Protokoll der Sitzung vom 27.06.2006

Die Arbeitslosigkeit ist noch viel zu hoch im Land und die Einkommenssituation ist schwierig.

(Reinhard Dankert, SPD: Ja. – Zuruf aus dem Plenum: Das ist richtig.)

Wir haben die niedrigsten Einkommen, die keinen Nachfrageschub zum Beispiel bei den Dienstleistungen zulassen.

(Wolfgang Riemann, CDU: Nun reden Sie aber nicht das Land schlecht, Frau Gramkow!)

Niedriglöhne sind an der Tagesordnung. Von existenzsichernden Löhnen sind wir weit entfernt.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Die bundespolitischen Rahmenbedingungen haben sich weiter verschlechtert. Die Hartz-Gesetze greifen natürlich nicht. Missbrauch muss herhalten. Ein Arbeitsplatz – außer in den Argen – entsteht nicht. Das Durcheinander in der Debatte um die Gesundheitsreform verunsichert mehr, als dass es Sicherheit gibt für Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer und Unternehmen. Die Steuerreformvorschläge mehren den Reichtum weniger und gehen zulasten der Mehrheit, auch zulasten von kleinen und mittelständischen Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern, wenn sie so bleiben,

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der Linkspartei.PDS)

und die gegenwärtige Föderalismusdebatte tut ihr Übriges. Und trotzdem, meine Damen und Herren, sagen wir als Fraktion der Linkspartei.PDS, wir haben etwas erreicht,

(Heiterkeit bei Andreas Petters, CDU – Dr. Armin Jäger, CDU: Oh ja!)

nicht gegen, aber mit den Unternehmerinnen und Unternehmern, mit den Handwerkerinnen, mit den Handwerkern, mit den Vereinen und Verbänden.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ich sehe das aber anders.)

Das zu übersehen heißt, Herr Dr. Jäger, wieder einmal Scheuklappen aufzuhaben im Land.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der Linkspartei.PDS – Dr. Armin Jäger, CDU: Oh, oh, oh! – Zuruf von Volker Schlotmann, SPD)

Zarte Pflänzchen sind gewachsen, die wir pflegen und die wir mehren werden.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Und 10.000 neue Arbeitsplätze jährlich in MecklenburgVorpommern ist nicht nichts, Herr Dr. Jäger.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Sie haben 100.000 weniger.)

Für die Fraktion der Linkspartei.PDS heißt es deshalb in der Politik: Bewährtes wollen wir fortsetzen,

(Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

aber wir wollen auch Neues wagen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wie erklären Sie sich eigentlich, dass es immer weniger werden, und Sie haben auf einmal mehr?)

Unser Ziel ist es dabei, unser Land als Kultur- und Bildungsland, als Tourismus- und Gesundheitsland, als Land der maritimen Wirtschaft,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, ja!)

der Land- und Ernährungswirtschaft mit Zukunft im Herzen von Europa zu gestalten. Das ist ein Programmtext. Dabei setzen wir auf eine nachhaltige wirtschaftliche, ökologische und soziale Entwicklung mit etwas mehr Gerechtigkeit, die Arbeitsplätze schafft, aber auch Arbeitsplätze erhält. Das heißt, wir werden in der Wirtschaftspolitik die Schwerpunktförderung weiterführen

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das sind alles nur buntfarbene Programmsätzchen.)

für die gewerbliche Wirtschaft, für die Gesundheitswirtschaft, für die Technologieentwicklung, für die Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien und nachwachsender Rohstoffe, ja, und auch, Herr Wirtschaftsminister, in Fragen der Konversion. Wir wollen regionale Wirtschaftsketten ausbauen und schaffen. Es geht dabei um Ansiedlung und Gründung, aber auch um Bestandspflege von Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern.

(Zuruf von Andreas Petters, CDU)

Stabilisierung der vorhandenen wirtschaftlichen Basis und Neugründungen

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

sind zwei Seiten einer Medaille und ich glaube, sie können ein Erfolgsrezept für Mecklenburg-Vorpommern sein.

(Egbert Liskow, CDU: Keine Sozialisierung mehr!)

In diesem Zusammenhang sollten wir einerseits zukünftig, wenn wir uns die kommunale Haushaltslage angucken, noch einmal über die Förderquoren für die kommunale Infrastruktur nachdenken.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Warum haben Sie sie denn abgesenkt?)

Andererseits setzen wir auf eine intelligente Verknüpfung von Zuschuss- und Darlehensförderungen. Ich persönlich stelle mir einen Einstiegsfonds in der Größenordnung von 30 Millionen Euro vor. Wir sind ein Gründerland. Es wird deshalb bei der Förderung des Unternehmergeistes bleiben. Die Existenzgründerkampagne „Einfach anfangen“ wird fortgesetzt, das sehr erfolgreiche Mikrodarlehensprogramm mit Krediten bis zu 20.000 Euro fortgeführt,

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der Linkspartei.PDS)

und die Bildung von Genossenschaften soll zukünftig stärker gefördert werden.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, ah ja!)

Dabei muss es uns gelingen, generell existenzsichernde Arbeitsplätze zu schaffen. Hier sehe ich mich einig mit den beiden anderen Parteien, denn auch in Ihren Wahlprogrammen schreiben Sie, es geht um existenzsichernde Arbeitsplätze.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Aber klar.)

Von Arbeit sollen Männer und Frauen leben können und deshalb muss ein gesetzlich festgelegter Mindestlohn auch für Mecklenburg-Vorpommern her.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS)

Aber, meine Damen und Herren, diese Art Wirtschaftsförderung muss ergänzt werden durch eine kluge, eine intelligente Arbeitsmarktpolitik.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Und wann kommt die denn nun endlich?)

Und das hat nichts damit zu tun, wie Frau Kanzlerin Merkel meint, sich auf irgendeinem dritten Sektor rumzutummeln. Das sind alte Denkmuster aus der Mottenkiste

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ach ja?)

und sie haben nichts, Herr Dr. Jäger, mit marktwirtschaftlichem Verständnis in der Bundesrepublik Deutschland zu tun.

(Beifall bei Abgeordneten der Linkspartei.PDS – Gabriele Meˇsˇt’an, Die Linkspartei.PDS: Richtig. – Dr. Armin Jäger, CDU: Um Gottes willen! Frau Gramkow, bitte wagen Sie sich nicht an die Marktwirtschaft. Die ist mir heilig. Lassen Sie die Finger davon!)

Ja, sie ist mir nicht heilig, sondern produktiv.

(Zurufe von Dr. Armin Jäger, CDU, und Egbert Liskow, CDU)

Arbeit, die gesellschaftlich notwendig ist, privatwirtschaftlich aber nicht interessant, werden wir nicht auf der Straße liegen lassen. Diese Arbeit muss aus Steuermitteln bezahlt werden. Wir haben bewiesen, dass es geht.