Protokoll der Sitzung vom 15.12.2005

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Liebe Kollegin Renate Holznagel, ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie versuchen, mit allen möglichen Winkelzügen aus der gemeinsamen Beschlusslage des Landtages herauszukommen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Winkelzüge macht vielleicht der Umweltminister.)

Wenn Sie hier nämlich abzielen auf die atomrechtlichen gesetzlichen Bestimmungen,

(Renate Holznagel, CDU: Genau.)

dann muss ich einfach darauf verweisen, dass es diese schon gab, als die Landtage in der 1. und 2. Legislaturperiode sich zu diesem gemeinsamen Handeln positioniert haben.

(Angelika Gramkow, Die Linkspartei.PDS: Sehr richtig.)

Und wenn Sie sich damals ernsthaft zu dieser Herangehensweise bekannt haben, dann hätten Sie sich auch damit auseinander setzen müssen, dass früher oder später einmal die Gefahr bestünde, dass genau diese Grundlagen, die es schon 1991/92 gab, auch bei uns in Anwendung gebracht werden müssten.

(Alexa Wien, Die Linkspartei.PDS: So ist es.)

Insofern ist diese Argumentation, die Sie hier bringen – wir haben jetzt eine neue Situation –,

(Zuruf von Birgit Schwebs, Die Linkspartei.PDS)

überhaupt nicht hilfreich und sie geht an den Realitäten vorbei.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS – Zuruf von Renate Holznagel, CDU)

Zweitens, liebe Kollegin Renate Holznagel, Sie nennen den Umweltminister dogmatisch und ideologisch. Ich nenne sein Handeln politisch vernünftig.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS)

Ich will die Frage stellen, ob Sie vielleicht die Innenminister, die 1991/92 diese Problematik in ihrer Zuständigkeit hatten, auch dogmatisch und ideologisch genannt haben, weil sie diese Position mitgetragen haben. Also man kann nicht einmal so entscheiden und einmal so entscheiden, es sei denn, man will den einmal gefundenen Kompromiss, den einmal gefundenen Konsens verlassen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist falsch, was Sie hier sagen, absolut falsch.)

Herr Dr. Jäger, es mag sein, dass das aus Ihrer Sicht falsch ist.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, ich kann es Ihnen gleich erklären.)

Ich denke, der Umweltminister handelt politisch richtig und politisch vernünftig.

(Birgit Schwebs, Die Linkspartei.PDS: So ist es. – Dr. Armin Jäger, CDU: Er bricht das Recht.)

Und außerdem hat er dem Standort Lubmin durch zügige Entscheidungen bei Genehmigungen in anderer Richtung durchaus wertvolle Hilfe gegeben,

(Birgit Schwebs, Die Linkspartei.PDS: Genau.)

auch in der Auseinandersetzung mit anderen Dingen, wofür Sie ihn ebenfalls heftig kritisiert haben.

(Beifall bei Abgeordneten der Linkspartei.PDS und einzelnen Abgeordneten der SPD – Unruhe bei Dr. Armin Jäger, CDU)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Groß geworden bin ich mit Atomino.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD)

Für die Kolleginnen und Kollegen aus den alten Bundesländern: Atomino war eine Komikfigur aus der Kinderzeitung „Frösi“.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD)

Atomino hat uns jeden Monat einmal erklärt, wie fein doch die Atomenergie ist.

(Egbert Liskow, CDU: War gut gemacht.)

Ich bin damals, Herr Liskow, Atomino auf den Leim gegangen, das gebe ich ehrlich zu.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der Linkspartei.PDS – Zuruf von Birgit Schwebs, Die Linkspartei.PDS)

Aber ich will nicht noch einmal jemandem auf den Leim gehen.

(Hans-Heinrich Jarchow, SPD: Herr Liskow hat nie die „Frösi“ gelesen.)

Und wer sagt uns denn, wenn wir heute den kleinen Finger reichen, dass uns morgen nicht die ganze Hand fehlt? Wer gibt uns diese Sicherheit, dass das hier nicht eine Türöffnerfunktion ist für all die Befürchtungen, die hier dargestellt worden sind?

(Alexa Wien, Die Linkspartei.PDS: Genau.)

Erst hieß es, nur Zwischenlagerung für die atomaren Abfälle aus Lubmin und Rheinsberg. Dann hieß es, wir brauchen eine Zwischenlagerung, eine Pufferlagerung für ein Jahr. Auch das reicht jetzt nicht mehr aus, jetzt brauchen wir fünf Jahre. Wo soll denn die Entwicklung weiter hingehen?

(Thomas Schwarz, SPD: Atomklo.)

Ich habe keine Lust, diese Türöffnerfunktion mitzutragen.

(Der Abgeordnete Egbert Liskow bittet um das Wort für eine Anfrage.)

Deswegen bin ich froh,...

Am Ende meiner Rede beantworte ich gern die Frage.

Deswegen bin ich froh, dass ich auch als Mitglied des Kernenergiebeirates dafür sorgen kann, dass genau diese Entwicklung, die wir im Hohen Haus gemeinsam eingeschlagen haben, auch weitergegangen wird, dass nämlich nur Lubmin für die Abfälle aus Lubmin und Rheinsberg, genutzt wird.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS – Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)

Denn ich will nicht, dass diese Antragstellung, die jetzt vorliegt, die beschrieben worden ist durch den Umweltminister und durch meine Kollegin Frau Schwebs, dazu führt, dass Lubmin zu einem der größten Zwischenlager wird.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Richtig. – Birgit Schwebs, Die Linkspartei.PDS: Genau.)

Ich rede ja gar nicht vom Endlager, aber die Gefahr besteht doch, dass wir Lubmin zu einem der größten Zwischenlager entwickeln. Das will ich nicht, das entspricht nicht dem politischen Willen des Hohen Hauses und es entspricht nicht dem Willen der Bevölkerung vor Ort.

(Beifall bei Abgeordneten der Linkspartei.PDS und einzelnen Abgeordneten der SPD)

Unbestritten ist, das haben meine Vorredner auch schon deutlich gemacht, dass die in der EWN gesammelten Erfahrungen beim Abbau von kerntechnischen Anlagen andernorts angeboten werden und angeboten werden sollten. Also: Abbau und Rückbau vor Ort und Zwischenlagerung vor Ort, solange es noch keine Entscheidung für ein geeignetes Endlager in der Bundesrepublik gibt! Deshalb ist diese Beschränkung jetzt auch richtig und notwendig und ich denke, wenn es in allen Landtagen der Bundesrepublik solche Willensbekundungen gäbe, dann wäre die Suche nach einem Endlager in der Bundesrepublik vielleicht schon erfolgreich gewesen. – Danke schön.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS)