und Sie mit Ihrem Latein als Mutter am Ende sind. Die kinderärztliche Versorgung in dem Bereich ist verdammt schlecht, der nächste Kinderarzt sitzt in Anklam. Wenn Sie Glück haben und es ist noch nicht 16.00 Uhr – das funktioniert aber nicht an jedem Wochentag –, dann erreichen Sie dort jemanden in lediglich 55 Kilometern Entfernung.
(Harry Glawe, CDU: Das geht jetzt aber zu weit! Sie wissen doch, dass es eine notärztliche Versorgung gibt. Das ist unfair, was Sie jetzt hier machen, Frau Reese.)
Der Kassenärztliche Bereitschaftsdienst ist ab 19.00 Uhr telefonisch erreichbar. Wenn Sie Glück haben, hat noch ein Allgemeinmediziner bis 18.00 Uhr seine Praxis geöffnet.
Genau darum geht es. Es geht um die Familien vor Ort, es geht um die Kinder vor Ort, denen Sie nicht zumuten können, über Landstraßen zwei Stunden lang in einem Kindersitz angeschnallt in einem Auto zu sitzen,
Und wenn ich heute Morgen gehört habe, dass gestern ein Schreiben in Anklam eingegangen ist, auf eine Anfrage und eine Bitte der Hansestadt Anklam vom 21. März 2011, dann ist ein Schalk, der Böses dabei denkt,
Frau Schwesig ist heute Morgen auch von einigen Vertretern aus der Region begrüßt worden mit den über 15.000 Unterschriften. Sie haben sich den Fragen gestellt und auch Antworten gegeben, das ist begrüßenswert. Aber genau diese Antworten, dieses klare Bekenntnis zum Erhalt der Kinderstation in Anklam über den 31.12. des Jahres 2011 hinaus, das erwarten wir als Antragsteller hier heute von Ihnen. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 30 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist es so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich begrüße ausdrücklich das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für die medizinische Versorgung der Kinder in Anklam und Umgebung. Ich habe immer deutlich gemacht, dass die medizinische Versorgung von Kindern sichergestellt werden muss, denn es geht um ein gesundes Aufwachsen der Kleinsten in unserer Gesellschaft.
Lassen Sie mich deshalb, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, zur Einordnung des Themas jedoch zunächst einen kurzen Gesamtüberblick über die stationäre kinderärztliche Versorgung in der Region Anklam und in Mecklenburg-Vorpommern geben, und das sachlich und möglichst ohne viele Emotionen.
Der Vierte Landeskrankenhausplan für MecklenburgVorpommern, der mit allen Krankenhausträgern, den Krankenkassen, den Kommunalverbänden und weiteren Akteuren im Gesundheitswesen abgestimmt wurde als Planungsinstrument der Landesregierung, weist für unser Land derzeit rund 500 Betten in 16 Kliniken mit einem Angebot der Kinderheilkunde aus. Landesweit stehen für jeweils 10.000 Kinder durchschnittlich 42 Krankenhausbetten in der Kinderheilkunde zur Verfügung.
Frau Reese, wenn Ihnen wirklich dieses Thema ein großes Anliegen ist, dann müsste es Sie doch interessieren, wie wir jetzt als Landesregierung hier Stellung beziehen. Da habe ich die herzliche Bitte, dass Sie mich wenigstens ein bisschen ausreden lassen.
Ich kann Ihnen nur sagen, Frau Reese, Sie haben mich zu keinem Zeitpunkt – im Gegensatz zu anderen regionalen Landtagsabgeordneten wie Herr Ritter, wie Herr Müller – angesprochen und sich erkundigt. Ich war jetzt davon ausgegangen, dass Sie es wirklich mit dem Antrag ernst meinen. Deswegen möchte ich mir Mühe geben, diesen Antrag auch richtig gut zu beantworten.
(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Dann hätten Sie doch mit Herrn Ritter zusammen eingebracht. – Zuruf von Sigrun Reese, FDP)
deswegen habe ich große Zweifel, auch angesichts Ihrer Reaktion jetzt, dass Sie mich hier nicht mal ausreden lassen, ob es Ihnen wirklich um die Sache geht.
Nochmals zur Übersicht: Landesweit stehen für jeweils 10.000 Kinder durchschnittlich 42 Krankenhausbetten in der Kinderheilkunde zur Verfügung. Im Landkreis Ostvorpommern einschließlich der Hansestadt Greifswald stehen mehr als doppelt so viele pädiatrische Krankenhausbetten für die gleiche Anzahl Patienten zur Verfügung. Das außerplanmäßige Angebot in Anklam ist dabei noch nicht berücksichtigt. Von einer bedrohlichen Versorgungssituation im stationären Bereich kann insofern in dieser Region keine Rede sein. Und im Gegensatz zu fast allen anderen medizinischen Fachrichtungen ist das stationäre Angebot in der Kinderheilkunde im Landesdurchschnitt jedoch nur rund 64 Prozent, in einzelnen Kliniken sogar nur zu 50 Prozent ausgelastet.
Alle der genannten Akteure in der Krankenhausplanung sind sich der Besonderheit bei der Versorgung der kleineren Patientinnen und Patienten, wie etwa dem verständlichen Wunsch der Eltern, eine stationäre Einrichtung in Wohnortnähe zu wissen, bewusst. Gemeinsam wurde deshalb in den vergangenen Jahren Krankenhausplanung in der Kinderheilkunde mit viel Fingerspitzengefühl in stetiger Abwägung zwischen dem Wunsch der Wohnortnähe, einem hohen Qualitätsanspruch an die Behandlung der Patientinnen und Patienten und wirtschaftlichen Strukturen betrieben, denn – und darüber muss man sich bei der Forderung nach Strukturvorgaben bewusst sein – Strukturen, wie sie für die stationäre Kinderheilkunde beschrieben sind, schließen eine ausreichende Anzahl von Fachärztinnen und Fachärzten sowie ausgebildetes Pflegepersonal genauso ein wie die für die Kinderheilkunde erforderliche spezielle medizinisch-technische Ausstattung.
Es ist meines Erachtens selbstverständlich, dass von jedem Plankrankenhaus in Mecklenburg-Vorpommern mit einem entsprechenden Versorgungsauftrag ein gleichbleibend qualitativ hochwertiges Angebot für die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu fordern ist. Die angemessenen Kosten dafür sind entsprechend hoch und bei einer niedrigen Fallzahl häufig nicht vollständig zu decken. Diese defizitären Strukturen waren auch der Beweggrund des Trägers des Krankenhauses in Anklam im Jahr 2004, die Schließung der Kinderheilkunde und die Herausnahme aus dem Landeskranken
hausplan zum 01.01.2005 beim Ministerium für Soziales und Gesundheit zu beantragen. Das Sozial ministerium stimmte damals dem Antrag mit dem Hinweis auf bedarfsgerechte Versorgungsangebote in den umliegenden Kliniken Greifswald, Wolgast, Pasewalk, Demmin und Neubrandenburg zu. Ich frage mich, Frau Reese: Wo waren Sie eigentlich damals?