Protokoll der Sitzung vom 18.10.2007

(Udo Pastörs, NPD: Bla, bla!)

Lassen Sie uns daran arbeiten, dass die Wahlbeteiligung hier in diesem Land wieder ansteigt. Zeigen wir den Menschen, dass wir für die Werte unserer freien Gesellschaftsordnung gemeinsam einstehen. Schaffen wir gemeinsam Vorbilder und nicht Märtyrer. Denn wie auch immer ein mögliches Verbotsverfahren ausgeht, Sie erreichen entweder, bei einer Ablehnung eines Verbotsverfahrens erhält die NPD einen Persilschein, bei einem

Verbot machen wir diese Herren nur zu Märtyrern, Märtyrer, die von sich selber behauptet haben, dass das erste Verbotsverfahren sie motiviert hat, in die Partei einzutreten.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Ich will an dieser Stelle schließen mit dem Abschlusskommentar aus dem öffentlich-rechtlichen NDR am Montag:

(Udo Pastörs, NPD: Die rote Lampe brennt schon eine halbe Minute.)

„Die NPD muss nicht verboten werden, sie muss widerlegt und entzaubert werden.“ – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Stefan Köster, NPD: Dann fangen Sie bitte an. – Zurufe von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE, und Minister Dr. Till Backhaus)

Vielen Dank, Herr Fraktionsvorsitzender Roolf.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Andrejewski von der Fraktion der NPD.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In den aktuellen, nicht von der SPD bezahlten Umfragen liegt die SPD in Sachsen bei acht Prozent und die NPD bei neun Prozent. Da muss natürlich etwas passieren, die Konkurrenz muss weg. Dazu hängt man sich dann das Mäntelchen des Kämpfers für das Grundgesetz um, geht dabei aber so dilettantisch vor, dass ein rechtsstaatlich ohnehin unmögliches NPD-Verbot praktisch jetzt schon gescheitert ist.

(Heike Polzin, SPD: Träumen Sie weiter! – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sie träumen doch.)

Das Bundesverfassungsgericht hat 2003 klargestellt, dass die Spitzel, in ihrer Sprache bezeichnenderweise Vertrauensmänner, bereits in der Vorbereitungsphase eines Verbotsverfahrens abzuziehen sind, und die beginnt spätestens mit der öffentlichen Ankündigung, einen Verbotsantrag stellen zu wollen.

(Volker Schlotmann, SPD: Ihre juristische Qualifi kation habe ich kommentiert.)

Das haben Sie schon vor einem Monat angekündigt, wobei es besonders ins Gewicht fällt, dass Herr Ringstorff zu dieser Zeit Präsident des antragsberechtigten Verfassungsorgans Bundesrat war. Der Bundesinnenminister Dr. Schäuble hat dieses Vorgehen, hauptsächlich verantwortet von der Landesregierung und Herrn Beck, eine Dummheit genannt. Das Hauptproblem bei den Spitzeln ist nämlich nicht so sehr, dass deren Worte und Taten der NPD zugerechnet werden, was schlimm genug ist, sondern vielmehr, dass sie durch Spitzel in unseren Gremien Einblick in unsere Prozessstrategie erhalten, und die erarbeiten wir jetzt schon. Unmittelbar nach Ihren ersten Ankündigungen haben wir eine Arbeitsgruppe zur Entwicklung einer Verteidigungsstrategie in einem Verbotsverfahren gegründet,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Wenn Sie der Chef sind, brauchen wir keine Angst zu haben.)

der in Mecklenburg-Vorpommern der ganze Landesvorstand und die Fraktion sowie weitere geeignete Mitglieder angehören und die ihre Tätigkeit schon aufgenommen hat, eine Anti-PKK sozusagen. Wenn Sie da drin einen Spitzel haben,

(Zuruf von Volker Schlotmann, SPD)

kennen Sie die Grundzüge unserer Verteidigungsstrategie bereits jetzt. Und das wird Ihnen in Karlsruhe keiner abnehmen, dass Sie im ganzen Landesvorstand keinen einzigen Zuträger haben. Die Diskussion, ob Sie Informanten abziehen sollten oder nicht,

(Volker Schlotmann, SPD: Sind Sie vielleicht auch einer?)

die können Sie sich also sparen. Das hätten Sie längst tun müssen. Sie hätten vertraulich und nichtöffentlich Material und Mehrheiten sammeln, dann den Antrag ankündigen und stellen und sofort die V-Männer oder V-Frauen abziehen müssen.

