Protokoll der Sitzung vom 16.12.2010

(Beate Schlupp, CDU: Wann denn? – Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

mit Lösung der Endlagerfrage muss das Material aus den Zwischenlagern ins Endlager transportiert werden. Das ist doch wohl logisch!

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP – Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Da kann man uns doch nicht unterstellen, dass wir keine Transporte wollen.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Ich will etwas zur Geschichte des Antrages sagen, Herr Dr. Timm. Wir haben damals wie auch Sie aus den Medien entnommen, dass von Ahaus nach Majak im Ural dieses radioaktive Material transportiert werden soll.

(Udo Pastörs, NPD: Wo denen ’57 schon mal so ein Ding um die Ohren geflogen ist.)

Und wir haben vernommen, nachdem Hamburg und Bremen das erklärt haben, es darf nichts über die entsprechenden Häfen in den beiden Städten gehen. So gab es die Absicht, dieses Material über mecklenburg-vorpommersche Häfen nach Russland zu transportieren.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Gabriele Měšťan, DIE LINKE)

Das war unser Antrag. Der war dringlich. Sie haben das damals abgelehnt.

Zwischenzeitlich hat der Bundesumweltminister entschieden, Transport findet zurzeit nicht statt.

(Matthias Mantei, CDU: Klammer auf und Klammer zu.)

Löblich, vollkommen in Ordnung. Begründungen sind hier von vielen Vorrednern gebracht worden. Dem kann ich mich nur anschließen. Das will ich nicht alles wiederholen, dass in Majak und anderswo die Aufarbeitung oder Lagerung entsprechend unserer atomrechtlichen Bestimmung nicht möglich ist.

(Matthias Mantei, CDU: So ist das.)

Vollkommen in Ordnung. Da gibt es auch gar kein Vertun. Das ist so.

Da haben wir uns gefragt: Halten wir den Antrag aufrecht oder modifizieren wir ihn?

(Michael Roolf, FDP: Oder ziehen wir ihn zurück?)

Und wir haben ihn modifiziert, weil wir generell, so, wie das Hamburg und Bremen gemacht haben, nicht wollen, dass über die Häfen von Mecklenburg-Vorpommern Atommüll irgendwohin, nicht nur nach Russland, sondern irgendwohin auf dieser Welt transportiert wird.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Torsten Koplin, DIE LINKE: Richtig.)

Ein Vorsorgebeschluss: Wir wollen, dass die Häfen Mecklenburg-Vorpommerns für Atommüll geschlossen werden. Das ist genau das, worum es hier geht.

Meine Damen und Herren! Frau Präsidentin! Seit Monaten …

(Zurufe von Rudolf Borchert, SPD, Matthias Mantei, CDU, und Torsten Koplin, DIE LINKE)

Herr Mantei, das muss ja auch mal möglich sein, das noch mal zu sagen.

Seit Monaten diskutiert die Bevölkerung Deutschlands kein Thema so engagiert und emotional – und wir machen das gerade alle vor – wie die Atompolitik der schwarz-gelben Bundesregierung.

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Das hat Herr Mantei nicht mitgekriegt. – Zurufe von Matthias Mantei, CDU, und Torsten Koplin, DIE LINKE)

Der rot-grüne Ausstieg aus der Atomenergie und damit die vereinbarte Stilllegung der Atomkraftwerke in Deutschland wurde von meiner Partei damals kritisiert,

(Zuruf von Michael Roolf, FDP)

weil wir in der Tat einen schnellen und sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie gefordert haben. Was die schwarz-gelbe Bundesregierung jetzt macht, indem sie den Atomkonsens von Rot-Grün aufgekündigt hat, ist in der Tat ein energiepolitischer Irrweg. Das will ich Ihnen heute vor Weihnachten noch einmal deutlich sagen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Michael Roolf, FDP: Das hat aber mit dem Transport nichts zu tun.)

Die Mehrheit, Herr Roolf, der Deutschen sieht das so.

(Zurufe von Matthias Mantei, CDU, und Michael Roolf, FDP)

Die Mehrheit der Deutschen sieht, dass das ein energiepolitischer Irrweg ist.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP – Zuruf von Hans Kreher, FDP)

Das ist doch hier heute deutlich geworden. Die schwarzgelbe Bundesregierung hat damit einen gesellschaftlichen Großkonflikt heraufbeschworen.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP)

Man merkt doch, wo die Trennlinien in der Gesellschaft sind. Das hat alles mit dem Antrag zu tun.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Ach so, ja. – Glocke der Vizepräsidentin)

Ja, Sie haben einfach Angst vor der Auseinandersetzung. Ja, natürlich. Das will ich Ihnen sagen, Angela Merkel und Guido Westerwelle sind bereit,

(Michael Roolf, FDP: Ja, die sind schuld an diesem Transport.)

den großen Energiekonzernen riesengroße Gewinne zu ermöglichen,

(Michael Roolf, FDP: Jawoll, Herr Holter. – Birgit Schwebs, DIE LINKE: Genau.)

aber mit den Hinterlassenschaften müssen wir uns als Gesellschaft herumschlagen.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Und da passiert wieder Folgendes: Die Gewinne werden privatisiert und die Lasten aus dieser Politik, Herr Roolf,

(Michael Roolf, FDP: Jo.)

werden sozialisiert.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Birgit Schwebs, DIE LINKE: Genau.)

Die Gesellschaft muss die Lasten dieser schwarz-gelben Politik tragen.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP)

Und Schwarz-Gelb in Berlin hat diesen Konsens,

(Michael Roolf, FDP: Der hat diesen Transport verschuldet. Was für ein Unsinn!)