Protokoll der Sitzung vom 01.11.2018

Die Teilnehmer beklagen, dass – Zitat –

"[…] Mädchen und Jungen in einigen Schulen […] in einer Vielzahl von Aktivitäten aufgrund ihres biologischen Geschlechts unterschiedlich behandelt […]"

würden. Als Beispiele führen sie die Verwendung geschlechtsspezifischer Spielzeuge oder Lieblingsfarben an. Durch eine, so die Teilnehmer weiter, Reduzierung auf das biologische Geschlecht würden – Zitat –

"[…] Rollenbilder geschaffen, welche sich tief in den Gedanken der Kinder verankern und über die pubertäre Entwicklungsphase hinaus bestehen bleiben."

Zitatende.

(René Gögge GRÜNE: Kommt Ihnen be- kannt vor!)

Beispielsweise wurde als angeblich typisches Stereotyp beklagt ein Satz wie:

"Ich brauch mal zwei starke Jungs zum Tragen."

Solche Stereotype gelte es zu bekämpfen, und zwar ab Kindergarten und Grundschule. Drei Forderungen stellten die Teilnehmer auf.

Erstens: Eine grundlegende Aufarbeitung der Erziehungskonzepte. Erzieher und Lehrer sollen fortgebildet werden, um sexistischen Bemerkungen sowie dem Denken in Geschlechterrollen vorzubeugen und dies zu unterbinden.

(Beifall bei Martin Dolzer DIE LINKE und René Gögge GRÜNE)

Zweitens: Handlungsanweisungen an Eltern mit dem Ziel, über die Problematik des Sexismus in der Erziehung aufzuklären und diese zu vermeiden.

Und drittens: Mehr Aufklärungsprogramme an Schulen zur Verhinderung von geschlechtsspezifischem Denken. Lehrer sollen außerdem fortgebildet werden zu Themen wie soziales Geschlecht und genderneutrale Ausdrucksweise.

(Anna Gallina GRÜNE: Ja! – René Gögge GRÜNE: Hört sich gut an!)

Sehr geehrte Abgeordnete! Was wir hier erleben, ist der Ansatz, die grundgesetzlich verankerte Freiheit der elterlichen Erziehung zu beschneiden.

(Zurufe: Oh! – Meine Güte!)

(Daniel Oetzel)

Wir erleben hier den Versuch, eine radikale Genderideologie in unsere Kindereinrichtungen, Schulen und Elternhäuser hineinzutragen.

(Heike Sudmann DIE LINKE: Die Jugendli- chen waren sehr selbstständig, im Gegen- satz zu Ihnen!)

Und, das sage ich an dieser Stelle sehr deutlich, hier müssen Abgeordnete auch gegenhalten, denn das ist nicht nur ein Verstoß gegen die weltanschauliche Neutralitätspflicht der staatlichen Einrichtungen,

(Zuruf: Hetzportal, sage ich nur! Hetzportal!)

es zeugt auch von dem wachsenden Einfluss verfassungsfeindlicher linksradikaler Ideologien,

(Vereinzelter Beifall bei der AfD)

die da in unsere Gesellschaft und vor allem in die Schulen und sogar Kindergärten hineingetragen werden.

(Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

Ich habe mich gefragt: Wer inspiriert die Schüler dazu? Wir sind in den vergangenen Wochen mehrfach dafür gescholten worden …

(Glocke)

Ich muss Herrn Dr. Wolf verstehen können, und deshalb ist es hier zu laut.

Wir sind in den vergangenen Wochen oft dafür gescholten worden, dass wir die Ideologisierung in Schule und Unterricht kritisieren.

(Sabine Boeddinghaus DIE LINKE: Herr Wolf, Thema!)

Sie sollten einmal darüber nachdenken, ob unsere Kritik wirklich so abwegig ist, wie Sie gern behaupten.

(Sabine Boeddinghaus DIE LINKE: Ja, ist sie!)

Am grundsätzlichen Erfolg des Planspiels "Jugend im Parlament" ändert die krude Problematisierung des angeblichen Sexismus zwar nichts, es gilt aber, wachsam zu bleiben und Schüler und Auszubildende auch darauf hinzuweisen,

(Glocke)

wann immer sie Grenzen der Verfassung und Ethik überschreiten.

Herr Dr. Wolf, jetzt ist Ihre Redezeit abgelaufen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD – Zurufe)

Dann bekommt der fraktionslose Abgeordnete Dr. Flocken das Wort.

Sehr verehrte Frau Präsidentin, sehr verehrte Volksvertreter! Drei Punkte.

Zunächst einmal hat mich sehr gefreut, dass es auch zu dem Thema Wohnungsnot ein Minderheitenvotum gab, das abgewichen ist von dem sozialistisch-nationalen Reflex.

Zweiter Punkt: Der Begriff Kindergarten, der hier ganz unbefangen benutzt wird – der ja inzwischen verpönt ist bei Ihnen –, ist offensichtlich noch nicht aus der Sprache der Jugendlichen verschwunden.

Und der dritte Punkt ist folgender, das hat Herr Wolf schon erwähnt und ich möchte dem noch eine etwas andere Wendung geben: Offensichtlich wird als Problem angesehen – leider ist der Schulsenator nicht da –, dass in Hamburgs Schulen Schüler auf ihr Geschlecht reduziert werden, wo wir doch den Anspruch haben, dass jeder als Individuum gesehen wird. Wenn das wirklich ein Problem wäre, dann müssten wir dem auf den Grund gehen, mehr als mit irgendwelchen Fortbildungen, sondern dann müssten wir dieses Problem erst einmal erforschen. Das ist aber nach meiner Ansicht, die natürlich sehr laienhaft ist, aber immerhin kann ich auf 60 Jahre zurückblicken, die ich an Schuljahren meine Kinder begleitet habe, nicht der Fall.

(Zuruf: 60 Jahre?)

Ja, fünf mal zwölf Jahre.

Das ist nie am Mittagstisch erwähnt worden, irgendein Problem in der Richtung, dass da jemand reduziert worden ist auf sein Geschlecht. Aber, wie gesagt, vielleicht ist es ja wahr. Schade, dass der Schulsenator nicht da ist. Wenn es wahr ist, muss es untersucht werden.

Wenn es nicht wahr ist, dann stellt sich die Frage mit besonderer Dringlichkeit, die Herr Wolf schon gestellt hat: Woher bekommen die Jugendlichen diese Ideen, dass diese Reduktion auf das Geschlecht angeblich in unseren Schulen grassiert? – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Ich habe keine weiteren Wortmeldungen mehr vorliegen. Dann können wir zur Abstimmung kommen.

Wer nun also die Drucksache 21/14539 federführend an den Familien-, Kinder- und Jugendausschuss sowie mitberatend an die Ausschüsse, die ich vorhin schon alle erwähnt habe, überweisen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Die

(Dr. Alexander Wolf)

Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist das einstimmig passiert.