Ja, wir dürfen das, weil wir der Welt seit mehr als 60 Jahren zeigen, dass die deutsche Bevölkerung friedlich, weltoffen, tolerant und vor allem demokratisch ist.
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Udo Pastörs, NPD: Das hängt doch an den Zahlungswilligen vor allen Dingen. – Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)
Natürlich dürfen wir uns auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen. Selbstverständlich gibt es noch viel zu tun,
vor allem, um derart widerliche Gewaltexzesse wie Lichtenhagen, Mölln oder Hoyerswerda künftig zu verhindern.
Niemand bestreitet, dass es Taten von Deutschen waren. Aber sie geschahen nicht im Namen Deutschlands. Wir, Deutschland, verurteilen diese Barbarei und werden das immer tun!
Wir werden nicht zulassen, dass einige wenige rassistische Gewalttäter unseren guten Ruf in der Welt beeinträchtigen und unser eigenes Selbstvertrauen untergraben. Im Gegenteil, wir dürfen durchaus stolz darauf sein, dass wir uns in die Völkergemeinschaft integriert haben, dass wir unseren Beitrag zu einem stabilen und friedlichen Europa leisten und seit vielen Jahren unseren demokratischen Rechtsstaat leben.
Um an dieser Stelle nicht falsch verstanden zu werden: Dieser Stolz bezieht sich nicht nur auf die Leistungen derer, die als Deutsche geboren wurden, sie schließt ausdrücklich alle diejenigen mit ein, die zu uns gekommen sind
Ich meine damit die vietnamesische Köchin ebenso wie den afrikanischen Herzchirurgen, die polnische Pianistin
Ich denke, wir alle dürfen stolz sein, weil dieser Stolz nichts, aber auch gar nichts mit Hochmut zu tun hat. Es ist ein Stolz, der mit Freude das Erreichte betrachtet und auf dieser Grundlage die Zukunft gestalten will,
(Reinhard Dankert, SPD: Das ist ja so was von unmöglich! – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Das ist traurig.)
Daher möchte ich mich als heute lebender Deutscher nicht mehr definieren lassen über die Schuld meiner Großväter und Urgroßväter.
Ihre Verbrechen bleiben für mich ewige Mahnung. Ich aber möchte an dem gemessen werden, was ich selbst zu verantworten habe.
und ich bin es gern. Man mag dieses Bekenntnis Patriotismus nennen, aber dann in der Art, für die Johannes Rau eingestanden ist, der klar trennt zwischen Patriotismus und Nationalismus. Ich darf zitieren: „Patriotismus kann nur da gedeihen, wo Rassismus und Nationalismus keine Chance haben. Wir dürfen Patriotismus niemals mit Nationalismus verwechseln.“
„Ein Patriot ist einer, der sein Vaterland liebt. Ein Nationalist ist einer, der die Vaterländer der anderen verachtet.“
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Stefan Köster, NPD: Dadurch wird deutlich, dass Sie keine Ahnung haben.)
Wir brauchen unser Selbstverständnis, unsere Identität als Deutsche und die Liebe zu unserem Land nicht schamhaft zu verstecken aus Furcht vor Nationalismus.
Vor 70 Jahren begann der Zweite Weltkrieg, weil Deutschland in maßloser Selbstüberschätzung und zutiefst menschenverachtender Aggressivität die Welt unterjochen wollte.
Doch seit 60 Jahren leben wir friedlich mit unseren Nachbarn in einer gefestigten Demokratie als geachteter und tragender Teil Europas.
Mangelnde Beteiligung oder Desinteresse an der Gestaltung unserer Demokratie wird zum Hintereingang für Extremismus.
Intoleranz wird Tür und Tor geöffnet. Das Wesen der Demokratie liegt im Engagement ihrer Bürgerinnen und Bürger. „Demokratie heißt, sich in die eigenen Angelegenheiten einzumischen“, so Max Frisch. Die Teilhabe an Politik der eigenen Kommune, des Landkreises, des Landes stärkt das Gefühl der Identität, der Zugehörigkeit.
Heinz Galinski, der erste Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, hat eine sehr treffende Definition für Demokratie gefunden. Diese lautet: „Demokratie kann niemandem aufgezwungen werden. Sie ist auch kein Geschenk, das man ein für allemal besitzen kann.“