Protokoll der Sitzung vom 13.04.2000

Danke schön, Herr Dr. Bartels. Auch Sie haben die Redezeit eingehalten. Also, langsamer zu sprechen, erhöht wahrlich nicht die Redezeit.

(Heiterkeit bei Dr. Gerhard Bartels, PDS)

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der PDS und SPD auf Drucksache 3/1220. Wer dem zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. – Danke. Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist der Antrag der Fraktionen der PDS und SPD auf Drucksache 3/1220 einstimmig angenommen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, CDU und PDS)

Ich danke den Gebärdendolmetschern.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, CDU und PDS)

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 22: Beratung des Antrages der Fraktion der CDU – Landeshygieneinstitut, Drucksache 3/1213.

Antrag der Fraktion der CDU: Landeshygieneinstitut – Drucksache 3/1213 –

Das Wort zur Begründung hat der Abgeordnete Herr Riemann von der Fraktion der CDU.

Ich habe gerade gehört, Frau Präsidentin, das Leben wäre so schön ohne CDUAnträge.

(Reinhard Dankert, SPD: Das war doch nur spaßig gemeint.)

Ich denke, das war ein Scherz.

(Reinhard Dankert, SPD: Natürlich.)

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, zwei Punkte vorneweg:

Erstens, Pressemitteilung der Finanzministerin vom 12.04.2000: „Es besteht Handlungsbedarf beim LandesHygiene-Institut: …“ Weiter ist in dieser Pressemitteilung von einer Reduzierung der Zahl der Standorte und der Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Rede. Natürlich, meine Damen und Herren, soll das alles sozial verträglich geschehen. Ich frage Sie, Frau Keler, und ich frage Sie, Frau Bunge: Glauben Sie wirklich, dass es sozial verträglich ist, einer allein erziehenden Laborantin den Lohn auf 69 Prozent West zu senken? Glauben Sie wirklich, das ist sozial?

(Heike Lorenz, PDS: Haben Sie ein Modell, mit dem Sie alternativ kommen können? Haben Sie einen Vorschlag?)

Zweite Vorbemerkung: Seit der Regierungsübernahme 1998 sind in diesem Land Mecklenburg-Vorpommern 24.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse verloren gegangen. Und diese Landesregierung ist dabei, weitere zu vernichten.

Meine Damen und Herren, mit unserem Antrag setzen wir uns mit den Drucksachen 3/460, 3/242, das beinhaltet das Laborkonzept, und mit der Drucksache 3/950, der Vorlage eines Konzeptes zur Entwicklung des Landeshygieneinstitutes auseinander, vorzulegen bis zum 30. Juni 2000. Warum hat der Landtag dieses Konzept gefordert? Weil uns sehr wohl klar war, seit Jahren eigentlich schon klar ist, dass nicht alle Strukturen hier in diesem Land ewig Bestand haben können.

(Minister Till Backhaus: Ja. – Heike Lorenz, PDS: Sie haben sich nicht getraut, Veränderungen einzuführen.)

Aber, meine Damen und Herren, wir wollen hier schon wissen, welche Strukturen künftig für diese und andere Einrichtungen angestrebt werden, und ich meine, das ist das gute Recht dieses Landtages. Wir wollen wissen, ob SPD und PDS zu ihrem Wahlversprechen der Lohnangleichung stehen, welches Sie auch heute früh wieder vor dem Landtag den Demonstranten gegeben haben,

(Georg Nolte, CDU: Vollmundig!)

ob und wie Sie heute zur Gerechtigkeit, Arbeit besonders im Osten stehen.

Nein, Frau Keler, nicht die Personalausgaben sind zu hoch, sondern die Einnahmen sind zu niedrig. Teilweise werden durch das LHI für den Landesbereich beispielsweise für Asylbewerber Leistungen erbracht, die kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Seit Jahren wird im Finanzausschuss, seit Jahren wird im Sozialausschuss, aber auch im Landeshygieneinstitut eine Überarbeitung der Gebührenordnung als notwendig erachtet. Aber weder der ehemalige Sozialminister Kuessner – eben noch gelobt – noch die seit eineinhalb Jahren amtierende Ministerin Bunge haben bisher gehandelt.

