Protokoll der Sitzung vom 23.06.2005

Auch mit Wahlkampf, werte Damen und Herren von der CDU, hat das wenig zu tun,

(Zuruf von Gabriele Meˇsˇt’an, PDS)

denn diese Anregungen stammen eben aus den Sprechstunden, die wir vor Monaten durchgeführt haben. Und zu meinem großen Erstaunen kamen dort mehrere junge Frauen vor allem auch mit Kindern, die mir erklärten, dass sie nicht krankenversichert seien. Das wollte ich im ersten Moment eigentlich gar nicht glauben, aber es ist tatsächlich so. Ich bin diesem Vorgang nachgegangen und habe mit meiner Fraktion und auch mit der PDS gemeinsam diesen Antrag letztendlich auf den Weg gebracht, weil er absolut sinnvoll ist und eine Ungerechtigkeit aus der Welt schaffen soll.

Deshalb, meine Damen und Herren, bitte ich Sie abschließend um Zustimmung zu der Initiierung einer Bundesratsinitiative, die diesem Sachverhalt Abhilfe schafft. Wahrscheinlich und mir am liebsten wäre es über eine Neuregelung im SGB V,

(Torsten Koplin, PDS: Ja, richtig. Da muss es hin.)

was die Familienversicherung betrifft. – Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS)

Danke schön, Herr Dr. Nieszery.

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu zehn Minuten für jede Fraktion vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Als Erster hat das Wort der Abgeordnete Herr Timm für die Fraktion der CDU. Bitte schön, Herr Abgeordneter.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sinn, sinnvoll, Gesetz, und, und, und. Was ist das alles? Es ist etwas, an das wir uns zu halten haben. Das hat etwas mit Ordnung zu tun. Deshalb lassen Sie mich an die Koalitionspartner kurz ein paar Worte getrennt richten.

Es ist nicht das erste Mal in unserem Land, dass die Bürger in Mecklenburg-Vorpommern die PDS als eine Regierungspartei erleben, die gleichzeitig in diametrale Richtungen agiert.

(Regine Lück, PDS: Herr Timm!)

So mussten wir uns daran gewöhnen, dass Partei und Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern im Einklang regiert und opponiert.

(Peter Ritter, PDS: Das ist Dialektik. – Zuruf von Torsten Koplin, PDS)

Wie schlau Sie doch sind heute Morgen, das ist beeindruckend.

Wir alle können uns nur zu gut …

(Peter Ritter, PDS: Auch das unterscheidet uns von Ihnen, dass wir schlauer sind.)

Das unterscheidet uns nicht voneinander, alldieweil Sie schlau sind.

(Zuruf von Regine Lück, PDS)

Wir alle können uns nur zu gut an einen Landesminister, der gegen seine eigene Regierung demonstriert hat, erinnern.

(Beifall Rainer Prachtl, CDU)

Ist er da? – Nein.

Und ebenso steht die PDS auf der Straße mit der Parole „Hartz IV muss weg“,

(Torsten Koplin, PDS, und Regine Lück, PDS: Richtig.)

bekommt das aber mit Anträgen wie mit diesem nicht unter einen Hut.

Meine Damen und Herren von der PDS, es ist und bleibt aber so, wenn man sich zweimal um 180 Grad dreht, schaut man wieder in dieselbe Richtung. Das werden Sie wahrscheinlich begriffen haben.

(Torsten Koplin, PDS: Nein, wir sind doch dumm.)

Gut, dann kann man das verstehen, wenn Sie es nicht begreifen.

Und, meine Damen und Herren von der SPD, es war doch Ihre Bundespartei, die in der letzten Woche definitiv weitere Änderungen an Hartz IV ausgeschlossen hat.

(Regine Lück, PDS: Polemik.)

So bin ich jetzt etwas irritiert über die neuerlichen Äußerungen einiger SPD-Landtagsabgeordneter zu Problemen bei der Umsetzung von Hartz IV und zu möglichen Nachbesserungen

(Zuruf von Barbara Borchardt, PDS)

und vor allem irritiert bin ich über diesen Antrag aus Ihrer Feder.

(Torsten Koplin, PDS: Wir setzen uns wenigstens auseinander.)

Damit versuchen Sie lediglich, Ihre eigenen Beschlüsse und Versäumnisse aus der Vergangenheit zu verschleiern. Der Wahlkampf zu vorgezogenen Bundestagswahlen hat offenbar begonnen.

(Regine Lück, PDS: Kommen Sie mal zum Thema!)

Anders können wir diese Verschleierungen der SPD nicht deuten,

(Angelika Peters, SPD: Inhalt, Inhalt!)

denn Sie verschweigen bewusst die eigene Verantwortung für Hartz IV.

(Beifall Rainer Prachtl, CDU)

Und wenn Sie dazwischenrufen, dann machen Sie es ein bisschen lauter! Mein Gehör ist nicht so ganz aufnahmefähig für leise Dinge.

Die SPD hat es als Regierungspartei in Berlin noch in der Hand, Umsetzungsprobleme zu lösen.

(Zuruf von Angelika Peters, SPD)

Noch, meine Damen und Herren, noch! Aber dazu fehlt der politische Wille. Machen Sie den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern nichts anderes weis! Das tun Sie nämlich derzeitig.

Außerdem ist hierfür die Monitoringgruppe beim Bundeswirtschaftsminister eingerichtet worden. Diese hat die Aufgabe, mögliche Verwerfungen bei der Umsetzung in den neuen Bundesländern zu erkennen, zu analysieren und zu beheben.

(Barbara Borchardt, PDS: Ach, Sie machen Stellvertreterpolitik, ja?)

Wenn Sie das so sehen, kann ich Sie nicht davon abhalten.

Die wiederkehrenden Ankündigungen von Bundesratsinitiativen helfen uns nicht weiter. Noch stellt die SPD die Bundesregierung, daher bedarf es keiner Bundesratsinitiativen. Stattdessen muss endlich auch in der Monitoringgruppe gehandelt werden. Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung von Korrekturen wurden bislang durch die SPD-PDS-Landesregierung, vertreten von Minister Holter, in der Monitoringgruppe nicht eingeleitet und auf den Weg gebracht.

(Barbara Borchardt, PDS: Da müssen Sie sich mal die Protokolle angucken.)

Die CDU-Landtagsfraktion wird diesen Antrag einer schnellstmöglichen Bundesratsinitiative ablehnen.