Protokoll der Sitzung vom 18.11.2009

Darüber werden wir morgen sprechen, deshalb kann ich das jetzt nicht noch länger ausführen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Da komme ich mir wie ein Maulwurf vor. – Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

Ich habe auch nicht so lange Redezeit.

Allerdings, Herr Koplin, wenn Sie immer die Ursachen für das Nichtvorankommen im Kulturbereich in der neoliberalen Politik sehen, dann muss ich Ihnen eindeutig widersprechen. Liberales ist für Kultur ein Wesenselement.

(Gino Leonhard, FDP: Ja, genauso ist es.)

Wenn wir nicht in der Kultur die Freiheit haben, uns zu entwickeln, wie soll sich dann überhaupt Kultur entwickeln?

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Na, so war das ja nicht gemeint. – Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE)

Ja, so ist es aber herausgekommen.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: So war das nicht gemeint.)

Wie es gemeint ist, ist mir ganz egal. Ich hätte beinahe jetzt einen unparlamentarischen Ausdruck gebracht.

(Zuruf von Andreas Bluhm, DIE LINKE)

Also Voraussetzung für Kreativität ist die Freiheit, allerdings auch im Rahmen von transparenten Regeln, wie wir sie überall brauchen,

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Ja.)

im Rahmen von Strukturen,

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Ja, Strukturen.)

in denen sich etwas entwickeln kann. Allerdings müssen diese Strukturen auch immer transparent sein.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Die Zusammen- setzung des Humus muss klar sein.)

Und das ist zum Teil ein Problem in unserer Gesellschaft, dass zum Beispiel Fördermittel nicht genügend transparent sind und dass vor allem Leute, die im Kulturbereich arbeiten, große Schwierigkeiten damit haben, an bestimmte Dinge heranzukommen, auch bestimmte wirtschaftliche Grundlagen nicht genügend haben. Und darüber, meine Damen und Herren, müssen wir auf jeden Fall nachdenken, wenn wir Kultur, Kulturwirtschaft, diesen gesamten Bereich voranbringen wollen.

Herr Minister, ich habe Ihre Rede gehört. Ich werde sie mir noch mal genau ansehen,

(Zurufe von der Fraktion der CDU: Oooh! – Helmut Holter, DIE LINKE: Das würde ich auch machen.)

weil ich denke, es waren auf jeden …

Ja, natürlich.

Ich habe ja gesagt, wir wollen nicht einfach nur immer als diejenigen dastehen, die alleinige Lösungen haben, sondern es ist doch das Wesen der Demokratie, dass wir hier im Austausch miteinander zu den besten Lösungen kommen und nicht immer nur in einem Gegeneinander. Deshalb, Herr Minister, ich werde mir das genau ansehen. Und ich denke, unser Ansatz, nach Lösungen zu suchen, die dann auch Wachstum ermöglichen, den sollten Sie auf jeden Fall nicht einfach immer nur ablehnen, sondern das ist etwas, was notwendig ist, weil die Mittel einfach begrenzt sind. Und das ist etwas, Herr Koplin, weshalb wir Ihren Antrag hier einfach ablehnen, auch wenn vieles in der Wortwahl uns durchaus gefällt.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Vielen Dank, Herr Kreher.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Vierkant für die Fraktion der CDU.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich kann mich den Ausführungen des Ministers und meines Kollegen Dr. Körner inhaltlich nur anschließen, vor allem was die Finanzierungsgrundlagen nach Haushaltsansatz betrifft. Und da wirklich fast alles gesagt ist, kann ich mich auch sehr kurzfassen.

Wir brauchen diese Entschließung nicht. Wir, die Koalitionsfraktionen und die Landesregierung, haben bereits

entscheidende Wichtungen in der Kulturpolitik vorgenommen. Diese – und das kann man gar nicht oft genug hervorheben – sehe ich beispielsweise bei den Musik- und Jugendkunstschulen, den Wegen zur Backsteingotik, der Klosterroute M-V, im Musikland M-V oder auch bei der kulturellen und wirtschaftlichen Filmförderung.

