Protokoll der Sitzung vom 24.09.2009

Oftmals sind auch junge Mütter besser ausgestattet, als es gesund sein kann. Ich erlaube mir daher, die Problematik ein bisschen in einen gesamtgesellschaftlichen Rahmen einzubetten. Eigentlich ist meine Betrachtungsweise letztendlich auch ein Appell an uns alle.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir können uns natürlich auch selbst an die eigene Nase fassen. Gerade wir sind oftmals ein Beispiel dafür, dass wir uns nicht besonders gesund ernähren oder uns auch nicht unbedingt immer um ausgewogene oder ausreichende Bewegung kümmern. Unser Tagesablauf lässt das oft einfach nicht zu. Einige von uns sind sogar zu dünn.

(Detlef Müller, SPD: Was?!)

Es sind zwar nur wenige, aber wesentlich mehr bringen leider eher zu viele Pfunde auf die Waage, als es wirklich gesund ist. Wie es um die Fitness Einzelner bestellt ist, kann man natürlich von außen erst einmal nicht sehen. Darüber möchte ich auch nicht spekulieren. Aber wir alle sind es nun, die die Gesundheit unserer Kinder und natürlich auch die der erwachsenen Mitmenschen im Blick haben sollten und sie auch befördern wollen. Wir sollten es also gerade sein, die mit gutem Beispiel vorangehen.

Wo aber stehen wir zurzeit bei uns in der Gesellschaft? Es ist schon lange nicht mehr selbstverständlich, dass Familien gemeinsam in entspannter Atmosphäre ein gesundes Frühstück einnehmen. Da fängt es doch schon an. Zum einen fehlt bereits beim Frühstück meistens der eine oder andere, weil irgendeiner der Familie schon

besonders früh los musste, da er einen weiten Arbeitsweg hat und daher eher anfängt als die anderen. Zum anderen, was kommt denn heute so auf den Tisch? Da glaubt man, sich gesund zu ernähren mit Cornflakes, Müsli, Fruchtquark, Joghurt. Das hört sich gut an, aber ich bitte Sie, gerade diese Produkte sind oft übersüßt und strotzen nur so vor künstlichen Aromen.

(Udo Pastörs, NPD: Warum lässt man das überhaupt zu, dass das in die Regale wandert?)

Also auch da muss man schon ganz schön genau hingucken. Und dann haben wir auch noch das umfassende und gern angenommene Angebot an Fertiggerichten. Negativ ragen hier wohl die Tütenprodukte heraus. Sie sind sehr bequem, schnell zubereitet, in der Regel preisgünstig, aber leider nicht sehr gesund.

Sehr geehrte Damen und Herren, versuchen Sie mal beim Kauf Ihrer Nahrungsmittel herauszufinden, was da alles drin ist.

(Udo Pastörs, NPD: Ja, das ist die Politik, die Sie machen. Das ist das Ergebnis. Das ist das richtige Stichwort.)

Ohne Lesebrille oder gar manchmal ohne Lupe ist man da so ziemlich aufgeschmissen. Wenn man seine Lesebrille vergessen hat, weil man sie nur manchmal braucht, ist das eher die Regel als die Ausnahme. Da wäre eine gute Produktbezeichnung oder Produktkennzeichnung wirklich von Vorteil.

Oder ein anderes Beispiel, das sprach die Ministerin vorhin schon an: Durch die Medien befördert und von der Gesellschaft breit akzeptiert wird ein Idealbild von Menschen erzeugt, das nicht nur krank aussieht, sondern sicherlich auch krank wird. Klapperdürre Models bevölkern die Laufstege und ganze Generationen junger Mädchen und Frauen hungern sich in Kleidergröße 34. Natürlich nur, wenn sie über 1,70 cm sind, wenn sie kleiner sind, ist das wahrscheinlich schon als Übergröße zu bezeichnen. Hungern hält man jedoch nur für einen bestimmten Zeitraum durch, dann rebelliert der Körper und es folgt leider oft genau das andere Extrem, denn gesund essen will gelernt sein. Wer den Kampf um das Gewicht erst aufgegeben hat, für den ist es nachher auch nicht mehr so wichtig, wie die anderen Menschen in seiner Familie oder in seinem Umfeld aussehen. Da geht man schnell mal zu McDonald, ist ja auch so praktisch. Und dieser Prozess wird den Kindern, wenn auch nicht gerade günstig, beigebracht.