(Georg Nolte, CDU: Seit 1993.)

Richtig, Herr Nolte.

Es ist übrigens kennzeichnend für diese Landesregierung, es wird nicht danach geschaut, wie wir die Einnahmen verbessern können, es wird nicht intelligent gespart, sondern der Rasenmäher wird angeworfen, die Indianer werden gedrückt, damit es den Häuptlingen wohl ergehe.

(Volker Schlotmann, SPD: So ein Quatsch! – Heike Lorenz, PDS: Dann haben Sie nichts verstanden.)

Das ist kein Quatsch, das sind die Tatsachen.

Das Vorgehen der Sozial- und Finanzministerin sind bezeichnend. Trotz Landtagsentschließungen soll dieses Parlament wieder einmal nicht beachtet werden.

(Heike Lorenz, PDS: Unfug!)

Am Parlament vorbei sollen Tatsachen geschaffen werden, die wir dann nur noch abnicken sollen.

(Heike Lorenz, PDS: Das hat sie nicht gesagt.)

Nein, meine Damen und Herren von der Landesregierung, wir sind nicht mehr in den alten sozialistischen Volkskammerzeiten. Wir wollen schon wissen: Gibt es das

Gesundheitsamt, von Azzola verkündet und dann zunächst von Frau Bunge dementiert? Heute hören wir und lesen wir in der Zeitung, es wird es geben. Aber wie soll es ausgestaltet werden? Wir wollen wissen, welche Standorte mit wie vielen Mitarbeitern bleiben erhalten. Wir wollen wissen, warum werden kommerzielle Leistungen an die Krankenhäuser abgegeben, also Leistungen, mit denen das LHI Geld verdient.

(Minister Till Backhaus: Das ist also …!)

Wir wollen wissen, übernehmen die Krankenhäuser dann auch das Personal und für wie lange übernehmen sie es. Wir wollen wissen, wie künftig gesetzlich vorgeschriebene Leistungen erbracht werden.

(Minister Till Backhaus: Mann, o Mann, o Mann!)

Wir wollen wissen, will die Landesregierung Aufgaben aus den kreislichen Gesundheitsämtern dem LHI oder später dem Landesgesundheitsamt zuordnen, also Aufgaben von unten nach oben verlagern. Wir wollen auch wissen, was wird dann mit dem kreislichen Personal. Wir wollen wissen, wie werden neue Aufgaben in der Aids- und Suchtprävention angegangen. Wir wollen wissen, wie macht diese Landesregierung für Vorpommern Strukturpolitik. Dazu wird der Kollege König noch Ausführungen machen.

(Vizepräsidentin Kerstin Kassner übernimmt den Vorsitz.)

Meine Damen und Herren, wir wollen auch wissen, welche Kosten verursacht der künftige Probentourismus. Wir wollen wissen, wie wirkt sich die Altersteilzeit auf die wissenschaftliche Arbeit aus, wie werden Kooperationsbeziehungen beachtet, können künftig noch Drittmittel eingeworben werden.

Meine Damen und Herren, wir wollen nicht wieder vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Bei Lehrern und Forstleuten wird erst ein Konzept erstellt und dann gehandelt.

(Heike Lorenz, PDS: Da haben Sie aber auch ein Problem mit, wenn ich das richtig verstanden habe.)

Beim LHI soll es umgekehrt erfolgen. Dieser Weg ist falsch und deshalb bitten wir um Zustimmung zu unserem Antrag.

(Heike Lorenz, PDS: Es kann doch nicht jeder machen, was er will.)

Sie können glauben, wir haben die einzelnen Bereiche des LHI vor wenigen Wochen besucht

(Heike Lorenz, PDS: Das wissen wir, das wissen wir, Herr Riemann.)

und wir haben mit den Mitarbeitern gesprochen. Und die Verunsicherung durch die Landesregierung ist erheblich,

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Torsten Koplin, PDS: Die haben Sie geschürt, Herr Riemann.)

weil gehandelt wird, bevor ein Konzept vorliegt,

(Torsten Koplin, PDS: Das habe ich anders erlebt.)