Aber bevor ich dann doch ins Einzelne abgleite, schließe ich lieber. Wir lehnen den Antrag ab.

Und, Herr Koplin, die Hansestadt Stralsund wird auch künftig ein qualitativ hochwertiges Kulturangebot vorhalten. Davon können Sie ausgehen.

Vielen Dank, Herr Vierkant.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Borrmann für die Fraktion der NPD.

Frau Präsidentin! Bürger des Landes! Was wissen wir über unsere Kultur?

(Irene Müller, DIE LINKE: Sie nichts.)

Wie sollen wir gemäß unserer Kultur handeln? Was dürfen wir für unsere Kultur hoffen? Das sind drei Fragen, die nationalbewusste Menschen sich stellen und gemäß deren Antwort sie leben sollten.

Diese drei Fragen münden in eine vierte Frage: Welchen Charakter hat unsere deutsche Kultur in der gegenwärtigen Epoche? Nur wer sich diese Frage stellen und auf sie eine klare und präzise Antwort geben kann, versteht die kulturellen Aufgaben und kann ihnen jene Gewichtung geben, die ihnen zukommt. Worin besteht nun der Charakter unserer deutschen Kultur im Hier und Jetzt?

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Deutsche Kultur, germanische Kultur.)

Erstens in der Selbstverleugnung und Selbstaufgabe. Bürger, schaut euch den Antrag der LINKEN an. Dort ist nicht ein einziges Mal von einer deutschen Kultur die Rede.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Nicht mal von der germanischen Kultur.)

Bezug genommen wird lediglich auf einen Kommissionsbericht, aber auch dieser trägt nur den lapidaren Titel „Kultur in Deutschland“, so, als ginge es um eine Ansammlung von Organismen in einem räumlich begrenzten Biotop. Ebenso gut kann man über die Kultur Afrikas, die Kultur Osteuropas,

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Es geht um unsere Wurzeln, Herr Borrmann. – Zuruf von Andreas Bluhm, DIE LINKE)

die Kultur Amerikas, die Kultur des Nahen Ostens schwadronieren.

(Vizepräsidentin Renate Holznagel übernimmt den Vorsitz.)

Etwas, was konsequent geleugnet wird, muss auch nicht mehr beseitigt, geschweige denn bewahrt oder reformiert werden. Das ist das Wesen der Selbstaufgabe: die Willensanstrengung zur Willenlosigkeit eigener Identitätsbestimmung.

Zweitens. Träger der Kultur im Sinne einer schöpferischen Selbstverwirklichung, einer Selbsterzeugung und wechselseitigen Beförderung zur sittlichen Vervollkommnung ist nicht mehr das Volk.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Verstehen Sie eigentlich selber, was Sie jetzt sagen, Herr Borrmann?)

Kultur wird in der BRD nicht mehr als Ausdruck eines Volksempfindens, einer Schicksals- und Heilsgemeinschaft begriffen, sondern als institutionalisierte Lusterzeugungmaschinerie aufgefasst, die möglichst profitabel das altrömische „Brot-und-Spiele“-Prinzip zur regelrechten Verblödung unseres und anderer Völker bewirkt.

Drittens. Der Charakter unserer Kulturepoche liegt auch in der Dominanz dekadenter Tendenzen, die auf egoistischen Individualismus auf Kosten anderer zielen,

(Zuruf von Hans Kreher, FDP)

getreu dem Wahlspruch: „Alles für mich, nichts für die anderen und schon gar nichts für mein Volk“, das als bösartiges Tätervolk diffamiert wird. Den Gedanken Lenins, dass es sich beim Spätkapitalismus – wie etwa dem Imperialismus – um ein faulendes, parasitäres Gesellschaftssystem handelt, das die Grundlagen seiner eigenen Existenz beseitigt, haben die LINKEN völlig vergessen.