Protokoll der Sitzung vom 18.11.2010

Für mich – und wer mich kennt, der weiß das – galt es immer, den Grundsatz für die Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern in die Richtung zu bringen, dass die landwirtschaftlichen Unternehmen, die hier aktiv wirtschaften, den Grund und Boden bewirtschaften sollen und zum anderen damit auch die agrarstrukturellen Bedingungen dieses Landes stabilisiert werden, immer vor dem Hintergrund, dass breit gestreutes Eigentum in Mecklenburg-Vorpommern der Garant für eine ausgewogene Entwicklung nicht nur der Landwirtschaft darstellt, sondern auch in den ländlichen Räumen.

(Dr. Fritz Tack, DIE LINKE: Richtig.)

Und das ist von Anfang an Grundprämisse der Sozialdemokraten gewesen, von Anfang an. Und das zieht sich wie ein roter Faden durch. Das wissen auch die Landwirte, das weiß die BVVG und das weiß auch das Land. Wir wollten und wollen auch immer noch, dass dieser Grundsatz des breit gestreuten Eigentums erhalten bleibt. Ich nehme zur Kenntnis, egal ob der einheimische Landwirtschaftsbetrieb oder diejenigen, die aus den älteren Ländern gekommen sind, dass sie, wenn sie diese Grundsätze einhalten, auch eigentlich den Schutz dieses Landes erfahren. Da sind wir gut vorangekommen.

(Udo Pastörs, NPD: Ja, ja.)

Und auf der anderen Seite nehme ich zur Kenntnis, dass die Bundesregierung zurzeit aktiv beabsichtigt, auch die Privatisierung des Grund und Bodens bis spätestens 2025 abzuschließen. Ich halte dies für nicht richtig.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Und deswegen sage ich auch sehr klar und sehr eindeutig, wir wollen erstens, dass wir mit der Bundesregierung, so schnell es geht, erneute Verhandlungen aufnehmen, und das in drei Richtungen:

Erstens. Wir wollen die noch im Eigentum stehenden BVVG-Flächen in das Eigentum des Landes übernehmen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sehr gut.)

Und zwar wird das nicht …

(Helmut Holter, DIE LINKE: Volle Unterstützung.)

Ja, weiß ich ja auch. Und ich glaube, da kriege ich auch Unterstützung. Es geht hier nicht um Verkehrswerte,

(Dr. Fritz Tack, DIE LINKE: Ja.)

sondern es geht um Ertragswerte.

(Dr. Fritz Tack, DIE LINKE: Richtig.)

Und Herr Nagel weiß, dass ich ihn erstens sehr schätze, und zweitens kann es mir niemand erklären,

(Udo Pastörs, NPD: Ich Sie auch, Herr Minister.)

mir kann es niemand erklären, und bestimmte Leute von der Fensterfront sowieso nicht, wie ein Landwirtschafsbetrieb …

Sie haben doch Ihre Flächen auch verkauft, Sie … Mensch.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Udo Pastörs, NPD: Ich habe sie nicht verkauft, ich habe gekauft.)

Sie haben gekauft, also gehören Sie auch dazu.

(Udo Pastörs, NPD: Nicht verkauft. Lügen Sie nicht, Herr Minister!)

Ich habe auch nichts anderes gesagt.

(Udo Pastörs, NPD: Sie haben gesagt „verkauft“.)

Ich will in dem Zusammenhang betonen, für uns geht es um den Ertragswert, weil ich der festen Überzeugung bin, dass gerade auch vor dem Hintergrund der europäischen Entscheidungen die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen in die Hände der hier wirtschaftenden landwirtschaftlichen Unternehmen gehört, die unserem Leitbild entsprechen, nämlich die auf der einen Seite nachhaltig wirtschaften und auf der anderen Seite Menschen in den ländlichen Räumen auch Lohn, Brot und Arbeit geben, da dort der Boden als die entscheidende Quelle für die weitere Entwicklung steht.

Und in dem Zusammenhang will ich darauf hinweisen, dass in diesem Paket im Rahmen der Verhandlung mit der Bundesregierung selbstverständlich auch die Seenprivatisierung steht. Das gehört für mich genauso dazu. Für mich ist eins klar: Wir wollen auch im Interesse des Landes, im Interesse der Menschen, aber auch im Interesse der Natur die im Eigentum der BVVG befindlichen Seen übernehmen, und zwar ohne dafür etwas zu bezahlen.

(Udo Pastörs, NPD: Aha!)

Und das Dritte ist, und da hören Sie gut zu, der eine oder andere hat es vielleicht gar nicht wahrgenommen, aber in der Koalitionsvereinbarung der CDU, CSU und FDP steht, dass man eine bestimmte Gruppe von Alteigentümern besserstellen will, nach 21 Jahren Grenzöffnung. Und dieses akzeptiere ich nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Wenn es denn stimmt, dass diese Bundesregierung …

(Vincent Kokert, CDU: Prüfen! Prüfen! Steht nicht drin, man soll.)

Dann habt ihr nicht zugehört.

(Vincent Kokert, CDU: Ja, ich habe zugehört.)

Dann müsst ihr euch mal den Gesetzentwurf, der zurzeit im Deutschen Bundestag über die kalte Küche eingebracht worden ist

(Vincent Kokert, CDU: Jetzt ist es ein Referentenentwurf.)

und in dieser Woche eigentlich verabschiedet werden sollte, anschauen.

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Jawohl, das haben die Sozialdemokraten gestoppt und ich war da nicht ganz untätig.

(Udo Pastörs, NPD: Toll!)

Und wenn es dann stimmt, meine Damen und Herren,

(Udo Pastörs, NPD: Sie sind ein Held.)

wenn es dann stimmt,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Es stimmt. – Udo Pastörs, NPD: Ein Maulheld.)

dass dieser Gruppe von Alteigentümern bis zu 340 Millionen Euro …

Herr Minister, einen kleinen Moment!

Herr Abgeordneter Pastörs, für die erneute Beleidigung des Ministers erteile ich Ihnen einen dritten Ordnungsruf und Sie sind damit heute nicht mehr in der Lage, einen Wortbeitrag hier zu halten.

(Udo Pastörs, NPD: Kann ich mit leben. – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Herr Minister, bitte.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Wir auch.)

Und wenn es dann stimmt, meine sehr geehrten Damen und Herren – und das ist das, was mich auch da sehr intensiv bewegt –, dass man auf der einen Seite meistbietend ausschreibt oder auch die Bewertung für die Flächen vornimmt, die nicht dem entspricht, was wir wollen, nämlich dass die regionalen Kreise mit einbezogen werden und nicht nur die Ausschreibung oder die Verkaufsergebnisse der BVVG aufgenommen werden, dann sage ich, wenn man das ernst nimmt und auf der anderen Seite einer bestimmten Gruppe von Alteigentümern, die sicherlich betroffen sind, wie auch jeder Landwirtschaftsbetrieb in Deutschland oder in den neuen Bundesländern, dann halte ich es nicht für richtig, hier einen subventionsähnlichen Tatbestand von bis zu 340 Millionen Euro bei der Haushaltslage der Bundesrepublik Deutschland diesen Alteigentümern zu gewähren. Das akzeptiere ich nicht.