Und damit, sehr geehrte Damen und Herren, kommt eine Netzwerklösung für ITER unter Beteiligung des Wendelsteins in Gang. Uns kommt dabei zugute an dieser Stelle, dass Frankreich und England in der ersten Phase und jetzt Frankreich und Spanien in der zweiten Phase sich nicht einigen können. Uns kommt dabei auch zugute, dass wir da zurückkehren in die erste Diskussionsphase – damals war ich persönlich beteiligt, weil ich im Wissenschaftsrat für die Deutsche Krebsgesellschaft war –, nämlich zu dem Grundgedanken, dass wir ein Grundlagenexperiment haben, und das ist Wendelstein. Damals ging man noch davon aus, von einem Kraftwerk, und das ist ITER, wir kommen wieder zu dieser Netzwerklösung zurück.
Solche Netzwerke sind bei Großprojekten mit derartiger globaler Bedeutung nichts Ungewöhnliches. Eigentlich sind sie das Übliche. Wir denken an die Weltraumforschung, wir denken an die Krebsforschung. Netzwerke entsprechen dem Geist des Euratom-Programmes. Sie entsprechen der multilateralen Finanzierung und übrigens sind sie auch das, was auf deutscher Ebene schon mit den beiden Standorten in Garching und in Greifswald praktiziert wird.
Und dann ist das, glaube ich, auch ein wichtiger Weg, unabhängig vom ITER-Zentrum die Strukturenergebnisse und Erfahrungen von Wendelstein für die weitere Fusionsforschung zu nutzen, nämlich über den Abschluss der ersten experimentellen Phase in Greifswald hinaus. Wir müssen daran denken, wie wir dann in die weltweite Großforschung eingehen wollen. Eine derartige Lösung macht allen Kritikern deutlich, dass Wendelstein ein starkes und unverzichtbares Zentrum in der weltweiten Fusionsforschung ist, und die Technologieunternehmen unseres Landes, die beteiligt sind an Wendelstein – ich denke an MST Rostock, ich denke an Siemens CISCO in Rostock zum Beispiel –, empfehlen sich auch für alle weiteren Fusionsprojekte, insbesondere für den ITER-Aufbau.
Weiterhin ist es natürlich auch eine politische Demonstration Europas für die Zusammenarbeit Europas in der Energieforschung und Mecklenburg-Vorpommern hält seine Optionen in diesem zukunftsorientierten Wissenschaftsgebiet. Diese Netzwerklösung hat also einen doppelten Charme. Einerseits sichert sie Wendelstein und andererseits beteiligt sie uns prioritär am Gesamtkonzept, am Netzwerk ITER.
Ich zitiere abschließend noch einmal den Brief von Kommissar Busquin: „Die Kommission wird die Aufgabe, Wendelstein zum Erfolg zu führen, insbesondere im Rahmen der Assoziation … weiter unterstützen.“ – Herzlichen Dank.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In der Tat spreche ich zu diesem Thema als Greifswalder Abgeordneter. Und, Frau Lochner-Borst, in dieser Eigenschaft frage ich Sie: Was wollen Sie eigentlich mit Ihrem ITER-Antrag heute hier erreichen?
(Dr. Ulrich Born, CDU: Dass Sie sich end- lich bewegen. Dass Sie endlich mal tätig werden und nicht nur schöne Reden halten.)
Geht es nur um fromme Wünsche, nur um oppositionelle Spielchen, Herr Born, um vordergründig Punkte zu machen? Oder – und da haben wir ein ernstes Problem – wollen Sie den Sorgen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts Wendelstein 7-X Rechnung tragen? Wollen Sie alle Anstrengungen unternehmen, um im Interesse …
(Wolfgang Riemann, CDU: Staatssekretär Braune hat das versprochen, dass Sie sich einsetzen. – Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)
Ein Lautsprecher alleine wird da nicht helfen. Wir haben ernste Probleme. Da muss man mal nachdenken und zusammenhalten.
