Meine Damen und Herren, angesichts dieser Fakten gilt es, dafür Sorge zu tragen, dass der Lehrerberuf insgesamt weiter an Qualität und Ansehen gewinnt. Und hier sind wir alle gefordert. Bildung ist eine zentrale Ressource für den Standort Mecklenburg-Vorpommern.
Und es stimmt einfach nicht, dass Professor Kauffold die vorhandenen Probleme insbesondere bei der Frage der Einstellungspraxis jüngerer Lehrer nicht sehen würde. Nicht umsonst arbeitet die Begleitgruppe zum Lehrerpersonalkonzept ständig daran, das Personalkonzept auch stetig fortzuentwickeln. Und dabei geht es auch darum, den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Ich versichere Ihnen, es wird Ihnen als CDU nicht gelingen, einen Keil zwischen Lehrer, Gewerkschaften und das Bildungsministerium zu treiben,
denn alle Partner – wohlgemerkt, Partner – sind sich darin einig, dass eine erfolgreiche Fortschreibung des Lehrerpersonalkonzeptes notwendig ist. Alle an Schule Beteiligten wissen, dass sich die Landesregierung in verantwortungsvoller Weise den Herausforderungen stellt, die zukünftig auf die Bildungslandschaft in MecklenburgVorpommern zukommen. – Danke.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Vorwärts zum XII. Parteitag!)
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wer sich alle Statistiken, ich betone, alle Statistiken genau anschaut, sich daraus ein Gesamtbild konstruiert und sich dazu noch vor Ort in den einzelnen Schulen über die Situation mit den tatsächlich Betroffenen, nämlich Lehrern, Eltern und Schülern unterhält, dem kann um die Zukunft des Landes Angst und Bange werden.
(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Wolfgang Riemann, CDU: Richtig. – Minister Dr. Peter Kauffold: Jaja.)
Da nutzt es gar nichts, Herr Minister Kauffold, wenn Sie auch hier und heute wieder verkünden, wie toll Ihre Bildungspolitik im Vergleich zu anderen Bundesländern sei. Ich möchte Sie daran erinnern, wir leben in MecklenburgVorpommern und es geht um die Schüler in MecklenburgVorpommern.
Es nutzt den betroffenen Schulen in Stralsund, Schwerin und in Barth gar nichts, dass Sie flächendeckend für das Land feststellen, dass im vergangenen Schuljahr nur 2,8 Prozent – in Anführungsstrichen – des gesamtes Unterrichts vollständig ausgefallen seien, aber 9,2 Prozent vertreten werden mussten, und Sie nicht darstellen, wie diese Vertretung denn wirklich aussieht.
Herr Minister Kauffold und Herr Schlotmann, Sie brauchen den Lehrern gar nicht zu kündigen. Die zwei Grundschullehrer aus Anklam, die haben gekündigt, junge Lehrer, und sind nach Bayern gegangen. Fragen Sie mal, warum!
Wenn Sie so weitermachen, gerade mit jungen Lehrern, dann brauchen Sie gar nicht von Kündigungen zu reden. Die jungen Lehrer gehen allein und Sie finden weiter keine. Darauf werde ich auch noch eingehen.
Und was antworten Sie denn den Lehrern, die zu uns kommen, die auf die Missstände aufmerksam machen, wo seltsame Krücken auf Kosten aller Beteiligten zu Dauerzuständen werden?
Ich nenne das Beispiel Hanse-Gymnasium Stralsund. Die Eltern machten auf hohe Ausfälle im Fach Sozialkunde aufmerksam. Zitat aus der Antwort auf meine Kleine Anfrage: „Der Unterricht in den Fächern Geografie und Sozialkunde wird durch Mehrarbeit sowie durch den Einsatz von Referendaren im vollen Umfang abgedeckt. In die Vertretung sind Lehrer mehrerer Gymnasien der Hansestadt Stralsund einbezogen. Zum Einstellungstermin Februar 2001 ist die Sozialkundestelle … ausgeschrie
ben.“ Was heißt das konkret? Der Unterricht wird nicht optimal gegeben. Mit Datum vom 23. Januar 2001 ist die Stelle nur ausgeschrieben, das heißt, es ist noch kein Bewerber vorhanden, so dass das Provisorium andauern wird. Das heißt dann wieder weiterhin schlechteren Unterricht als nötig, Mehrbelastung der Lehrer, dadurch weniger Motivation, da noch nicht mal ein Ende abzusehen ist – Grund zur Unruhe also für Schüler, Lehrer und Eltern. Doch die Statistik stimmt, Herr Minister Kauffold: hundertprozentige Unterrichtsversorgung.
