Protokoll der Sitzung vom 13.04.2000

(Torsten Koplin, PDS: Das habe ich anders erlebt.)

so, wie der Landtag das gefordert hat. Weil gehandelt wird! Und wenn Sie die Pressemitteilung der Finanzminis

terin von vorgestern verfolgen, die letzte Chance für euch Mitarbeiter im LHI, dann ist das der falsche Weg. Wir wollen erst das Konzept

(Zuruf von Torsten Koplin, PDS)

und dann wollen wir darüber reden, wie wir das LHI weiter ausgestalten. – Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Vielen Dank, Herr Riemann.

Wir haben im Ältestenrat eine Aussprache mit einer Dauer von 35 Minuten vereinbart. Offensichtlich gibt es dazu keinen Widerspruch, dann werden wir so verfahren.

Als Erste hat das Wort die Sozialministerin. Bitte sehr.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Am 2. Dezember 1999 haben Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen, hier im Landtag einer Entschließung zugestimmt, mit der die Landesregierung ersucht wurde, ich zitiere: „ausgehend von dem Gutachten zur zukünftigen Organisation der Labore wirksame Konzepte zur organisatorischen Straffung und Kostenreduzierung, unter Berücksichtigung der Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben, in den Verantwortungsbereichen des Sozialministeriums zu erarbeiten und umzusetzen. Dem Landtag ist bis zum 30.06.2000 hierüber zu berichten.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LHI, das seit zehn Jahren von Umstrukturierungen geschüttelt wird, haben es in der Tat verdient, eine verlässliche Perspektive zu erhalten. An einem Konzept wird unter meiner Leitung seit einem Jahr mit Hochdruck, aber mit Ruhe gearbeitet. Einzig durch die CDU wird permanent Unruhe in diesen Prozess gebracht.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Harry Glawe, CDU: Das stimmt doch gar nicht.)

Herr Riemann, Sie, einst schärfster Gegner des LHI, heucheln jetzt Anteilnahme am Schicksal. Das ist unerträglich!

(Zuruf von der CDU – Torsten Koplin, PDS: Das verträgt er nicht.)

Ich habe hier zitiert. Wenn es Sie interessiert, kann ich Ihnen diesen Brief anschließend zeigen. Ich bin bereit, einen Bericht über den gegenwärtigen Stand des Konzepts sachlich zu geben, hier zu informieren.

(Harry Glawe, CDU: Sehr gut, sehr gut! – Dr. Ulrich Born, CDU: Ja, ja.)

Der Erarbeitung des Konzepts ging eine Aufgabenkritik voraus. Festgestellt wurde: Das LHI ist weder kostendeckend am Markt zu platzieren, noch wird das jetzige Profil des vorbeugenden Gesundheitsschutzes ausreichend repräsentiert durch das Aufgabenprofil. Daher wird eine Konzentration auf gesetzlich definierte öffentliche Aufgaben und damit eine Umwandlung in ein Landesamt für Gesundheit angestrebt. Start soll der 01.01.2001 sein. Und es sei hier betont: Dies habe ich nie dementiert.

(Wolfgang Riemann, CDU: Das stand aber in der Zeitung! – Zuruf von Georg Nolte, CDU)

Das Konzept beruht auf drei Säulen: der inhaltlichstrukturellen, der personell-tarifrechtlichen und der gesetzestechnischen verordnungsmäßigen Vorbereitung.

Selbstverständlich sind diese Säulen eng verwoben und zeitgleich zu entwickeln. Es gibt schlechthin einen Tag X, wo alles gleichzeitig gelten kann, und Sie haben hier selbst entschlossen, das Konzept ist zu entwickeln und umzusetzen und bis zu berichten. Also gibt es auch Vorschritte, die hier zu gehen sind, damit das Konzept zu entwickeln ist.

(Wolfgang Riemann, CDU: Erst das Konzept, dann die Umsetzung!)

Zur ersten Säule: Vier Bereiche sollen das künftige Landesamt prägen – der Infektionsschutz, …

(Harry Glawe, CDU: Das ist für die Fraktion sehr wichtig.)

Herr Riemann, hören Sie jetzt wenigstens zu! Das ist das zweite Angebot, Sie zu informieren.

… die allgemeine Krankenhaushygiene,

(Harry Glawe, CDU: Ja, ist auch ganz wichtig!)

der umweltbezogene Gesundheitsschutz und die Gesundheitsförderung.

Um diese Bereiche im Landesamt klar zu strukturieren, müssen Aufgaben ausgegliedert werden, wie zum Beispiel Laborleistungen an Patientenmaterial, wie wissenschaftliche Leistungen, die nichts in einem Landesamt verloren haben. Zugleich werden neue Aufgaben bestimmt, wie beispielsweise eine qualitativ hochstehende Krankenhaushygiene in Landesverantwortung oder die Qualifizierung von Amtsärztinnen und -ärzten für die Landkreise und kreisfreien Städte, um Nachwuchs zu sichern, oder die Gesundheitsberichterstattung. Alles in allem sind das Aufgaben für circa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Derzeit sind am LHI 187 Personen, in VBE 175 beschäftigt.

