Protokoll der Sitzung vom 07.09.2005

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Übergangsgeld.)

Die Übergangshilfe ist, wenn ich richtig gerechnet habe, etwa ein Viertel von dem, was Sie bisher hatten, also pro Gemeinde gerechnet.

(Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Meine Damen und Herren, das geht tendenziell natürlich zu Lasten des ländlichen Raumes, und zwar in entscheidendem Maße. Und genau in dem Raum, wo wir auf der anderen Seite Konsolidierungsansätze im FAG vorsehen, kürzen Sie. Irgendwann müssen Sie uns einmal erklären, wie das Ganze zusammenpasst.

(Zuruf von Rudolf Borchert, SPD)

Ich hoffe, dass Sie dafür Erklärungen haben. Aus der Begründung jedenfalls ist das nicht ersichtlich.

Aus dem, was ich jetzt gesagt habe, würde eigentlich die logische Konsequenz sein: Nehmen Sie diesen Gesetzentwurf zurück! Machen Sie die Hausaufgaben neu, machen Sie einen Verbundsatz so in der Nähe von 28 Prozent! Kommen Sie wieder, dann beraten wir. Nun bin ich aber kein Spinner und kein Träumer.

(Reinhard Dankert, SPD: Und wo nehmen wir die 300 Millionen her?)

Wo wir die 300 Millionen hernehmen?

(Heinz Müller, SPD: Einsparen von zwei Ministerien!)

Frau Keler weiß, woher Sie sie nimmt. Sie hat uns vorgerechnet, dass Sie 10.500 Stellen zu viel hat. Warum werden die denn nicht erst einmal genommen? Da erklären Sie uns ganz locker, dass das irgendwann im Jahr 2009, in Wirklichkeit 2011, wird. Meine Damen und Herren, den Kommunen steht das Wasser Oberkante Unterlippe und Sie reden von 2011. Sie haben kein Verantwortungsgefühl!

(Unruhe bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Oh, oh, oh!)

Sie haben es nicht. Sie haben kein Verantwortungsgefühl für die kommunale Ebene.

Und, Herr Dankert, genau zu unserem Zwiegespräch: Wenn Sie sich kommunal verantwortlich fühlten, dann könnten Sie einen solchen Gesetzentwurf nicht mittragen.

(Unruhe bei Abgeordneten der SPD – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, so wie Sie, Herr Dr. Jäger. – Zuruf von Angelika Peters, SPD)

Ich sage, ich wünsche mir sehr viel mehr Mitstreiter, die ein kommunales Amt mit Verantwortung tragen und nicht nur als Landtagsabgeordneter. Das Land darf sich selber bedienen, die Kommunen hängen an unserer Strippe. Wir werden es nicht verhindern können, dass Sie diesen Gesetzentwurf in die Ausschüsse verweisen,

(Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

aber seien Sie sich sicher, wir werden jede Anstrengung unternehmen, um für die Interessen der Kommunen zu streiten. Im Augenblick habe ich den Eindruck, in der Landesregierung gibt es keinen. Ich hoffe, dass es bei Ihnen in der Koalition noch den einen oder anderen gibt. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Danke schön, Herr Dr. Jäger.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Müller von der Fraktion der SPD.

(Torsten Renz, CDU: Endlich mal ein Kommunaler.)

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Einleitend möchte ich gerne einen Halbsatz von Ihnen, Herr Dr. Jäger, aufgreifen, aber ich bringe ihn anders zu Ende, als Sie es getan haben. Der Halbsatz, den ich aufgreife, heißt: „Kommunale Selbstverwaltung macht nur Spaß, wenn...“

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Sie haben dann den Satz in Ihrem Sinne zu Ende gebracht. Ich sage, jeder von uns wird unterstreichen, kommunale Selbstverwaltung oder vielleicht sogar Politik insgesamt macht Spaß, wenn man aus dem Vollen schöpfen kann, wenn die Mittel da sind, wenn man bestenfalls noch die Frage zu entscheiden hat, ob wir dieses Projekt oder jenes Projekt in Angriff nehmen können, wenn wir keinen Sparzwängen unterliegen und wenn wir einfach ausgeben können nach Lust und Laune. Dann macht es Spaß, das gebe ich Ihnen ja gerne zu, Herr Dr. Jäger.

