Protokoll der Sitzung vom 08.07.2010

Die geplante Bankenabgabe ist kein Beitrag zur Finanzierung der Krisenkosten, sondern die Banken sollen bei der nächsten Finanzkrise gerettet werden.

Natürlich protestiert auch die kommunale Ebene, weil die Städte, Gemeinden und Kreise höhere Sozialkosten befürchten, zu Recht, die kommunalen Haushalte werden enorm belastet, die Kaufkraft wird geschwächt – fragen Sie mal rum im Einzelhandel, wie die Kaufzurückhaltung da ist! – und auch die Altersarmut wird sich verschärfen. Das wird sich auf den Handel und das Handwerk auswirken.

Nun zu den Fragen Bildung und Forschung, da soll ja vorerst nicht gespart werden. Toll, finden wir auch in Ordnung,

(Michael Roolf, FDP: Sieben Prozent mehr, Herr Holter, sieben Prozent mehr.)

aber allein mir fehlt der Glaube. Denn von diesen geplanten Mehrausgaben, 12 Milliarden sollen es sein, kommen nur 1,5 Milliarden Euro pro Jahr für Bildung. Und der Bedarf ist dabei bei Weitem nicht gedeckt. Wir kommen heute oder morgen noch in einem anderen Zusammenhang darauf.

(Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Den Hauptteil der Bildungsausgaben müssen ohnehin die Länder aufbringen. Dank verfehlter Steuerpolitik des Bundes und der Schuldenbremse werden die Länder eigene Sparpakete auf den Weg bringen müssen. Dass die Bildung dabei ungeschoren bleibt, das glauben Sie doch wohl alleine nicht. Das ist für mich eine Illusion. Selbst „Die Welt“ berichtete kürzlich darüber, wie sich der Sparkurs der Bundesregierung auf den Forschungsstandort Deutschland auswirkt. So werden im Bundeshaushalt Fördermittel gekürzt, was beispielsweise dazu führt, dass das renommierte Fachinformationszentrum Technik vor dem Aus steht.

Meine Damen und Herren, dieses Sparpaket, dieses Kürzungspaket ist zutiefst unsozial, es ist feige und es ist Gift für die wirtschaftliche Erholung. Merkel und Westerwelle sparen oder, man kann es besser sagen, kürzen uns weiter in die Krise.

(allgemeine Unruhe – Egbert Liskow, CDU: Dann geht’s auch wieder aufwärts.)

Und nicht nur der US-amerikanische Finanzminister Geith ner hat davor gewarnt. Auch der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes Peter Heesen

(Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

hat diese Sparmaßnahmen wie folgt eingeschätzt und kritisiert, ich darf zitieren: „Die Lasten sind nicht gerecht verteilt. In der Wirtschaft würde man einen Personalchef feuern, der keine anderen Sparideen hat als Stellenabbau und Gehaltskürzung.“ Wenn es heute zu einer Volksabstimmung kommen könnte in der Bundesrepublik über diese Bundesregierung, könnte die Bundesregierung gefeuert werden, und zwar durch das Volk.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Birgit Schwebs, DIE LINKE)

Meine Damen und Herren, Schwarz-Gelb ist unbelehrbar, konzeptionslos.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Es ist ein Sammelsurium, welches hier auf den Tisch gelegt wurde,

(Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

und die Wirkungen sind höchst fraglich.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Sie werden umgesetzt, egal was komme,

(Toralf Schnur, FDP: Ja.)

und das Chaos setzt sich fort in der Gesundheitsreform.

(Toralf Schnur, FDP: Wir können ja mal eine Volksabstimmung machen.)

Und weil die Bundesratsmehrheit nicht mehr steht,

(Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

stricken wir mal schnell an den Gesetzen, damit die Länderkammer an den entscheidenden Stellen nicht zustimmen muss, sondern Sie den Durchmarsch machen können zulasten der Länder und der Kommunen.

(Harry Glawe, CDU: Ja, wenn wir das machen … Aber welche Vorschläge haben Sie?)

Genauso ist es. Und Sie werden die Rentenkassen belasten.

(Harry Glawe, CDU: Sie können ja sagen, dass das alles falsch ist, aber eigene Vorschläge müssen Sie auch machen. – Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Die Arbeitslosengeld-II-Bezieherinnen und -Bezieher,

(Harry Glawe, CDU: Machen Sie doch mal einen Vorschlag!)

das ist doch heute schon klar,

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU, DIE LINKE und FDP)

werden im Alter in die soziale Grundsicherung rutschen.

(Glocke des Vizepräsidenten)

Und die Grundsicherung, wer zahlt die, Herr Schnur?

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Die Kommunen. Ihre Entscheidungen sind heute und für die Zukunft Belastungen, die die Kommunen zu tragen haben.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Das muss man hier eindeutig sagen. Und die Kommunen müssen das ausbaden, was Schwarz-Gelb in Berlin entschieden hat.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Und damit die Kommunen dieses leisten können, werden sie bei den freiwilligen Ausgaben weiter sparen müssen.

(Harry Glawe, CDU: Ach!)

Da geht es dann um Freizeiteinrichtungen, Sozialtickets, Musikschulen und viele andere Dinge,

(Zurufe von Toralf Schnur, FDP, und Udo Pastörs, NPD)

die jetzt schon ganz stark zusammengestrichen wurden,

(Toralf Schnur, FDP: Da geht es auch um Fitnesscenter in Schwerin.)

die jetzt schon zusammengestrichen worden sind.

Ja, sehr wohl.

(Toralf Schnur, FDP: Ja, ja.)