Also wollen Sie ernsthaft mit uns alle Anstrengungen unternehmen, um im Interesse der Bediensteten, aber
auch im Interesse von Greifswald, von Vorpommern, den Forschungsstandort Greifswald in der Fusionsforschung abzusichern? Das sind die Fragen, die Ihr Antrag aufwirft. Und ich sage Ihnen ganz klar, ich entscheide mich für den Erhalt und den Ausbau dessen, was wir haben,
Alles andere sind fromme Wünsche oder oppositionelle Spielchen. Das wissen Sie. Vielleicht ist es ja einfach nur forschungspolitische Naivität,
so, als wäre ITER kein hochkomplexer internationaler Forschungsverbund, sondern eine kleine Fabrik, die man dahin stellt.
Meine Damen und Herren, es ist unsere gemeinsame Aufgabe, das Beste für Mecklenburg-Vorpommern zu erreichen,
und dazu gehört in diesen schwierigen Zeiten vor allem auch, das zu sichern, was wir haben. Dafür sind wir gewählt worden.
Dafür sind wir gewählt worden, auch wenn mir klar ist, dass natürlich zum Handeln eher die Regierungskoalition aufgerufen ist, und Sie dazu, Vorschläge zu machen, kritische Begleitung zu machen.
Ich weiß auch, Herr Born, dass für eine Opposition immer die Versuchung besteht, einfach mal etwas Tolles, besonders Großes, möglichst Spektakuläres von der Regierung zu fordern, sei es nun real oder nicht. Dass es nicht real ist, muss eine Opposition nicht stören. Sie kann ja sowieso nichts machen. Aber man hat dann immer die Chance zu sagen, das ist doch etwas Tolles. Die Regierung hat es nicht gewollt oder nicht gekonnt. Das ist ein Spiel, das kann vielleicht sogar Punkte bringen in der Öffentlichkeit, wenn man es geschickt spielt. Das ist Ihr gutes Recht als Opposition. Ich habe aber eine ganz herzliche Bitte: Spielen Sie dieses Spiel nicht auf Kosten des Forschungsstandortes Greifswald, nicht auf Kosten von Vorpommern!
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS – Dr. Ulrich Born, CDU: Nur weil Sie zu schwach sind. Sie sind einfach zu schwach.)
Für die Region Vorpommern ist unverzichtbar, dass das Forschungsprojekt Wendelstein 7-X finanziell abgesichert und fortgeführt wird.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS – Dr. Ulrich Born, CDU: Alles nur faule Aus- reden! – Zuruf von Ilka Lochner-Borst, CDU – Glocke der Vizepräsidentin)
Nein, nein. Fusionsforschung ist eine der ganz wenigen Forschungsbereiche, in denen Deutschland noch führend in der Welt ist und dabei muss es bleiben. Und mit dem Begriff Fusionsforschung muss sich auch weiter der Name Greifswald in Vorpommern verbinden.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Ulrich Born, CDU: Weil Ihre grünen Ideologen in Berlin das nicht wollen. So einfach ist das.)
Eines ist doch klar, ich bitte Sie, jetzt nicht einfach nur diesen isolierten Antrag zu sehen und zu sagen, da können wir die Regierung schön vorführen.
(Wolfgang Riemann, CDU: Eine armselige Argumentation haben Sie, Herr Abgeordneter! – Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)
dass wir fragen müssen: Wo liegen denn die Entwicklungschancen in Vorpommern? Und wenn man sich das ernsthaft fragt,
dann ist völlig klar, dass eines der wichtigsten Dinge, die wir haben, die Universität Greifswald ist, dass wir da anknüpfen müssen, dass wir an die Forschungseinrichtung, an die Entwicklung moderner Technologien anknüpfen müssen. Deshalb bitte ich Sie, auch Sie von der Opposition: Helfen Sie mit, dafür zu sorgen, dass das Fusionsprojekt 7-X weitergehen kann und dass wir alle Möglichkeiten nutzen,
im Rahmen länderübergreifender Vernetzung mit anderen Forschungseinrichtungen unseren Part bei der internationalen Entwicklung im Fusionsbereich zu spielen.