsnetze 2015 wieder vollständig in die öffentliche Hand zu übernehmen. Verbindliches Ziel ist eine sozial gerechte, klimaverträgliche und demokratisch kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien."

Das ist das, was von den Hamburgerinnen und Hamburgern angenommen worden ist. Das ist das, was der Handlungsauftrag aus diesem Volksentscheid war. Dieser Volksentscheid bindet übrigens Senat und Bürgerschaft und auch Sie als Opposition, auch, wenn man das dann und wann nicht merkt.