Protokoll der Sitzung vom 29.03.2007

Und deswegen, meine Damen und Herren, haben wir selbst in einem wohlverstandenen Eigeninteresse ein Interesse daran, dass die Organisation Freiwillige Feuerwehr in diesem Land gut und schlagkräftig funktioniert.

Nun haben meine Vorredner sehr eindringlich darauf hingewiesen, dass es eine Reihe von Problemen gibt, Probleme insbesondere im Bereich der Nachwuchsgewinnung. Demografi e ist ein wesentlicher Aspekt, aber er ist nicht alles. Wesentliche Probleme gibt es im Bereich der Freistellungen für den Dienst in der Feuerwehr.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Meine Damen und Herren, ich halte es schlicht gesagt für einen Skandal, wenn Feuerwehrleute ihren Jahresurlaub nehmen müssen, um einen Kurs als Gruppenführer zu belegen,

(Beifall bei Abgeordneten der CDU, Linkspartei.PDS, FDP, und Dr. Margret Seemann, SPD)

damit sie in die Lage versetzt werden, für unsere Gesellschaft etwas zu tun, sie aber gleichzeitig um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen. Da kann ich dem Arbeitgeber nur sagen: Aber wenn deine Bude brennt, dann möchtest du, dass die Feuerwehr ganz schnell da ist, und zwar ganz qualifi ziert da ist.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und Dr. Margret Seemann, SPD – Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig.)

Das ist doch eine unhaltbare Situation!

Bei der Nachwuchsförderung, meine Damen und Herren, denke ich, müssen wir hier unseren Blick nicht ausschließlich, aber auch auf den Bereich der Schulen richten. Brandschutzerziehung ist etwas, was in unseren Schulen in dieser Form im Augenblick nur ganz rudimentär, wenn überhaupt, stattfi ndet, und ich glaube, hier könnten wir einiges leisten. Keine Sorge, Herr Tesch, ich will kein neues Schulfach einführen,

(Heiterkeit bei Hans Kreher, FDP: Ich dachte schon.)

aber ich glaube, wir können im Bereich von Arbeitsgemeinschaften, wir können in Form von Projekttagen und in vielen anderen Formen

(Hans Kreher, FDP: Ganztagsschulen.)

sehr viel für die Brandschutzerziehung unserer Kinder und Jugendlichen tun.

(Beifall Udo Pastörs, NPD)

Und ich will Ihnen noch etwas sagen: Ich glaube, dass eine solche Erziehung auch etwas zu tun hat mit einer ganz übergeordneten Ebene von Erziehung, nämlich der Frage von Werten. Welche Werte werden in unserer Erziehung, welche Werte werden in unseren Bildungseinrichtungen vermittelt? Ich meine, dass Brandschutzerziehung sehr viel mit der Vermittlung von Werten zu tun hat, und denke, dabei haben wir einen großen Nachholbedarf.

(Beifall Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Sehr richtig.)

Nun, meine Damen und Herren, ich will der Linkspartei.PDS und anderen Vorrednern gegenüber gern zugeben – auch der Kollege Ringguth hat es angesprochen –, dass wir im Bereich der Feuerwehren noch erheblichen darüber hinausgehenden Handlungsbedarf haben. Kollege Ringguth hat eine Novelle des Brandschutzgesetzes angesprochen. Ich kann dazu nur sagen, das steht zwar nicht in der Koalitionsvereinbarung, aber man kann selbstverständlich über das, was in der Koalitionsvereinbarung steht, hinausgehen.

(Dr. Armin Jäger, CDU, und Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Ja.)

Ich sehe meinerseits eine Reihe von Punkten, die ich auch im Brandschutzgesetz gern verändern möchte. Das hat auch etwas mit kommunalen Strukturen zu tun. Die Entschädigung der Amtswehrführer ist angesprochen worden, aber wir haben im Moment eine Situation, in der der Amtswehrführer eine Kannbestimmung ist.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig. Vollkommen richtig.)

