Protokoll der Sitzung vom 02.04.2009

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wo ein Wille für die Beteiligung des Volkes ist, da ist auch ein Weg.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Sie können gern aus meiner Sicht diese zweitrangige Diskussion führen. Aber ich möchte den Blick auf einen wesentlichen Teil unserer Demokratie lenken, einen Teil, der überaus wichtig ist und als Fundament unserer Gesellschaftsordnung gilt, die Einbindung des Bürgers in die ihn betreffenden politischen Entscheidungsprozesse. Die Volkssouveränität ist die höchste Staatsgewalt. Sie ist das tragende Prinzip der Legitimation demokratisch politischer Herrschaft. Das Sachplebiszit in Form einer Volksbefragung stellt einen ungemein hohen Stellenwert in der repräsentativen Demokratie dar. Angefangen von der griechischen Polis bis hin zur französischen

Revolution durchzieht sich in der Kulturgeschichte des Menschen der Wunsch nach mehr Volkssoli…, Volkssouveränität,

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Volkssolidarität, jawoll! – Zuruf von Dr. Harald Ringstorff, SPD)

nach mehr Beteiligung des Bürgers an der Entscheidungsfindung derer dort oben.

Das politische System der Bundesrepublik Deutschland, das auf der parlamentarisch-repräsentativen Demokratie des Grundgesetzes beruht, hat sich bewährt. Die politische Stabilität der Bundesrepublik Deutschland und das in mehr als 55 Jahren ausgereifte demokratische Bewusstsein ihrer Bürgerinnen und Bürger rechtfertigen …

(Vincent Kokert, CDU: Und deswegen machen Sie eine Volksbefragung. Deswegen machen Sie eine Volksbefragung.)

Erst zuhören, Herr Kokert.

… eine behutsame Fortentwicklung dieses Systems.

(Vincent Kokert, CDU: Ja eben. – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Jetzt kommt gleich das große Aber. – Zuruf von Michael Roolf, FDP)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir Liberalen bekennen uns ganz unbeirrt hierzu.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Das ist aber schön. – Vincent Kokert, CDU: Oh!)

Der Wunsch und die Bereitschaft der Bevölkerung, Verantwortung für eine aktive Bürgergesellschaft zu übernehmen

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

und an ihrer Ausgestaltung mitzuwirken,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Nicht mal das haben Sie hingekriegt. Die Regierung soll Ihre Frage stellen. – Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

gebietet es, die parlamentarisch-repräsentative Demokratie um direkte Beteiligungsrechte für Bürgerinnen und Bürger zu ergänzen.

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Da hilft auch nicht der Fingerzeig.)

Auf diese Weise gewinnt das Volk als Träger der Staatsgewalt über die Teilnahme an Wahlen hinaus.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Stellen Sie doch einen Antrag, die Verfassung zu ändern!)

Es erhält einen unmittelbaren Einfluss auf die politische Willensbildung. Und genau darum geht es in diesem Antrag. Ihr Gesetzentwurf greift eben sehr stark in eine bisher regional stabilisierte Verwaltungsstruktur ein, in das aktive Leben und in das Heimatgefühl der Menschen.

(Michael Roolf, FDP: Ja.)

Dieser Eingriff bedarf einer großen Akzeptanz der Bevölkerung in unserem Land.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Auch wenn die Verfassung des Landes MecklenburgVorpommern sowie das Volksabstimmungsgesetz keine Volksbefragung vorsehen, sollte es im Interesse der Landesregierung sein, dass die Bürgerinnen und Bürger ihrer Meinung zum vorliegenden Kreisstrukturgesetz Ausdruck verleihen können.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Kurz und knapp Ja oder Nein, das geht doch gar nicht.)

Deshalb fordern wir Liberalen in unserem Antrag, die Bürgerinnen und Bürger aktiv in Form einer Volksbefragung einzubinden.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Dass die Politik vor einer Beteiligung des Volkes keine Angst haben muss, zeigt doch das Beispiel der Referendumsdemokratie in der Schweiz.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Dort wird aber eine konkrete Frage gestellt.)

Eine Befragung, ein Mit-in-die-Verantwortung-Nehmen des Bürgers stellt hier in bestimmtem Maße ein politisches Korrektiv zur parlamentarischen Gesetzgebung dar.

(Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Meines Wissens sind die Schweizer mit diesem Modell in den letzten Jahrzehnten so schlecht nicht gefahren und die Nachricht, dass eine Bürgerrevolution ausgebrochen ist, habe ich von dort auch noch nicht vernehmen können.

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Ja, die haben auch keine FDP.)

Lieber Herr Minister Caffier, beweisen Sie den Mut und lassen Sie das Volk –

(Detlef Müller, SPD: Genau.)

intelligent genug war es ja, auch uns zu wählen –

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE)

Verantwortung übernehmen! Geben Sie dem Ruf nach mehr Bürgerbeteiligung nach! Binden Sie die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes ein! Oder trauen Sie Ihren Wählern nicht? Haben Sie Angst davor, dass sie vielleicht Ihrem Gesetz nicht zustimmen,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Genau das ist es.)

eine repräsentative Mehrheit eventuell auch Nein dazu sagt?

(Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Diese Kraft sollten Sie besitzen, Herr Minister. Diese Kraft sollten übrigens auch wir besitzen, sehr geehrte Kollegen Abgeordnete.

(Zurufe von Renate Holznagel, CDU, und Egbert Liskow, CDU)

Sie selbst, Herr Minister, haben bei einem weitaus größeren Projekt keine Angst, die Bevölkerung einzubinden.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Wie soll die Frage heißen? Sind Sie dafür, dass Sie dagegen sind, oder wie?)

Auf die Frage

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Welche?)

in der Kleinen Anfrage