Zur neuen Struktur gehört die räumliche Ansiedlung. Geplant ist der Sitz in Rostock mit der Außenstelle Neustrelitz. Um Probentourismus im Bereich Wasser- und Lufthygiene zu vermeiden, werden in Greifswald und Schwerin dauerhaft zwei Untersuchungs- und Beratungsstellen verbleiben.

Zur personellen tarifrechtlichen Säule: Das sozialpolitische Herangehen dieser Landesregierung hat zum Ziel, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Angesichts der deutlich gewordenen Diskrepanz zwischen möglichen Aufgaben und vorhandenem Personal ist dies natürlich ein schwieriges Unterfangen. Seit Ende letzten Jahres wurde daher ein Tarifvertrag verhandelt. Mit der Vereinbarung von 80 Prozent Arbeitszeit und Entgelt für alle Beschäftigten vom einfachen bis zum Außenstellenleiter und einer günstigen Arbeitsteilzeitregelung kann der Personalbestand rein rechnerisch auf 129 reduziert werden. Verhandlungen laufen mit den Kliniken der jeweiligen Standorte zwecks Personalübernahme mit der Verpflichtung des Sozialministeriums, wenn Stellen im Haus und in den nachgeordneten Bereichen – und da gibt es ja vielfältige – frei werden, diese vorrangig mit LHI-Mitarbeiterinnen zu besetzen. Wenn fachlich möglich, wird das Personalkonzept vervollständigt.

(Wolfgang Riemann, CDU: Wenn wir Gleiches gemacht hätten, dann hätten Sie schon längst eine Demo vor dem Schloss organisiert.)

Der Umschulungs- und Qualifizierungsbedarf wird ermittelt und es wird in der Tat begonnen, ihn zu realisie

ren, denn wir brauchen die entsprechende Struktur am 01.01.2001.

(Georg Nolte, CDU: Tarifforderung 100 Prozent.)

Die Tarifvereinbarung ist unterschriftsreif verhandelt und alternativlos, will man betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. Es ist daher verantwortungslos, wenn Parlamentarier der CDU, ohne sich über das Konzept zu informieren …

(Zurufe von einzelnen Abgeordneten der CDU und Torsten Koplin, PDS)

Herr Riemann, ich habe Ihnen bei der Terminabstimmung, die Sie fairerweise mit mir gemacht haben bei den Besuchen, angeboten,

(Wolfgang Riemann, CDU: Wir sind immer fair. – Torsten Koplin, PDS: Nee, bestimmt nicht. – Zurufe von einzelnen Abgeordneten der CDU)

Sie über das Konzept zu informieren, damit Sie dort sachwissend argumentieren und nicht verunsichern. Es ist dadurch, dass Sie, ohne das Konzept zu kennen, durch die Standorte gepilgert sind, erreicht worden, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verunsichert wurden.

(Wolfgang Riemann, CDU: Wir sind nicht mehr im Sozialismus, Frau Bunge, wo alles Gute von oben kommt. – Heike Lorenz, PDS: Aber Information hat auch im Sozialismus nicht geschadet. – Zuruf von Georg Nolte, CDU)

Was ich als sehr schlimm empfinde und was ich für unverantwortlich halte, ist, dass die Bemühungen

(Minister Till Backhaus: Der Nolte, der erinnert mich so an Walter Ulbricht.)

der ÖTV-Tarifkommission diffamiert werden, und zwar in der Art und Weise, dass Sie dort äußern, sie würden sich vom Arbeitgeber über den Tisch ziehen lassen.

(Torsten Koplin, PDS: Unerhört! – Wolfgang Riemann, CDU: Das haben die Mitar- beiter gesagt, nicht wir, nicht wir, Frau Bunge! – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Bei meinen Gesprächen vor Ort,

(Harry Glawe, CDU: Es kann sein, dass einige Ihre neuen Verträge nicht akzeptieren wollen.)

die ich Anfang Februar unternommen habe, bei denen ich das Konzept vorgestellt habe, über Vorschläge, über Bedenken diskutiert habe, stieß ich auf viel Verständnis und letztlich Zukunftszuversicht.

(Zurufe von einzelnen Abgeordneten der CDU und Volker Schlotmann, SPD)

Leider haben Ihre permanenten Störbemühungen inzwischen zu massiven Irritationen auf Arbeitnehmerseite der Verhandlungspartner geführt.

(Wolfgang Riemann, CDU: Als ÖTV-Mitglied schäme ich mich für Ihre Rede. – Volker Schlotmann, SPD: O Mann!)

Mein sachliches Gespräch gestern mit Vertreterinnen und Vertretern des Gesamtpersonalrates konnte zum Glück vieles wieder richten und lässt erwarten, dass die Tarifvereinbarung bis Ende April unterzeichnet wird. Ich setze meinen Auftrag um, den Sie mir hier alle gegeben haben.

(Beifall Annegrit Koburger, PDS, und Torsten Koplin, PDS – Torsten Koplin, PDS: Das ist sachlich.)