Lassen Sie mich noch eine Einlassung zu Ihrer Aussage machen, wir haben gute Gymnasien und schlechte Hauptund Realschulen. Das haben Sie hier gesagt. Herr Minister Kauffold, sind Sie wirklich davon überzeugt, dass allein die Durchschnittsnote am Gymnasium das Kriterium für Qualität ist? Für mich ist das Kriterium für Qualität von Abitur, wie viele Abiturienten gehen zum Studium und wie erfolgreich absolvieren sie ihr Studium, mit welcher Qualität.
Das ist das Kriterium. Und wenn nicht mal jeder zweite Abiturient in Mecklenburg-Vorpommern nach dem Abitur zum Studium geht, dann können Sie doch nicht von Qualität reden.
Und ich sage Ihnen ein Zweites, Herr Minister Kauffold. Es gibt wenige Maßstäbe in diesem Land, wo Sie wirklich nachvollziehen können, wie Qualität von Schule ist. Übrigens, seit 1994 Kultusministerium SPD-geführt, seit April 1996 Finanzministerium SPD-geführt – nur, Herr Schlotmann, wenn Sie hier immer von Scheinheiligkeit reden, Sie tragen seit fast sieben Jahren Verantwortung für die Schulpolitik in diesem Land.
(Zuruf von Dr. Gerhard Bartels, PDS – Barbara Borchardt, PDS: Und die CDU war der kleinere Partner.)
Herr Kauffold, ich sage Ihnen eins, wenn Sie drei Jahre nacheinander 20 Bewerberinnen und Bewerber für die Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte in einer Stadtverwaltung haben und in einem Jahr von 20 nur drei den Eingangstest bestehen beim kommunalen Studieninstitut in Greifswald, im nächsten Jahr nur eine und im darauffolgenden Jahr nur zwei, das heißt, nicht mal 15 Prozent von Gymnasiasten und Realschülern erfüllen die Kriterien des kommunalen Studieninstitutes Greifswald für diese Berufsausbildung, dann frage ich mich: Was ist Qualität von Schule?
Nehmen Sie endlich zur Kenntnis, dass die Qualität von Schule in den letzten Jahren dramatisch nachgelassen hat unter dem SPD-geführten Kultusministerium!
Meine sehr verehrten Damen und Herren, gucken Sie sich doch die Vergleichsarbeiten in der 9. Klasse an und in der Klassenstufe 5, wie die Ergebnisse sind! Es muss Sie doch erschrecken, dass bei den Vergleichsarbeiten in der Klassenstufe 5 im Schuljahr 1998/99 nur 40 Prozent die Mathearbeit geschafft haben,
(Unruhe bei Abgeordneten der PDS – Angelika Gramkow, PDS: Na, wer hat denn Mathestunden in der Grundschule abgeschafft?! – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU)
(Angelika Gramkow, PDS: Nun bauen wir ihn mühsam gerade wieder auf. – Zurufe von Dr. Gerhard Bartels, PDS, und Andreas Bluhm, PDS)
Wissen Sie, Herr Kollege Bluhm, auch in diesem Fall, hören Sie auf, die Verantwortung auf das Jahr 1992 zu schieben!
Sie sind seit 1998 in diesem Land in der Verantwortung und Sie hätten die Stundentafel schon längst weiter aufstocken können,
(Angelika Gramkow, PDS: Diese Regierung hat überhaupt erst aufgestockt, in Mathe und in Deutsch. Deutsch haben Sie nämlich vergessen.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, einen letzter Satz zu Ihnen, Herr Bildungsminister Kauffold: Alles, was Sie gesagt haben zum Lehrerpersonalkonzept, zur Einstellung von jungen Lehrern, das ist die politische Bankrotterklärung Ihrer Personalpolitik seit 1994. – Herzlichen Dank.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Angelika Gramkow, PDS – Heinz Müller, SPD: Ist schon Karneval?)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gestatten Sie mir einen kleinen Ausflug. Wir hatten gestern Abend eine sehr schöne Stunde in diesem Parlament, die hieß „Poesie im Parlament“.
… aber wenn ich das hier so höre, dann vergeht mir jegliche Poesie. Und, Herr Rehberg, wenn Sie von Bankrotterklärung reden, dann ist Ihre Amnesie, was die Verantwortung der CDU betrifft, viel mehr als eine Bankrotterklärung,