Protokoll der Sitzung vom 15.09.2004

Ums Wort hat jetzt noch einmal gebeten der Abgeordnete Herr Glawe von der CDU-Fraktion.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Also das, was der Kollege Koplin eben versucht hat, ist ja ein Umstand, den ich fast aus dem Tollhaus nennen muss.

(Gabriele Schulz, PDS: Na, na, na, na!)

Er versucht jetzt, die Gesundheitsreform mit Schuldnern vor allem in Privathaushalten zu verquicken. Also die Schuldner, die gab es voriges Jahr und die gab es vor fünf Jahren auch schon, Herr Koplin. Die Zahl ist leicht steigend, da gebe ich Ihnen Recht, aber jetzt zu sagen, das wären die 10 Euro, die gezahlt werden,

(Torsten Koplin, PDS: Sie haben nicht zugehört.)

oder das wären die 8,20 Euro, die durch die Gesundheitsreform bei den Arzneimitteln für Generika aufgelegt werden, also bei den kleinen Packungen, das finde ich schon abenteuerlich.

(Torsten Koplin, PDS: Ich steh dazu.)

Ich will Ihnen nur sagen, ein bisschen Seriosität ist hier schon gefragt.

(Beifall Dr. Ulrich Born, CDU: So ist es.)

Die Frage steht ja anders: Wie kriegen wir die Schuldnerberatungsstellen, und zwar die 32 mit, wie die Frau Ministerin sagte, 88 Beschäftigten –

(Torsten Koplin, PDS: 88.)

ich kannte die Zahl 92 oder 93 Beschäftigte, aber gut, mag sein, dass der eine oder andere nicht da ist –, wie kriegt man die auf Dauer durchfinanziert? Und da braucht man Partner. Da würde ich zu dem Vorschlag, wenn Sie sagen Kreditinstitute, Sparkassen et cetera, da würde ich sagen, okay, darüber sollte man nachdenken und da muss man verhandeln. Aber hier so plump zu argumentieren, dass die Schulden darauf zu begründen sind, dass die Gesundheitsreform stattgefunden hat, da kann ich Ihnen auch mal was anderes sagen.

(Torsten Koplin, PDS: Lesen Sie noch mal! Lesen Sie noch mal!)

Auch die Frage der Verschuldung der Krankenkassen in Mecklenburg-Vorpommern hat sich durch die Gesundheitsreform etwas entspannt, und zwar um die Summe von fast 200 Millionen Euro für Mecklenburg-Vorpommern. Und das greift zum Beispiel, jetzt kann man ja mal positiv denken, die Aufsicht,

(Torsten Koplin, PDS: Und wer zahlt die Zeche? Wer zahlt die Zeche?)

die Aufsicht der Ministerin hat da total gegriffen. Das kann man mal so sagen. Von der Seite aus die Dinge aufzuziehen und immer nur so zu diskutieren, wie man es gerade braucht, das ist falsch. Ihr Hauptproblem ist, dass von den 32 Schuldnerberatungsstellen 16 dem Arbeitslosenverband gehören. Und der Arbeitslosenverband hat in besonderer Weise ein Problem, weil er keine ABM-Stellen mehr kriegt,

(Torsten Koplin, PDS: Und wer hat die abgeschafft?)

keine SAM-Stellen mehr kriegt,

(Torsten Koplin, PDS: Wer hat die denn abgeschafft? Das ist das Problem!)

damit keine Sachkostenzuschüsse mehr kriegt und damit ein Finanzproblem hat.

(Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Das ist nämlich die Wahrheit.

(Torsten Koplin, PDS: Wer hat denn diese Regelung eingeführt? – Zuruf von Gabriele Schulz, PDS)

Darüber muss man diskutieren.

(Torsten Koplin, PDS: Das war eben die CDU.)

Was haben wir eingeführt? Sie haben uns 1998 damit gequält,

(Torsten Koplin, PDS: Sie sind schuld daran.)

dass wir 60.000 ABM-Stellen im Land hatten. Das haben Sie uns jeden Tag vorgeworfen, Sie und die SPD. Das waren also Wahlkampf-ABM. Heute jammern Sie darüber, dass diese Stellen weg sind, obwohl Ihr Koalitionspartner die in besonderer Weise abgeschafft hat, ob berechtigterweise, darüber kann man sich streiten.

(Zuruf von Gerd Walther, PDS)

Fakt ist eins, einer derjenigen, der Probleme dadurch bekommen hat, ist der Arbeitslosenverband, dem Sie besonders nahe stehen. Das sagen Sie hier natürlich nicht, aber ich sage das jetzt mal.

(Torsten Koplin, PDS: Mental stehen uns die anderen auch nahe.)

Es geht ja auch darum, man kann die Sache auch anders aufziehen. Wenn man die Finanzierung auf Dauer nicht gesichert kriegt, also die Sachkostenanteile und die Personalkostenanteile von zehn Prozent sichert nach der jetzt geltenden Richtlinie, Herr Backhaus, nach der jetzt geltenden Richtlinie,

(Minister Dr. Till Backhaus: Das stimmt.)

dann, Herr Minister, ja dann muss ich nämlich ausschreiben

(Zuruf von Minister Dr. Till Backhaus)

und dann kann es passieren, dass der Arbeitslosenverband plötzlich keine Schuldnerberatungsstellen mehr hat.

(Torsten Koplin, PDS: Haben Sie was gegen den Arbeitslosenverband?)

Nein, ich habe nichts dagegen. Ich will nur sagen, was dann passiert. Und dann müssen sich die Mitarbeiter, die beim Arbeitslosenverband jetzt beschäftigt sind, wieder bei einem neuen Träger bewerben, denn die sind ja qualifiziert. Auf die kann man ja wahrscheinlich nicht verzichten, denn sie sind ja durch ein hochgradiges Qualifikationsverfahren gegangen und haben vor allem auch mit öffentlichen Mitteln die Fort- und Weiterbildung erlangt. Und darum geht es Ihnen in Wahrheit.

(Torsten Koplin, PDS: Ach!)

Und darüber lassen Sie uns doch auch in Ruhe diskutieren im Ausschuss oder vielleicht auch noch im kleineren Rahmen, wie man das löst.

(Heiterkeit bei Rudolf Borchert, SPD)

Das kann man nur zusammen mit den Landkreisen lösen, mit den anderen Geldgebern.

(Zuruf von Lorenz Caffier, CDU)

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD, CDU und PDS – Heinz Müller, SPD: Jetzt kriegt er schon die kritischen Zwischenrufe aus der eigenen Fraktion! – Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Kleiner Rahmen?

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der SPD, CDU und PDS)

Sie beide? Herr Holter auch? Sie sind doch nicht schreckhaft, Herr Holter.

Also, meine Damen und Herren, ich will nur eins sagen: Herr Koplin, so einfach lassen wir Sie aus der Verantwortung nicht raus und aus dieser Nummer schon gar nicht.

(Heinz Müller, SPD: Wir wollen doch gar nicht aus der Verantwortung. – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD)

Ja, es ist auch bemerkenswert, dass die Ministerin sich heute hier hinstellen und sagen kann, der Antrag ist abzu