Ich komme darauf zurück, eine Schlüsselfunktion hat natürlich die heutige Elterngeneration. Das ist sehr schwierig, denn diese Elterngeneration ist selbst schon mit dem Essenentstehen, mit Fast Food, mit fragwürdigen Modeidealen, erhöhtem Serien- und Werbekonsum aufgewachsen

(Udo Pastörs, NPD: Mit amerikanischem Mist verseucht!)

und zeichnet sich eben auch dadurch aus, dass sie sich oftmals durch Übergewicht kennzeichnen. Sie sind es, die sensibilisiert werden müssen, um für ihre Kinder, aber auch gerade für sich selbst, das notwendige Problembewusstsein zu entwickeln. Wir sprechen hier von sehr selbstbewussten Menschen. Und das ist auch die große Schwierigkeit. Sie sind aus der Schule bereits heraus, von Einrichtungen wie Kita und Schule lassen sie sich nicht „unter Druck“ setzen, sie haben ihre eigenen Vorstellungen von dem Leben, was sie gerne führen möchten.

An dieser Stelle möchte ich auf den Antrag eingehen, und zwar den letzten Satz, der auf neue Wege in einer umfassenden Vermittlung von Informationen für Eltern zum gewünschten Ernährungs- und Bewegungsverhalten abzielt. Ich bin sehr froh, dass die Ministerin diesen Antrag unterstützend wertet und hier bereits erste Ideen dazu vorgestellt hat. Das sagt mir, dass dieser Antrag nicht umsonst ist und es ist auch kein Schaufensterantrag.

Sehr geehrte Damen und Herren! Fazit: Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und nutzen Sie Ihre vielen Kontakte, um dem Bewusstsein zur gesunden Ernährung und Bewegung den Stellenwert in der Gesellschaft zu verschaffen, den es verdient. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU)

Danke schön, Frau Tegtmeier.

Es hat jetzt das Wort für die Fraktion der FDP der Abgeordnete Herr Grabow. Bitte schön, Herr Abgeordneter.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist eine ganze Menge gesagt worden. Als ich den Antrag gelesen habe, habe ich mich ein bisschen gewundert, weil es ja einen Antrag am 20.02.2009 gab. Da gab es ein paar Unterpunkte, unter anderem „Schärfung des Problembewusstseins über Fettleibigkeit“. Ich glaube, wir reden heute auch über das Thema. Dann war die Verbesserung in der Zusammenarbeit von Eltern, Erziehern und Kindern in der Überlegung, wie man in der Grundschule weiterhelfen kann. Irgendwie ging es heute um das Gleiche. Aber gut, wir reden darüber, denn es ist in der Zwischenzeit viel passiert.

Und weil Frau Linke so ein schönes Erlebnis von Stralsund erzählt hat, dazu kann ich sagen, Sie wissen ja, ich bin Rostocker, ich kann das auch erzählen. Herr Sellering, Sie wissen, wir haben so eine Mühle aufgemacht und Herr Backhaus als Landwirtschaftsminister hat eine Arbeitsgruppe „Vernetzte Erstellung von Schulessen“. Und wir kochen auf dieser Mühle, nämlich Schulessen. Das ist nicht ganz so einfach. Ich will das einmal etwas lustig am Rande erzählen: Wir kochen für zwei Schulen 400 Essen, sehr ökologisch. Allerdings haben wir jetzt einen Mittelweg finden müssen, denn vom ökologischen Essen sind wir von 400 Essen auf 250 gesunken. Und als wir wieder Chicken McNuggets gemacht haben, waren wir bei 350. Jetzt diskutieren wir jedes Gericht mit den Kindern durch.

(Udo Pastörs, NPD: Diskutieren wir durch!)

Das ist ein Lernprozess, den man mitmachen kann. Beim Landwirtschaftsministerium bedanke ich mich an der Stelle auch noch einmal, das mit uns ganz kräftig zusammengearbeitet hat. Wir werden den Antrag unterstützen.

