Selbst in den USA, wo konsekutive Studiengänge eine lange Tradition haben, schaut man sehr genau auf den europäischen Reformprozess. Die Harmonisierung, nicht die Standardisierung, meine Damen und Herren, der Lernziele gilt weltweit als beispielhaft, genauso wie die Orientierung der Studienabschlüsse an Lernergebnissen und -kompetenzen und die Vergleichbarkeit der Studienergebnisse durch ein einheitliches Punktesystem.
Den hartnäckigen Kritikern der Reform sei gesagt, dass das Lamentieren über das Fehlen von humboldtschen Idealen in Form von mehr humanistischen Bildungsansprüchen oft ein Trugschluss ist.
Wolf Wagner schreibt in seinem Gastkommentar in der aktuellen DSW-Ausgabe, also „Deutsches Studentenwerk“, Zitat: „Diese Vermischung“ von Menschenbildung und Berufsausbildung in Deutschland „geht in der Regel auf Kosten der Berufsausbildung“ und nicht umgekehrt. Amerika könnte auch hier ein Vorbild sein, da hier beides von den Hochschulen geleistet wird mit einem besseren Betreuungsaufwand.
Ich komme zum Schluss. Ich bitte Sie darum, sich wirklich genau zu überlegen, ob Sie heute unseren Antrag einfach ablehnen. Uns wäre es sehr, sehr wichtig – und deshalb haben wir das hier auch auf die Tagesordnung gesetzt, …
Im Ältestenrat ist eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 60 Minuten vereinbart worden. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Als Erste hat das Wort für die Fraktion der CDU die Abgeordnete Frau Lochner-Borst. Bitte schön, Frau Abgeordnete.
Herr Kollege Kreher, Sie haben hier eben von einer „Farce“ und einem „Skandal“ gesprochen. Das, was wir gerade hier von einem ehemaligen Lehrer erlebt haben, das halte ich für eine Farce und so etwas habe ich in diesem Landtag noch nie erlebt.
Hätten Sie bei dem, was Sie eben getan haben, einen Ihrer Schüler erwischt, hätten Sie ihm die Arbeit weggenommen und hätten ihm eine Sechs druntergeschrieben. Ich lese vor, Uwe Barth im Deutschen Bundestag: „Bologna ist in der Kritik und es gilt derzeit als“ schick, „alles, was im Hochschulbereich nicht rund läuft …“ – und so weiter und so weiter.
Herr Kreher, Sie haben den Antrag abgeschrieben, den Sie uns hier vorgelegt haben, fast wortwörtlich. Das ist eine Geschichte. Aber dass Sie hier Reden wortwörtlich halten, die Ihre Kollegen im Deutschen Bundestag bereits gehalten haben und die abgelehnt wurden, so etwas habe ich hier noch nie erlebt.
Ich habe eine Rede vorbereitet, aber unter diesen Bedingungen bin ich nicht gewillt, mit Ihnen inhaltlich überhaupt zu diesem Thema zu diskutieren.
Es hat jetzt das Wort für die Fraktion DIE LINKE der Abgeordnete Professor Dr. Methling. Bitte, Herr Abgeordneter.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich mache es nicht so wie meine geschätzte Kollegin Lochner-Borst und will mich doch in der Sache mit dem Antrag befassen.
Es liegt uns ein umfänglicher Antrag vor, der die Landesregierung auffordert, eine Vielzahl von Forderungen und Maßnahmen zur weiteren Umsetzung des BolognaProzesses in Mecklenburg-Vorpommern einzuleiten, die nicht alle den Bologna-Prozess betreffen und denen ich auch nicht in allen Punkten zustimme. Es wird deswegen auch nicht annähernd möglich sein, zu den Einzelpunkten in der Aussprache hier im Plenum Stellung zu nehmen, obwohl eine tiefer gehende Befassung mit den Zielen, Wegen und Ergebnissen des Bologna-Prozesses dringend nötig ist. Ich glaube, da gibt es Konsens in den Parteien, dass dazu eine Debatte, eine Bilanz und Schlussfolgerungen nötig sind. Ich beantrage deshalb die Überweisung zur weiteren Beratung in den Bildungsausschuss.
Ja. Eigentlich ist es egal, auf welchem Wege das in den Ausschuss kommt. Wir werden dann sicherlich darüber zu diskutieren haben.
Liebe Kolleginnen und Kollegen der FDP, den Umfang und die Forderungen Ihres Antrages habe ich zunächst als große Fleißarbeit empfunden. Das wurde allerdings relativiert, als ich feststellte, dass es einen intentions- und teilweise wortgleichen Antrag Ihrer Fraktion im Bundestag gibt.
Der Antrag im Bundestag ist allerdings noch viel umfänglicher. Das ist möglicherweise der unterschiedlichen Größe der FDP-Fraktionen im Landtag und im Bundestag oder der Größe der Parlamente geschuldet. Was ich schade finde – es wäre interessant, warum Sie gerade das weggelassen haben –, ist, dass aus dem Antrag Ihrer Bundestagsfraktion die dort formulierten Anforderungen an die Hochschulen und Arbeitgeber weggelassen werden. Erst und gerade aus der Gesamtheit der Interessenlagen ergibt sich ein umfassendes Bild.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist wohl inzwischen unbestritten, dass die Umsetzung des Bologna-Prozesses problematischer ist als angenommen. Es ist auch unbestritten, dass die vielfältigen Kritiken von sehr unterschiedlichen Interessengruppen nicht unberechtigt sind. Wir sollten sie ernst nehmen und uns davor hüten, sie zu ignorieren.
Es ist sicher auch unbestritten, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher. Der entscheidende, typisch deutsche Mangel bei der Ausgestaltung des BolognaProzesses liegt bei der Verteilung der Zuständigkeiten und Kompetenzen. Sie liegen beim Bund, sie liegen bei den Ländern, sie liegen bei den Hochschulen, sie liegen bei den Arbeitgebern gewissermaßen als Abnehmer von Hochschulabsolventen. Diese Verantwortung in weitgehend einheitliche und praktikable Festlegungen und Handlungsstrategien umzusetzen, wird in Deutschland durch die föderalen Strukturen erheblich behindert. Die Folgen sind, dass sich Entscheidungswege erheblich verlängern, die Kontrolle der Umsetzung erschwert wird, die Leistungsfähigkeit der Hochschulen eingeschränkt und behindert wird und teilweise in ihre Autonomie eingegriffen wird.
Die Aufzählung könnte man in epischer Breite fortsetzen. Im vorliegenden Antrag wird allerdings auf die unterschiedlichen Zuständigkeiten wenig Rücksicht genommen. Man kann die Landesregierung nur für die Punkte zum Handeln auffordern, für die sie auch zuständig ist.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im Zen trum der Betrachtung müssen jedoch die Studentinnen und Studenten stehen.
Es häufen sich Anzeichen, dass die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master gerade zu ihren Lasten geht. Ich nenne exemplarisch einige Kritikpunkte:
Das sind die Überforderung und der Stress, vor allem in den Bachelorstudiengängen, zum Beispiel wegen der starken Komprimierung des Lehrstoffes.