(Dr. Armin Jäger, CDU, und Torsten Renz, CDU: Das ist Sozialdemokratie.)

Nur eins müssen Sie mir zugeben:

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Von einer solchen Situation, von solchen Realitäten sind wir in der Bundesrepublik Deutschland und nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland weit entfernt. Das gilt für den Bund, das gilt für alle 16 Länder und das gilt für die kommunale Ebene.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Gucken Sie sich mal die lila Programme an!)

Und wer glaubt, lieber Dr. Jäger, dass solche Zwänge um die kommunale Ebene in Mecklenburg-Vorpommern einfach einen Bogen machen würden,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Gucken Sie sich mal die Programme von Herrn Holter an!)

der erzählt sich selbst einen in die Tasche.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Heiterkeit bei Jörg Heydorn, SPD)

Und das wollen wir doch nicht.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wo haben Sie die kommunalen Kenntnisse her, Herr Müller? Wo sammeln Sie diese?)

Die Lage der Kommunalfinanzen ist schwierig. Das haben Sie selber in Ihren Ausführungen unterstrichen. Ich will das noch einmal mit ganz wenigen Zahlen unterlegen und untermauern. Ich habe hier die Zahlen der Fehlbedarfe in den Verwaltungshaushalten, wohl gemerkt, nicht der Kreditaufnahmen in den Vermögenshaushalten, sondern der Fehlbedarfe in den Verwaltungshaushalten. Ich habe allerdings mit reingerechnet die etatisierten Fehlbedarfe des Jahres 2005.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, okay.)

Da wissen wir nicht, ob die am Ende des Jahres 2005 auf den Cent genau so eintreten. Wir hoffen alle, es wird nicht so sein. Aber wenn wir die Fehlbedarfe der Haushalte des Jahres 2005 und die aufaddierten Fehlbedarfe der Vorjahre für die Landkreise und die kreisfreien Städte addieren, kommen wir nur für diese 18 Gebietskörperschaften auf einen Fehlbetrag von 528 Millionen. Dabei ist Parchim noch nicht mitgerechnet, weil die dieses Jahr keinen Haushalt haben.

(Angelika Gramkow, Die Linkspartei.PDS: Der ist schon beschlossen.)

Da müssten wir wahrscheinlich noch einmal 8 Millionen

hinzurechnen. Aber darum geht es auch nicht. Die Größenordnung macht klar, es fehlt eine halbe Milliarde Euro.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist das Ergebnis Ihrer Kürzungsorgie.)

Das ist das Problem, vor dem wir stehen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Erklären Sie das mal der Finanzministerin!)

Bleiben wir bei den Zahlen. Ich würde gerne noch ein, zwei Zahlen hinterherschieben. Natürlich trifft das einzelne Gebietskörperschaften sehr unterschiedlich und das hat natürlich mannigfache Ursachen. Ursachen liegen beispielsweise auch im Ausgabeverhalten einzelner Gebietskörperschaften.

(Dr. Armin Jäger, CDU, und Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Das ist unstrittig.)

Das ist unstrittig, ja. Und gerade Sie, lieber Kollege Ringguth, sollten vielleicht bei der nächsten Zahl...

(Dr. Armin Jäger, CDU: Als wir noch einen SPD-Oberbürgermeister hatten, wurde das Geld auch rausgeschmissen. Wir kürzen jetzt. – Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Vielleicht sollten Sie, lieber Kollege Ringguth, gerade Sie bei der nächsten Zahl aufmerksam zuhören.

(Zuruf von Rudolf Borchert, SPD)