Protokoll der Sitzung vom 11.09.2003

(Beifall Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Und ich bitte alle, die Würde dieses Hauses zu akzeptieren.

Danke schön, Herr Präsident.

Ich darf noch mal da ansetzen, wo Sie mich unterbrochen haben: Es war einmal übereinstimmend in dieser Republik, im Jahr 1993 und auch danach, dass es einen Sinn macht, bestimmte Anreize für Missbräuche durch Schlepperorganisationen zu unterbinden. Das ist der Hintergrund für das Sachleistungsprinzip gewesen und das war auch, meine Damen und Herren, der Hintergrund für bestimmte Beschränkungen auf den Zuständigkeitsbereich der Ausländerbehörde. Und wenn mir gesagt wird, na ja, aber die möchten auch mal gerne in den Nachbarkreis oder in die kreisfreie Stadt, meine Damen und Herren, das war auch bisher schon möglich, nur umgekehrt. Es war nicht von vornherein erlaubt, sondern wenn Bedarf war, wurde der Einzugsbereich für den Einzelfall erläutert.

(Angelika Gramkow, PDS: Ha, ha!)

Wie wollen Sie also weiterhin sicherstellen, dass ein Asylbewerber für die Verhandlungen, die Gespräche in seinem Anerkennungsverfahren den Behörden überhaupt noch zur Verfügung steht?

(Reinhardt Thomas, CDU: Gar nicht! Polizisten hinterherschicken!)

Meine Damen und Herren, ich bitte, da auch mal ein bisschen an unsere Arbeitnehmer in diesem Lande zu denken, die, wenn sie als arbeitslos Gemeldete beim Arbeitsamt

(Reinhardt Thomas, CDU: Ja.)

einer Einladung nicht sofort Folge leisten, sofort mit einer Sperre zu rechnen haben.

(Reinhardt Thomas, CDU: Das wissen wir.)

Das gilt für unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger und nichts anderes sollte für unsere Gäste auch gelten.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Das ist der Hintergrund, warum wir der Auffassung sind, Herr Innenminister, dass Sie hier ein Fass aufgemacht haben, von dem wir hoffen, dass Sie den Deckel da wieder draufkriegen. Das war mit Sicherheit eine falsche Richtung, eine falsche Geste an Leute, die das nicht verdienen. Ich meine nicht die Menschen, die als Flüchtlinge kommen, die um Asyl nachsuchen. Wir haben ein geltendes Asylrecht, wir haben ein geltendes Asylverfahrensrecht, wir haben ein geltendes Grundgesetz und all das ist in Ordnung. Was nicht in Ordnung ist, ist, dass Sie eine Bundesregelung versuchen zu unterlaufen, nur um irgendjemand, der das politisch gerade mal braucht, einen Gefallen zu tun. Dafür ist das Asylverfahrensrecht ein zu kompliziertes und dafür ist unsere Gesellschaftsordnung auch zu vielschichtig. Nicht mal rein in die Kartoffeln und mal raus aus den Kartoffeln!

Meine Damen und Herren, wenn ich sehe, was Sie mittlerweile alles gemacht haben: Abschaffung der Richtlinie für die Förderung von Gemeinschaftsunterkünften, die Verordnung, die Sie hier vorlegen lassen, die beiden Erlasse zum Asylverfahrensgesetz und zum Asylverfahrensleistungsgesetz, alles …

(Angelika Gramkow, PDS: Sie haben die Verbesserung der sozialen Betreuung vergessen.)

Die soziale Betreuung, liebe Frau Kollegin Gramkow,

(Angelika Gramkow, PDS: Und alle Beson- derheiten der dezentralen Unterbringung?)

die soziale Betreuung …

(Lorenz Caffier, CDU: Dezentral wurde ja gar nichts gemacht. Die müssen sie ja alle in eine Buchte einsperren. – Zuruf von Rudolf Borchert, SPD)

Es ist richtig nett von Ihnen, dass Sie das ansprechen, weil offenbar gibt es Dinge, von denen sogar Sie nicht so viel Ahnung haben wie sonst.

(Angelika Gramkow, PDS: Sie sollten sich ein bisschen zusammennehmen!)

Schauen Sie bitte mal in die Unterbringungseinrichtungen dieses Landes, was da für die soziale Betreuung getan wird.

(Angelika Gramkow, PDS: Ich glaube, da bin ich öfter als Sie, Herr Jäger. – Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

Nein, entschuldigen Sie, ich kann niemanden betreuen, der in der Einrichtung gar nicht mehr ist, weil er sich gerade im Nachbarkreis aufhält.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Meine Damen und Herren, versuchen Sie doch einmal halbwegs sachlich das zu beurteilen, was wir hier als Antrag gestellt haben.

(Zuruf von Peter Ritter, PDS)

Ich weiß, dass Sie wieder mal besprochen haben, der muss abgelehnt werden. Meine Damen und Herren, denken Sie daran: Wir sind Parlament, wir sind nicht das Vollzugsorgan der Regierung!

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Denken Sie selber und überlegen Sie, ob Sie dem so zustimmen wollen! – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Danke schön, Herr Dr. Jäger.

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 45 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und als Erster hat das Wort der Innenminister des Landes Dr. Timm. Bitte schön, Herr Minister, Sie haben das Wort.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Landesregierung hat die Asylverfahrensdurchführungs-Landesverordnung geändert. Unser Ziel ist es, und zwar seit 1998, die Lebensbedingungen für die Asylbewerber in Mecklenburg-Vorpommern zu verbessern. Und in diesem Ziel unterscheiden wir uns offensichtlich

(Dr. Armin Jäger, CDU: Nein, überhaupt nicht.)

sehr deutlich von Ihnen in der Partei, die ein C in ihrem Namen trägt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Dr. Armin Jäger, CDU: Nein, überhaupt nicht.)

Und das bedaure ich sehr,

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das ist eine Unterstellung.)

das bedaure ich sehr, Herr Dr. Jäger.

(Zuruf von Kerstin Fiedler, CDU)

Ich bedaure es deswegen sehr, sage ich Ihnen ganz offen,

(Zurufe von Dr. Ulrich Born, CDU, und Dr. Armin Jäger, CDU)

weil wir seit einigen Jahren

(Wolfgang Riemann, CDU: Wir müssen sogar die Schuldnerberatung schließen, weil wir kein Geld mehr haben.)

in Mecklenburg-Vorpommern eine deutlich ausländerfreundlichere Stimmung im Lande haben.

(Beifall Karsten Neumann, PDS – Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig. Gott sei Dank!)

Und das ist den Ausländerbehörden zu verdanken,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Sie machen sich über andere lustig.)