Protokoll der Sitzung vom 08.07.2010

Und das ist genau der Punkt. Wir waren dafür, dass man die Banken unterstützt. Aber jetzt die Banken nicht zur Kasse zu bitten, das ist ein entscheidender Fehler.

(Udo Pastörs, NPD: Wie wollen Sie das denn machen? Das muss doch gesetzlich konstruiert sein.)

Und das, glaube ich, ist genau der Punkt, der hier zu kritisieren ist. Es kann nicht oft genug gesagt werden: Ohne die Gelder der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler hätten viele Aktionäre und Vermögende ihr Guthaben verloren. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler müssen für die Spekulanten haften. Und Sie, Sie leisten dem Vorschub. Das muss Ihnen ins Stammbuch geschrieben werden.

(Toralf Schnur, FDP: Das ist doch Unsinn. Da klatscht ja nicht mal die eigene Fraktion.)

Das ist ein Skandal und deswegen ist es nur recht und billig, wenn die Forderung nicht nur von der LINKEN, sondern aus der Gesellschaft der Bundesrepublik kommt,

(Hans Kreher, FDP: Wenn das doch alles so einfach wäre wie für DIE LINKE!)

dass Spitzenverdiener,

(Zuruf von Hans Kreher, FDP)

Vermögende und auch die Banken endlich angemessen sich an den Kosten der Krise beteiligen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Aber Fehlanzeige! Das von der Bundesregierung geschnürte Paket sieht nicht eine einzige Maßnahme vor, um die Verursacher der Krise zur Kasse zu bitten

(Udo Pastörs, NPD: Wie soll das denn laufen in diesem System, wo die Banken bestimmen?)

und die Spekulationen auf den internationalen Finanzmärkten wirklich einzudämmen. Im Gegenteil, Angela Merkel ist beim jüngsten Finanzgipfel der G20 mit ihrem Vorschlag gescheitert. So viel zur Rolle von Angela Merkel und der Bundesrepublik in der internationalen Politik.

(Harry Glawe, CDU: Ach Gott!)

Aber weil es so offenkundig ist und weil diese Bundesregierung keinerlei Skrupel erkennen lässt, kommen Kritik und Protest nicht nur von der Opposition. Auch Kirchen, Gewerkschaften, Vereine und Verbände, von allen Seiten hagelt es Proteste. Und einige waren ja wohl dabei, als die Katholische Kirche ihren Sommerempfang durchgeführt hat, wie der Erzbischof Thissen vom Bistum Hamburg genau diese Kritik angebracht hat.

Es fehlt Ihnen, meine Damen und Herren von Union und von der FDP, an der sozialen Balance. Während der Finanzsektor lediglich 2 Milliarden höher belastet werden soll, und das auch erst ab 2012, will Schwarz-Gelb rund 30 Millionen bis 2014 bei den Sozialausgaben kürzen – ich wiederhole: bei den Sozialausgaben kürzen.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Gestrichen werden unter anderem der Heizkostenzuschuss beim Wohngeld, das Elterngeld für Arbeitslosengeld-II-Empfängerinnen und -Empfänger sowie die Rentenversicherungsbeiträge für Langzeitarbeitslose.

Ja, richtig. Das halten Sie für sozial gerecht. Das ist eine Belastung derer, die es nicht verdient haben.

(Zurufe von Harry Glawe, CDU, und Udo Pastörs, NPD)

Weitere 13 Milliarden …

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Vizepräsident Hans Kreher übernimmt den Vorsitz.)

Ja, sprechen Sie es aus! Sprechen Sie es aus, dass es Ihre Politik ist!

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Das ist Ihre Politik.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Weitere 13 Milliarden Euro sollen vor allem durch Stellenstreichungen und Gehaltskürzungen in der Bundesverwaltung zusammenkommen.

(Toralf Schnur, FDP: Ihr verteilt mal schön das Geld, das ihr nicht habt.)

Für den Rest soll die Wirtschaft aufkommen. Dabei ist …

(Toralf Schnur, FDP: Wir müssen das Geld immer zusammensparen. – Zurufe von Peter Ritter, DIE LINKE, und Birgit Schwebs, DIE LINKE)

Wissen Sie, Herr Schnur, ich habe schon öfter davon gesprochen, dass Sie Klischees bedienen. Ich rede hier über eine reale Politik, die die Bundesregierung, die die schwarz-gelbe Koalition in der Bundesrepublik Deutschland zu verantworten hat, und nicht über irgendwelche Parteitagsbeschlüsse. Ich rede über Beschlüsse, die die schwarz-gelbe Koalition gefasst hat.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sehr richtig.)

Das ist der Maßstab, der hier bewertet werden muss, und nichts anderes.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Birgit Schwebs, DIE LINKE)

Und wenn Sie sagen, die Wirtschaft muss ihren Beitrag leisten, dann nenne ich mal die Luftverkehrsabgabe oder die Bahndividende.

(Zuruf von Birgit Schwebs, DIE LINKE)

Denn da passiert doch eins: Durch Preissteigerungen wird das wieder auf die Bürgerinnen und Bürger, auf die Menschen im Lande umgelegt.

(Udo Pastörs, NPD: Das machen wir doch bei der Bankenabgabe genauso, Herr Holter.)

Die zahlen wir zum Schluss alle gemeinsam. Und die Brennelementesteuer, die am meisten bringen soll, geht einher mit der Verlängerung der Laufzeit der Atomkraftwerke.

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: So ist es.)

Die ist strikt abzulehnen, die Verlängerung der Atomkraftwerke.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Das ist ein untaugliches Element, welches Sie hier tatsächlich auf die Tagesordnung gehoben haben.

(Harry Glawe, CDU: Darüber entscheiden Sie nicht allein, Herr Holter.)

Die Atomwirtschaft,

(Harry Glawe, CDU: Darüber entscheiden Sie nicht alleine.)

die Atomwirtschaft wird zusätzliche Gewinne durch die Laufzeitverlängerung abkassieren, das ist ganz klar,

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Genau. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

aber sie wird eben nur einen geringen Beitrag für die Minderung der Verschuldung der Bundesrepublik leisten.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)