Protokoll der Sitzung vom 07.09.2005

(Wolfgang Riemann, CDU: Altersbedingt!)

Da stelle ich mir die Frage, warum Sie...

(Wolfgang Riemann, CDU: Erst wenn sie altersbedingt ausscheiden.)

Der Kündigungsschutz, Kollege Riemann, der steht dem natürlich bis 2009 entgegen. Das gebe ich zu. Und wenn sie gegebenenfalls noch auf die Kommunen übertragen werden, haben sie sogar einen Kündigungsschutz bis 2011.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig.)

Das ist richtig. Frau Keler, dann stelle ich aber wirklich die Frage,...

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das kann man ja zulasten der Kommunen einfach so machen!)

Wenn ich mir einmal die Prozente zur Hand nehme, die obersten Landesbehörden haben einen prozentualen Anteil von rund sechs Prozent an der Gesamtverwaltung und beim Abbau sind die obersten Landesbehörden gerade einmal mit zwei Prozent dabei.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wie gehabt.)

Frau Keler, Sie sind schlichtweg unglaubwürdig! Das Schonen der obersten Landesbehörden,

(Wolfgang Riemann, CDU: Der Häuptlinge!)

das führt uns überhaupt nicht weiter.

(Rudolf Borchert, SPD: Milchmädchenrechnung!)

Und wenn Sie sich hier hinstellen, ich muss um Entschuldigung bitten, dass ich nicht Ihre ganze Rede hören konnte, Frau Keler, natürlich bringt die Zusammenlegung

von Ministerien nicht sofort etwas. Aber wenn Sie sie aus machtpolitischen Erwägungen 1998 reduziert und nicht noch ausgeweitet hätten, dann würden Sie heute in diesem Jahr die Früchte Ihrer Arbeit ernten.

(Dr. Armin Jäger, CDU: So ist das. So ist das. Genau, so ist das.)

Das ist ganz einfach, dann hätten Sie die Zahl, die Sie ja selber in Ihrer Unterrichtung aus dem März 2004 aufgeschrieben haben – 19 Millionen Euro –, heute schon realisiert. Uns ist auch klar, dass das nicht von heute auf morgen geht, aber dieses hätten Sie heute realisiert, meine sehr verehrten Damen und Herren.

Der Hauptvorwurf, den wir Ihnen machen müssen, und auch dieses Zitat vom Herrn Ministerpräsidenten, dass die alten Bundesländer kritisch auf uns schauen, ja, Herr Ministerpräsident, sie schauen besonders kritisch auf uns, weil wir den höchsten Besatz an Landesverwaltung in ganz Deutschland haben, 26,8 Stellen bezogen auf die Einwohnerzahl.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Das ist der kritische Punkt und kein anderer!

(Zuruf von Ministerin Sigrid Keler)

Ja, Frau Keler, natürlich sind Sie runtergegangen, weil Sie ausgelagert haben. Aber ich muss Ihnen sagen, die Dinge kenne ich schon aus den Kommunen. Sie müssen die Defizite oder die Personalkosten, wenn Sie dort keinen ausgeglichenen Haushalt haben – und ich bezweifele, dass die angedeuteten Bereiche ausgeglichene Haushalte haben können –, über Sach- und Fachausgaben regeln. Deswegen wäre es der Ehrlichkeit halber richtig, die ausgegliederten Bereiche bei den Personalausgaben wieder mit dazuzuschreiben.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig, das ist nicht schwer.)

Glauben Sie, eine Staatskanzlei in München oder eine in Wiesbaden, die bekommen das nicht mit, was Sie hier machen? Die halten Ihnen doch die Zahlen pro Kopf an Personalausgaben vor und rechnen das mit rein, ohne Probleme dabei zu haben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist doch nicht die Lösung. Nein! Sie haben eins über die Jahre versäumt, denn Hauhaltspolitik macht man nicht von heute auf morgen mit der Brechstange, unter keinen Umständen, Sie haben versäumt – beginnend, als Sie 1998 regiert haben –, die Strukturen so zu organisieren, dass ein Personalabbau möglich und inhaltlich auch vernünftig ist. Und wenn der Ministerpräsident davon redet, dass man die europäischen Strukturfonds jetzt besser verwaltet – also ich habe jetzt keine Lust mehr, ein paar schöne Beispiele aus unserer Fördermittelanfrage vorzulesen, das spare ich mir jetzt, denn zu dieser Belustigung möchte ich nicht beitragen –,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, ja.)

dazu sage ich Ihnen, wenn Sie Wirtschaft und Arbeit zusammengelegt hätten, hätten Sie die beiden großen europäischen Strukturfonds zusammen gehabt, und zwar EFRE und ESF, Landwirtschaft und Umwelt. Es hätte auch vieles kostengünstiger und effizienter laufen können.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Das, was Sie immer schreiben, effizientere Fördermittelverwendung, dass da nichts passiert ist, das haben Sie sich selbst zuzuschreiben.

(Barbara Borchardt, Die Linkspartei.PDS: Aber die ABM von 1998 stellen Sie nicht infrage, nee?!)

Frau Kollegin, wir hatten einmal ein Ressort, wo sämtliche Planungs- und Genehmigungsbehörden in einer Hand waren. Das haben Sie zerschlagen!

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig.)

Heute habe ich dafür vier Ressorts, ich kann sie Ihnen im Einzelnen aufbröseln.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist so.)

Und glauben Sie mir bitte, wenn Sie das Planungsrecht, die Baubehörde und den technischen Umweltschutz in einer Hand haben, dann können Sie viel zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren beitragen, außer Sie haben das in vier Ressorts.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Aber ja.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren,...

(Barbara Borchardt, Die Linkspartei.PDS: Das hat aber nichts mit Wahlkampf-ABM zu tun.)

Nein, nein, das ist nicht so gewesen! Ich sage, das war damals der Stein der Weisen. Aber es war ein richtiger und wichtiger Schritt in die richtige Richtung und der Zeit mehr als angemessen. Und übrigens, den Naturschutz hatten wir bei der Landwirtschaft. Wir hatten acht Ministerien und Sie haben neun Ministerien gebildet, zumindest eins mehr.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Genau, richtig.)

Wir wollen hier mal bei den Tatsachen bleiben, meine sehr verehrten Damen und Herren! Das ist schlichtweg die Realität.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Was mir heute gefehlt hat, außer pauschalen Vorwürfen an uns, dass wir die Verwaltungsreform blockieren, das ist einmal wieder eine Zahl, wie viel man dabei sparen kann.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das kleine Einmaleins scheint in dieser Landesregierung wenig ausgeprägt zu sein. Es gab einmal einen Innenminister, den gibt es heute noch,

(Barbara Borchardt, Die Linkspartei.PDS: Echt?!)

der brachte 180 Millionen Euro Einsparpotenzial ein. Es gibt einen Professor Seitz mit einem Gutachten, eigentlich sind es zwei, ein ursprüngliches und ein korrigiertes, da schwankt es zwischen 70 und 150 Millionen Euro,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Gute Schwankungspreise!)

dann gibt es Pressemitteilungen der Landesregierung von 45 Millionen Euro und dann hat Herr Timm noch einmal von 1 Milliarde Euro gesprochen.

(Harry Glawe, CDU: Das ist die Schwankungsreserve!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn Sie hier nicht belastbare Zahlen zu diesem „Reformwerk“ vorlegen,

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)