Ich glaube, es wäre sehr sinnvoll, wenn wir diese Institution des Amtswehrführers als obligatorische Einrichtung in den Feuerwehren etablieren würden.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU, FDP und Norbert Baunach, SPD)

Neben der Entschädigung der Amtswehrführer, zu der ich gar keine andere Auffassung habe als Kollege Ringguth, sollten wir auch in anderen Fragen mal auf Entschädigungsprobleme gucken. Wir haben zum Beispiel das Problem, wie wir mit dem Verdienstausfall von Selbstständigen in unseren Feuerwehren vernünftig umgehen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Auch hier sehe ich Handlungsbedarf. Also die Imagekampagne ist nicht alles. Und, Herr Ritter, wenn Sie sagen, so eine Imagekampagne löst nicht alle Probleme,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Na, sicher nicht.)

richtig. Aber wer hat denn das behauptet?

(Heiterkeit bei Dr. Armin Jäger, CDU, und Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Wir behaupten doch nicht, dass wir mit dieser Imagekampagne alle Probleme lösen. Ich will mit Ihnen gern auch über die Probleme der Feuerwehrschule in Malchow reden. Wie bereits gesagt, das haben wir im Innenausschuss schon getan und wir werden es auch in Zukunft tun. Aber wir sollten doch bitte nicht, wenn jemand einen vernünftigen Antrag bringt, aus Ärger darüber, dass man den selbst nicht mitverfasst hat, sagen, ich habe auch noch etwas Vernünftiges, das bringe ich jetzt mit da rein.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Marc Reinhardt, CDU: Genau. – Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig. – Peter Ritter, Die Linkspartei.PDS: Wir leben in der Zeit von Änderungsanträgen.)

Also lassen Sie uns bei diesem Antrag über eine Imagekampagne für die Feuerwehren reden, und nicht über alles andere, was sonst noch mit Feuerwehr zu tun hat.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig. – Irene Müller, Die Linkspartei.PDS: Man kann aber auch vernünftig Dinge von anderen aufnehmen.)

Ich glaube, dann bleibt dieser Antrag in seiner vernünftigen Form, wie er ist, und ist auf ein Ziel gerichtet. Sie können ja gern einen Antrag zum Thema „Landesfeuerwehrschule in Malchow“ hier in dieses Hohe Haus einbringen.

(Peter Ritter, Die Linkspartei.PDS: Ich lach mich kaputt, Herr Müller!)

Lachen Sie sich nicht kaputt! Das ist gesundheitsschädlich.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU, Michael Andrejewski, NPD, und Raimund Borrmann, NPD)

Meine Damen und Herren, heitere Bemerkungen mache ich bekanntlich gern, aber ich glaube, ich muss noch ein sehr ernstes Thema ansprechen, das mir auf der Seele brennt.

(Zuruf von Angelika Gramkow, Die Linkspartei.PDS)

Beim Innenminister klang das auch schon durch. Der Innenminister hat auf das Thema „Feuerwehren und politische Meinungen“ hingewiesen und viele von Ihnen, ich auch, haben eine Einladung des Landesfeuerwehrverbandes für die Veranstaltung „Feuerwehren für Demokratie und Toleranz“ bekommen.

(Michael Andrejewski, NPD: Komischerweise wir nicht.)

Ich weiß nicht, ob das so komisch ist, meine Herren von der NPD, denn wenn Feuerwehren ausrücken und löschen, bergen, retten, Verkehrsunfallopfer aus Trümmerfahrzeugen freischneiden, dann fragen sie vorher nicht das Opfer, ob es vielleicht Jude oder Türke ist,

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

sondern wenn jemand von der Feuerwehr kommt, rettet, löscht und Menschen hilft, dann geschieht das völlig selbstverständlich

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig.)

ohne jede Frage über Rasse, Nationalität, Glaube oder sonst irgendetwas.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, CDU, FDP und Irene Müller, Die Linkspartei.PDS – Dr. Armin Jäger, CDU: So muss das auch sein.)

Sie retten jeden und fragen nicht vorher. Da gilt ein Satz, der von Albert Einstein stammt: „Rasse? Ein Mensch.“

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig.)

Und das ist die Philosophie, die hier zugrunde liegt, meine Damen und Herren. Ich halte das für eine wunderbare Philosophie. Ich glaube, diese Philosophie muss erhalten werden, und diejenigen, die diese Philosophie oftmals, ohne darüber groß nachzudenken, ganz einfach in ihrem tagtäglichen Handeln praktizieren, sollten unser aller Unterstützung verdienen. Das gilt für die Freiwilligen Feuerwehren, aber ich will gern einräumen, dass es auch eine Reihe anderer ehrenamtlich und hauptamtlich tätiger Organisationen gibt, die so handeln.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und CDU)