(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Michael Andrejewski, NPD: Unsere Staatskassen gehören euch!)
Die widerlichen Hassplakate sind endlich abgehängt. Sie stammen von einigen ignoranten Wirrköpfen. Diese Herren
Meine Damen und Herren, wir alle sind uns der historischen Schuld bewusst, die das Deutsche Reich auf sich geladen hat.
Obgleich ich selbst erst 15 Jahre nach Kriegsende geboren wurde, gehen mir die Verbrechen von Krieg und Diktatur sehr nah,
Herr Abgeordneter Pastörs, für die persönliche Beleidigung des Abgeordneten Dr. Nieszery erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf und weise Sie darauf hin, dass das für die heutige Sitzung bereits der zweite ist. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass bei gegebenenfalls einem dritten Sie mit einer Wortentziehung geahndet werden.
Ich kenne die schwere Schuld von Menschen, die mir sehr nahestanden. Deshalb empfinde ich Scham über die Gräuel, die auch durch Mitglieder meiner Familie an den Mitmenschen in so vielen Ländern verübt wurden.
(Stefan Köster, NPD: Die bösen, bösen Vorfahren! Denken Sie an Stalin, das sind Ihre Vorfahren. – Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)
Gerade weil ich mich in dieser Weise mit meiner eigenen Familiengeschichte auseinandergesetzt habe, kann ich sagen: Das Ungeheuerliche, das damals geschah, ist nicht meine persönliche Schuld.
Niemand von uns Nachgeborenen trägt Schuld an diesen Verbrechen. Aber aus der historischen Schuld erwächst uns allen eine hohe Verantwortung. Und ich nehme diese Verantwortung sehr ernst. Sie bedeutet für mich, alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit sich derart Unmenschliches niemals wiederholen kann.
Die schreckliche Vergangenheit bleibt uns Demokraten stets präsent und wir werden sie als Mahnung an die kommenden Generationen weitergeben. Auch wenn wir Nachgeborenen frei sind von Schuld, so denke ich oft, dass ein unterschwelliges Schuldbewusstsein unser Selbstwertgefühl, unser Selbstbewusstsein, ja vielleicht sogar unsere Identität als Deutsche beschneidet.
Lassen Sie mich das an einer Frage deutlich machen: Wenn wir heute zu Recht feststellen, dass die Bombardierung von Warschau, Rotterdam und London ein entsetzliches Unrecht an der Zivilbevölkerung war,
Dieser Krieg war von deutscher Seite von Anfang an darauf angelegt, auch einen Vernichtungskrieg gegen die Zivilbevölkerung zu führen.
Dass die Brutalität auf beiden Seiten während des Krieges eskalierte, liegt in der schrecklichen Dynamik von Gewalt und Gegengewalt.
Heute müssen wir eine solche Gewaltspirale als men schenverachtend und verabscheuungswürdig brand marken.
(Raimund Frank Borrmann, NPD: Deswegen haben sie Belgrad bombardiert. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)
Wir dürfen nur niemals – niemals! – die Verbrechen der Nazis gegen das von der alliierten Kriegsführung verursachte Leid aufrechnen,
(Stefan Köster, NPD: Sie sollten mal Churchills Tagebücher lesen, dann würde Ihnen ein Licht aufgehen.)
Wir dürfen niemals vergessen, dass die an der deutschen Zivilbevölkerung verübten Grausamkeiten am Ende dieser Gewaltspirale standen, die von Deutschland aus in Gang gesetzt wurde!
Die Verquickung von Trauer, Entsetzen, Scham und Schuldgefühlen beeinflusst auch heute noch bestimmte Debatten in Deutschland.
Ich will dies an einem Beispiel deutlich machen: Vor einigen Jahren fuhren Tausende Autos mit der Nationalflagge bestückt durch das Land. Dürfen Deutsche so deutlich die Liebe zum eigenen Land zeigen? Dürfen wir das?