Protokoll der Sitzung vom 30.09.2004

Meine sehr geehrten Damen und Herren, an dieser Stelle möchte ich noch mal eingehen auf die Beiträge meiner beiden Vorrednerinnen. Vielleicht zunächst, Frau Strenz,

zu Ihnen. Sie haben deutlich gemacht, welche Vorstellungen Sie im Bereich Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik zukünftig haben. Sie haben hier Ausführungen gemacht zu Ideen der Änderung des Kündigungsschutzes. Sie wollen, wenn ich das richtig verstanden habe, den Kündigungsschutz der Arbeitnehmer, der ja bekanntlich bereits zu Beginn dieses Jahres erheblich eingeschränkt wurde, nun noch einmal wesentlich reduzieren und verkürzen.

(Egbert Liskow, CDU: Bei Neueinstellung.)

Sie wollen – mit anderen Worten – diesen Kündigungsschutz noch einmal richtig schleifen. Ginge es nach Ihnen, dann würde der Kündigungsschutz in Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern abgeschafft,

(Zuruf von Andreas Petters, CDU)

definitiv abgeschafft, meine Damen und Herren.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Und ich frage Sie an dieser Stelle, meine Damen und Herren von der CDU: Wollen Sie wirklich zurück zu Tagelöhnertum und Hire-and-fire-Politik?! Offensichtlich ja, offensichtlich ja!

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von Michael Ankermann, CDU, und Vincent Kokert, CDU)

Insofern ist ganz klar, diese Frage war rhetorisch.

(Heiterkeit bei Egbert Liskow, CDU)

Ihre Absichten haben Sie hier hinreichend deutlich gemacht. Aber ich sage Ihnen nur – 37 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, denen Sie hier diese großen Knüppel zwischen die Beine werfen wollen –, ich halte das für eine Zumutung.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Und im Übrigen, meine sehr geehrten Damen und Herren von der CDU, damit entziehen Sie den Arbeitnehmern auch den letzten Schutz. Sie schaffen tatsächlich noch die letzte Grundlage für eine gewisse Verlässlichkeit, für eine gewisse Stetigkeit und für ein gewisses Vertrauen auf eine zumindest mittelfristige Beschäftigung in einem Arbeitsverhältnis ab. Dies alles schaffen Sie ab. Darüber müssen Sie sich im Klaren sein. Nur noch mal ein Hinweis, das sollten Sie eigentlich wissen: Mittlerweile ist schon jedes dritte Beschäftigungsverhältnis im Land...

(Torsten Renz, CDU: Das ist ganz schwach, was Sie jetzt machen. Das ist ganz schwach.)

Das ist nicht schwach, Herr Renz. Das ist eine Tatsache.

(Torsten Renz, CDU: Der Gegner sitzt von mir aus gesehen rechts. Das sollten Sie mal betrachten.)

Jedes dritte Beschäftigungsverhältnis ist kein Normalarbeitsverhältnis mehr,

(Zurufe von Vincent Kokert, CDU, und Egbert Liskow, CDU)

sondern ist befristet oder ist ein Teilzeitverhältnis. Auf jeden Fall ist es nicht mehr das, was wir uns unter dem herkömmlichen Arbeitsverhältnis vorstellen.

(Unruhe bei Torsten Renz, CDU)

Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen, Herr Renz. Offensichtlich haben Sie dies bislang noch nicht gewusst, dann dies zu Ihrer Kenntnis.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD – Torsten Renz, CDU: Wir müssen reformieren.)

Also kurzum, meine Damen und Herren, was Sie hier an Ideen vertreten und für Vorstellungen skizzieren, das ist nicht sozial gerecht.

(Torsten Koplin, PDS: Das ist unbrauchbar, das ist unbrauchbar!)

Hinzu kommt auch, dass angesichts...

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Hören Sie doch vielleicht noch mal zu! Hören Sie doch vielleicht noch mal zu!

(Heiterkeit bei Lorenz Caffier, CDU: Da müssen Sie sich mal mit der PDS auseinander setzen! – Heiterkeit bei Angelika Gramkow, PDS, und Torsten Koplin, PDS)

Hinzu kommt, dass angesichts des geltenden Kündigungsschutzes und des erheblich erweiterten Teilzeit- und Befristungsgesetzes – da sollte man mitunter auch mal hineinschauen, um zu wissen, was in dem Bereich läuft –

(Zuruf von Rainer Prachtl, CDU)

diese Erweiterung, insbesondere des Teilzeit- und Befristungsgesetzes, dazu geführt hat, dass die Arbeitgeber hier eine hinreichende Flexibilität erhalten im Hinblick auf die Gestaltung von Arbeitsverhältnissen. Das müssen Sie doch mal zur Kenntnis nehmen! Das müssen Sie doch mal zur Kenntnis nehmen!

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Und fest steht, dass wir solchen Überlegungen, meine Damen und Herren, wie Sie sie hier heute vorgebracht haben, auf gar keinen Fall Folge leisten werden. Sie sind nämlich kein Beitrag. Sie sind kein Beitrag zur Verbesserung der Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt in diesem Land. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis!

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Torsten Koplin, PDS: Die CDU ist nicht regierungsfähig. – Zurufe von einzelnen Abgeordneten der CDU)

Entschuldigung, eine kurze Anmerkung noch zur Kollegin Gramkow. Frau Gramkow, nur noch mal zu Ihrer Kenntnis: Wir machen hier nicht in Populismus.

(Zurufe von der CDU: Nein, nein! – Gabriele Schulz, PDS: Und wir auch nicht! Wir auch nicht!)

Ich habe das in der letzten Landtagssitzung schon gesagt. Wir machen nicht in Populismus und wir schüren auch keine Ängste.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir versetzen die Leute auch nicht in Panik, sondern was wir machen, das ist eine gute vernünftige Sachpolitik.

(Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU, und Egbert Liskow, CDU)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich komme jetzt noch mal kurz zurück zum eigentlichen Thema.

(Heiterkeit bei Torsten Koplin, PDS)

Insbesondere bis zum Ende des Jahres kommt auf alle verantwortlichen Arbeitsmarktakteure noch viel Arbeit zu.

Das betrifft insbesondere die Bereitstellung der Software zur Bearbeitung der Anträge auf Leistungen der Grundsicherung

(Torsten Koplin, PDS: Stürzt täglich ab.)

oder etwa auch die Entwicklung und sinnvolle Ausgestaltung der so genannten Arbeitsgelegenheiten. Und sicher wird es auch in der Anlaufphase des Gesetzes im nächsten Jahr nicht gänzlich ohne Probleme abgehen.

(Zuruf von Torsten Koplin, PDS)

Aber ich bin zuversichtlich, dass wir diese Probleme, die sich im laufenden Prozess ergeben, lösen können und auch vernünftig lösen werden. Das Land hat jedenfalls seine Hausaufgaben gemacht. Wir haben einen Gesetzentwurf vorgelegt, der sich sehen lassen kann. Und ich bitte Sie, diesen Gesetzentwurf heute entsprechend der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Bau, Arbeit und Landesentwicklung und der darin enthaltenen Maßgaben zu verabschieden. Lassen Sie uns also der Arbeitsmarktreform in Deutschland und in Mecklenburg-Vorpommern eine faire Chance geben. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lorenz Caffier, CDU: Was?!)

Vielen Dank, Herr Mohr.