(Udo Pastörs, NPD: Machen Sie ein Essensparlament auf!)

Danke schön, Herr Grabow.

Es hat jetzt das Wort für die Fraktion der NPD der Abgeordnete Müller. Bitte, Herr Abgeordneter.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Dem Kampf gegen Übergewicht und Fettleibigkeit haben sich nun die Fraktionen der Regierungs

koalition verschrieben. Wenn ich mich hier im Raume so umsehe, ist dieses auch bitter nötig. Da Sie, meine Damen und Herren, aber vom eigenen persönlichen Versagen ablenken wollen, sind nun die Kinder und Jugendlichen Ziel Ihres Antrages. Grundsätzlich ist das ein richtiges Vorhaben. Berücksichtigt man allerdings, dass Sie als Vorbilder absolut nicht taugen,

(Rudolf Borchert, SPD: Na, na, na, na!)

steht der Antrag in einem ganz anderen Licht. Walter Ulbricht, einer der geistigen Vorbilder der Mauerfraktion, forderte bereits 1958: „Jeder Mann an jedem Ort – einmal in der Woche Sport.“

(Helmut Holter, DIE LINKE: Da hat er doch recht gehabt.)

Dieses täte vielen hier im Saal zur Stärkung von Körper und Geist gut.

In diesem Zusammenhang verweise ich gerne noch einmal auf unseren Antrag aus dem Dezember 2007. Unsere NPD-Fraktion stellte seinerzeit folgenden Antrag:

„Der Landtag fordert die Landesregierung auf, einen Handlungsrahmen für die Vermittlung von Gesundheitsbewusstsein und vollwertiger Ernährung in den Schulen zu entwickeln und bereits im Schuljahr 2008/2009 mit der Umsetzung zu beginnen.“

(Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

„Ziel muss es sein, die Schülerinnen und Schüler für Gesundheitsthemen zu interessieren und eine bestmögliche gesundheitliche Bildung aller Altersklassen sicherzustellen. Der Handlungsrahmen soll folgende Grundsätze erhalten:

Vermittlung des Wissens, wie Krankheiten entstehen und die Gesundheit gestärkt werden kann,

Vermittlung des Wissens, wie man mit seinem Körper und seinem Leben verantwortungsvoll umgeht,

Wissen und Erlernen von bewusster und gesunder Ernährung,

Sicherstellung von ausreichender und vielseitiger Bewegung durch regelmäßigen Sportunterricht.“

(Reinhard Dankert, SPD: Man kann auch marschieren sagen.)

In Ihrer Kleingeistigkeit haben Sie damals unseren Antrag abgelehnt, um nun wenig bindend mit Allgemeinsätzen die Landesregierung aufzufordern, etwas gegen Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen zu unternehmen. Lösungsmöglichkeiten sucht man bei Ihnen wie gewohnt vergeblich. Sie scheinen jeglichen politischen Anspruch verloren zu haben. Darüber hinaus fehlen Ihnen schlichtweg auch Kenntnisse über die Situation in unserem Land. So verweise ich Sie noch mal auf unsere Kleine Anfrage zum Schwimmsport, zu der die Landesregierung erklärte, über Schwimmfähigkeiten der Schüler keine Daten zu erheben.

Sie, meine Damen und Herren der SPD und CDU, sind mit Ihrem Latein schon lange am Ende. Geben Sie diesen Sachverhalt wenigstens einmal zu! Allein dieser Antrag belegt zu deutlich Ihr Versagen in allen Fragen, die die Entwicklung unserer Kinder betreffen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Es hat jetzt das Wort für die Fraktion der CDU die Abgeordnete Frau LochnerBorst. Bitte schön, Frau Abgeordnete.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Herr Müller, Ihre Aussage zu dem Thema „Stärkung von Körper und Geist“, das erinnert, wie fast alles, was Sie hier tun, auch wieder an das, was Ihre Vorgänger bereits in ihren nationalsozialistischen Wehrertüchtigungslagern unter dem Motto „Mens sana in corpore sano“ vollzogen haben.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

In diesen Lagern wurden junge Menschen rekrutiert, um sie mit nationalsozialistischer Ideologie zu infizieren.