(Volker Schlotmann, SPD: Vielleicht sind Sie ja selber einer.)

Das wäre professionell gewesen.

(Volker Schlotmann, SPD: Vielleicht ist das ja ganz bewusst.)

Was Sie gemacht haben, ist Pfuscharbeit, Pfusch gegen Rechts.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Es gilt, was der Staatsrechtler Wolfgang Löwer sagte: Wenn Spitzel im Binnenraum der NPD zum Beispiel ausbaldowern, wie die Prozessstrategie der Partei aussieht, dann haben sie im Rechtsstaat ein Problem. Genau, das ist keine Formalie, sondern ein Verstoß gegen das Gebot des fairen Verfahrens, das sich direkt aus dem im Grundgesetz verankerten Rechtsstaatsprinzip ergibt, das Sie hier mit Füßen treten.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das hat Spitzel noch nie interessiert.)

Dieser Dilettantismus ist typisch für Sie. Die CDU hat es nicht einmal geschafft, ihr Mitglied Jan Paulenz, das mit mehreren Parteifreunden an einer NPD-Demo teilgenommen hatte, auszuschließen, obwohl die Herren Caffi er und Dr. Jäger dies lauthals forderten. Stattdessen mussten sie sich von Dr. Peter-Michael Diestel, Paulenz’ Verteidiger, sagen lassen, die NPD ist eine durch demokratische Wahlen legitimierte Partei

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ändern wir jetzt. Das ändern wir jetzt.)

und die Angriffe auf Paulenz kommen vor allem von CDUMitgliedern, die aus der ehemaligen SED-Blockpartei stammen. Diestel: „Früher sind sie mit der SED Hand in Hand gegangen. Heute wollen sie wieder Leute mit anderen Meinungen ausgrenzen.“

(Volker Schlotmann, SPD: Was ist mit Ihrem Kollegen Borrmann? Wo war der? – Dr. Armin Jäger, CDU: Wo war denn Ihr Kollege Borrmann?)

Das ist wirklich stark,

(Udo Pastörs, NPD: Richtig.)

dass jemand wie Herr Caffi er,

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Borrmann ist nicht aus der SED gekommen, das weiß ich.)

der Mitglied der Ost-CDU war und damit eines unterstützenden Elementes der SED-Diktatur,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Also ich musste meinen Namen nicht ändern.)

andere als Verfassungsfeinde jagen möchte.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Dilettantisch gingen auch die Abgeordneten Schlotmann und Bretschneider vor, als sie der NPD-Fraktion den Missbrauch von Fraktionsgeldern wegen der Prozesse

(Volker Schlotmann, SPD: Das ist noch nicht zu Ende.)

um die untersagte Demonstration in Rostock anhängen wollten

(Volker Schlotmann, SPD: Da sind Sie auf dem falschen Dampfer. Da müssen Sie noch eine Kommission gründen.)

und sich deshalb siegessicher an den Bundestagspräsidenten wandten, der sie natürlich abbügelte.

(Zuruf von Volker Schlotmann, SPD)

Abgesehen davon, dass wir gar nicht vorhatten, Gerichts- oder Anwaltskosten hinsichtlich dieser Rechtsstreitigkeiten aus der Fraktionskasse zu bezahlen,

(Volker Schlotmann, SPD: Sehr glaubhaft, sehr glaubhaft.)

aber wenn wir das gewollt hätten, dann hätten Sie natürlich warten müssen, bis die Gelder gefl ossen wären. Wieder alles verdorben durch verfrühtes Vorpreschen!

(Volker Schlotmann, SPD: Was heißt das?)

Auch wer zu früh kommt, den bestraft das Leben.