Protokoll der Sitzung vom 21.09.2000

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Wolfgang Riemann, CDU: Richtig. – Heidemarie Beyer, SPD: Die Betten allein machen es aber auch nicht.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Ministerpräsident, verkaufen Sie die Menschen in diesem Land doch nicht für dumm bei der Ökosteuer. Wenn jemand den Ölkonzernen die Chance gegeben hat, sich hinter der Politik zu verstecken, dann ist es doch die Politik der rotgrünen Bundesregierung gewesen!

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Wolfgang Riemann, CDU: Richtig.)

Dann ist es doch die Ökosteuer gewesen, die Sie in fünf Stufen auf 30 Pfennig festlegen! Und dann steht Herr Eichel noch da – das ist übrigens der Oberabzocker der Ökosteuer –, der einem über die Umsatzsteuer insgesamt noch einmal 7 Pfennig zusätzlich abknöpft.

(Martin Brick, CDU: Ja, richtig.)

Es ist also nicht allein die Preistreiberei der Ölkonzerne und die Euroschwäche, …

(Zuruf von Martin Brick, CDU)

Und bei der Euroschwäche, Herr Ministerpräsident, können wir uns auch mal darüber unterhalten, welche Äußerungen von Herrn Bundeskanzler Schröder mit dazu beigetragen haben,

(Wolfgang Riemann, CDU: Er ist glücklich über den weichen Euro.)

dass der Euro zu diesen Problemen gekommen ist.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Und Eichel zockt alleine 5 Milliarden DM an Umsatzsteuer ab,

(Minister Dr. Rolf Eggert: Was für ein Blödsinn!)

jetzt bei den Preistreibereien der Ökosteuer.

Und, Herr Ministerpräsident, die Menschen in diesem Land lassen sich nicht für dumm verkaufen.

(Minister Dr. Rolf Eggert: So ein Quatsch!)

Sie sind mitverantwortlich dafür,

(Minister Dr. Rolf Eggert: Also so einen Mist zu erzählen!)

Sie als Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, dass Auszubildende überlegen müssen, ob sie ihren Ausbildungsplatz behalten können, weil sie jeden Tag 100 Kilometer zur Berufsschule beziehungsweise zum Arbeitsplatz fahren. Viele Menschen müssen überlegen, ob sich der Arbeitsplatz noch lohnt, zu dem sie hinfahren müssen, weil sie zwischen 30 und 40 DM mehr für Benzin und Diesel in der Woche bezahlen müssen. Was sagen Sie diesen Menschen? Und Sie sagen überhaupt keinen Ton zur Debatte Kilometerpauschale, Entfernungspauschale. Ich sage Ihnen eins: Die Kilometerpauschale hilft uns überhaupt nicht bei unseren niedrigen Einkommen.

(Wolfgang Riemann, CDU: Die Entfernungs- pauschale, ja. – Zuruf von Peter Ritter, PDS)

Und, Herr Ministerpräsident, was sage ich meinen beiden Nachbarn, beides Rentnerhaushalte, die mehr als das Doppelte für Heizöl bezahlen müssen? Ich sage Ihnen nur eins: Sie sind mit dafür verantwortlich,

(Minister Dr. Rolf Eggert: Da ist aber keine Ökosteuer drauf.)

weil Sie Ja sagen zur Ökosteuer,

(Wolfgang Riemann, CDU: Doch, da ist auch was drauf, nicht viel, aber ein bisschen ist drauf. – Zuruf von Minister Dr. Rolf Eggert)

weil sie Ja sagen zur Ökosteuer – Sie haben nicht Nein gesagt –

(Zurufe von Kerstin Kassner, PDS, und Peter Ritter, PDS)

und weil Sie den Ölkonzernen die Gelegenheit gegeben haben, sich dahinter zu verstecken. Sie sind der Verursacher und nicht wir!

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Heike Lorenz, PDS: Sagen Sie auch noch mal was zum Thema Haushalt des Landes?)

Und, Herr Ministerpräsident, wie ernst nehmen Sie Ihre Politik denn eigentlich selber? Spielen Sie denn Lotterie?

(Wolfgang Riemann, CDU: Das macht Frau Keler. Die spielt Lotterie. – Zuruf von Georg Nolte, CDU)

Am Dienstag, dem 20. September, sagten Sie, Wortzitat: „Ministerpräsident Harald Ringstorff … ist unter die Glücksspieler gegangen. ,Das ist wie in der Lotterie. Unseren Schein haben wir abgegeben. Jetzt sind wir in

der großen Lostrommel drin’, meint der Regierungschef“ zur BMW-Bewerbung.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Wolfgang Riemann, CDU: Na toll! – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Herr Ministerpräsident, diese Äußerung ist ein Skandal sondergleichen.

(Wolfgang Riemann, CDU: Na toll! So sieht der Einsatz der Landesregierung aus.)

Wie teuer ist denn der Lotterieschein, den Sie abgegeben haben?

(Beifall Wolfgang Riemann, CDU)

Wie teuer sind denn die Gutachten? Wie teuer ist denn die Arbeit? Herr Ministerpräsident, dieses Zitat ist zwei Tage alt. Also ich muss Ihnen eins sagen: Ein Ministerpräsident, der ja sonst vor Peinlichkeiten nicht zurückschreckt, der sich jetzt auch noch als Lotteriespieler bei der BMW-Bewerbung selber bezeichnet!

(Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU – Sylvia Bretschneider, SPD: Reden Sie von Herrn Seite?)

Herr Ministerpräsident, die Peinlichkeiten, die nehmen bei Ihnen ja nun wirklich kein Ende!

(Wolfgang Riemann, CDU: Früher hieß der Abstand zwischen zwei Fettnäpfchen „Wutz“, jetzt heißt er „Rings“. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Und deswegen, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Ringstorff, kritisieren werden wir, wenn es Ihre politische Arbeit betrifft oder Ihr politisches Handeln, Sie immer. Und das hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Schlechtreden des Landes Mecklenburg-Vorpommern zu tun.

(Volker Schlotmann, SPD: Wer’s glaubt, wird selig.)

Und ich gebe Ihnen einen guten Rat: Nehmen Sie sich in einer Mußestunde – vielleicht tun Sie es ja zur Festsitzung „10 Jahre Landtag Mecklenburg-Vorpommern“ – noch mal Ihre Reden der Jahre 1990 bis 1998 vor!

(Unruhe und Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU – Dr. Armin Jäger, CDU, und Wolfgang Riemann, CDU: O ja, o ja!)

Viel Vergnügen bei dieser Lektüre, das sage ich Ihnen nur.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Erhard Bräunig, SPD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Ministerpräsident Ringstorff, welchen Anspruch stellen Sie bei Ihrer Arbeit eigentlich an sich selber? Sie legen eine sehr hohe Messlatte auf für andere. Können Sie überhaupt selber über die hohe Messlatte springen?

(Wolfgang Riemann, CDU: Die kriechen drunter durch.)

Ist es nicht peinlich, dass gerade Sie das sagen, wo Sie zweimal als Minister zurückgetreten sind? Die letzte Entlassungsurkunde haben Sie sich ja selber überreicht.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Volker Schlotmann, SPD)