Protokoll der Sitzung vom 16.12.2010

Sie, meine Herren, und die Rechtsbrecher in Ihren Reihen wollen unter anderem mit diesem Antrag verhindern, dass die Menschen erkennen, wo Straftaten und Rechtsbrüche ein Zuhause haben, nämlich bei der NPD und ihrer Anhängerschaft.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP)

Sie wollen ablenken zum Beispiel davon, dass der Landesvorsitzende der NPD und Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion Herr Köster rechtskräftig wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden ist,

(Udo Pastörs, NPD: Jetzt kommt die alte Leier!)

weil er auf eine am Boden liegende Frau eingetreten hat.

(Udo Pastörs, NPD: Ach, das sind schon so alte Kamellen!)

Die Menschen in unserem Bundesland wissen das allerdings. Zwei Abgeordnete aus Ihren Reihen sind wegen Alkohol am Steuer mit dem Gesetz in Konflikt geraten.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ach!)

Nicht wahr, Herr Lüssow? Nicht wahr, Herr Müller?

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Dass es sich bei dem Abgeordneten Lüssow ausgerechnet um den Verkehrsexperten der NPD-Fraktion handelt, sei am Rande erwähnt.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Hoffentlich kommen die nicht ins Schlingern.)

Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch daran erinnern, dass der Landtag gestern erneut die Immunität eines Abgeordneten der NPD-Fraktion aufheben musste.

(Heinz Müller, SPD: Da soll es wohl um Sozialbetrug gehen.)

Fakt ist, meine Damen und Herren,

(Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Udo Pastörs, NPD – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Na hören Sie doch zu!)

Abgeordnete der NPD-Fraktion bis hin zu ihrem Fraktionsvorsitzenden Herrn Pastörs,

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

kennen sich in deutschen Gerichtssälen sehr gut aus, insbesondere aus der Perspektive des Hauptangeklagten.

(Udo Pastörs, NPD: Ja.)

Und es hat sich herumgesprochen, dass auch Ihre Mitarbeiter, meine Herren, aus Ihrer Fraktion immer wieder vor Gericht stehen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Oh!)

Hatten mehrere dieser sogenannten Kameraden ohnehin schon einiges auf dem Kerbholz, bevor sie angestellt wurden, drängt sich der Eindruck auf, dass Ihre Helfershelfer, Herr Pastörs, Ihnen in nichts nachstehen wollen und Verurteilungen regelrecht einsammeln, auch wegen solcher Gewaltdelikte, die Sie in diesem Antrag, den Sie gegen Ausländer richten, gar nicht erst erwähnen – aus gutem Grunde aus Ihrer Sicht. Halten wir also fest, wer da so für Sie arbeitet:

(Udo Pastörs, NPD: Sind Sie einfältig!)

Andreas Theißen, Wahlkreismitarbeiter des Abgeordneten Pastörs, wurde verurteilt wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Nötigung.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das war Einstellungsvoraussetzung.)

Er hatte am Abend der Landtagswahl 2006 einen Kameramann verletzt. Dass er bereits wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz vorbestraft worden war, war hier bereits bekannt.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Michael Grewe, Mitarbeiter der NPD-Fraktion,

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

wurde erst im März dieses Jahres wegen schweren Landfriedensbruchs und Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und fünf Monaten verurteilt.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das glaube ich jetzt nicht. Tatsächlich, ja?)

Lutz Giesen, ebenfalls Mitarbeiter der Fraktion, bringt es auf zahlreiche Verurteilungen,

(Marc Reinhardt, CDU: Jetzt sind sie ganz ruhig geworden.)

darunter gefährliche Körperverletzung, Erpressung, schwerer Diebstahl, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, gemeinschaftliche Nötigung und Hausfriedensbruch.

Dann gab es im Jahr 2007, meine Damen und Herren, den Fraktionspraktikanten Patrick Wiesche.

(Stefan Köster, NPD: Wieschke, wenn schon, dann den Namen richtig sprechen.)

Er, Wieschke, Wieschke, er war wegen eines Sprengstoffanschlags zu zwei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt worden. Dass sich der Anschlag gegen einen Dönerimbiss gerichtet hat, sei hier bewusst erwähnt, auch angesichts gerade der heutigen Debatte unter Ihrem Antrag.

Diese Aufzählung ließe sich nun fortsetzen. Fest steht, die NPD hat kein Problem mit schweren und gemeingefährlichen Straftaten und Straftätern, wenn es um ihre führenden Köpfe, Mitglieder, Mitarbeiter und sogenannte Kameradschaften geht.

Wohl auch deshalb, meine Damen und Herren, werden etliche der Straftaten, deren sich Rechtsextremisten schuldig gemacht haben – ich denke ganz besondern hier an den Umgang mit Sprengstoff –, im Antrag gar nicht erst aufgeführt. Am Ende könnte dies sich ja auch gegen Sie selbst richten, meine Damen und Herren und Herr Pastörs.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Und weil das so ist, erwähne ich es auch hier im Landtag, draußen im Lande sind diese Tatsachen allseits bekannt.

(Udo Pastörs, NPD: Natürlich. – Michael Andrejewski, NPD: Ihr Versagen aber auch.)

Fest steht, meine Damen und Herren, die NPD und ihr Umfeld radikalisieren sich ständig weiter, die Gewaltbereitschaft steigt. Und, wenn ich das so sagen darf, Herr Pastörs, am Anfang war das Wort.

(Udo Pastörs, NPD: Ja.)

Wir alle erinnern uns an die Fernsehberichterstattungen aus Saarbrücken, Rathenow und Halbe, in denen Sie – teilweise mit Schaum vor dem Mund –

(Udo Pastörs, NPD: Sag bloß!)

Ihre tatsächliche Haltung ungefiltert zum Besten gaben, wohl auch deshalb, weil Sie sich unbeobachtet gefühlt haben.

(Udo Pastörs, NPD: Unbeobachtet vor der Kamera! Sie träumen wohl!)

Wie sehr vor der Tat das Wort steht, beweist uns seit Monaten immer wieder aufs Neue David Petereit – Petereit, Mitarbeiter des Abgeordneten Lüssow und aktuell stellvertretender Landesvorsitzender des von den Neonazis dominierten Landesvorstands der NPD.

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)