Protokoll der Sitzung vom 09.03.2005

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu zehn Minuten für jede Fraktion vorgesehen. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Als Erster hat ums Wort gebeten der Minister für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei Herr Dr. Backhaus. Bitte schön, Herr Minister.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU-Fraktion, ich bin froh und dankbar, dass dieses Thema aufgeworfen worden ist.

(Heinz Müller, SPD: Ja.)

Im Übrigen ist es so, dieses Thema hat gerade im Bundesrat eine Rolle gespielt und auch am Kamin auf der letzten Agrarministerkonferenz, am Kaminabend.

(Heiterkeit bei Dr. Ulrich Born, CDU: Hoffentlich vor dem Kamin!)

Herr Born, Sie sind selber einmal Minister gewesen, Sie kennen das. Sie wissen, dass die Ministergespräche am Kamin stattfinden. Ich finde das nicht lächerlich, sondern sehr ernst!

(Heiterkeit bei Rainer Prachtl, CDU – Zurufe von Angelika Peters, SPD, und Rainer Prachtl, CDU)

Und in der Kaminrunde ist dies ausdrücklich von Mecklenburg-Vorpommern wieder...

Wir sind es doch gewesen, die zumindest erst einmal zu der Kohortenlösung beigetragen oder diese Möglichkeit eröffnet haben, damit nicht sinnlos irgendwelche Bestände geschlachtet werden, sondern dass wir zu einer angepassten Lösung kommen.

Frau Schlupp, Sie müssen wirklich zur Kenntnis nehmen, hier leichtfertig mit Verbraucherschutzfragen umzugehen, bedeutet, Märkte, die zurzeit stabil sind – im Rindfleischbereich zum Glück gerade sehr stabil, wofür wir lange gebraucht haben –, leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Das kann und darf nicht Ihr Ziel sein!

(Beifall Angelika Peters, SPD, Ute Schildt, SPD, und Angelika Gramkow, PDS – Angelika Peters, SPD: Richtig! – Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Und so verstehe ich auch Ihren Antrag nicht.

(Beifall Dr. Ulrich Born, CDU: Richtig. Sehr richtig.)

Aber, Herr Born, wenn Sie sich Ihren Antrag einmal in Ruhe anschauen, dann werfen Sie sofort wieder die Frage auf. Ich möchte ausdrücklich den Punkt 2, nämlich den dritten Anstrich, noch einmal in Erinnerung rufen. Ich hoffe, Sie haben das vorhin auch aufgenommen, und zwar, die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der TSE weiter voranzubringen.

(Heiterkeit bei Wolf-Dieter Ringguth, CDU – Wolfgang Riemann, CDU: Natürlich haben wir das!)

Das heißt, Sie haben doch selber noch Zweifel daran, dass noch nicht klar ist, was los ist. Und das ist doch genau der Punkt!

(Zuruf von Angelika Peters, SPD)

Und ich bitte bei allem Verständnis für Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft – das sind Sprüche, die leicht über die Lippen gehen –, dass Sie eins zur Kenntnis nehmen: Wir haben in Deutschland bis jetzt 367 BSE-Fälle gehabt und in Mecklenburg-Vorpommern sind wir leider zehnmal betroffen gewesen.

(Angelika Peters, SPD: Hört, hört!)

Und zum Glück hat es eine Versachlichung, ich sage das zum Anfang meiner Rede ganz bewusst, und zum Glück hat es auch eine mediale

(Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

und doch etwas objektivere Darstellung in den letzten Jahren gegeben. Wollen Sie das alles wieder aufs Spiel setzen

(Dr. Ulrich Born, CDU: Wieso?)

und damit den Rindfleischverbrauch in Deutschland, in Europa wieder durcheinander würfeln? Das darf nicht unser Ziel sein!

(Beifall Angelika Peters, SPD, und Ute Schildt, SPD – Angelika Peters, SPD: Richtig.)

