Protokoll der Sitzung vom 09.07.2010

durch die schonende Rückführung im Hinblick auf das, was Menschen erwarten dürfen, den besonderen Lebensumständen der Roma Rechnung getragen, und die sind schwer genug. Die Einhaltung dieser Voraussetzung gewährleistet für Mecklenburg-Vorpommern die Zentrale Ausländerbehörde in Bielefeld in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Priština.

Liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen, ich erwähne es jetzt auch noch, einen wichtigen Punkt habe ich nämlich noch nicht genannt.

(Udo Pastörs, NPD: Oh!)

Das Rückübernahmeabkommen wurde vom Kosovo noch nicht notifiziert. Das bedeutet, der Vertrag ist noch gar nicht in Kraft getreten. Sie, meine Herren von der NPD, sollten also mal etwas gründlicher recherchieren, bevor Sie hier Anträge stellen!

(Jörg Heydorn, SPD: Das sind keine Herren.)

Und obwohl Deutschland und der Kosovo also rechtlich noch nicht zur Rückübernahme verpflichtet sind, finden seit April 2009 bereits Abschiebungen in den Kosovo statt. Das zeigt,

(Udo Pastörs, NPD: Wie illegal sie handeln.)

dass beide Staaten gut zusammenarbeiten. Niemand braucht dafür Ihren Antrag. Wir werden ihn deshalb ablehnen. – Herzlichen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sehr schön, Herr Stein.)

Danke, Herr Stein.

Herr Pastörs, Sie haben während der Rede von Herrn Stein wieder diesen diskriminierenden Ausdruck „Zigeuner“ verwendet. Ich habe darauf hingewiesen, dass ich das hier nicht dulde,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Wo bitte steht das?)

und ich erteile Ihnen deshalb den dritten Ordnungsruf und entziehe Ihnen damit das Wort für die heutige Sitzung.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Tino Müller von der Fraktion der NPD.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Jetzt kommt die nächste Hasstirade.)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Begriffe „Sinti“ und „Roma“ wecken genauso wie das Wort „Zigeuner“ gewisse Vorstellungen im deutschen Volk. Beispielsweise …

Herr Abgeordneter Müller …

(Michael Andrejewski, NPD: Das Wort „Zigeuner“ gibt es. – Stefan Köster, NPD: Was soll denn das?)

Lassen Sie mich doch erst erklären!

Herr Abgeordneter Müller,

(Michael Andrejewski, NPD: Das Wort gibt es.)

ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich dieses diskriminierende Wort „Zigeuner“ hier nicht durchgehen lasse. Ich erteile Ihnen einen weiteren Ordnungsruf

(Michael Andrejewski, NPD: Das ist nicht diskriminierend.)

und mache Sie darauf aufmerksam, dass ich Ihnen bei einem dritten Ordnungsruf das Wort entziehe.

Beispielsweise ist die Landespolizei von Baden-Württemberg von der etablierten Landespolitik angehalten, nur politisch überkorrekte Bezeichnungen für diese Leute zu verwenden, nachdem der dortige Innenminister bereits 1992 per Erlass die Benutzung von

„Landfahrer“, „Sinti“ und „Roma“ in öffentlichen Polizeimitteilungen oder bei Fahndungsaufrufen verbot. Stattdessen sollten Bezeichnungen wie „mobile ethnische Minderheit“

(Udo Pastörs, NPD: Sehr schön. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

oder „Angehörige reisender Familien“ benutzt werden. Jedoch wissen die Leser von Polizeistatistiken innerhalb kürzester Zeit, dass es sich hierbei um die … handelt.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Von was denn? – Udo Pastörs, NPD: Sag immer „piep“! – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Dementsprechend oft wechselt die amtliche Korrektur bei der Landespolizei in Baden-Württemberg. Zu groß ist nämlich die Angst, dass deren überproportionale Erwähnung im Zusammenhang mit Straftaten zu einer gewissen Meinungsbildung über diese Leute führen könnte,

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

mit der Folge, dass Rumänen, die eigentlich keine Rumänen sind,

(Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

worauf die tatsächlichen Rumänen großen Wert legen, stets einen Spitzenplatz nach der Anzahl der Tatverdächtigen in der Ausländerkriminalitätsstatistik einnehmen. Diese Art von Sprachregelung existiert ebenso in der Tagespresse,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Haben Sie wieder einen Sündenbock gefunden? – Michael Andrejewski, NPD: Wie in der DDR. – Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

die beispielsweise „Besondere Rumänen organisieren regelrechte Raubzüge“ titeln, um gar nicht den Zorn der Zigeunerlobby auf sich zu ziehen.

(Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Herr Abgeordneter!

Anlässlich der Ereignisse in RostockLichtenhagen...

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Zapp!)

Herr Abgeordneter Müller!

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das war’s, Herr Müller.)

Ich erteile Ihnen jetzt den dritten Ordnungsruf

(Michael Andrejewski, NPD: Es gibt Zigeuner.)

und entziehe Ihnen das Wort.

(Der Abgeordnete Stefan Köster tritt an das Präsidium heran.)

Meine Damen und Herren,

(Zuruf von Gabriele Měšťan, DIE LINKE)

ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag

(Der Abgeordnete Stefan Köster tritt an das Präsidium heran.)