Protokoll der Sitzung vom 06.06.2008

(Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

Die Landesregierung hat endlich einmal Antworten zu geben, wie sie die Aus- und Fortbildung der Erzieherinnen verbessern und stärken möchte. Eine Unterrichtung durch die Landesregierung, ihre Erklärungsnot und ihre Erklärungsversuche scheinen daher tatsächlich von hohem Interesse zu sein. Wir haben jedoch den begründeten Zweifel, dass die Neigung der Koalition zu dieser Unterrichtung weniger ausgeprägt sein dürfte.

Meine Fraktion begrüßt die Unterrichtung und falls das Plenum sich wider Erwarten für die Unterrichtung aussprechen wird, sind wir auf den Bericht der Landesregierung gespannt. Und darum werden wir im Interesse der Kinder für den Antrag stimmen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Schwebs für die Fraktion DIE LINKE.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich will Ihnen meine Sicht auf die Dinge darstellen und dies aus der Sicht eines Landkreises untersetzen. Und das traue ich mir schon zu, denn ich bin seit zwei Jahren Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses im Landkreis Bad Doberan, arbeite seit 1994 mit den Kita-Trägern gemeinsam im Ausschuss

(Peter Ritter, DIE LINKE: Endlich mal ein Bericht aus der Praxis.)

und mir sind die Umsetzungsprobleme des KiföG durch die Verwaltung sehr wohl bekannt und auch vertraut.

Und in dem Falle, Frau Tegtmeier, ist unser Antrag eben kein Nachtreten, sondern er hat die Befürchtungen der Träger aufgenommen. Es sind reale Einschränkungen im Angebot notwendig, wenn diese Gesetzesänderung so kommt. Oder die Kinder werden nur noch gegen Bezahlung an diesen Kursen teilnehmen können, die die Träger ansonsten kostenfrei zur Verfügung gestellt haben.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Oder man legt das Ganze eben als eine Umlage auf alle Elternbeiträge, die dann doch wieder steigen werden.

(Irene Müller, DIE LINKE: Genau, siehe Anhörung!)

Meine Damen und Herren, der Finanzausschuss hat bereits am 7. November im letzten Jahr die Fachleute zum Thema Ausbau der vorschulischen Bildung oder Elternbeitragsbefreiung und Zuschuss oder Kostenübernahme des Mittagessens gehört. Und am 21. April hat der Sozialausschuss noch einmal die Fachleute zu dieser geplanten Änderung des Kindertagesstättenförderungsgesetzes gehört. Ich will Ihnen, meine Damen und Herren Minister, und Ihnen, meine Damen und Herren von der Koalition, gleich zu Beginn meiner Rede sagen: So viel Ignoranz zu einer Problematik, die klar und deutlich auf dem Tisch liegt, habe ich in der Politik dieses Landes selten erlebt.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Die Anzuhörenden haben schon im November und jetzt noch einmal darauf hingewiesen, dass die Kürzung der Mittel für die vorschulische Bildung rechtswidrig und kontraproduktiv ist. Und sie haben einstimmig die Kürzung der Mittel für die vorschulische Bildung insgesamt abgelehnt und stattdessen wie im KiföG festgeschrieben gefordert, die Sicherung und den Ausbau der vorschulischen Bildung voranzutreiben.

(Harry Glawe, CDU: Ja.)

Und darum geht es nämlich, Herr Glawe, nicht um das Ende der Welt, sondern darum, dass etwas fortgeführt wird,

(Harry Glawe, CDU: Ja, aber Sie beschreiben es doch jeden Tag.)

dass etwas fortgeführt wird, was sich bewährt hat, was nicht nur politisch für gut befunden wurde, sondern was sich in der Praxis bewährt hat, was Eltern wollen, was Erzieherinnen wollen und was auch die Träger wollen.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Lesen Sie die Stellungnahmen und die Protokolle oder sprechen Sie mit den Kita-Betreibern!

(Dr. Armin Jäger, CDU: Glauben Sie, dass sie freiwillig auf Geld verzichten?)

Da ist es egal, ob sie privat sind, ob sie kommunal sind oder ob sie frei sind.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, ja.)

Statt deren Empfehlungen und Probleme aufzugreifen, wenden Sie sich ab und marschieren koalitionsvertragsgetreu in die falsche Richtung,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

weil hier nämlich ein Wahlversprechen der CDU um jeden Preis –

(Dr. Armin Jäger, CDU: Aus Ihrer Sicht die falsche, weil Sie mit den Eltern nichts am Hut haben.)

auch wenn es sich als populistisch erweist – umgesetzt werden soll.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Harry Glawe, CDU: Das ist doch Ihr Thema.)

Herr Jäger, Sie wissen ganz genau, in welchem Fettnäpfchen wir gesessen haben mit unserem Wahlversprechen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig. – Egbert Liskow, CDU: Ja, richtig.)

Und wir haben es begriffen. Wir haben verstanden, was die Träger gesagt haben, und haben mit ihnen gesprochen und haben eine gute Lösung gefunden, die für alle akzeptabel ist.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Für die Anschubfinanzierung war das ja okay. Sie kriegen ja heute mehr.)

Aber das, was Sie machen, das ist also die Ignoranz in Hochform.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Sie sind durch das Land gezogen.

(Harry Glawe, CDU: Sie sind nicht flexibel.)

Sie sind 2006 durch das Land gezogen und haben gesagt, wir haben hier eine rot-rote Diktatur der Mehrheit, haben das angeklagt.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das war so.)

Und was Sie jetzt mit dem KiföG machen und der vorschulischen Bildung,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das war so. – Egbert Liskow, CDU: Das war immer so. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

das ist eine Koalition der Ignoranz.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Sie ignorieren die Wünsche der Eltern, die Erfahrungen der Erzieherinnen,

(Zurufe von Harry Glawe, CDU, und Dr. Armin Jäger, CDU)

die Bedürfnisse der Kita-Träger und auch die Realitäten in unserem Land, Herr Jäger.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Reden Sie doch mal zu Ihrem Antrag.)

Und Ihnen geht es entgegen aller Bekundungen nicht um die vorschulische Bildung, es geht Ihnen gar nicht um die Kinder. Sie wollen die Eltern erreichen,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist eine Unverschämtheit. – Harry Glawe, CDU: Unerhört!)