Und deswegen möchte ich ganz besonders noch einmal herausarbeiten, dass Ihre Anträge vielleicht auch nur Show sind. Ich gehe davon aus, dass das nicht Ihre Absicht ist. Aber sich als einziger Interessenwahrer der Landwirte hinzustellen und sich in Deutschland aufzuschwingen, das werden Sie nicht alleine schaffen. Und die Landwirte sind in dieser Frage...

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Ja, Herr Renz, Sie wissen sowieso alles, denn Lehrer wissen ja immer alles. Ich weiß das, damit habe ich auch kein Problem.

(Zurufe von Angelika Peters, SPD, und Torsten Renz, CDU)

Tut mir Leid, aber er hat mich eben wieder so geärgert. Doch vielleicht hören Sie einmal zu, dann können Sie davon auch etwas lernen!

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Torsten Renz, CDU: Ich kann mich auf zwei Sachen gleichzeitig konzentrieren. – Wolfgang Riemann, CDU: Keine Männerdiskriminierung!)

Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich mit diesem Thema sehr ernsthaft zu befassen! Ich bin froh, dass es auf unsere Initiative hin – das ist hier vielleicht auch eine gewisse Brücke, die ich hier bauen möchte, keine Frage – im Sommer auf der Insel Riems einen Bundeskongress zum Thema BSE geben wird.

(Angelika Peters, SPD: Richtig, das warten wir ab.)

Und, Frau Schlupp, Sie müssen erkennen und auch wissen, dass das Forschungsprogramm der Bundesregierung konsequent im Jahre 2000 angefahren worden ist. Davor hat es leider in Deutschland und in Europa eine Forschung in der Form und mit dieser Konsequenz nicht gegeben. Ich bedauere das, aber wir haben das durchgesetzt. Ich bin froh, dass die Insel Riems dieses Thema der neuartigen Tierkrankheiten aufgegriffen hat und diese richtungsweisende Entscheidung durch die Bundesregierung, damals noch unter Karl-Heinz Funke, getroffen worden ist.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS)

Und wenn Sie sich die Tiere einmal anschauen – ich bin mittlerweile dreimal da gewesen, ich weiß nicht, ob Sie da waren –,

(Angelika Peters, SPD: Wir waren auch da.)

die diesen wunderbaren Cocktail aufgenommen haben, und jetzt zum Glück erste Anhaltspunkte vorhanden sind, wie es tatsächlich zu einer Übertragung kommen könnte, dazu kann ich nur sagen: Leichtfertig diesen Antrag hier durchzuwinken und einmal hopplahopp, hopplahopp dieses Thema durchzuwinken,

(Wolfgang Riemann, CDU: Wir haben ja gesagt, in den Ausschuss überweisen, nicht hopplahopp!)

das wird es mit mir im Interesse des Verbraucherschutzes und im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft nicht geben.

(Beifall Angelika Peters, SPD, und Ute Schildt, SPD)

Und aus Sicht der Landesregierung, das sage ich auch, werde ich nicht einfach Nein sagen, sondern Ihnen die fachlichen Unzulänglichkeiten in Ihrem Antrag noch einmal erläutern. Wettbewerbsfähigkeit für die Landwirtschaft, das habe ich angedeutet, hört sich immer gut an. Es wäre gut, wenn es auch wirklich so wäre. Sie wissen ganz genau, in einer Zeit, in der BSE-Fälle immer wieder auftreten –

(Angelika Peters, SPD: Hört, hört!)

vor zwei Wochen leider erst wieder in MecklenburgVorpommern und gerade auch in Brandenburg, wo eine Kohorte von über 500 Tieren betroffen ist –,

(Angelika Peters, SPD: Hört, hört!)

ist dieses Thema nicht einfach auf die leichte Schulter zu nehmen. Es ist auch klar, dass wir nach wie vor sogar Rinder dabei haben, die betroffen sind, und das nach, ich betone, nach dem Verfütterungsverbot in Europa.

(Angelika Peters, SPD: Richtig, richtig.)

Das muss uns doch gemeinsam zu denken geben!

(Angelika Peters, SPD: Alle 24 Monate!)